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DIE GARTENKUNST.
XL 11
innerhalb ihrer Mauern,
wo irgend angängig,
grüne Oasen zu schaf-
fen, sondern erblicken
neben dem Ausbau ge-
eigneter gärtnerischer
Platz- und Parkanlagen
im Wcichbilde der
Stadt eine hauptsäch-
liche Aufgabe darin,
dem Großstädter an
der Stadtgrenze aus-
gedehnte vorhandene
Waldgebiete für die
Zukunft zu sichern,
durch Ausbau von
Wegen zu erschließen
und somit Gelegenheit
zur Erholung und zum 3
Frohsinn in zwang-
loser Umgebung ungekünstelter heimischer Natur zu
verschaffen. Durch die Tätigkeit einer Reihe von Groß-
und Industriestädten auf diesem Gebiete in den letzten
Jahren kann der Nachweis geführt werden, daß unsere
großen Gemeinwesen dieses Kapitel als eine der wich-
tigsten Tagesfragen von hoher volkswirtschaftlicher
und sozialpolitischer Bedeutung für unser modernes
Volksleben erkannt haben und mit staunenswerter
Opferfreude bereit sind, sich große Waldterrains zu
sichern.
Für die gesundheitliche Bedeutung des Waldes,
ganz besonders in der Nähe großer Städte, spricht am
deutlichsten das Beispiel des Grünewalds bei Berlin.
Die Kämpfe im Landtage, wie der nicht verstummende
Pressekrieg gegen die Absichten des Forstfiskus, weite
Gebiete des beliebten Grünewalds auszuschlachten und
zur Bebauung frei zu geben, sind ein Beweis dafür,
mit welcher Leidenschaft der Berliner an „seinem“
Grünewald hängt und
wie er sich sträubt,
auch nur einen wei-
teren Baum aus dem
Bereich seines Sauer-
stoffbehälters zu ver-
lieren. In der Grune-
wald-Debatte im Land-
tage im März ds. Js.
führte der Landwirt-
schaftsminister aus:
Es ist nicht möglich,
in größeren Städten
Volkswälder auf Ko-
sten des Staates zu
halten. Für Volks-
wälder zu sorgen, ist
Aufgabe der großen
Kommunen. Er könne
auch zu seiner großen
Freude konstatieren,
daß die großen Städte
dieser Aufgabe im all-
gemeinen gerecht ge-
worden sind: Köln hat
in neuerer Zeit 1/2 Mil-
lion Mark für seine
Wälder aufgewandt,
Kiel '/a Million, Düs-
seldorf 200000 Mark,
Essen 2, Elberfeld 3
Millionen.
Eine vergleichende
Übersicht der größten
vier Städte Europas:
London, Paris, Berlin,
Wien, in bezug auf
ihre Park- und Wald-
flächen, wie auf die Ge-
samtfläche des Stadt-
gebietes stellt das folgende interessante Bild dar:
London breitet sich auf 305 qkm aus mit 9026
Akres Grünanlagen = ca. 3600 ha.
Paris erfordert nur 78,02 qkm mit 1860 ha Grün-
anlagen.
Berlin nimmt die kleinste Fläche ein bei 64V2 qkm
mit 650 ha Grünanlagen.
Wien bleibt im Mittel bei 178V2 qkm und 917 ha
Grünanlagen.
Eine Zusammenstellung über den Umfang einiger
deutscher Stadtgebiete befindet sich im 15. Jahrg. des
Statistischen Jahrbuchs Deutscher Städte*) und bietet
vergleichende Zahlen von Interesse. Die reiche Stadt
Frankfurt a. M. ist das größte aller deutschen Stadt-
gebiete, dasselbe umfaßt 13500 ha, davon 3470 ha
Stadtwald. Düsseldorf wird nach der Eingemeindung
von 4870 ha auf 11 700 ha steigen; Köln besitzt
11000 ha; Magdeburg 10700 ha; München 7800 ha;
Dresden 6600 ha; Ber-
lin hat nur 6450 ha;
Breslau mit 4228 bleibt
hinter diesen Zahlen
weit zurück.
Außer dem be-
sprochenen Grünewald,
der ja Staatseigentum
ist, besitzt Berlin
nur bei Treptow den
sogenannten Plänter-
wald 96 ha groß. Die
Gesamtanlagekosten
betrugen 468000 Mk.
In allerjüngster Zeit
hat Berlin einen be-
deutendenW alderwerb
*) Verlag von W. G.
Korn. Breslau. tg08.
. Aus dem Gramberger Wäldchen bei Köln.
4. Spielwiese im Stadtwald zu Köln. Aufnahme von F. Scherer, Köln.
DIE GARTENKUNST.
XL 11
innerhalb ihrer Mauern,
wo irgend angängig,
grüne Oasen zu schaf-
fen, sondern erblicken
neben dem Ausbau ge-
eigneter gärtnerischer
Platz- und Parkanlagen
im Wcichbilde der
Stadt eine hauptsäch-
liche Aufgabe darin,
dem Großstädter an
der Stadtgrenze aus-
gedehnte vorhandene
Waldgebiete für die
Zukunft zu sichern,
durch Ausbau von
Wegen zu erschließen
und somit Gelegenheit
zur Erholung und zum 3
Frohsinn in zwang-
loser Umgebung ungekünstelter heimischer Natur zu
verschaffen. Durch die Tätigkeit einer Reihe von Groß-
und Industriestädten auf diesem Gebiete in den letzten
Jahren kann der Nachweis geführt werden, daß unsere
großen Gemeinwesen dieses Kapitel als eine der wich-
tigsten Tagesfragen von hoher volkswirtschaftlicher
und sozialpolitischer Bedeutung für unser modernes
Volksleben erkannt haben und mit staunenswerter
Opferfreude bereit sind, sich große Waldterrains zu
sichern.
Für die gesundheitliche Bedeutung des Waldes,
ganz besonders in der Nähe großer Städte, spricht am
deutlichsten das Beispiel des Grünewalds bei Berlin.
Die Kämpfe im Landtage, wie der nicht verstummende
Pressekrieg gegen die Absichten des Forstfiskus, weite
Gebiete des beliebten Grünewalds auszuschlachten und
zur Bebauung frei zu geben, sind ein Beweis dafür,
mit welcher Leidenschaft der Berliner an „seinem“
Grünewald hängt und
wie er sich sträubt,
auch nur einen wei-
teren Baum aus dem
Bereich seines Sauer-
stoffbehälters zu ver-
lieren. In der Grune-
wald-Debatte im Land-
tage im März ds. Js.
führte der Landwirt-
schaftsminister aus:
Es ist nicht möglich,
in größeren Städten
Volkswälder auf Ko-
sten des Staates zu
halten. Für Volks-
wälder zu sorgen, ist
Aufgabe der großen
Kommunen. Er könne
auch zu seiner großen
Freude konstatieren,
daß die großen Städte
dieser Aufgabe im all-
gemeinen gerecht ge-
worden sind: Köln hat
in neuerer Zeit 1/2 Mil-
lion Mark für seine
Wälder aufgewandt,
Kiel '/a Million, Düs-
seldorf 200000 Mark,
Essen 2, Elberfeld 3
Millionen.
Eine vergleichende
Übersicht der größten
vier Städte Europas:
London, Paris, Berlin,
Wien, in bezug auf
ihre Park- und Wald-
flächen, wie auf die Ge-
samtfläche des Stadt-
gebietes stellt das folgende interessante Bild dar:
London breitet sich auf 305 qkm aus mit 9026
Akres Grünanlagen = ca. 3600 ha.
Paris erfordert nur 78,02 qkm mit 1860 ha Grün-
anlagen.
Berlin nimmt die kleinste Fläche ein bei 64V2 qkm
mit 650 ha Grünanlagen.
Wien bleibt im Mittel bei 178V2 qkm und 917 ha
Grünanlagen.
Eine Zusammenstellung über den Umfang einiger
deutscher Stadtgebiete befindet sich im 15. Jahrg. des
Statistischen Jahrbuchs Deutscher Städte*) und bietet
vergleichende Zahlen von Interesse. Die reiche Stadt
Frankfurt a. M. ist das größte aller deutschen Stadt-
gebiete, dasselbe umfaßt 13500 ha, davon 3470 ha
Stadtwald. Düsseldorf wird nach der Eingemeindung
von 4870 ha auf 11 700 ha steigen; Köln besitzt
11000 ha; Magdeburg 10700 ha; München 7800 ha;
Dresden 6600 ha; Ber-
lin hat nur 6450 ha;
Breslau mit 4228 bleibt
hinter diesen Zahlen
weit zurück.
Außer dem be-
sprochenen Grünewald,
der ja Staatseigentum
ist, besitzt Berlin
nur bei Treptow den
sogenannten Plänter-
wald 96 ha groß. Die
Gesamtanlagekosten
betrugen 468000 Mk.
In allerjüngster Zeit
hat Berlin einen be-
deutendenW alderwerb
*) Verlag von W. G.
Korn. Breslau. tg08.
. Aus dem Gramberger Wäldchen bei Köln.
4. Spielwiese im Stadtwald zu Köln. Aufnahme von F. Scherer, Köln.