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Die Gartenkunst — 11.1909

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Hoemann, Reinhold: Erinnerungen an die Studienfahrt der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach England, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.49259#0211

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XI, 12

DIE GARTENKUNST.

207


Beispiel für die Anordnung von Blumenbeeten in den Londoner öffentlichen Parks.
(Aus dem Battersea-Park.)

Zwischen den Rasenflächen fanden wir hier auch kleine
Felspartien mit Alpenpflanzen. Thymus, Veronicen,
Aubrietien, Enzian, Iberis, Saxifragen, Alpenrosen,
Zwergmispel, Alpenmohn und Alpenglockenblumen
neben Felsennelken und ähnlichen Bergkindern; das
alles blühte dort in großer Üppigkeit.
Es ist eine besondere Liebhaberei des Engländers,
seinen Felsen-Garten (Rock-Garden) zu haben und zu
pflegen; eine umfangreiche Literatur ist wohl auch ein
Beweis eines diesbezüglichen Studiums. Ist es wohl die
Kontrastwirkung im Vergleich zu seiner heimischen
Flora, die dazu antreibt, oder ist es vor allem die
überaus große Mannigfaltigkeit von Pflanzenformen und
Pflanzenfarben, welche auf kleinem Raum gedrängt
sich bietet, die ihn dazu lockt; oder ist es beides?
Immer stehen die Liebhaber vor diesen Felsengärten
und man kann es wohl begreifen, wie die großen
Pflanzenwunder in den kleinen Pflanzen beobachtet
und angestaunt werden. Aber trotz und alledem
■schien mir hier, wie noch oft später der Felsengarten
eine sehr nette, sehr amüsante, sicherlich auch oft
sehr lehrreiche Spielerei zur Befriedigung von Lieb-
haberinteressen, nicht aber ein Gartenteil, der An-
spruch darauf machen kann, als Kunstwerk bezeichnet
zu werden. Ist vielleicht auch gar nicht nötig! Freude
bietet er auf jeden Fall dem Pflanzenliebhaber, auch
Anregung zu eigener Betätigung, und diese Eigen-
schaften allein machen ihn wohl existenzberechtigt.
Später gingen wir noch in einen Nachbarpark,
Peckham-Rye genannt. Im großen und ganzen ähnelt
er sehr dem Dulwich-Park, wenn seine Pflege auch
nicht ganz so gut war. An den blumigen Teil dieses
Gartens stieß ein Parkteil, in welchem hohe Bäume
(Ahorn und Ulmen) wild wucherten, und unter den
Bäumen eine ebenso wilde, dichte Bodenvegetation.
Durch diesen wildwachsenden Park führten sehr

sauber gehaltene,, eingegat-
terte (Holz) Wege. Es war
ein angenehmes Gefühl, als
man aus dem allzusehr ge-
künstelten Blumenpark in
diesen verwilderten Natur-
park kam, dessen einheit-
liche Ruhe sehr wohltuend
mit der bunten Mannigfaltig-
keit der Blumenbeete kon-
trastierte.
Von Peckham-Rye ge-
langten wir auf einem Um-
wege in den Crystal-Palace.
Es war dort ein Basarfest
und ich fand, daß es in
dem großen, etwas öde und
langweilig wirkenden Glas-
bau mit Jahrmarktstrubel,
der eben herrschte, recht un-
gemütlich war. Wir gingen
dann auch bald in den

Park, um vor. der Dunkelheit von diesem noch etwas
zu sehen. Das Mittelschiff des großen Glasbaues


Gärtnerhaus, im Dulwich-Park.
 
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