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Zwangsläufigkeit auch auf andere Schichten Aber- >
itragen haben. vorübergehen lassen, um ja keine
Stunmen. dieses unsichere Fundament unserer ge-
'genwärtigen Machthaber. zu verlieren. Jetzt ist
es unwiderruflich zu spät. auch mit der Sparsam-
keit. die übrigens immer noch nicht Mchtschnur
geworden ist: man wurstelt weiter und achtet nlcht
des durch Vörsenwitz zeitgemätz abgeänderten
Spruches: „Wer die Million nicht ehrt. ist die
Milliarde nicht wert!" Man findet vielloicht so-
gar einen Trost darin. daß unsere Valuta im Aus-
land erst auf ein Drittel ihres Währungsgehaltes
gesunken ist und in dicsen Tagen der bedingungs-
losen Unterwerfung Deutschlands unter den feind-
lichen Machtwillen fogar eine Lescheidene Besse-
rung erfahren hat. Bei näherer Einsicht in unsere
Finanzzerrüttung aber wird das Äusland recht
bald se'.n günstiges Urteil über unsero Wahrung
durch entsprechende Valutaabschläge richtig stellen,
zumal Valutanotizen gegenüber größerem Ange-
bot ziemlich fiktiver Art sind.

Um den Kaiser

Amstcrdam. 2. Zuli. Das Allgemeeu Handols-
-!ad wird von offirieller Seitc erfucht. dbo A2el-
'cung von einer boabsichtigten Aüreise ldes deut.-
schen Kaisers rudementieren. — „Morning
Post" meldet aus Paris: Lloyd Eeorge erklärte
den eirgliffch^n Pressovcrtretern, daß England un-
tcr allen llmständen auf Ausliefevung des
deutschenKaisers, des Kronvrinsen
und der deutschen Gencräle auf Erund des
Bundcsvertrages befteben bleibe. Ein Rachgeüen
Englands getbe es rn disscm Vertragspunkt nicht.

Vethmanns Anerbieten abgelehnt

Die Antwort der Entente a>ivf das Anerbie -
ten Dettzmann-Hollwogs, stch anstolke
des Kaisers den allrierb'n und affoziterren
Mächten sur Verfügung su stellen, wird ableh-
nend lauten, da die alliiorten Heerführor mich
den früH"rcn Revchvkanzler Bethmann-Hollweg mit
vor den Earichtshoi laden wollen, um von ihm eine
Rechtfertigung su etlangen.

Ansere Kriegsgefangenen

Clemenceaus Lriumph

Jn deri Kammersitzung üborreicht-s Elemen-.
ceau den Gesctzentwurf über die Ratifisieruj>rg> dcs
Ftiedens und saate dabej u. a. folgendes:

Jn dem Auoenblick. wo vas größte historiscke
Drama feinen ALschlub ffndet. nruß dcr höchste See-
lcnschwung fowohl dex Ausdruct der franM-schen
Hoffnungen wrc auch des menfchlichen Fortschritts
fein. Weilch eine grenzenlose Freude. wenn w r
von dieser Tribüne aus solgende edelmütigen Worte
aussvrcchen können: DasHeilistsürdieZu->
kunft orworb'cn. Der Tag ist gekommen, an
dem das von dcr Macht getre-.mte Recht sich in sti-
nex Wirksamkcrt wieder verein',gen> kann su Eun-
-sten dcs Friedens dcr Döll'r. Wir werden diesen
Frieden durchführen, wio wir den Krieg
durchgeMrt haben, ohne Schwäche. Run
ist das Recht siegreich aus dcm Kamvks hcrvorac-
gangen und der Friede des Nechts wird sei-
ncn Lauf nohmen. Es muh sofort gesagt vxrdcn,
dab diüser Fricde mcht ausschlietz ber Fvieds mii
den Lesroundeten Völlern, sondern auch mit fe-
nen sein kann, über die wir gesregt haben.
Der allgcinoine Friede würds nux einv fata mor-
gana sein, wenn wir nicht lmstands wären, rinter
u>us selbst Fvredcn su halten. Zu diesem Zweck
müffen ohne Zwcisel die alten Konflikte
wegfallen. Die Tränen der Pein und das
Blut der Wunden hab"n uns doch «in schSnercs.
giöberrs und fransosischos Ioeal liinterlaffen:
Frankrcich steht stark da, stark in sein'm
Willen. Unbeugsam wie dio militärischen Tugen-
oen atter großen Soldaten verlangt es die Erfül-
lung aller notwendigen Wisdergut-
machung. Die soziale Einigkeit blefbe! Mlr
müffen uns Leeilen. Die Neaittung gohe mit L«ui
guten V"isviel voran! Sie wird versuchen. nach
rhren Kräften nach und nach eine vernünstige Frie-
densordnung an dic.Stelle der Kriegszeit zu sctzen."

Clcni'"tncoaus Rede wurde von to'endem Veifall
-aufgcnommen. Im Senat hielt Präsident Du-
bost eine Ansvrache, in idic'r er den Triumph
dcr Revanche vries.

lung frnden werben. England fft es kn der Hauvi-
sacho davmn zu tun gewüsen, dio selbständigen deut-
schen Kairfleute in seinem Mutterlande und den
Kolon-nm su vernichten, ei-ne Tat. die ibm ohne
Zwebfel «ruch rüstlos gelungen rst. Dio deutschcn
Angcstellten hat man dagSgen seit Acchrz"bnten
sehr gut zu schätzen gewußt; denn es war und rst
auch heute noch für den englifchen Kausmann un-
möglich, in den Kreiis n seinex eigvnen Landsleute
Handlungsgehilfen zu finden, die eine dorartig
gründliche kaufmännische Ausbilduiw besthen. wio
die Mcbrsahl nnserer im Auslande tät g aewese-
nen Kollegen. Auch die Zahl der fremdsv achigen
Korresvondenten ist unter den Handlun'gsgehilfen
Englands vcrschwindend klein. Der Engländer ist
von jccher ein suter Nechner gewesen und w' ^ si-
dre Frage, ob er unseren Kollegen den Zi'tritt in
sein Land vcrschließen soll, recht rerfl ch überlegen.
Ich bchauvte sogar, daß den Engländern das tve
schäst <Mf dom Weltmarkt schr e-schaoert wird falls
sie keiae svrachkumd>gon Ang--stellten hab"n Dcuffch
land war vor dcm Kriege schon das Land des
.^andlungsgchilfenerporls" und wlrv es m. E.
auch nach dem Kiiege blciben.

Aus Stadt und Umgebung

Dke „Tffwcs^ meldeit aus Paris:

Dio Ällriertenkonfc-renz hat beschloffsni. mit dar
Heimsenduirg der doutschon Kriegsgefa-nvenen nach
der Best 8 tigUng des Fr'M'ensioertrasrs Lürch
Deutschlcläb zu begiMen.

Eini ftark zensterier Artikel des „Povulaire" bä-
schäftigt fich nrit dem Los der deuischen Krlegese-
sarvgencn im Lesle-Gebiet. Die Esfangenen seicn
UntcrtzcÄvacht wredieSchweine, dre Ernäh'
runMverbältrtists süien furchtbai!. Die Zdnsür-
hat wuf Liclsem Äbschnitt des Ärtikels nur den Ber-
gleich Mt den tz^lbSn Arbertern, die in dveser E^-
giMd bbschäftM stnd, stehen laffen.

Deutsches Reich

Aatnburg besetzt

HaMburg, 1. Zuli. Der Einrüärsch der R-c g l e-
rüngstruSvefi in Hamburg voMog stch 0 hne
Schwrerigkeiten. Rur an einigen Punkttzn
der Stadt mutzte von dcr Schukwaffo Gebrauky ge-
macht tvetden. Ein Toter ist zu beklagen.

Aindenburgs Dattk

UenetalfMmckrschall o. Hindenburg erMi
^intz Dcmkkuüdgebung, in der es htzißt:

„Anlätzlich Mcines Nücktritts vom KomMando
gingen Mir aus allcu Teilcn Deutschlands Ab-
schr<dssEe und Wüniche m überreicher Zahl zu.
Tie sreundlichen EestnnuMen Lswegen mich tief
uny sind mir ein Lichtülrck für die Zu-
kunft. Leider kann ich nicht iodem Einzelnen
antworten, ich düNke daher allen von ganzem
Herzen'."

Die Ncttionälvetfümmlüng
etledigie in ihrer gestrigen Sitzung eine Neihe bon
kleinen Anfragen und beriet dann den Eesttzent-
wurf über Veschaffungen von landwirtschaftlichem
Siedlungsland. Jn 8 1 des Gesetzes wird
Lestinrmt. daß die Bundesstaaten verpflichtet sind
gemeinnützigo Siedlungsunternehmungen zur
Schaffung von neuen Ansiedlungen und zür H6-
bung bestehender Kleinbetrieve zu bilden. Da das
Gefetz Lei allen Parteien mit Ausnahme det U. S.
P. Zustimmung fand, wurde es in erster und
zwslter Lesung angenommem Die dritte Lesuno
wird in der Heutigen Sitzung erfolgen. Weiier
stehen auf der Tagesordnung: Jnterbölla-
tionen und bie zweitö Lefung des Vetsastüngs-
eNtwürfes.

Die küirftige StellunS der d^utschen Handlitntzs-
gehilfen im angelfnchfischen ÄUltUtkrefs

Otto K at h. der Vvrst hcr des Gaucs Ennlard
im deutschncrtiomrlon Handlunssgöhrlfen-vßilbaird,
fchteibt in der .^Dütschen Hanöelswacht" su dies.m
Thema:

„N<rch Abschlutz de§ Fricdensbertrages stciben
Tausende döittschet HandkuNgsgeHilfen. dbe vor dem
Kri"se rin AUslänbe tätig geweseN find. bo'r dsv
Frägo: „Wird es uns möglich sein, in Veu felnd-
lichcn Ländern wicder StellüNg zu finben?"

Dre'e Frage ist nicht so obne weitevcs mit <>rnom
„ia" bdkr „nein" zu beantworten. Für^die aMel-
sächsischen Ländcr, insbesondere für England,
nröchte ich Moch behauvten, datz es sehr wohl mög-
lich ist, dätz unsere M. slandskoÜcgen wicktzrr Siel-

* Ein republikanische- Führcrbund. Zn e nem
Leitartikel des Vorwärts wi d Mtteikung davon
gemacht, datz ein rcvi-blikanischer FMr rbund in
der Entstehung begrjffen ist, der den ohrlichen re-
vublikanischen Elementen rn dcr Arm"e Zusam-
menhalt und Stütze geben will. Das müWrm ge-
schäffene feste Gefüge der neu>"n Armee will der R.
F. B. nicht antasten . Solche Zustände, wie sie -twa
jllngst von dcr Hamburger Volkswehr ge ch ld"rt
wurdoni, wo beim Alarm in einig-n Devots noch
nicht ernmal eine Mffchmannschaft anwosend war,
lebnt er auf das Entschr^denstc äb. A ch oin revu-
blikarrisches Hcer mutz Diszivlin habcn.

* Dic Mbfindung ebemakiger Untcroffrz^ere. D!e
Dertreter des Reichsverband s deutsch'r Unteroffi-
ziere ururden vom Re'ichsfinanzminister Erzbor-
gex emvfangen. Jn der Untcrvelduing kam zu-m
Ausdriuck, datz Las Kabrn"tt für erne Abf i ndun g
der Untero-ffrzrere, die infolge der Vermjnderung
des Heeres auszuschoiden gesw'ingen wc-rd n, eiw
ivcten werde und dcrtz erne baldige gesctzliche Rcge-
lung dc-v Angelegenbeit zu evwarton sei.

* Ättlitärische AbschieLsgesuche. Me die Kreuz-
zeiturrg hört, hat Generalmcrjor v. Winterfeld
seinen Ab'chrod eiirgercrcht. Er war bekamrtlich
langeZeit Mrlitärattachee rn Paris^ Auch G.?-
neral w Wribberg beabsichtigt, aus dem Hecre
aussuscheiden. Die Lertung des Generalstabs wr d
Eeneral v. Seeckt überneHmen, während General
Gröner, dcx se'nen Abschied cbenfnlls angekün-

Vom Stadirat

Die Sitzungen vom 25. und 26. Zuni

Der Vericht der städtischen Kriegs- und
Volksküche für den Mo-nat ALrr ds. Js. wird
zur Kenntis gcbracht. Darnach wurdcn in den
drei Abgabestiellen insgesamt 18 4.Z8 Portionen
Essen. d. i. vro Tag 737 Portiouen : erabfolgt. Zn-
folge der hohen Kosten sür die Beschaffung der Le-
bensmittel ist ewn Fehlbctrag vn 7996 Mk. cnt-
standon, der auf die Stadtkaffe übernommen wird.
Nach Mrtteilnng des Vvlksschulrektorats
beträgt die Gesamtzahl der Schulkinder auf Be-
ginn des Schuljahres 6523. davon 3211 Knaben
und 3312 Mädckien. Däs erste Schuljahr bcsuchen
876 Kinder. Die Knabenfortbildungsschule 'wird
von 169 Schülorn. die Mädchenfortbildungssch-ule
von 314 Schülerinne.r besücht. Nach dem Bericht
des städtischen Arbertsamtes vom 23. Iuni
beträgt die Zcchl der Erinerbslosen tn Hoide.berg
z. Zt. 364. davon 246 männliche und 63 weibliche.
Vei den städtischen Notstandsarbeiten werden 524
Arbertslose beschästigt.

Das von Professor Dr. Vecker erstattete Gut-
achten über die istadiaaktiivität der von der Stadt
erbohrten Sol.iuelte. das ffch ebenfalls in
günstigem Sinne ausspricht, wird zur
Kenntnis gebracht.

An die Stadtgemeinde Vühl wtrd von den
der Stadt Hoidelberg gehöv'gen Ant-etlen am Ee-
seUchaftskapital ^ des Einkaufs Südwest-
deutscher Städte G. m. b. H. em Eeschäfts-
anteil vn Höhe vocr 5 000 Ätt. abgerreten.

Die zur Neuverpachtung auf i. Novomber d.
Is. ausge'chriebe're Moikenkurwrr 1s cha ft
wivd dem l>angiähriae>r Pächter Heinr'ch D.amm
auf wtzitere sechs Zahrs unter don seitherigen Be-
dingungen pachtweffe überlassen.

Die Vorlage an den Nürgeraus-schuß betr. die
Erhöhung der E a s-. Strom- und Was-
serpreise wird festgestellt. Die Stelle des
Verwalters der städt. E p i d e m i e b a r a cken
wird dem Tapezier Roibert Bürgermeister,
der ffch während der Unterbrln.gun2 von Kromken
in den letzten Monaten bewährt hat, übertragen.
Hausmerster Ga i l f u ß an der Eemerbe chule
wird zum Hausmerster an der Mönchhofschu.e er-
nannt. die dadurch freiiwerdende Hcrusmeifterstelle
an der Eewerbeschule wird dem städtffchen Bade-
merster Knörzer übertragen. -

Das Lehrpersonal an der Obor^ecrl-
schule soll. vorbehaltlich der Zustimmung Les
Bürgera-usschuffes, um zwsr Proffefforen oerrnehrt
werden. Die onbns der städt. Waldarbei-
ter werden öm Einvernehi.nen mit dem zuständi-
gen Arberterausschuß und dsm FovsLcmnt neu se-
regelt.

Der Bürgerausschutz tritt in seiner
neuen Zusammensetzung am 16. Zuli zum ersten
Male zusammen. Ueber die Dorlagen werden wir
bcisonders berichten.

dffrt hat, nur noch die Geschäfte im Osten abwickelr

wird.

Aus Baden

Der neue badische Landeskommandant

Der Visherffge Wihver des 14. A^K. GeneraHeui-
nant v. Gontard iist auf Wunffch der badifche
Ncgi"rung von diüsent Komitrandv enthoben wor-
den unb wird rn «den nächston Tagen Daden ver-
lasi-en. Äls Grund zü der Etttlaffung g'bt der Bäd.
Beobachtzsr an, datz sich Gencval v. Contard in den
letzten Mdnat-en als Vcrtretzer des alten, starren
vveechischen Militarismus nicht gerckdk grbtze Synr-
r-athien in Baden erworben hat. Zu seinem Nach-
folge^ wurde rm ElNvernehm"n mit der bad. Ne-
gierung der bisberige Kommandeur der 57. Inf.-
Vi igads General v. Davans ernannt. dcr ein
g-ebovorrcr Badener ist und nach Inkvaffttreten dies
Nsichswebrgesetzes zum bad. Landesrommandantcn
mnännt werden dürfte.

Von bct Universttät. Das St-äiäisminiisteri'um
hat unterm 7. Iuni d. Is. befchlaffen. dsn ordent-
lichen Prvfeffor der Theologie an der Unäversttät
Heidelberg. Geheimen Kirchenrat Dr. Ludwig
Lemme. seinenr Ansuchen entffvrechend aüff 1.
Oktober d. Is. in dcm Nuhestand zu versetzen.

* Väterländische Dolksabende. Der RechnungF-
abschlutz der Vaterländ. Volksabende ist
minm-ehr erfolgt und ersibt einen Ueberffchuß vrM
Mk. 517.03. Einem früheren Befchlutz zufolge
Holleir von dieser Sümme Mk. 300.— dem Hei-
"delberger Turnverein und der Rest deinr
Roten Kre-uz für die Heidelberger
Kriegsgefangenen überwi'ss'en werdÄr. Bor
dieset Gelegenhe'.t sei daran errnnert. datz in den
Krregsjahren nicht wenrger wie 63 Valksabende

abgehälten wurden. Dom sosMfts>führenden Aüs-
schuß. namentlich aber seinem verdienstvollen Dor-

sitzenden. Geh. Rat v> Schübert. soll därum an
drsser Stelle nöchmals- herzliMt gedankt sein.

* Unsere heimkehrenden Kriegsgefangenen sol-
lon am Bahnhof durch e-inen Nertreier der Stadt
nnd d'es Noten Kreuzes bsgrüßt und Mt einer^
kleinen Gabe bedacht werden. Um die hierzu er-
forderlichen Mittsl bcvoitzulstellen. wrrd am Mon-
tag den 7. Iuli. abends 8 Uhr in der Aula drs
Neüen Kollegienhauses oin Konzert stattsin-
den. In beroitwilligster Wleise baben bierM die
KammelffängeriN G. Oberdn - Teres. Pia-
nist K. H. Oehler. sowie die Mitglaeder ,des
städt. Orchesters unter Leitung des, Musikdirek-

Der Tag von Versäilles

Don unserm zur Friedenskonferenz nach Dersaillcs
entsandten CotzLerberichterstatter

Heimfährt nach DeutfchläüV! Fahrt
dUrch nächtliches Land. Dunkel rau'chen die AZäl-
der. Gvaues Licht zitteri übcx Merzenfevdern. Das
Vild dreffes elcnden Täges. 28. Juni 1919, steist
emvor, dabef gehe-n di-e GcÄankeN rmmer w-röder
su Seiten und Serten d-iescs Vcrtrages. dov da uM
3 Uhr und 13 Mscnuten untcrschriöben wurde. Wenir
man su lange auf ein durchleuchtetes Drld gäseh"N
hat, ze'rchnet sich das Schattonbrld noch effnige Zeit
darnach auf der Lbervoiztcn Netzhaut äb.

Dex Tagvon Vorsarlles... Dre Fran-
zosen wsrden ihn strählen lassen wie einen fUtenen
Stein, und er war nu-r eine Folge von Szenen wie
äuf einer Ncnnbahn, mü die Wetter zum Schalter
schieben -und clegante Fraüetz nach Schau.br k
drängen und Schau'viel bicten. Es sab nur zwer
Mbnmton, da in diöser Versammlung bon Neugler,
Eitelkeit und Veschränkthcit das FlüsterN. die
Konrvlimente und däs Rcden von volitischen Ge-
fchäften schwiegen, das war, als Ler etzste der bor-
den Deutschen unterschrieb.

Ich sehe den Ansturm gege-w die hohen Gittor--
türen, durch die man in den Flügel komnrcn soll,
durch den die Presse zum Svr-cgelsaäl gäht. Hün-
derte von Frauen und Männern drän-gen vorwäris,
stoßcn gsgen Lie Mauer. die von der ropublikanr-
schnr Gcrrde gübildet wird. Es nutzt wenig, daß
die Soldaten imnret wieder rUfeN, niur die roten
Karten gäben hiev Eiulaß. Jhr „Zur-ück. meine
Dameir und Herren" verhallt inr.M-r aüfs noue in
dcn von Neugier getricbenen Miäffau, die den Wcg
sum Schauispiel mit jedem Mtbl erzwlngen wol-
len. FränSösinnen, AmerikanevittNen. englrfche
Schwestcrn, Herren und Damen der Geffellschaff, die
dabei sein wrll — man kennt Las Brld, man kennt

die Eleganz... Das ist der Muftakt zu der „foier-
lichcn Würds", von der dcr ,.Tenrvs" fchreibt.

Mfln geht durch dre Säle, dcren Bildor vrahlen,
datz Frankreich historifches Recht auf Un-recht gcgen
Dcutschland hät. Kleitte Tische sind überall aufg'"-?
stcllt, an dencn Briefmarken mit hem Datum des
Tagos und dem SLemvel der Friedenskonfcrenz ab-
geisteiNbM werden. Sie sind umdrättgt. D'ce Fran-
kenstücke klingen. die Scheine fliegen.

Än der Türe des langen sicbzehnffenstrigen ^>ie-
gelsaäles ftohen wicder mit roten Helnübüfchen dlie
Posten unv vrüffen auffs tzeue die Karten. Es w'rd
das hübsche Sviel getrichen, daß man väffior't, als
.chekannt" surückkehrt und die rote Karte imwr-
schow der Damo dcs Herzens, oder dem Mann, dcm
nratt verbflichtet ist, gcbracht hat.

In der Mitte des Saales befindet sich die T o
fel, an der die Vcrtreter der Miächte fitzon. Zt:
Leidcn Seiten den Saal ontlang steben bio Bänke
für dro Zuschauer. Dle Entfernung i'st sür dbe wei-
teren Roihen doch immer übdr 30 Metcr. Dsan
ftoigt also aüf die Bartke, die Photagrabben erklim-
men die Pfoiler, die Hcrren helfen ihren Damvn
zu den luftigen Standvlätzen und bewähren fis vor
dem Fall von dor Höhe dov Pfeilertische. M!t lc-icho
teM Klatffchen wird dio revublikanff'cho Gatde, d!e
in Roihe aufgebaut, den Ausblick stört, sUm AL'
trcten genötrgt, und das Veisallsklatschen schlallt
auch, als sie verschwindet. Irgcnd jemand aus Ver
Mitte -des Swales ruft „Sotzen!" N'reniand kchrt
sich daran, und nur die javanischen Pressevertretcr
mit dieffom undurchdrrnglichen Ausdruck auf don
Gesichte-rn srtzeg unbeweg-krch und starren gegen. dle
schwarso euroväische Mauer.

Wilffon, lächelnd, unterschröibt uuunteübrochen
Mütogrammo.

Dro Doutffchen erschornen. Clemen-
ceau fvricht. Hermann Müller unterschreibt
schweigend. Dror Uhr fiinfzehu. Vorüber. Selbst

die LWung vor dem Unglück verlotzt dicffe ffchau-
svielgierigc Menge. Däs dränigt gegen die Bänke,
das svricht halblaute Moite. Ans der M'ttc ertö-
nen Rufo: „Stille!" Wir wollen das Bild schwei-
gend be-wahren. als Marterbild am Wogend".

Der Zug Mrt durch die französische Ebcne. Dis
Nacht fliogt an den Fenstern vorüber. Jch böre 'kffe
Kanonenffchüffe wiever, die auzorgen, daß dsr Der-
traa gozcichnet war. Wie oin Gcffvenffterreigen sie-
hen Wilffon, Lloyd Goorge und Elomencoau vor-
über, mit dem gefrorenen Lächeln der Konvenlioni
auf den G"fichtern. Den Fvdcrhalter rn der Rcch-
ten, treton sie -an don Trsch und vollendou dcn ge-
spenfftischen Kreiskcnuf, indem sie auf dec anderen
S"ito zu ihrom Platz zurückkehren.

Ern anderes Bild. Die aufgerogte Menge durch-
bricht dern Truvvenko don. Wilfon, Clemenceau
und Llond George niüffcn rhr Auto verlassen, w i>l
ein Dutzond Mcm'chen sich auf d'o Trittbretter urd
Kiihlcq: goschwungon habcn. Lävmond stürM die
Maffe vor. Die Soldaten lausen schneller als die
Meugo, sio lachen und fchrmvfen und bi-ldcn neu-
Dänrme. dorweilcn die „Drei" zn Futz in den ,^rl-
liierten" Teil dks Hotol des Ncservoirs gchsn. Cle--
mencoau cruf kurzen Veinen kann mit den langen,
elligen Schrittou der Lei-dcn Angelsackffen n chr
rccht Gleichmah halten. Er bleibt oin vaar Motcr
zurück, während amerikanrsche Zeitungsloute die
ganzo Gruvve irbeüholon.

Ein Aimerikaner spricht mich nn: .^Habcn Sio
gcbört, dah Ehina nrcht untcrzeichn>et? Eine in-
teroffante Sacho für Amerika und — Iavan." Ein
Englätzder fagt mrr otwas von oiner Rede des Gc-
neralS Smuts, vie sehr vernünftig wärc. ,Mrr
Miffon das Boste aus dem Tago macheu!" Ich v
stehe ihn nicht. Zwei Stunden sväter abor -lofe ich
dro Rede des Genevals Smuts.

Die Gedankon wandorn in dieser Nacht weite
alnd schwers Mogo... Die deutsche Grenze. Der Donr

ron Köln. Broit fließt der Rhein. Unscr cng-
lisches Ehrengoleit, uns re engliffche Bcwachung.
hleibt bis zur Grouzo des be>tzten Eobicies. End?
lich im nrchtbe'e-tzten Deutffchlan^d! Sonn' auf Dor-
fcrn und Hügeln. Fahrt. Fern dor Harz. Schim--
merndes Land. Der Nachtalv fchwindst lanrram.
Diese Hügel wordon glänzen, diose Feldov Ernts
tragen, und doutffche M-nffchen wc-vlon sio bcbanen.
Narrheit, ein Volk zu verffklaven. Narrhert, den
Enkel zu brndcn. Der Wind w'rrd raüschen, dct
herlrge Mrnd dor Völkerznkunft, und wic oin Svuk
wird der Tag von Verfaillos verffrnken.

Nolf Vrandt

Kunst und Wissenschaft

* Karl Hasse wurde, wie wrr schon kurz gemel-
det habon. als Nachffolger Dollbachs zum Unr-
versitäts - M u s i kd i r e k t or rn TM ngm.
ornannt. Haffe. der auch hior in Zoidolberg wohl
bekannt isi. b-esuchte dio Thoinmsschulle in LciP-
zrg und studierte dann Ml'ffrk zuerst an der dortr-
geir 'Univerffität bei Kretffchm'ar und Riemann, sv-
wie auf dem Konservatoriium (Ni'kiffch. Straiwe
üsw.), später in München bü Neger und Mottl.
Nach zweijähriger Assistententätigkeit boi A.M-
ru»n in Heidelberg wurde er Orsanist u,nd Ehor-
leiiter in Chemnitz. wo er Korrzerto aroßen Stils
vevanistaltete. Im Iahre 1910 foligte Haffe ernems
Nuf nach Osnabrück als Leiter der Musikveroins-
konzerte. Er gründete eine Hochschule für Ai-usir
und niachte sich anch son'st um das Lortigo Mustk-
loben verdient. Haffe hat sich auch als Komipo-
nist und Musrkschriststeller betätigt. Don somen
Werken sind belan.rter die stnfoinrchsin Varratio-
nen über „Prinz Cugen". Äußerdenr stnd noch
Ctücke von rhm für Orgel. Chor. Kammormluffu!
arnd Orch-Wr aufgofllhrt. Als Dirigcnt wio au»>
als KamnrermustSsvielor ist Hasse mehrfach außev-
halb sornes Wcchnorts Mt Erfola mrfgetreton.

* Die Schieber habon stch eine nouo Bearü-
ßungsformol zugelegt. Sre vu-fen onianoer
„Salve" zu. Das ist ein-e WkürNing für: Schie-
ber allor Ländet vorstniat cuch!

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!An Angriffskr'eg -

Nen Seemannsgeist

5, Erfolg verheiöen
Mt die Hcereslc
iruih der Armee und
nck-n. sondern torl
rlMosiiziere und b

BLnch-oi'L

Ich°

M dahm. und der

reurlaubtenstandes

spiach nicht den schu
ki Behandlung der
und des Landsturms.
lich in der Etappe r
rine Stimmung unter
voliitien den Boden
Mächtiger warcn
Sen des geistigen U
und damit der Revä
den Eeist von Potsd
DeMland.Mß gei
slimmen ihnen zu. n>
Bismarcks großa
in der Entlassung
»ehler. der zum Un
daß der persönli
duilh se'me Selbsthe
virl Unglüik verschul!
verdiossenheit erzeug
Wichttreue und Hini
sieht zwar außer Zw
ihn vor irgend eine

eme tragische S chu.
.-I "eberheb u n

.^"roeryebun

d?? bigeni

mker Staatsmann

len neben sjch
 
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