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Hö^delberger Ieitung «rscheinl an sedem Wochentag mlttags l2 Uhr. Amtttche» Derkilndi-
gungsblatt. wratlsbeilagrn sind die Heidelberger Famliienblätter, autzerdem amtlicher Wohnung»-
anzeiger. Die geidelberger Zeirung kann durch alle Postanstalten, durch dle Agenturen auf dem
Lande. dlr Trägertnnen und bel der weschSstsslell« kcibst - Hauplstrab« 2Z - monatlich und
viertelfährlich bestellt werden.

Hauptschriftleiter: Kurt Fischer in Heidelberg.
vruä» und Derlag: Heldelberger Berlagsanstalt und Druckerei, G. m. b. H.

Bezugs- und Anzeigenpreis. Die „Heldelberger gettUlrg' kostet bei feder Postanstalt
inonatlich l.36 M„ vierteljährlich 4.08 M. aurschliehlich Iustellgebuhr, durch bl» Agenturen oder
die Trägerinnen frei Haus monatlich 1.45 M. — Dte st-chsgespaltene Petltzeile oder derrn Raum
kostet 35 Pfg.; im Neblameteil die viergespaltene Petitzeile 1.20, mit Platzvorschrist 1^0 M.
Det Wiederholungen Nachlatz nach Tarlf. Lrfüllungsort ist Heidelberg. Tinzelverkaus 10 Psg.

Druck und Derlag: Heidelberger Derlagsanstalt und Druckerei lv. m. b. H.

Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 1990S. Fernsprecher: Redaktion 182, weschästrstette 82

(Unabhängige Tageszeikung)

Nerkün-igungsblatk für Nordbaden und die angrenzenden Teile von Bayern. Hessen und Würktemberg.

Nr. lok"" Mittwoch, den 9. Iuli 1919 61. Iahrgang

Das Wichtigste vom Tage

In der .Nationalversammlung ent-
wickclte gcstern Erzberger das neue Steuer-
programm.

DieNeichsregierung hat dem Deutschen
Beamtenbund die Ncgelung aller Beamten-
fragen im Einoernrhmen mit dem Bund zuLesagt.

Da das Neichskabinett die Wissclsche
Planwirtschaft mit allen Stimmen gegen die
Wisscls abgelehnt hat, hat dieser sein Abschieds-
gesuch eingereicht.

Ueber Hannover ist im Zusammcnhang miL
schwexen Ausschreitungen dcr Belagerungs-
zustand verhängt worden.

Aus Baden

Mannheim hat von der franrösischen
Behörde in der Pfalz Le bensmittel fiir
die bedüvstige Bevölkerung erhalten.

Die demokratische Partei hcrt im Landtag eine
Anfrage über den Fall des Professors Valen -
tin in Freiburg eingebracht.

Der Verkehrsstreik

Hamburg, 9. Juli. Die Versammlung des
Deutschen. Eisenbahnerverbandes, die heute Nach-
mittag ihre gestern aügebrochenen Beratungen
wieder aufgenommen hat, ncrhm eine Entschlie-
stung an, worin es heitzt: „Die heutige Funk-
tiönsversammlung des deutschen Eisenbahnerver-
bandes erklärt nach dem Äbstimmungsergebnis
und den Verichten aus der Prooinz Abstand zu
nehmen von einem örtlichen Streik." Zu
der weiteren Bewegung unter den Eisenbahnern
ist zu bemerken, datz die Betriebsstelle Ohls-
dorf^heute die Arbeit eingestellt hat. Die Cin-
stellung tst erfolgt ohne Zütun des Verbandes und
der Vertrauensleute. Die Vetriebswerkstätten ha-
ben heute mittag die Arbeit niedergelegt mit
der Begründung. datz sie für Hamburg Streikarbeit
leisten sollten.

Hannover, 8. Juli. Die streikenden
Eisenbahner beschlossen gestern abend in der
Stadthalle den Streik abzubrechen und die Ar-
beit morgen früh wieder aufzunehmen. Die Streik-
leitung wurde beauftragt, die Verhandlungen fort-
zuführen.

Belagerungszustand in Hannover

Hannover, 8. Juli. Die gestern abend auf dem
Bahnhof angekommenen Truppen wurden vom
Cesindel tatsächlich angegriffen, das versuchte,
ihnen die Waffen c«»'zunehmen, worauf die
Truppen von der Waffe zur Selbstverteidigung
Cebrauch^nachen mutzten. Leider sind dabei einige
Tote und Verwundete zu beklagen. Wie der „Han-
noversche Courier" dazu weiter meldet, zog unter
Cewaltakten auf dem Ernst-August-Plah eine An-
zahl Spartakisten nach dem Schlotz und holte
dort die Cefangenen heraus. Hierauf zog die
Menge vor das Polizeirevier, um dort nach Waf-
fen zu süchen. und schlietzlich nach' dem Militär-
Rcichsgefängnis. wo ihnen die'Wache die Wasfen
ohne Widerstand überlietz. Hierauf erzwangen sie
sich Einlatz und befreiten sämtliche Cefangene. Die
Cerichtsakten -wurden in der Hallerstratze ver-
brannt. Nunmehr begab sich der Mob nach dem
Zellengefängnis, wo ihm Negierungstruppen und
Schutzleute entgegentraten. Es entwickelte sich ein
t^euergefecht. das mehrere Tote und
Verwundet^ forderte. Schlietzlich floh die Menge.

Der kommandierende Ceneral hat über Hän
nover den Velagerungszustand verhängt.

Von der versenkten Flolte

Das Tovplldoboot „B. 98", das bei den deutHen
Schiff n in Sccwa Flow als Postüberbringer woilte
und >dom von den Engländern freies Celeit zuür-
sich rt war, ist von den Engländrrn suvückgehalte!'.
wüeden. Dw Vosatzung wurde nach T-eutschland
LUrückgüsandt. Wie wir hörcn, hat die deutsche
Regierung auf eine Anfrage übev den V-vbloib
dcs-Vootes -d'ie Mntwort erhalten, es sei auf mili-
tÄifchen Beschl rurückgehalten. Die doutfch: Re-
s'-erung hat daoaufhin Protest gegen diofe Miaö
nahme e'.ng-lcgt.

Dcr de'.'tsche Proviantdampser „Dollart" ist mtt
V<atzung des Torpedobootes „B. 98" wohlbe-

Der Tag der Ratifikatiou

Die heutige Abstimmung

in der Nationalversamm'lung Mer dte
Rat'ofiLatton des Vcrsailler Friedens geht in der
Foriin vor sich, datz das von der Reichsdegierung
eingobrachte „Gefetz über den Friedolz.s-
vertrag" beraten und evledigt wtrd. Es har
solgendcm Wortlaut:

. Artikel 1. Dem am 28. Iuni 1918 un-
terzeichneten Friedensvertrag zwischen
Deutschland und den alliierten nnd assoziierten
Mächten und dem vazu gchörendcn Proto -
koll, sowie der am gleichen Tage unterzeich-
neten Vereinbarung über die militärische Ve-
sehung der Nheinlande wird zuge-
stimm L. Der Friedensoertrag, das Protokoll
und die Vereinbarung werdcn nachstehend ver-
öffentlicht.

Artikel 2. Dieses Gesetz tritt mit dem
Tage der Verkündung in Kraft."

Der Cesetzentwui'f umfatzt 265 Seiten. <den ge-
sanlten Frisdensvertr-ag in doutschsr,, fvansöstschcr
uiud englischer Sprache m'.bst 4 L^arten. ferner das
Protokoll über die Ausfüihrung oilrzelner Fried>ens-
üostimmungen unid einen Anliang, der die Verein-
barung swi'chm den Dereiirigten Staaten vv>:
Amerika, Vi'laien, England und Frankre'ch sowre
Doutschland betr. die militär'rsche Besetzu.lg der
Nheinlande enthält.

Neue Vesprechungen übcr das üesetzte Eebiet

Wie d>re Deutsche Alloomeins Zeitung zu dem
Aibkoinmen iiber' die bchetzten Cebiete erfahrt, hai
trotz der grundsätzlichm Annahme das Auswärtige
Amt wogen der u n g-e w ö h n l i ch e n H-ä r t e n
des Abkommens nochnrals ElomencLiiü. Ver -
bandlungen vorgeschlngen.. Clemenceau
hat sich su DLlsvrechungen g r um dsätzlich be -
reit erklärt. Die Velbandlungen werden von?
Reichsmrniisteriu-m d^s Jnnern geführt. das dcn
Unterstaatssekretär des Jnnern Lervald damtt
boaustvagte. Unterstaatssekrctär Lowäld wird auf
sc-iner Roife nach Versailles von dsm zum Roichs--
kommissar für die Rheinlande ernanirten Negis-
rwrgsvräsidenten von Köln, v. Stark begMtet
werdcni.

Amerikanische Truppen für Oberschlesien

Aus Dreslau mrrd gemcldet: Die Waffenstill-
standskommission teilte der Freien Ver>oin>i>üung
zum Schutze Oberschlesien'S telegravbisch niit, datz
nmerikanische Truvven für die Bosetzung
im Abstimmungsgebiot >n Oberschl>-sien boreit ge-
stcllt siitd.

Die Besetzung Danzigs

Der Berlinrr Lokalanz. moldet aus Danzig:
Ccstern traf hier ein englischer Ausschuitz untev MH-
rnng eines Generals zu Besprcchungen des Frie-
dcnsvertrages utzd der 'Vesetzung Danöigs
eii'. Die Werterreise nach Craudenz und Memsl
ist geplant.

Herrmann Müllers nuswärtige Politik

Der Sondcrberichterstatter des Socndska Telegr.
Byraü' hatte eine Unterrcdung mit dcm Reichsmi-
nister des Aeuhern Herm. Müller i.^-r die e^-
sten Aufgaben der deutschen Auhenpo -
litik nach der Unterzeichnunig des Friedens, . rn
der der Mntster u. a. ausführte:

Es kann nicht oft genug wioderholt werden, dai;
Deutschland seine Unterschrist in Versailles
ohne Hintergedanken unter den Vortrag
gcsstzt hat, der ihm so schwere Ovser auferlegt. Wir
habmr die ganze Welt ru Cogeiikontrabenten und
in einem solch"n Fallo kann man nicht darauf r-cch-
nen, sich der Ausfübrung des Vertrages zu eirtsie-
hen. W-nn irgond einmail m dcr Welt. so gilt hier
der Satz, dah Chrlichkeit die beste Politik ist. Ehi--

lichkeit ber der Ausführung diescs Frredens rst tür
uns nicht nur ein Ccbot der Sittlichkeit. sondern
auch des politri'chen Dortoils. Fch werde stde Po-
litik als vertoerflich bekämvfen, die in! dresem
Punkto anders dicnken sollte. Unsers Frredensvc»-
litik tst ganz unabhängig davon, ob wir in den
Völkerbund eintreteu oder nicht. Der untsr Wir-
sons Einfluh zustande gekommene Völkcrbund lätzt
noch rmmeo den Krieg als gowissermatzen letztr
Völkerbundsinstanz bestchen. Wir aber
wollen den Krreg aus der Neihe der völkerrcchtlich
erlaubten Mittel ausschalt än. Ich- hin
der Uebortzougung, dah dres möglich rst. Jch bin
dieser Ueberzeugung, weil ich Sozialist Lin und
merno sozialistische Cesinnung als Miirister ^»cs
Aeuhern irie' verleugnen wcrde.

Entschädigungsansprüche der Neutralen

Jn der Presie ist bereits daooir die Rede scwesen,
datz sich zu den Entschäidgungsansprüchen der Ces-
ncr auch solche der neutralen Staaten ge-
sollen würden. Und rwar würdeir disse vor allem
die Wiedecgutmachung der durch. den U-Bootkr'reg
veruösachtcn SchWen betreffen. Wie wir ron su-
ständvger Säite erfahrcn, Locbsichtigt man die Ver-
handlungeN hierüber in fr e u n d s ch a f t l i ch em
Gcrste zu führen, doch rft eine Entfchüdiguns iür die
rm U-Bootkrieg entstandenen Berluste i.icht vorge-
sehen, da deutscheiseits der U-Bootkrreg als b"rcch-
tigte Represialio gegen dre Blockade der FeinHe be-
trachtet wird.

Der österreichische Friedensuertrag

Entgegen eincr Meldung des H rald glaubt
man, daß der Friedensvertrag init Oester-
reich der Lstcrreich.schen Delcgation vor Erde der
Woche üLerreicht - wevden kann. Andererssits sagt
der Temvs, datz dcr Vertrag zwac bald üb'rmittelt
werden könnte, datz äber die Unterkonrmisiioneni noch
dre österreichiischen Cegenvorschläge zu orüfen ba-
ben. Es rst Wabrhcheinlich, datz dre Antwort aus
die österroichischen Gegenvo.^chläge nicht übermit-
telt wivd. booor diese Prüfung beendet sei.

Aus der Liste der Auszulieferndcn

Wie aus London gemeldet wird, bcfinden sich auf
der Liste der Persönlichkcitei', die abgenrteilt wer-
Len sollen, u. a. folgende Nanren: Prinz Nuvv-
recht von Vaycrn (wegcn Depo tat'oneir in Lille,
Naubaix, Tourcoing und mrderen Ortcn), von
Mackensen (rvcgeu Devortationcn, 9iiederbreys
nungen und Hinrichtungcn in RumänienZ. Genera!
v. BUlow (wegen Brairdstiftung und Erschietzung
von 1V0 Kriegsgefangenen). Baron v. Landen
(wegen Hinrichtung von Mitz Caoell und Kavitün
Fryatt), Admiral v. Cayelle (wegen des Vcr-
brechens des U-Bootkriegos),'Leutnant Werner,
Major Valentini und Ltn. Forstner (wcgcn
Versenkung von Spitalschiffcn) und Manteuf-
f e l (wegen der Niederbrennung von Löwen), Ma-
jorBülow (wegen Zersiörung von Aerschoote und
Hinrichtung von 150 Crfangcnnr) usw.

Von Staatsmännern sollcn B e t h m a n n -H o bl»
weg, Iagow, Zimmer m a n n und Helff --
rich ansgeliefert werden. Autzerdcm noch e'nige
Privatleute, an ihrcx Spitze Nöchling, der dcr
Natgever Lrldendorffs bci der Vcrnichtung dcr bel,
gischl-französischen Zndustrie gcwcs^n sei, ferncr
Walter Rathenau, der angcbllch dcn Nat er-
eilt hätte, arrs -en bclgisch'n Fabrik n Masch'n,:n
rnd alle für Deutschland verwertbarcn Mcialle he:>
auszuziehen. d."r alldeut^che Münchuer Vcrleger
Lehurann und schl'ctzl'ch auh Ceh 'mr.'i
Nernst als Erfinder Les,deutschcn Mt'skrieges.

Unsere Gefnngencn in Vrasilien

Bern, 8. Julr. W'e ber Temps mel-et. hat
Brasildanifchs Roaierung vie Heimbeföibe-
rung der deutschei' Kriegsgefangenen
rnii Schiffen des svanischrn Lloyd hoschlosi n.

halten nach Wilholmshcrven surückgekshrt. Der
Kapiiän berichtet. datz „Baden" unL „Emden"
nicht gesunken seien. Die Zahl der Cetöteten
botrage n'icht, wie Nc-uter berichlct, mehr als 300,
sondern besthränkt sich auf 'e r n e n O ff iz i er un!d

einige Leute. An s» ständiger Stello lio. e?.
andgültige Nachrichtcn üb r das Ech cksal dcr be':-
den genannten Schisfe nicht oor. Es ist moglich,
datz die „BaLen" erst nach-Absahrt des Proviant-
dampfers .^Dollart" gesunken ist.

Erzbergers Finanzrede

Weimar» 8. Juli.

Vei Beratung der Steuergesetze in Verbindung
mit der Jnterpellation Hauer und Cenosien (U.
S.) betr. steuerliche Erfassung der Kriegsgewinne
usw.

Neichsfinanzminister Erzberger

nimmt das Wort. Er führte aus:

Der Krieg ist der Verwüster der Finan-
zen. Zn der schwersten Stunde des deutschen
Reiches habe ich so das schwerste Resiort über-
nommen. Jetzt gibt es nur eine Aufgabe aufzu-
bauen. Die erste Arbeit beim Wiederaufbau ist
eine grundlegende Fi nanzr eform. Keine
Rettung bringt der Staatsbankerott,
denn Staatsbankerott ist heute Volksbankerott im
Jnnern und nimmt Deutschland im Auslande
jeden Kredit. Deutfchland braucht aber Kredit,
viel Kredit. Die'Ratschläge auf Annullierung der
Kiiegsanleihen oder Verkündigung des allgemeinen
Vankerotts mache ich nicht mit. Der Zinsendienst
für unsere

Kriegsanleihen mutz gcsichert
sein. Die deutsche Kriegsanleihe ist von den
breitesten Volksschichten aufgebracht worden. Die
Schieber und Kriegsgewinnler. die ihr Celd nicht
in Kriegsanleihe angelegt haben, würden dop-
polten Vorteil haben. Einmal würden sie grotze
Einnahme gehabt haben und zweitens würden sie
von der Annulierung nilcht getroffen werden.
Eherne Pflicht ist es. die ganzen Kräfte dafur
einzusetzen. datz der Zinsendienft der Kriegsan-
leihe geleistet werden kann. Steüerlilche Begün-
stigungen kann ich für die Kriegsanleihe nicht in
Aüssicht stellen. wohl aber wird diiese auch künf-
tig beoorzugt werden bei Zahlungen gewis-
ser Steuern und beim Kauf von Heeresgut für
Zeichner von Kriegsanleihe, nicht aber für Speku-
lationskäufer.

Cerechtigkeit im gesamten Steuerwesen zu schaf-
fen, ist mein oberstes Ziel. Gerechte Steuern
stellen eine rasch wirkende vorzügliche Sozialisie-
rung dar. Das Kapitaleinkomn en mutz dabei
eine erhebliche Vorbelastmtg vor dem Arbeitsein-
kommen erfahren. Ein guter Fmanzminister ist
der beste Sozialisierungsmiiuirer. Solche Sozia-
lisierung tut uns bitter-not. Der Crundfehler
der Wirtschaftspolitik im Krieqe lätzt sich auf die
kurze Formel brmgen, datz mm burch die allge-
m: "e Wehrnflicht die ^ve".d'g.'n Leibec ilvl-il
gemacht hat. datz aber d:e al! g e ri e i n e W eh r-
pflicht Halt machte vor dem Kavital
und dem Besitz. Jm Juli 1917 hat d:r da-
malige Chef des Kriegsamts, Ceneral Croener.
in eindringlichen Worten auf die furchtbaren Fcl-
gen jener Wirtschaftspolitik hingewiesen. Der da-
malige Vizekanzler und leichtfert i aste aller
F in a nzm i n ister. Staatssekretär Helf -
ferich. hat dieser Tage von den inneren Müch-
ten dcr Zersetzung gesprochen die die Katastrophe
des moralischen und nationalen Zusammenbruchs
verschuldet haben. Er hat es uuterlasien. hierbei
jene unheilvolle Wirtschaftspolitik der damaligen
Regierung zu erwähnen, die dsm moralischen Sie-
geswillen des deutschen Volkes so seyr.geschadet
hat und deren hauptsächlichster Träger'er war.
Das Heilmittel gegen die wahnsinnige,
alles zerstörende und negierende Thsorie des Bol-
schewismus ist die auf sozialer Cerechtigkeit auf-
gebaute heilige Ordnung.

Ein grotzes Stück Sozialisierung ist allerdmgs
bereits vollzogen worden. Das Steigen des Ar-
beitslobnes und das Fallen des Celdvresies sind
die grötzte Sozialisierung. die die Welt kennt.
Eine gut durchdachte scharf angelegte Reichs-
roforni wird dem Nufe nach Sozialisierung Cehör
verschafsen: Er b sch a f t s st e u e r und grotze
V e r m ö g e n s a b g a b e sind die ersten einlei-
tenden Schritte. andere werden folgen.

Der grotze S t e u ersou v e r üil der Zu-
kunft kanii mir dns oimüe Deutsche Rcich sem.
das in seiner Einheit und Ceichloiienheit. auch
den >Krieaszusain.menbruch zu rctten. rie vor-
nohmste Aufsabe war und ist Die Erhaltung
des Neichcs war dsr Preis für die N n-
terzeichnung des entsetzlich harten. ung-srcch-
tcn Friedcns. D'-escs kosdbare Cut rirserer Väter.
der deutsche Nationalstant. „p-tz 5cis.cn und üch ent-
wickcln können. Dazu braucht das Noich om

neues Snstcni der Steuerordnung.

Drci SteuergläubiMrn ist der douNchc Dürger
ausgesetzl: Neich. Clied'V'N. Cmicinde. Vor dem
Krüae crb b das Reich jährlich nicht gniiz 2
Milliarden Steuern und AbLahcn. EmzLl'tmiten
und Ceineii'.den umesähr 3 Mlllnarden. Benn
Friedensschl.-tz ist das M i n d e st m a tz d:r E i n -
„»ibineii d - das N e'ch fiir etgcne Bevurs ntze
g.bra-cht ' , rlich,zi'xr 17 Milli'rdon D-e
Eiimal'men der Einzelitaaten und Oe.
mcinde n sind mit mm.deitcns 6 Milbmrden au-
nül'i-en Hai das Reich sriichcr von dein E.u.mn-
üufkommen .35 bis 10 v. H. fur sjch aebr.aua>t. so
jetzt 70 lüs ^ o. S. Die Eln.uabnl.en des Rei-
 
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