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Die Gartenkunst — 11.1909

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Hanisch, Fritz: Welche Bedeutung haben Stadtwaldanlagen für Industrie- und Großstädte?
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https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0193

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XI,. 11

DIE GARTENKUNST.

189

in jungen und mittleren
Jahren von wenig freu-
digem Wachstumsver-
hältnis bestanden und
mit gesonderten Fahr-,
Fuß- und Reitwegen
durchzogen. Ein zwei-
ter Waldabschnitt im
Norden in der Vor-
stadt Trachau „junge
Heide“ benannt, hat
etwa 38 ha Größe und
ist seit 1908 zum un-
eingeschränkten Ge-
brauch dem Publikum
übergeben. Das Be-
treten der ganzen Wald-
fläche ist erlaubt. Diese
Neuerung verdient be-
sondere Beachtung.
Den Waldreichtum von Frankfurt a. M. er-
wähnte ich schon eingangs meiner Ausführungen. Das
Entree gewissermaßen zu dem reichen Waldbesitz
bildet die in den letzten Jahren ausgestaltete soge-
nannte Holzhecke, etwa 24 ha Areal (Bild Nr. 14, 15,
16). Die Aufwendungen zur Ausgestaltung im Sinne
eines Schönheitswaldes betrugen ca. 30000 Mark.
InHannover war es das Verdienst des zu früh
verewigten Gartendirektors Trip, die Umgestaltung des
vorderen Teiles der Eilenriede — ein 686,95 ha
großer Stadtwald — in den Jahren 1894—1902 durch-
gesetzt zu haben (Abb. Nr. 17). Nicht ohne heftige
Kämpfe der öffentlichen Meinung wurde dieses Projekt
durchgeführt, besonders die Absicht, den etwa 67 ha
großen Teil der Eilenriede aus der forstlichen Bewirt-
schaftung herauszunehmen und mehr nach ästhetischen
Grundsätzen zu behandeln, stieß auf zähen Widerstand,
der erst allmählich beseitigt wurde, als der Probe-
anfang mit einem klei-
nen Stück gezeigt
hatte, daß es sich
nicht um Anlage eines
künstlichen Parkes mit
weiten Wiesenflächen
durch rücksichtsloses
Abholzen des Baum-
bestandes, sondern um
Schaffung eines idealen
Waldes unter sorgfäl-
tiger Pflege der alten
Bäume und um Neu-
belebung des Wald-
bodens handelte. Vor-
nehmstes Prinzip bei
dieser Umwandlung
war eine vorsichtige
allgemeine Lichtung
lediglich zugunsten des

Stehenbleibenden und
die Ausbildung lichter
Stellen im Bestände
unter Wahrung alter
und schöner Stand-
bäume zu kleinen ma-
lerischen Waldwiesen.
Durch die Lichtung
war die Möglichkeit
gegeben in land-
schaftlich malerischer
Weise für kräftigen
dichtenUnterbau durch
geeignete Baum- und
Straucharten, sowie
durch eine dichte Ra-
sennarbe und Massen-
anpflanzungen einhei-
mischer Waldblumen,
Stauden und Farne für
eine das Auge erfreuende Bodendecke, dem heimischen
Wald entsprechend, zu sorgen. Die Gesamtkosten der
Umgestaltung betrugen 108800 Mark. Ein Gutachten
von Julius Trip: „Darlegung des Standpunktes, welcher
für die Bewirtschaftung von Waldkomplexen in un-
mittelbarer Nähe von Städten maßgebend sein sollte“
ist höchst beachtenswert, ich verweise auf Nr. 2, Jahr-
gang 1908 der „Gartenkunst“.
Eine Reihe Industriestädte aus dem rheinisch-
westfälischen Industriegebiet hat mit hohem Ver-
ständnis für die Forderungen unserer Zeit rechtzeitig
Terrains erworben, um ihren Bewohnern Gelegenheit
zu geben, in frischer Waldesnatur Erholung und neue
Lebenslust zu schöpfen. Ich nenne Krefeld mit
102 ha Stadtwaldungen, Hagen i. W. 320 ha,
München-Gladbach 75 ha, Dortmund (Wester-
holz) rund 80 ha. Barmen und Elberfeld, die
Schwesterstädte, haben auch nach dieser Hinsicht
gleiche Entwicklung
genommen. Als die
Mittel dieser rapid ge-
wachsenen Städte für
die gärtnerische Aus-
gestaltung noch ver-
hältnismäßig kleine
waren, bildeten sich
in beiden Orten Ver-
schönerungsvereine,
die mit eigenem Ver-
mögen da zu Hilfe
kamen, wo städtische
Fürsorge nicht aus-
reichte. Wir können
an beiden Orten die
merkwürdige Erschei-
nungwahrnehmen, daß
Gemeinde und Ver-
schönerungsverein Be-


15. .'Xus der Holzhecke im Frankfurter Stadtwald.

16. Aus der Holzbecke im Frankfurter Stadtwald.
 
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