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DIE GARTENKUNST.
XI, 12
Alle Wiesenflächen wa-
ren hier sehr sorgsam um-
gittert. Ein hübsches Park-
wärterhaus zierte den Ein-
gang und gleich hier setzte
ein ungemein reicher, bunter
Blumenschmuck ein. Der
Parkrand war hier mit Ge-
hölzgruppen dicht umpflanzt
und die Ränder dieser Ge-
hölzgruppen waren in un-
regelmäßigen Korkzieher-
linien mit Blumen besetzt.
Vor diesen Blumenrändern
lagen dann noch mancherlei
halb regelmäßige, halb un-
regelmäßige Einzelblumen-
beete*).
Da blühten weiße Ibe-
Spielwiese mit Klubhaus im Dulwichpark **).
ris, blaue Lobelien, gelbe
Mimulus, knallrote Salvien,
dazwischen wieder hochstämmige Heliotrop und so
fort. Das ganze war wohl sehr schablonenhaft und
sinnlos, („simpel“, wie mein. Nachbar sagte) zusammen-
gepflanzt, und doch ist nicht zu verkennen, daß das
bunte Farbengemisch der Blumen manchesmal recht
lustig und freundlich wirkte. Die Gehölze selbst waren
meist geschnitten, oder richtiger verschnitten, zu Kugeln
oder Pyramiden.
Die Pflanzungsart wies vielfach recht sonderbare
Zusammenstellungen auf. Da standen z. B. große
Rhododendrongruppen und überall dazwischen mit
regelmäßiger Unregelmäßigkeit hochstämmige Prunus
Pissardi mit ihrem roten Laubwerk; ich fand das ge-
sucht und unschön. Aber gleich daneben standen vor
*) Ja sogar echte Teppichbeete kommen vielfach dabei
vor, wie das Bild Seite 208 oben zeigt!! Heicke.
Spielwiese im Dulwichpark.
einer großen, langgezogenen Rhododendrongruppe
dunkelkarminfarbige niedrige Rosen; ich fand diese
Farbenzusammenstellung, das dunkle Karminrot auf dem
schwarz-grünen Laub der Rhododendron wundervoll.
Eigenartig war es auch zu beobachten, auf welche
Mittel der englische Gärtner sinnt, um seine Blumen
möglichst vorteilhaft zu zeigen. So war an einer Stelle
das Gelände in einer unregelmäßigen Kreisform teich-
artig vertieft. Auf den Teichrändern waren Rhodo-
dendron gepflanzt, nur an einer Stelle war der Kreis
geöffnet. Warum??? In dieser Öffnung stehend sollte
der Beschauer möglichst von einem Fleck aus eine
recht große Blütenfläche sehen (vergl. Seite 209).
**) Im Dulwichpark, im Batterseapark und überall, wo
wir sonst in London und seiner Umgebung Gelegenheit hatten,
dem Tennisspiel zuzuschauen, machten wir die Wahrnehmung,
daß man auf dem Rasen
spielte. Nirgends haben wir die
häßlichen und mit allen mög-
lichen Schikanen hergerichteten
bekiesten Spielplätze gesehen,
die man in Deutschland zum
Tennisspiel für unentbehrlich
hält. Es ist verwunderlich, daß
der Deutsche in seiner Nach-
ahmung eines fremdländischen
Spieles es genauer und strenger
nimmt, als es im Ursprungs-
lande dieses Spieles der Fall
ist. Warum er hierbei wieder
englischer ist als der Eng-
länder selbst, ist unverständlich.
Jedenfalls ist das Bild, welches
solche englische Tenniswiesen
gewähren, unendlich freund-
licher und reizvoller als die bei
uns üblichen Tennisplätze, die
sich so schlecht dem Parkbilde
einfügen und deshalb meist auf
einer gesonderten Fläche ange-
legt werden. Heicke.
DIE GARTENKUNST.
XI, 12
Alle Wiesenflächen wa-
ren hier sehr sorgsam um-
gittert. Ein hübsches Park-
wärterhaus zierte den Ein-
gang und gleich hier setzte
ein ungemein reicher, bunter
Blumenschmuck ein. Der
Parkrand war hier mit Ge-
hölzgruppen dicht umpflanzt
und die Ränder dieser Ge-
hölzgruppen waren in un-
regelmäßigen Korkzieher-
linien mit Blumen besetzt.
Vor diesen Blumenrändern
lagen dann noch mancherlei
halb regelmäßige, halb un-
regelmäßige Einzelblumen-
beete*).
Da blühten weiße Ibe-
Spielwiese mit Klubhaus im Dulwichpark **).
ris, blaue Lobelien, gelbe
Mimulus, knallrote Salvien,
dazwischen wieder hochstämmige Heliotrop und so
fort. Das ganze war wohl sehr schablonenhaft und
sinnlos, („simpel“, wie mein. Nachbar sagte) zusammen-
gepflanzt, und doch ist nicht zu verkennen, daß das
bunte Farbengemisch der Blumen manchesmal recht
lustig und freundlich wirkte. Die Gehölze selbst waren
meist geschnitten, oder richtiger verschnitten, zu Kugeln
oder Pyramiden.
Die Pflanzungsart wies vielfach recht sonderbare
Zusammenstellungen auf. Da standen z. B. große
Rhododendrongruppen und überall dazwischen mit
regelmäßiger Unregelmäßigkeit hochstämmige Prunus
Pissardi mit ihrem roten Laubwerk; ich fand das ge-
sucht und unschön. Aber gleich daneben standen vor
*) Ja sogar echte Teppichbeete kommen vielfach dabei
vor, wie das Bild Seite 208 oben zeigt!! Heicke.
Spielwiese im Dulwichpark.
einer großen, langgezogenen Rhododendrongruppe
dunkelkarminfarbige niedrige Rosen; ich fand diese
Farbenzusammenstellung, das dunkle Karminrot auf dem
schwarz-grünen Laub der Rhododendron wundervoll.
Eigenartig war es auch zu beobachten, auf welche
Mittel der englische Gärtner sinnt, um seine Blumen
möglichst vorteilhaft zu zeigen. So war an einer Stelle
das Gelände in einer unregelmäßigen Kreisform teich-
artig vertieft. Auf den Teichrändern waren Rhodo-
dendron gepflanzt, nur an einer Stelle war der Kreis
geöffnet. Warum??? In dieser Öffnung stehend sollte
der Beschauer möglichst von einem Fleck aus eine
recht große Blütenfläche sehen (vergl. Seite 209).
**) Im Dulwichpark, im Batterseapark und überall, wo
wir sonst in London und seiner Umgebung Gelegenheit hatten,
dem Tennisspiel zuzuschauen, machten wir die Wahrnehmung,
daß man auf dem Rasen
spielte. Nirgends haben wir die
häßlichen und mit allen mög-
lichen Schikanen hergerichteten
bekiesten Spielplätze gesehen,
die man in Deutschland zum
Tennisspiel für unentbehrlich
hält. Es ist verwunderlich, daß
der Deutsche in seiner Nach-
ahmung eines fremdländischen
Spieles es genauer und strenger
nimmt, als es im Ursprungs-
lande dieses Spieles der Fall
ist. Warum er hierbei wieder
englischer ist als der Eng-
länder selbst, ist unverständlich.
Jedenfalls ist das Bild, welches
solche englische Tenniswiesen
gewähren, unendlich freund-
licher und reizvoller als die bei
uns üblichen Tennisplätze, die
sich so schlecht dem Parkbilde
einfügen und deshalb meist auf
einer gesonderten Fläche ange-
legt werden. Heicke.