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(Unabhängige Tageszeilung)

Verknndigungsblatl für Nordbaden und die angrenzenden Teile von Bayern, Hessen und Würllemberg.

Nr. 173

Dienstag, den 29. Iuli 1919

61. Iahrgang

Das Wichtigste vom Tage

Cras Czernin äuherte sich in einein Tele«
gramm an d:e Wrencr Vlätter über die Friedens-
aktion im Zatzre 1917, die seines Crachtcns durch
Erzbergers Ungeschicklichkeit gescheitert
isi-

Wilson verspricht die Vorbehalte der Nepubli-
kancr i,n amerikanischen Senat gegenüber dem
Friedensvertrag in ernste Erwägung zu ziehen.
(Diese Vorbehalte betreffen keine auf Deutschland
bezüglichen Bcstimmungen.)

Zn dliinsterdam wurde gestern der internationale
Ecwcrkschaftskongretz eröffnet. Die Vokbesprechung
zcitigte eine gewisse Annäherung der Anschauungen
zwischen den Vertretern der bishex feindl'chen
Länder.

Zn Schweden fanden Wahlen zur ersten Kam-
mer statt, durch die die bisherige konseroativs Ma-
iorität gebrochen wurde.

Der Telegrap-enarbüterstrcik in Berl>n k»' n
als Seendet angesehen werden.

Aus Vaden

Der 6. Nachtrag znm Staatsvoranschlag enthält
auch e>ne AusgaLenposition von 3 895 0VV Mark
für den Ausbau drs Murgkraftwerks, durch das
auch der Kreis Heidelberg beliefert werden soll.

Mf -em wege Zur Rlarheit

Schwierige

Lage Deutsch-Oesterreichs

St. Ecrmain, 28. Juli. Nack» einer Meldung
des Korrespondenzbüros richtete Staatskanzler
Nenner an dein Präsidenten der Friedenslon-
ferenz eine >Nate, in der er die Kohlensituation
Doutsch-Oesterreichs schildert und die Befürchtung
auslpricht. dasi, rvenn nicht vasche Hilfe geleistet
werde, der Vevölkevung Deutsch - Ossterreichs,
insbesondero Wiens, sunsagb-ares Elend be-
vorstehe, wie «s selbst die geduldvgste Bevölkerung
nicht hinnohmen weiLe. WirLame AMlfH für die
Kohlennot in Tseiutsch-Oesterreich könne nur üe-
schaffen werden.w enn die Alliierten für gowisse
Zeit einen, wenn auch nur geringen Bruchteil der
Lioftungen, M deren Ablieferungen Doutschland
an die Entente verpflichtet sei, etwa 15 000 Ton-
nen dem deutfchen Reiche erlrssen würde, damit
Deutschland die glsiche Menge aus Schlesten >an
Deutsch - Oesterreich abgeben könne.

^ Schlietzlich stellt die Note das Ersuchen am die
Friedenskanferonz, die Tschecho-Slowakifchs und
Polnische Republik zu bvauftriaaen. die Kohlon-
lieferungen üach Deutfch - Oesterreich im Sinne
der abgeschloiienen Verträge obne Verzöserung so-
fort durchzuMren.

Nach den Wienckr Abendblättern Hat Renner
-u Pressevertretern in St. Eermain erklart, dah
derRücktrittVauers lbsweise. wolche Schwte-
rigkeiten nach Außen und Znnen der Friedensver-
trag für Doutsch-Oesterreich hervorvufe. Es sei
zu besürchten.da si noch schwere Krisen bovor-
standon, wenn der Frieide nicht den Lebensinter-
esisn Deutsch-Oesterreichs Rechnung trage.

Der Bergarbeiterstreik in England

London, 28. Juli. (Reutor.) Unterhaus. Bo-
nar Law molldet, >l>ab die Bcrgailbeiter von Pork-
shire die Arbeit bisher noch nvcht wreder auifge-
nonr.mon halbont uuld dak 5 Bergwerke in wenig'n
Tagin ersausen werden, wenn nichts dagegen un-
ternoinmen würde. Allo Pergaübeiter in Dorby-
sliire, Ehoshire und Nottinghanchhire haben dre Ar-
b.it wioder ausgsnommon. Zn einigen Schächtsn
von Nottrnghaim)hiro wird noch gestteikt. Die Lage
aus don airdervn Kohlensoldern tst normal mit ge-
ringen Ausnahmen in Staffordshire.

Amerika und Iapan

Aiirfterd«,,,, 29. Zult. (Privattel.) Neuter:
Dem Allgemcen Handelsblad zusolgo nreldet d'i^
Times aus Nowyork, dah d'ce Schantung-
«rage wieder einen Schritt weitor gekommen ist.
Anitllch rst mitgeteilt worden, dag Wilso- Jaoan
^suchte, das Abkommon und die Mton, die in
oleer Frage aüf der Friedenskoirferenz gctrofs.n
bezw. aüsaetauscht wurden, -u veröffentlichen, und

Ein Antrag der Deutschen
Volkspartei

Dre Anregung des Abg. Dr. H u go in der Sams-
tagssitzung dcr Nationalversammlung hat dre
Deutsche Volkspartei su folgendenr Antrag for>-
muliert:

Die MtionalVersainmlung wolle beschliehen, die
Reichsrogierung zur boschleunigten Vorlogung einies
Gefctzsntwurfes anssufordern, durch den ein cms
einigen keincim Parlament angebörigen ncrmhaften
Historikern und publrzistisch geschulten Zuristen zu-
saininengesetzter Ausschuh zur Anfkläruing dox dio
Entstohung, Führung und Beendrgung des Krieg.s
botrefssnden Dorgängr mit dam Austrage berusen
wird, das gchcvmte amtliche Urkundenmaterial nach
objoktiver wisienschastlicher Methodo ru ockmen,
alle fachl>ch dienlichen Erhehungrn durch eidliche
Zougenoinvernahms und Akteneinsicht LU pftegen,
sowie fveiiwillig angebotene Erklärungen protokol-
larisch «mt^genzunehmen, ondlich seine Feststellung
' Mter Autorrtät der Reichsregivrung alÄbald der
Ooftontlichkoit su übergeben.

Der Antrag iist natürlich bei Regierung wre
Mehvbeitsparteien auf sch'ärssten Widoisvruch ge-
stohen, da ftir sie die ganze Angelegenheit sunächst
nur eine Entlmstungsaktion zu Eunsten thros schwer
komvramittierten Führers Erzborger ist.

Nibot zu Erzbergers Enthüllungen.

Versailles, 28. Zuli. Rilbot ermächtigta dcn
„Temps" über die Enthüllungen ErNbrrgers u. a
zu evklären: Es ist richtig, dab die frcrnzäsische und
englische Regierung sich darin oinig sind, aus dt
pävstliche Note nicht zu antworten, bcwor Doutsch-
land habe wissem lassen. welcho Entlschädigungen
und Gavantien es zugübilligen bevoit wäve. Es
ist ganz klar, dah im August und Septemlbier 1917
Doutschland keineswegs bexeit war, weder Elsah-
Lothringen surückzugeben noch Belgven in seiner
voN'ständigonj UnalhHängigkeit Wiedovhovzulstellen.
(Aus dieser Aeuhemng schoint uns nur heworzu-
gehen, dah damals weder Frankre'ich noch
England auch nur rm entserntesten daran dachten,
uns Friedensbedinaungen zu g'Währen, dio allein
ein unbosiegtes Volk annehmen konnte.)

Graf Czernin über
seine Friedensbemühungen

K. F. Nowak, der von verschiedenen Sach-
kennern nicht geringcr Parteilichkeit geziehene Bio-
gravh Conrad v. Hötzendorfss, veröftent-
licht in der „N a t i o n alse it u n g" eine Unter-
redung mit Gras Czernin aus dem Märtz dftises
Jahres. Nowak fragte, ob Czernin nicht schon vor
dem Eintritt Rumäniens in den Krieg sich um den
Frieden bemiibt hübe.

,^za. Bawn Conrad war auch meiner Ansicht, abcr
er vertrat die Auffasiung, dah <tt als Soldat don
Krieg zu sühren bäite, dah die Sihaftung einos
Frredens die Sache der Divlomaton wäre. Aber
auch damals wäre der Status quo niemals wickder
herzulstellen gewcisen. D:e Entente wollte nicht.
Meine sväteren Bemühunigen sind an Lud^ndorft
gescheitert — oder davan, was man de-n Ludrm-
dorssschcn Kreis nennt."

Waren die Zusamnrenstöhe hart?,

„Ziemlich. Je besier die Dingo militärisch zu
stohon schienen, dosto weniger wollte man auf
deutsch'P Seite aus eincn Friedcn ohno Erabsrun-
gcn eingehen. Schwankte die Lage ein wepig. so
war man höchstens lhereit, — alber nur -öchstens —
auf einen Frioden mit unversohrtem'Besitzstand
einzugöhon. Von Opfern wollte man kornesslalls
etwas wisien."

Ersellenz, habon Sie dio Opfer konkret bs-
zeichnot?

„Sobr konkret. Zch ging soweit, als ein Mr-
nistor doe Mvüarchie gohen konnte.

Zch bot Ealisien zur Angliederung an Polon
an. Der dsutsche Kaiser sollte König von Polen
werden, aber Doutschland sollte sich von Eftah-
Lothringsn trcnnoni. Wkit einom Wort: Jch war
bereit, das Kriegsopfep die Monarchie zahlen zu
lasien, wenn nur ein Friede durchzusetzen war."
(Also ein für Deutschland ganz unmöglicher Län-
Äerschacher. D. Rvd.)

Und Ludcndorff?

.^Lckhnte äb. Er sah allos nur militärisch. Da-
mals stand Deutschlcmd noch in seiner Hochkrast.
Man war überzeugt, dah man nach Paris und Ea-
lais käme. Zch wav iiberzeugt, dah der Krieg auch
dann, wenn man nach Paris und Calais käme,
nicht gewoiinen wecklen konnte. Wenn Ludendorff
Necht bohielt, wcnn Lalais und Paris erreicht
worden wäven, wenn dann Deutschland zu einem
Oivfer an dis Entente bereit wav — und wir su
einem noch gröhcron an Deutschland — dann war
vielleicht noch e'.ne Friedensmöglichkeit, äber dazu
kam cs ja niicht mehr."

Es gäb noch cme zweite Möglichkeit. aus Lu-
dendorft einzüwirken?

„Zawohl. Den Druck. Es tst die Sonderfrie-
densft-age. Wlrnn ich die Uciberzeugung gehabt
bätte, dah durch einen Sonderfricden dcx >Monar-
chie der allgemeino Frr L>e Lei eincm Deutschland
eriieichl werden könnte, das am Lcd?n blieb, ich
hätte vielleicht, obwohl ich cin Deutschcr bin und
obwohl es keinen bündnistreueren Anhänger
Dcutschlands gah, don Verchch doch erwogc,,.
der Sonderftiedenssclllanke war ia ai'ch totgobo:>en
vom evsten Augrnblick an. Es wäre zunächst na-
türlich zum Zusamnienstoh mit Doutschland gcckom-
men, wio nian ^dann später ja tatsächlich! >vion
Bayern >aus sofort nach Tirol einmarschiovte. —
Nun denken Sie, an unftte Deutschen! Znnerhalb
von 24 Stunden gab es Bürgerttieg. Rovolution,
Zerfall — man brauchte nur auf d:n Knopf zu
drücken, alles ging dann automatisch. Dis Situadion
wcrr also folgende: Lüdendorfs HLrte nur den Lärm
seiner Kanonen — dem D'wlomaten Czernin, der
nichts von inilitärischen Dingon verstand, glaubte
er nicht. — Lloyd Goovge und Clomenceau wollten
nicht: ste sind heute die Ludendorfts der Entents.
— Dex Sonderftiede war unmöglich. — Mjir kom-
men auif die Erundanschaüung zurück, da dex Kr'.eg
oinmal begonnonl war, galb es keine Lösung. koino
Möglichkeit, oinen Frieden zu bokommen. Die En-
tente äber wartete nur. Sie vochncto mrt voller
Nuhe aus die Entwicklung in Oesterreich-Ungarn.
Oestorreichs Uhr war in Mahrhoit abgrlausen. Wie
man es auch drehte, es güb koine Lösung, es war
alles umsonst."

Wie England deutsche Friedens-
fühler ausnutzte

zeigt Georg Bernhard in der „Dosi. Zeitung."
Er schreibt: „Mus dio Nachvicht, dah Doutschland
der onglischen Regieruug Mitteilungen wogen des
Friedens rui niachen wünsche, die in Maldrid dom
englischen Gesandten zur Kenntnis gebvacht wev-
den sollen, beries Balsour sofort crm 6. Oktober ldie
Botschafter Frantteichs, Ataliens, Anrerikas und
Japans zusammon. Aus dickscr Konfercnz octb »tt
die neutvcrle Mittoilung in oiner Wase weiter, die
bei allon Mächten don> Elauben erweckte, Deutsch-
land sei an- England wegen eines Sonderftiedens
hevangetteten. Dresen Elauben benutzte Balfour,
um diia BUndosgcmosien dvv Treue Englands gegen-
über den deutschen Svvengungsversuchen zu ver-
sichern."

dah er zu erkcnnen gegebcn habe. dab er sie solbst
voröftontlichen werdo .sasls Zapan sich weigern
sollte dies zu tun. Der Präsident verlange übrigens
nichts anderos, als das. was Japan versvrochen
habe, als die Regelung der Schantung-Frag» in
Pavis zu Stande kam-

* Die ungarischen Tr»p>en baben sich vor ei-
ner überlegenen rumänischen Macht übor die
Theih zurückgezagen. Die Tschechen baben mohrcre
Orte der noutralon Zone bo'etzt.

* Der Prozeh Cnillaux. Die VoruntersickMiig
ist boendet, der Prozeh wird sedoch vor Ende Okto-
bcr nicht zur Vorhandluna kommen.

Nationalversammlung

Weimar. 23. Justi-

Reichsminister Dr. D«rvid kündiüte klurz nach
dem Eintreten in die Tagesordnung an. dah die
Herausgabe >ämtlick>er Dokumente, die stch
ouf den Abschluh des Wasfeustillstandes bezioh^n,
uirmittelbar bevorsteht. Die Dokumente, die sich
aus den Kriegsausbruch beziohen werden in näch-
ster Zeit obenfalls erscheinen.

Abg. Dernburg hat eina Anfüage in der Na-
tionalversammlung eingebracht. in dor es heiht:
Zst der Regierung bekannt, dah, unterstützt von
dem augenblicklichen Stand unserer Daluta, grohe
Posten von Aktien und in letzter Zeit auch grö-
here und mittlere L-andgüter in ausländi-
sche Hände übergegangen sind. Hieraus kön-
nen erheblichs Gosahren sür die deutsche Wirt-
schaft ontstehen. Zst die deiutsche Regierung bereit
auf doin Wege der Gosetzgebüng Dorkehrungen zu
tresfen, um solchen Gefahren vorzubsueon?

Abg. Dr. Mittelmann (D. Vot.) verweist in ei-
ner Anftage darauf, dah nach Zeituugsnachrichton
die deutsche Regierung für die Botschaft in Rom
ein neiues Haus angekaiuft habe. und z,war mit
der ausdr^cklichen Bcgründuug. dak der Pa-az.zo
Eafarrelli, das frühere Helm der dejutschen Bot-
schcrft, von der italienischen Rogievung beschlag-
nahmt worden sei. Der Abgeordneto sragt die
Reichsrsgierung, o«h sie bereit sei. über di<e Anse-
legenhsit Auskunst zu gobsn und o!b lie weiter be-
reit sei, evtl. den Antaus des nouon Gobäudes
rückgängig machsn und von Ztalien die Her-
ausgabe des früheren Botschaftsselbäudes M
verlangen.

Abg. Steinsdors (Dsm.) bat eine Anftage in
der Nationalversammlung eingebracht. die aus die
Zuständo in dem Fernspreck- und Tele-
g r a m m v e rkeh r verweist und bomängelt, dah
nur nocki dringende Gesyräcke und Telesramme mit
dreisachsr Gobühr einigsrmahen Aussicht aus recht-
zeitige Erlodiguna baben. Angesichts der Er-
höhung der Gebührnisse um das Dovpelte,
die booorstohe. dürste wobl erwartet werden, dah
vor dem Zttkrasttretem dieser Erhöbung der frühore
normale Fernsprech- und Telagrwmmoerkehr se-
währleistet wird. Der Abgeordnete fräat die Re-
gierung, ob sie in der Lage soi. bierfür bestimmte
Garantien zu übernebmen.

Abg. Gothcin (Dem.): Unibestreitbar hat der
letzte Träger der Kaiserkrone die BezieilMNgen zum
Ausland mehr gesährdet als vevbessert. Er träst
einen wesentlichon Teil der Schuld an unseroin
Unglück. Wir erblicttn in der WiederbersteMng
der Monarchie die schwerste Gefahr.nach innem und
auhen. Die Mitteilungen Er.ibergers über die
Papstnote haben uns wobl alle überrascht. Wir
halten es aber für unbodingt notwendig. dah uns
auch die englische Note an den Papst. die Minister
ErAberger nicht mitgeteilt hat, schlounigst be-
kannt gegoben wird. Dio Vekanntgabe des Czer-
ninschsn Berichts durch Er.Oerger an den engeren
Parteivorstcrnd halten wir für bedenklich. Und
nun muhten wir hören, dah dieser Bericht keinen
Eindruck gemacht Yat. Die VeondiMng, des Krie-
ges im Zahre 1917 hätte uns 600 000—600 000 un-
seror Besten gespart. Kainmt btnzu. dah nicht
erst im Herbst 1917. sondern schon Ende des Zcch-
rcs 1916 eine noch günstigere Frledensgelegenhett
gogeben war. Äber Präsrdent Wilson erhielt
durch uns einen Schlag ins Gesicht durch die Er-
klärung des uneingoschränkten U-Bootkrieges. Auch
die Mchrheit des Reichstags träst hier eine Mit-
sckuld. Zm HauShaltsauSsckuh ist der Antrag
Gröber beschlosien wordon. dio Entscheidung über
den U-Bootkrieg sei als reine urilitärische tEe
allein durch die Militärgewalt vorzimohmen. Her-
andrängen an den Völkevbund wollen wir uns
nicht. Solanae er die Vejstrnrmungi hat. dah «r nmr
durch einstimmisen Boschluh geänderl werden kann
bleiben wir vorläufig besier forn. Obne den Ar-
beitswillen des aosamten Vo.lkes komnreii wir aus
demi Eleud nichtl, eraus. Wer die Avboiter ziu
Streiks verführt. begoht ein Dorbrccken am Vcckke.
Wir hoffen, dah die gesunden Kräfte unseres Vol-
kes die Krise überwinden werden.

Ministcr des Auowärtigen MUller: Nadek wird
freigelasien werden. sobald die russischr Negicrung
erklärt. dah cr' mit ihrer Genehmigung nicht wie-
der nach Deutschland zurückkehren wird. Prinz
Max von Baden richtete s. Zt. die bestimmte An-
fiage an die Oberste Heeresleitung. ob diese sich
bewuht sei, dah die Einleitung einer Friedens-
aktion zum Verlust der deutschen Kolonien und
deutscher Geb'ete führen könne. Die Oberste Hee-
reslcitung erklärte. auf ihrer Forderung dcr sofor-
tigen Uebermittlung des Friedensangebotcs beste-
hen zu bleiben. Die Dokumente aiis der Zeit des
Kriegsausbruches sind im Druck. Es kann ^lbst-
verständlich nicht dft Redo davon sem. dah Dcutjch-
land der Allcinschuldige ist. ebenso weing. aber,
das; die Zentralmächte schuldlos stnd.

Das Schrcibcu des Münchener Nuntius
ist, wie wir inzwischen festgestellt haben, erst am 5.
September in Verlin eingetroffen. Die Frage
dcr cnglischen Negierung war als Anlage diesem
Schreiben beigegeben. Sie hatte kein Datum. Der
 
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