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Heidelberger Zeltung rrscheint an jedLM Wochentag mittagr 12 Uhr. Amtlicher Verkilndi-
gungsblatt. Gratisbeilagen sind die Heidelberger Familienblätter. autzerdem amtlicher Wohnungs-
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(Unabhängige Tageszeikung)

Verkündigungsblalt für Nordbaden und die angrenzenden Teile von Vayern. Hessen und Würltemberg.

Nr. 172

Montag, den 28. Iuli 1919

61. Iahrgang

Um öen ZrieSen

Das Wichtigste vom Tage

( Der etzemalige Neichskanrler Michaeljs weist
^krzbergers Behauptungen, dab die deutsche Regie--
!^mg auf das „englische Friedensangebot" nicht
!xeagiert h<rbe, zurück.

i

^ General Ludendorsf gibt brkannt, daf, er
Voil einem englischen Friedensangebot nie unter-
^flhtet worden fei.

An den Verlinex Metall- und Telegraphen-
hrrbeiterstveiks scheinen sich d»e Aussichten auf Ver-
tziindigung geklärt ;u haben.

i Die indische Be»egung gewinnt an Ausdehnung.
Die afghanischen Truppen haben d:e indische
Grcnze überschritten.

L. -

Die Versklavung Deutschlands

„Daily Mail" meldet aus Paris: Die Alliier-
ten sind der Ausfassung. datz die angekündigte Ab-
stempelung der deutschen Wertpa-
piere eine Finanzmatznahme der Regierung dar-
stellt, die nach dem Friedensvertrage der Kon-
trolle der Alliierten unterliegt. Auch die
Erträgnisse einer allgemeinen Vermö-
gensabgabe in Deutschland dürften nach der
Auffassung der Alliierten ausschlietzlich den An-
forderungen der Entente auf Schadenersatz dienen.

Die Lieferung von Futtermitteln
für die Aufbesserung des deutschen Viehstandes
wird von Amerika abgelehnt, Irotzdem die
Vereinigten Staaten in der Fülle ihrer letzten
Maisernte sozusagen ersticken.

Die Kohlenforderungen der Entente
Letragen nicht weniger als 17 Millionen Tonnsn,
die von Deutschland innerhalb 10 Monaten gelie-
ftrt werden sollen. Jm Jahre 1913 standen dein
'Deutschen Reiche zur Verfügung und wurden von
rhm verbraucht 166 Millionen, im Iahre 1919
wsrden wir infolge Abtrennung des Saar-Neviers
infolge des Streiks und der oberschlesischen Schwic-
rigkeiten nach günstiger Schätzung fördern 66 Mil-
lionen. Eeben wir 17 Millionen davon ab. so
Lleiben uns etwa 40 Millionen. also nicht ein
Liertel unseres Verbrauches vor dem Krceg».

Aus dem allem geht deutlich hervor. wir wir
dn Händen und Fützen gofesselt der Wi'lkür
u.nserer Eegner ausgeliefert sind. Un-
ssre Steuern. die wir schon mit Vermögens-Kon-
fistation bezeichnen dürfen. dürfen nicht einma!
unseren völlig erschöpften Finanzen wirklich aus-
helsen, sie sollen die Säcke der Entente füllen, uns
treibt man kaltlächelnd in den trllgemeinen Lank-
rott hinein. Unsere Kinder und KrQnken will
»'ian auch künftighin nicht in den Eenutz der
i otwendigen Milch gelangen lassen. trotzdem n an
n'ck,: weitz, wohin vor eigenem Ueberflutz. Aber
em fattes Deutschland könnte doch wieder gefähr'ich
werden. Unsere Jndustrie will man durch
Wcgnahme des notwendigsten Betriebsstoffes zum
völlisen Erliesen und danit unsere Avbeiterschaft
zu dauerndsr Arbeitslosigkeit zwingen. Kurz. man
will uns zu einem Volk von hungernden
Vettlern machen.

Man vergegenwärtige sich gänz klar L'eien
fuichtbaren Zukunftsausblick. und frage sich dann.
ob nicht auch das schwerste Opfer hätte gebrvckit
werden müssen, wenn dies uns wenigstens ein'igs
^lussicht geboten hätte, an dem Versailler Schm.lch-
frieden vorbcizukommen. Eewitz, wir wärc.r an
vi >erem Widerstande vielleicht zu Grunde gegan
gcn. Jetzt wird unsere Nachgiebigkeit im verhäng
vlsvollsten Augenblick unseres Schicksals uns m i t
Vestlmmtheit in den Abgrund stürzen.
rrenn nicht — und das ist unsere einzige schwache
rmssuung — das Bestreben Frankreichs, m.r unse-
rer Arbeit der eigenen dahinsiechenden Volks.virt-
schast wieder aufzul>elfen, und die Angst Englauds
vor dem einzigen Konkurrenten, der, koste cs, was

wolle. unschädlich bleiben mutz, unve...,!bare
.Eegensütze schaffen. Man kann die Kuh nicht zu--
glc'ch melken und schlachten, und so mutz es lstzten
Endes Streit geben, zwischen dem Man-' der die
^uh melken will, weil er Milch braucht u'd deni,
bcr sie schlachten will, weil er sich vor >hren Stö-
tzen fürchtcck.

Viel'.crcht' kann uns dann eine geschickte D'pl^-
h.l cn. Wenn aber Deutschl r ,d weltcc ae-
lU'^rt wird vo.n einem Politiker. der um stch selbst
vor dew Strafgericht zu retten, vor .ec ganzen
-ck^lt das eigene Land ins schwerlle Unrecht setzt,
und eine. y ationalversammlung. d.s -> h di.rch
!ls".e Vluffe so dupieren lätzt, datz sie kc-^'t-
zu'.ubelt und gar noch den An'ihlag seiner
-»ede trjchl'etzl, dann ist uns nie ;u hellev.

Wachsender Widerstand gegen
Wilson

„Echo de Paris" meldet aus Washington: Die
Führer der amerikanischen Opposition stellten eine
Liste von 35 amerikanischen Senatoren auf, die ent-
schlosfen sind, den Friedensvertrag abzu-
lehnen, wenn nicht bcdeutende Veränderungrn
daran vorgenommen werdcn. Dre republikanische
Partei ist bereit, dix WUnsche dem Präsidentrn
Wilson zu unterbreiten, damit er sich durch RLck-
sprache mrt den 35 Senatoren »on deren unab-
änderlichem Witten überzeugen kann. Die Oppo-
sttion von 35 Senatoren genügt vollkommen zur
Verhinderung der Ratifizierung des
Friedensvertrages.

Die Anstrengungen WUsons, dir Opposition ge-
gen den Vertrag dnrch Aussprache mit den be-
treffenden Senatoren zu beseitignr, ist durch die
Ablehnung einer Einladung zu einex solchen Be-
sprechung dnrch Senator Borris schwer ge-
schädigt. Borris begründet die Ablehnung da-
mit, dah Wilson neucrdings in der Schantung-
frage einzugreifen gedenke.

Die Natifizierung durch Frankreich

Berlin, 28. Iuli. (Privatmeldung.) Der Ber-
liner „Lokal-Anzeiger" meldet aus Eenf: Jn der
zweiten Hälfte dcs August glaubt Clemenceau
die N a t i f i z i e r u n g der Friedensverträge mit
Deutschland und Oesterreich durch das französische
Varlament durchsetzen zu können.

Der Friede mit Oesterreich

Staatsk»nzlex Renncr hät um einc Vorlän-
gerung der für die Erwäsu'Ng des Lsöerreichischen
Friedensvertrages festgesetzten Frist g beten,

Poincare amtsmüde

Präsvdent Poincare will keine KandiÄatur sckir
die nächst? Präsrdontschaft <vn!ncHmen, sondrrn nach
Ablaus seiner Amtsperiode ins attive politksch»
Leben zurückkohren.

Der Bankerott des Znternationalismus

Dex französrsche Arbeiterbund bat
dem Minilstervrästdenten Clemenc'eau nritge-
teilt, dah er auf weitere Kundgebungen von De-
menstratronen gegen den Friädimsoertraü Verzicht
leistct. Der Avbeitcrbund hat dagegen den Wunsch
ausgesprochrn, datz er bei der DurchMhruirg des
Friedensvertvages Gelegenhcckt zur Memungsäutze-
rung erhalte. Die fvanzösischcn Deutungen kom-

Ministerwechsel in Oesterreich

Wien, 26. Juli. Jn der ssstrigen Sitzung des
HauVtausschusses verlas Präsident Seitz einen
Vrief, in dcm Staatssekretär Dr. Bauer se'me
Entlassung als Leiter des Staatsamts des
Aeutzern nimmt. In dem Brvef erklärt Dr. Bauier,
datz saine Politik an der Intransigrnz des ltalvenr-
schen Imverialismus gescheit-ert sei. Die Stelle d:s
Staatssekrctärs des Aeutz rn wird n'cht neu Lüsetzt.
Staatskanzlcr Renner übernimmt dre Esschäfte
des Staatsamts des Aeutzern, während. in sväterer
Zsit das Staatsamt des Aeutzern drr Staatskanzleii
angeglieldrrt werden soll.

Minister Aumrnel und Dietrich
über die politische Lage

In d:,r Deutschen demokrat.schen Pcrrter be-
bandslte Atinkster Humnrel in eineinhalbstündigem
Vortvag dde volitische Lage und die
Ltcllung dcr Demokratischen Partei dazu. Hin-
sichtlrch der noch uugcklärten auswärtigeu Politrk
dcs Neich.'s verlanigte er eine aktive Tätigkeit, ae-
lcitet nicht von Eefühlen, sondern von verstandes-
mätziaen rcchnerischen Erwägungen, alletz bodmgr
durch das Ziel, dva A.utzenwelt ülber di« Unger'ch-
tigkett und Unmöglichkeit dcs uirs ausgezwungenen
Gemaltsxiedens aufzuklären und dädurch su einer
Revilston diüses Vertrages su gelangen. Eine grotz-
zügige überseeische Politik sei allerdings
uninögli ch, wohl aber eine airf den Konck'menck
beschränkte Politik, die sich bemühe. nach Möalich-
keit die durch den Krieg zerrissenen Fäden mick de-n
Slachbarstaaten wreder aussunechmon, insbesondeve
auch mit den neuen Staaten im Osten, in denen
ei.ne Srcherstellung Ler dortigen deutschen Minder-

mentieren den Vcschlutz dahin, datz erdievöllige
Abtrennungdrr französischen Eenossen lbei den
Bölke>vv>erbrüldcrungspläneir der deutschen Sozia-
listen auss-vreche.

Die Aalands-Znseln

Stockholm. 27. Juli. Die Ostsee-Kommission
bei der Friedenskonferenz hat die Neutrali-
sierungderAalands - Jnseln unter Ver-
waltung des Völkerbundes vorgeschlagen. Dieser
Vorschlag ruft in Schweden lebhafte Verstimmung
hervor. »

Fiume

Bern, 27. Iuli. Wie der „Corriere della Sera"
wus Paris meldet, soll nack, dem gegenwärtigen
Stand der Verhandlungen Fiumo unter italie-
nische Souveränität. der Hafen oder sein
grötzter Teil samt den Eisenbah-nen unter Verwal-
tung des Völkerbundes kommen.

Das Adria-ProLlem

„Perseveranza" meldet: Die von Tittoni in
Paris angestrebte Lösung des 2ldriaproblems be-
wegt sich in der Richtung eines Kompromitz,
bestehend in der Eründung eines Freistaates Fiume
und eines Cara. Sebenico, Traun und Spalato
umfassenden dalmatinischen Freistaaten. Beide
Staaten mützten durch Vorrechte vor der Ver-
slawung goschützt wcrden. Das Pyojekt
stöht auf den hartnäckigen Widerstand der
Siidslawen, gegen den Tittoni keine andere
Waffe übrig bleibt, als der von Sonnino benützte
Bündnisvertrag.

Die Besej;ung der Nheinlande

Versaillcs, 27. Iuli. Nach der Pariser Ausgaibe
der „Ehrcago Trckbune" soll der Obcrste Rat der
Alliierton güstcrn büschlosien haben, in den be-
setzten rheinischen Gebieten eino Armoo
von 150 000 Mamn ru unterhalten. Dazu sollen
die Amortkaner und Engländer je 30 000, die Bel-
gier 15 000, die Franzosen'75 000 Mann stellcn.
Das Abkonrnren soll bis zum Monat Oktober oder
NcVember Gültigkeit baben.

Die Wahlen in Elsatz-Lothringen

Vern, 27. Iuli. Die französische Regierung be-
reitet« einen Eesetzentwurf vor, demzufolge die
Wahlen in Elsatz-Lothringen gleckchzeitig und zu
densebben Beoingungon .vie im ii.brrgen Fvank-
reich stattfinden werden. Clsatz-Lothringen wird
in 3 Wahlkreise eingeteilt. Die Zahl der Depu-
tierten steht noch nicht fest.

heiten erftvcbt werdon müsie. Unorlätzl'.ch sei die
Festigung der inneren Lago des Roichs,
die noch voller E-ofcrhvon sor. bedraht duvch die un-
sinnrge Agitcrt'on der Konrmunisten und die Los-
löiungsbostveLumsen rm Wosten.

Mniscker Hummel orörterte d're Zwangs-
la « e dor R e i ch s r e g i e r u n g, in dor d've So-
zialdoinokratie g'nötigt wordon sei, dom vvokbe-
sprochpnen Schulkompramckh suzuistmrmon.
Jnfalao Les Wrdorspruchs, dcr von den einsel-
staatlichen Unterrichtsverwaütungen, beson.ders
auch in Pvsuhen, gegen die Boschlüsie erhoben
wcrde, ser eine bosriedigende Nogelung vielle'cht
noch zu erhafscn. Wcckter legte dcr Nsdner die
Stellungirahme dor Partci zu den Fvaaen der
Wirtschafts-, Stcuer- und Sazialpolitik dar..

ADrister des Auswärtigen, Dietrich, zeigte
wre das erwähnte Schulkompromitz in Beziehung
steht -u de-m Art. 18 der Re'.chsverfasiung. die eine
Verändorung der. Erenren der Bundesstcraten su-
läbt und daldurch eine Zerschlagung Preuhcns cr-
möalichck, der <vber die vrcuhisch: Sozraldemokrat'e
w'rdevstrebt. Er hält eine Äufklärung der
AevöÜeru'Ng übor die .grotzcn Ziele unserox >aus-
wärckigon Politik fiir unhcdingt nötig. dlam'it sio im
gegGenen Augonblick dic Haltung der Regierung
verstohe. Eine Neform des Auswärtigen
Amts sei namentlich in der Nichtung nötig, dotz
es mehr äls Lisher eingehende Konntnis der Ver-
hältnisss des Auslandes sich verschasfe, um joweils
richttg ecknsetzen zn können. Mit Betonung der Not-
wanldckgkett, datz das Volk mehr Anteil am
Staats nohmen müsse. schlab dor Minister.

* Znm ltalienischen Botschafter in Berlin ist
dcr bisherige Eeneralsekretär im ALinisierjum des
Aeuheren De Matckini epnannt worden.

Zur Veleuchtung
der Erzberger'schen Rede

wird uns von besondorer Seite gclschricbeit:

Der Reichsminister Ersberger hat durch seinr
Rode vom W. Zuli und die darin entöaltenen Ent-
hülluingen über das englische „Friedensangohot"
vom Sommer 1917 neuerdings seins unver-
üleckchlichs Meisterschast erwiesen, die
schworwiegendsten Fragcn in einer Art
und Woise zu bohandeln, die eines jeden Ver-
antwortlckchkoitsgefühles bar zu sein
scheint uud nur <rls demagogiich 'im vollsten Worr-
sinn bezeichnst werden kann.

Wer dio Aussührungen dcs Ministers auch nur
mit oberflächlicher Kenntnis des tatsächlich n Ver-
laufes der Dinge, liost, wird sich immer wieder an'
den Kops greifon) und sich sasiungslos die Fraüe
vorlegen: wcke war es überhaupt möglich, datz vom
Regckerungstrsche her über erne Angelegenheii von
so verhängnisvollc-r Bedeutung ovne Darstellung
gegoben werdsn konnte, dio sich daraus b^chränkte,
-wei Alktsnstücke <rus dem Zusammenhang heraus-
zureitz:ir und dazu noch durch die ausdrückliche Er-
klärung: „damit (mit der Antwort an don Nun-
tius Pacellck) war der von England über den heck-
ligen Stuhl oingeleitete Versuch erledckgt" — so
dor Wortlaut ckm Bericht dex „Deutschsn Allgem.
Zeitung" — den Eindruck heroorzurusen, als soi
von der damaligen deutschrn Regierung auf dck'S
englil'che Anfrage, abgesöhen von dem hinhaltenden
Schreiben an den Nnntius Pacelli. in keiner We'ife
reagrert worden.

Datz dem nichtso ist, dab die Drngesohr
wosentlich anders sich zugetragen ha-
ben. ckst durch die Erkläruma des damaligen Reichs-
kanzlers Michaelis bereits swe'rfelsfrei festgo-
stcllt w5rden, und man wird sagen dürfen. datz es
dcke Pflicht dcs R e i ch s m i n isto r s ErzLer-
ger gowesen wäre, sich über diossn
Sachverhalt erst einmal hinreichend
zu orckentckeren, dä er diesen neuen Zündstoff
in unser wahrlich schon genugsam der Selbstzer-
sleischung anheimgefallones Volk schleuderte. Es
ckst allerdings mehr wie zweifelhcrft, ob es für ihn
einer solchen Orientierung erst bedurft hätte. Denn
sollto es Herrn Erzbrrger wirklich unbrkannt ge-
bliaben sockn. datz der englisch: Mnrster Balfour
bcrcits am 11. Dezember 1917 im Anschluh au eckno
Beröffentlichung der ruissischm Bolschewisten im
-onülckschen Unterhans boantragtc, die britisch? Re-
gierung habe im Septembcr 1917 von Deutschland
.^urch Vermittlung eincs neutralen Drplomaten
eine Mitteilung erhaltcn, datz es der deutschen Re-
gierung cin Vergnügcn bereiten wcrde, der briti-
schen Negierung eine Mitteilung über den Frieden
zu machen"? Noch weniger a>ber kann es Hsrrn
Erzbergcr doch entgcrngen sein, datz auf dckoss eng-
lcksche Aoutzerung bm dcke de-utsch- Rrgckerung durch
zwei Deröffentlichu>ngen des Wolffschen Telegra-
phenburoaius den Sachverhwlt sowsckt kla legen lictz,
-wcke es dcke durch drn noch andauernden Krckegszu-'
stand gäbotenen Rücksicht n gostatteten. Schon da-
mals erfuhr die Oesfentlichkeit. datz „der deutschen
Rcgierung eine direkte mündliche Beantwortung
durch einen Ncrtrauensmann als die zwcckd en-
lichcre crschienirn sei", und eino Unklarhe't blicb
nur insofovn, als Balfour erklärt hatte. dcke bcks-
hovckge Roaienma babe goantwortet. sie soi beroit,
jede Mittocklung in Einpfang zu uehmen, die ckhr
die deutschr Regvenmg zu nrachen wünsche, währond
dre deutsche Rogierung jetzt mittocklen lietz, vou die-
ser Aeutzeruns der Bereitwilligkeit dor cnglischen
Regierung habe die douische Regisrung eist durch
dcke Mttecklung Balfours im Unterhaus K-nntnis
bckcmm'en. Das hier noch laaernde Dunk-'l omf-
helbn. hätte Horr Evzbergrr sich lisbor b.müben
sollen, und es wäre ihm vermöge ssiner gutcm Ve-
ziebunlgen zu. siner damcrls an verantlvortlicher
Stelle stohenden, am Freitag von Crzb:rger frei°
lich schamhaft nicht gcnanntem Poüsönlichkeit sich^r
ein Leichtes gowcsen, das hckcrzu nötige Materval.
sosern er desien noch bedurste, zu crhalten. ^

Für diose weitero Auskläruna, ddo ia hosfentlich
dem deutschen Volke nun nicht. mehr vorcntbalten
werden wckrd, seck hier nur noch etn kleiner Finger-
 
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