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DIE GARTENKUNST.
XI, 12
Prof. Zacharias teilte die Bedenken v. Solemachers und
vermißte praktisch greifbare Vorschläge und Angaben, wie
man sich die Entwickelung eigentlich gedacht habe. Lediglich
die Veranstaltung von Versammlungen, Ausstellungen, Vor-
trägen und dergl., für die in Deutschland doch übergenug ge-
schehe, könne er nicht als Zweck einer solchen Neugründung
ansehen. Allenfalls lasse sich über die Schaffung einer viel-
seitigen und gut geleiteten Zeitschrift reden. Auch bezweifele
er, daß sich lediglich durch Mitgliederbeiträge die zur Durch-
führung wirklich großzügiger Maßnahmen erforderlichen Mittel
beschaffen lassen.
Generalsekretär Braun gibt zu, daß es unmöglich sei,
wirtschaftliche und ideale Bestrebungen in der geplanten Ge-
sellschaft zu vereinigen. Aber wenn die vielen Deutschen
Gartenbauvereine, die Vereine, welche Einzelgebiete bearbeiten,
(Dahlien, Cacteen, Obstbau, Dendrologie und dergl.), die Vereine
mit künstlerischen Zielen usw. sich zu einer einheitlichen
Organisation vereinigten, so habe diese eine solche Schwer-
kraft, daß die Pflanzenzüchter gezwungen sind, zwar nicht als
Organisation, wohl aber als Einzelpersonen damit in Fühlung
zu treten zu beiderseitigem Nutzen und Förderung.
Gartenbaudirektor Echtermayer wollte aus den Bedenken
der beiden ersten Diskussionsredner nur die ablehnende An-
sicht, es sei nichts zu machen, heraushören und machte in
schwer verständlicher Animosität denen, die sich gegen die
Vorschläge des vorberatenden Ausschusses äußerten, den
Vorwurf persönlicher Motive.
Gartendirektor Heicke wies diesen Vorwurf entschieden
zurück und wies darauf hin, daß man zwei verschiedene
Dinge, den Ausbau des Vereins z. B. d. G. zu einer Deutschen
Gartenbaugesellschaft, wie Braun ihn sich denkt, und eine
Organisation zur Behebung der von Lange angeführten und
beklagten Mißstände, zusammenkoppeln wolle. Man solle die
Entwickelung des Vereins
z. B. d. G. zu einer deut-
schen Gartenbaugesellschaft
auns Sinne fördern und
unterstützen, daneben aber
einen aus Vertretern aller
gärtnerischen, gartenbau-und
gartenkunstbetreibendenVer-
bände sich zusammensetzen-
den großen Ausschuß schaf-
fen, der die Stelle des staat-
lichen Gartenbaurates oder
einer Gartenbaukammer ein-
nehme, solange solche noch
nicht bestehen. Im übrigen
erblicke er in der Differen-
zierung des gärtnerischen
Vereinswesens keine bekla-
genswerte Zerplitterung, son-
dern ein Zeichen intensiver
Regsamkeit, dessen man sich
reuen solle.
Prof. Wittmack weist
auf die nationale Bedeutung
der geplanten Neugründung
hin, die sich würdig den
großen französischen und englischen Gartenbaugesellschaften
an die Seite stellen solle.
In der weiteren Debatte kommt Beitz-Köln zu Wort, der
die mehrfach angeführte Royal Horticultural Society Englands
als nicht beweiskräftig gelten läßt, weil es in England daneben
eben an einem solchen Netz rühriger und erfolgreicher Einzel-
organisationen fehlt, wie wir sie haben, während er sich im
übrigen mit Heickes Vorschlägen einverstanden erklärt.
Kube-Posen bedauert die uferlos gewordene Debatte und be-
zeichnet es als einen Fehler, daß man schon von der Dahlemer
Versammlung her Mißverständnisse über das Ziel der Einigungs-
bestrebungen unter den interessierten Verbänden habe Platz
greifen lassen. Auch er ist der Ansicht, daß zwischen dem,
was Braun und Lange wollen, ein gewisser Widerspruch
besteht, und daß es notwendig sei, die Einigungsidee weiter
zu klären durch Verhandlungen unter den berufenen Vertretern
der in Frage kommenden Organisationen.
Generalsekretär Beckmann betont gegenüber einigen
Rednern, daß die Vertretung wirtschaftlicher Interessen unter
allen Umständen Sache der bestehenden Sonderverbände
(Handelsgärtner usw.) bleiben müsse.
Schließlich gelangte eine Resolution zur Annahme, in der
die Einigungsbestrebungen sympathisch begrüßt werden und
die Erwartung ausgesprochen wird, daß es einer neugewählten
Kommission zur Beratung von Satzungen auf Grund der
erfolgten Aussprache gelingen möge, den in Frage kommenden
Verbänden annehmbare, die Selbständigkeit der einzelnen Ver-
einigungen nicht berührende Satzungen zur Stellungnahme zu
unterbreiten. Diese Kommission setzt sich aus gegen 30 Per-
sonen zusammen aus allen Gebieten des deutschen Gartenbaues.
Zur Gründung der deutschen Gartenbaugesellschaft kam es
also zunächst noch nicht, wie entgegen irrtümlichen Berichten
in Berliner Tageszeitungen ausdrücklich betont werden muß,
und es bleibt das Weitere
abzuwarten. Heicke.
Eine dekorative Blatt-
pflanze. Von welch präch-
tiger Schönheit das Her-
kuleskraut , Heracleum
giganteum, als Einzel-
pflanze im Garten sein kann,
möge beigefügtes Bild ver-
anschaulichen. Man sieht
die Pflanze nicht oft. Wor-
an mag das liegen? In-
folge ihrer großen Ausdeh-
nung eignet sie sich mehr
für größere als für kleinere
Gärten und ganz vortreff-
lich paßt sie zu altem Ge-
mäuer. An Wasserläufen
wirkt sie nicht minder gut,
und in weniger gut ge-
pflegten Parkanlagen gibt
sie selbst dann ein geradezu
„romantisches“ Bild ab, wenn
nach der Blütezeit die Blätter
anfangen, an ihrer Schönheit
zu verlieren. Holm.
Onopordon bracteatum, Eselsdistel.
Für die Redaktion verantwortlich: Stadt-Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.
Druck der König!. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
DIE GARTENKUNST.
XI, 12
Prof. Zacharias teilte die Bedenken v. Solemachers und
vermißte praktisch greifbare Vorschläge und Angaben, wie
man sich die Entwickelung eigentlich gedacht habe. Lediglich
die Veranstaltung von Versammlungen, Ausstellungen, Vor-
trägen und dergl., für die in Deutschland doch übergenug ge-
schehe, könne er nicht als Zweck einer solchen Neugründung
ansehen. Allenfalls lasse sich über die Schaffung einer viel-
seitigen und gut geleiteten Zeitschrift reden. Auch bezweifele
er, daß sich lediglich durch Mitgliederbeiträge die zur Durch-
führung wirklich großzügiger Maßnahmen erforderlichen Mittel
beschaffen lassen.
Generalsekretär Braun gibt zu, daß es unmöglich sei,
wirtschaftliche und ideale Bestrebungen in der geplanten Ge-
sellschaft zu vereinigen. Aber wenn die vielen Deutschen
Gartenbauvereine, die Vereine, welche Einzelgebiete bearbeiten,
(Dahlien, Cacteen, Obstbau, Dendrologie und dergl.), die Vereine
mit künstlerischen Zielen usw. sich zu einer einheitlichen
Organisation vereinigten, so habe diese eine solche Schwer-
kraft, daß die Pflanzenzüchter gezwungen sind, zwar nicht als
Organisation, wohl aber als Einzelpersonen damit in Fühlung
zu treten zu beiderseitigem Nutzen und Förderung.
Gartenbaudirektor Echtermayer wollte aus den Bedenken
der beiden ersten Diskussionsredner nur die ablehnende An-
sicht, es sei nichts zu machen, heraushören und machte in
schwer verständlicher Animosität denen, die sich gegen die
Vorschläge des vorberatenden Ausschusses äußerten, den
Vorwurf persönlicher Motive.
Gartendirektor Heicke wies diesen Vorwurf entschieden
zurück und wies darauf hin, daß man zwei verschiedene
Dinge, den Ausbau des Vereins z. B. d. G. zu einer Deutschen
Gartenbaugesellschaft, wie Braun ihn sich denkt, und eine
Organisation zur Behebung der von Lange angeführten und
beklagten Mißstände, zusammenkoppeln wolle. Man solle die
Entwickelung des Vereins
z. B. d. G. zu einer deut-
schen Gartenbaugesellschaft
auns Sinne fördern und
unterstützen, daneben aber
einen aus Vertretern aller
gärtnerischen, gartenbau-und
gartenkunstbetreibendenVer-
bände sich zusammensetzen-
den großen Ausschuß schaf-
fen, der die Stelle des staat-
lichen Gartenbaurates oder
einer Gartenbaukammer ein-
nehme, solange solche noch
nicht bestehen. Im übrigen
erblicke er in der Differen-
zierung des gärtnerischen
Vereinswesens keine bekla-
genswerte Zerplitterung, son-
dern ein Zeichen intensiver
Regsamkeit, dessen man sich
reuen solle.
Prof. Wittmack weist
auf die nationale Bedeutung
der geplanten Neugründung
hin, die sich würdig den
großen französischen und englischen Gartenbaugesellschaften
an die Seite stellen solle.
In der weiteren Debatte kommt Beitz-Köln zu Wort, der
die mehrfach angeführte Royal Horticultural Society Englands
als nicht beweiskräftig gelten läßt, weil es in England daneben
eben an einem solchen Netz rühriger und erfolgreicher Einzel-
organisationen fehlt, wie wir sie haben, während er sich im
übrigen mit Heickes Vorschlägen einverstanden erklärt.
Kube-Posen bedauert die uferlos gewordene Debatte und be-
zeichnet es als einen Fehler, daß man schon von der Dahlemer
Versammlung her Mißverständnisse über das Ziel der Einigungs-
bestrebungen unter den interessierten Verbänden habe Platz
greifen lassen. Auch er ist der Ansicht, daß zwischen dem,
was Braun und Lange wollen, ein gewisser Widerspruch
besteht, und daß es notwendig sei, die Einigungsidee weiter
zu klären durch Verhandlungen unter den berufenen Vertretern
der in Frage kommenden Organisationen.
Generalsekretär Beckmann betont gegenüber einigen
Rednern, daß die Vertretung wirtschaftlicher Interessen unter
allen Umständen Sache der bestehenden Sonderverbände
(Handelsgärtner usw.) bleiben müsse.
Schließlich gelangte eine Resolution zur Annahme, in der
die Einigungsbestrebungen sympathisch begrüßt werden und
die Erwartung ausgesprochen wird, daß es einer neugewählten
Kommission zur Beratung von Satzungen auf Grund der
erfolgten Aussprache gelingen möge, den in Frage kommenden
Verbänden annehmbare, die Selbständigkeit der einzelnen Ver-
einigungen nicht berührende Satzungen zur Stellungnahme zu
unterbreiten. Diese Kommission setzt sich aus gegen 30 Per-
sonen zusammen aus allen Gebieten des deutschen Gartenbaues.
Zur Gründung der deutschen Gartenbaugesellschaft kam es
also zunächst noch nicht, wie entgegen irrtümlichen Berichten
in Berliner Tageszeitungen ausdrücklich betont werden muß,
und es bleibt das Weitere
abzuwarten. Heicke.
Eine dekorative Blatt-
pflanze. Von welch präch-
tiger Schönheit das Her-
kuleskraut , Heracleum
giganteum, als Einzel-
pflanze im Garten sein kann,
möge beigefügtes Bild ver-
anschaulichen. Man sieht
die Pflanze nicht oft. Wor-
an mag das liegen? In-
folge ihrer großen Ausdeh-
nung eignet sie sich mehr
für größere als für kleinere
Gärten und ganz vortreff-
lich paßt sie zu altem Ge-
mäuer. An Wasserläufen
wirkt sie nicht minder gut,
und in weniger gut ge-
pflegten Parkanlagen gibt
sie selbst dann ein geradezu
„romantisches“ Bild ab, wenn
nach der Blütezeit die Blätter
anfangen, an ihrer Schönheit
zu verlieren. Holm.
Onopordon bracteatum, Eselsdistel.
Für die Redaktion verantwortlich: Stadt-Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.
Druck der König!. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.