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lUnabhangige Tageszeiümg)

Verkündigungsblatt für Nordbaden nnd -ie angrenzenden Teile von Bayern. Aessen und Württenrberg.

Nr. 151 Donnerstag, den 3. Iuli 1919 61. IahrganL

Heidelberger Jeitung krschkinl an jkdem Wochcntag mittags 12 Uhr. Amtliche» Derkündi-
gungsblatt. ivratisbeilagcn sinb dte Heidelberger Famillenblütter, autzekdem amtlicher Wohnungs-
anzeiger. Dle Heidelberger geinmg kann durch alle Posianstalten, durch die Agenturen auf dem
Laude. dte Träg«rinnrn und bel der GeschLstsslelle selbst - Hauptstratz« 23 — monatlich und
vtertelsährlich bestellt werden.

' Hauplschristleiter: K ur l Fisch e r in Heidelberg.

DruL und Derlag Heiüelberger Derlagsanstalt und Druckeret, G. m. b. tz.

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Det Wiedexholungen Nachlah nach Tarif. ikrfüllttngsort ist Heidelberg. Einzelverkauf >g Pfg.

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Das Wichtigste vom Tage

Der Eifenbahnerstreik hat sich auf
Frankfurt a. Bi. ausgcdehnt. Seit heute mor,
gen ist dcr Zugoerkehr eingcstellt.

Jn zahlveichLN Berlincx ELseirbaynbetriSben ha
sich eino Mehrheit für den ALbruch des
Streiks <r u s gesp vo ch en>.

Mit der Ausgabe der verbilligte,r Le-
bensmittel soll am 7. Iuli bcgonnen werde.i.

Die Nationalversammlung besann
slern- die sweite Lefung der Verrassung.

g^-

Die /lusstänöe m öerlin

Die 'internationale Waffenstillstandskonrmission
w-'vrd in verkleinerlem Umfang von Svaa verlegt
und bleibt bis zur Ratifikation bsstebew.

Aus Baden

In der g-stcig.n Sitzung des Ladische»
Landtags entrollto Finanzmin'stster Tr. W. rt t-
ein überaus trübes Bild der Frnanzlage
Badens. Dann wurde die Un i ve rsitäts-
resormdebatte sortg'setzt.

Wegen der französischen llebergriffe
:m Hanauer Land hak d!e drutsche Waffen-
stillstandskom.mission schärfsten Einspruch <vho
ben und die Freilassung dor verhafteten
'Leamten gefordert.

Veschleunigung der deutschen
Ratifikation

, Durch die deutsche Friedensdelega-
tion in Versailles wurde dem fvanzösischen Mi-
nistevpräsrdenten. Clenrenceau. folaende Note
überreicht:

Herr Prästdent! Auf die Note vdm 2d. Juni
betreffend die Aufhebung der Vlockade
beshre ich mich. Fhnen folgendes mitzuteilen: Die
deutsche Regierung nvmmt davon Kenntnis. dast
die allrierten und 'assoaiierten Nea'ervngen bsreit
siird, sobald sie von der ordnungsmäsii/gen voll-
ständigen Ratifizieriung des Fri-edensvertra-
ges durch das Deutsche Reich amtlich Kenntnis er-
halten haben, die Blockade schon var dem Jn-
kvafttreten des Fviedensvertrages aufzuheben. Fn
dem Wunsche. so schirell wie möglich von der für
Deutschlanb so schweren und verhängn'svollen
Vlockade befreit zu werden. wivd die deutsche Re-
gierung alles daran setzen, um die für die Ratifi-
kation erforderlichen Mafinahmen zu bes chleu -
nigen. Kie hofft, anfangs nächster Woche
in der Lage zu sein, den alliierten und asso.ziier-
ten Negierungen von der erfalgten Beschluß-
fassung der gesehgebenden Körperschaften und
der Voll,ziehung des Friödensvertvages durch
den Reichspräsidenten Mtteilung machen
zu können. Die dsutsche Regierung gibt der Er-
wartung Ausdruck. dafi die alliierten und assozi-
certen Negierungon in domselben Deiste. der sie
zur Zchage einer früheren Aufhebuna der Vlok-
kade veranlafite.. sich damit einoerstauden erklä-
ren werden. dafi sobald die erwähnte Nachricht
vorliogt. auch mit der Heimsendung der
deutschen Eefangenen aus ihren Ländern
begannen wird.

, Cenehmigen Sie, usw. Müller. Neichsmini-
ster des Auswärtigen.

,'In Weimarer Abgeordneteukreisen verlautet.
hah die Natifizierung des Deriailler Friodens
erst nach der Erledigung der Verfassung evfolgen
werde. Nach dem mitgeteilten Arbeitsvrogvamm
ist dces kaum vor dem 15. Fuli der Fall.

Nach dom Faurnal wird. um die Inkvaftsehung
des Friedeusvertrages ,;u beschleunigon. alsbald
uach dessen Rabifizierung durch Deutschland unb
dex alliierten Mächte soder dreser
7>Aachte einen Delegiizrten bezeichnen, der an die
rn Paris Lefiudliche Versammluug die Erklä-
r u u g ombrmgeu wird. bafi der Vertrag regel-
recht bestätigt worden ist. Das Protokoll die-
ler Bersammlung wird das uuverzügliche Iukraft-
^bteu des Vertvagrs bestimmen.

Neue Korrespoudenz cvus WaMugton
melldet. haben Mnerikauisck>e Berichterstatler «>bne
«nterreouug mit dem Präsideuten Wilson gehabt.

Unveränderte Lage

Dev Streik gegcn den Sozialismus — bcnn
ctivas «Lnd.res ist -diöse Scobotcvge des Streikg dan-
kens n.cht mohr! — ist, wie sich immcr mehr her-
ausstollt, troh dcs wirtschaftlich n uud deshalb un-
sinnigcn Miäntelchens, rein politischer Na--
t u r. Daoon will freil'ch die unabhängige „Frei-
heit" nichts wissen, uber d:e Vegleiterscheinungen
des Streüks sind ru augonfällig, dab man ncht sein
Zicl, >den Sturr des vor allen gebabben Noske
— und damit d s Rückgrats der gcgenwärtigen
Notrogierung — ockennen könnte. Merd'tnss cst
die Phalank der Regierungsgeüner n'.cht einhelt-
lch schchlosftn. Hinzu kommt. datz dec eigent-
licho V-erkohrsstre i k sch schon letzt als ein
Fohl.chbag hcrausstellt. obwohl die Ang.'stellten der
Omnibusges'llschaft ebenfalls in dcn Streik getr?-
ten sind. Jm allgcmeinen sind die Folgen des
Streiks für die Bowohner d-'r wostl'chen Stcrdtte'I:
noch n'.cht ällzr'schwer gowescn. .DaLegen leiden dr'
Stüdtorortol, die vvn d'r mcniger bemittelten Be-
völkcrung bow-ohnt sind. also der Ostcn und Nor-
dcn, scchr empfindlch unter d r.Derk.hrsnot. Wäd-
r-end nämlich im Wrstcn Wagen, allor Art unb Mi
litär-Transportautos zur Verrügung stchen, sinL
d'.c Dovölkorungen d s Nordens und des Ostens bei
der B-snutzung der w'nig.c zahlrech n Wagen vo,.
den Streikenden b idrc-ht. die die W.aacm mnstürzen.
Es war daher notwcndig, dcrtz die Rogierung durch
ein Patrouillen-au'fgebot gevadä' d'e Bovölk runs
jü'-cr -Städtteile schützte. Das Lksho'r sünstige Wei-
ter <rle.chtert die Benützung der Evsatzfuhrwerke,
die zum grötzten Teil ungedeckt sind. doch

nimmt der Unmut der Bcvölkrrung gegen den
Strcik zu.

Schon gestern war d'utl'ch zu spüren, wie die De-
völkerung aller ^ch'chten, auch die Arbeiter,
sich mohr und nre'hr gegcn d i e A u sstä n d i ge n
auftehnt und w':e dic e rhro letzlcn Smnpathien
verlieren. Das wird doch wohl hart auf die Stim-
niung dov lAusstärLigcn wirken und den Rest wird
ibnen vermutl'ch dcr Samstag goben, d r als Ber-
liner wöchentlichcr Lohnzahlung, ja wohl ein Frie-
denstag evster Ordnung sein wnd. Man brauchl
also Liäsea Str-ik der Stratzen-babner kcmm mehr
trogisch zu nehmen und man knan fast mit Sicherheit
daoauf rechnen. datz dcssen heimlche Dvahtzieher
mit ihrer Sabotagepolitik ein volies
Fiasko -orleben werden.

Ernstew dagegen ist der Eisenbahnerstreik. der noch
immov nicht bcsgelegt ist. Der Personenver-
kehr wird zavar noch einigerin'atzen aufrecht erhab-
ten. Jn der Lebensmittelversorgun»
der Bsrliner Booölkerung wiüd der Streik ldaldurch
fiitzllbar weöden. datz in dieser Woche die Kartof-
selration nicht mehr eingehalten werden kann.
Auch dio Fischversorgung ist ins Stocken. geraten.
Von den Hafenplätzen werden kein-e Fische mehr ab
g-lanidt. Die letzte heute eingegangene Sendung
von Rän-chevwaren mutzte um die Hälfte dss ur-
svrünglich-en Mertes verkauft werden, da sie du-rch
d-'n langen TrcMsvort gelitten hatte. Die* Ge-
nrüse- und Obstmengen-nn den Maickthallen begin-
'<n sich sehr zu lichtoa. Es wird berichtet. datz die
Eeinüsetransporte -arrf den Landstrahen angehalten

und die vollbeladenen Wagen umgestürzt worden
seien. Davunter batte besonders das grobe Berliner
Kranksnhaus, die Lharite, zu leidon. Wie auf dem
Bahnhof Lichtenberg. so sind auch auf dem Ba^n
hof Pankow Viehtransporte durch den
St>'oik in einen Zustand geraten, datz die Tiere
kurz vovdem Eingehen waren. Niemanü»
war aus dem Bahnhof, dev die Tiere versorgen
tonnte. Die Streikenden haben sie einfach rhronl
Schicksal überlasien. Truppen dev Gardekaoallerie-
Schützendivision haben hier eingegriffen.

Dämit <in heiterer Zug in dem trübcn Bild nicht
fehic, sei f-olgendes kurze Schreibcn wi-odergegeben,
das der Leitung der kaufmännifchcn Schule der
Korporation der Kaufmannschaft von Devlin zugc-
gangen ist: ,^-aut der MasscnveVsammlung vom
27. Funi tr<ten biermit alle P fl ich t-Fo rtb i l-
dungs- und Fachschülc-r in den Streik (Schul-
streik). Wir Fachschülcr (Korporation der Kau-f-
mannschaft) erklär-en nns mit unseren Genosien so-
lidarisch. Der Streik soll mit dem 30. 6. 19 begin-
nc» und soll, wenn unsere Fovderungen nicht bowil-
^igt werden, nach den Ferien fortgesctzt werd^n."

Das hervorrcrgende Deutsch des Einleitungssatzes
zcigt. datz di-e Herren- Fortbildungsschüler statt zu
streiken, lieber lernen sollten.

Uober Lie Lage am gestrigcn Miittwoch liegt fol-
gender Bericht vor:

Brrftn, 3. Zuli. Der gostrigs Streiktag ist. so-
weit bisher bevichtet wurd^. in dor ganzen Stadt
ruhig verlaufen. Das Personal der Strahen-
bahnen unid Hochbahnen hieltcn vevschicdene Ver-
sammlungen ab, es kam jedoch L'isher zu keinen
Annähorungen zwischen den Divcktoren und den
Ausständigen. Alle Bemllhungen der Bohörd:n
gehen darauif hinaus. die drohenide Stockvmg der
LLbensmittelzufulir zu vevhind^rn. Ein endgülti-
ges Ergebnis übev die Abstimmung dcr Eisenbah-
ner steht noch n-icht fest. E'cne kleine Besse-
rung trat insofern ein, als eine kleine Anzahl von
Arhsiteru in die M'rkstatt zurückkehrte. Es bsstM
dic- Aussicht, -datz dev Betrieb nror-gen in grötzerem
Umfango wiüder aufgenommen m'rdon kann.

Nach dom 8 Ilhr-AIbenÄblatt hat der Vorstand d:r
Ortsgruppo des deutschen Eisenbahner.
vorba'ndes eine Eiklärung erlasien. worin es
hLj.tzt, datz der Eisenbahnerstreik in diesem
Aug-enblick eine schwere Schädigung der All-
gemeinheit nrit sich bringe und datz er sich deshalb
entschlossen habe, die eigonen Jnter-essen
binter denen dor Allgemeinbeit zurücktr-oten su
lasien. Er «mvfehle den Mitglicdern. von morgen
ab die Arb-oit wieder in voll"'nr Mabe aufzu«
nehmen. Die Abstinttnung in einer Reihe von
Vetrieben ergab eine st ar keMehrh ei t für den
Abbruch des Streiks.

Eisenbahnerstreik in Frankfurt

Frankfurt, 3. Juli. Eine von übex 1006V
Eisenbahnarbeitern in der sttzdt. Festhalle besuchle
Bersammlung befchlotz geftern nachmittag, von beutc
früb 6 Uhr ab in den Streikzutreten. Es
soll vorläusig pasiive Nesistenz geiibt wcrdcn. Um
12 Uür nachts wurde der Vabnverkebr von Frank-
furt aus abgestellt. Seit K Uhr früb ruht d :
ganze Eiscnbabnverkebr mit Ausnohme der Dah-
nen, die durch das besetzte Gehiet geh:n.

äus der hervorgeht, datz dieser auf der vollstän-
digen Ratifizierung des Friedensver-
trages und des V ö l k erbun-des be-
steh en wird. Er soi bereit. einen nationalen
Kampf zu führen uud den Senat zur Annalhme
zu bsw-egen. Die öffontliche M«inuivg sei jedoch
der Ansicht. datz dre -Mehvheit de§ Senats «ni-
schlosien soi. VorLohalte Zu machen.

Der Nat der Fiinf

Wie der B. Z. über Nottevdam aus Parig se-
meldet wird. soll die Woiterführun« der Frie-
denskonferenz nicht, wis vorher berichtet. dem Rat
der Zehn übertragen werdsn. sondern einem Rat
der Fünf. der a>us Cleinenceau. Lanstng,
Balfour. Tittoni. Makino bestehen wird.
Der Rat der fünf Autzenminister hat be-schlosion.
etn Avbeitsvrogramin aufzustellen und datz künf-

tighin über die Sitzungen Protokolle aufae-
nomimen werden sollen. Im Gegensatz hierzu hat
der Rat der Bier keine- offiziellon Spuron von
sobnen Beratungen hinterlassen.

Der österreichische Friedensvertrag

Die ergänzenden Bestinttnunaen des österrei-
chischen Friedensoertrages sollen aogen Ende der
Woche überraicht wevden. Dadurch wird die U n-
terzeichnung wahrscheinlich bis Ende Au-
gust verzögert werden. Äiur dis militärischen
Bestimmungen müsien noch festassetzt werden.

* NUcktritt Lausings? Das Pretzbiiro Radio
meldet <rus Ainerika, datz dc>r Chof der ainerika-
nischen Friüdensabordnung, Lanstng» Mitte Juli
wahrscheinlich durch Poly erseht werden wird.

Staatsbankrott und Dolks.
wirtschaft

Von E. tho Rahde
II.

Ein.Mittel hat allerdings die Regierung noch
in dec Hand, aber ein sehr zweischneidiges: E i n-
ziehung des grötzten Teils der Privatver-
niögen zur Abdeckung der Staatsverpflichtungen. -
Was die reinen Kapitalisten betrifft, so hat für
den oberflächlichen Beurteiler. der den befruchten-
den Einflutz des Privatvermögens auf so zahl-
reiche, von ihm lebende Wirtjchaftszweige autzer
Betracht lätzt, die Ausschaltung diefer Kapitalisten-
klasie keine grundlegende. volkswirtschaftliche Be-
deutung:'latzt sie betteln gehn. wenn sie hungrig
sind! Anders liegt es aber mit dem in Erwerbs-
betrieben angelegten Kapital. Durch die wirt-
schaftliche Umwertung unserer Tage. namentlrch
durch d:e sich überstürzenden Lohnforderungen. sind
die produttiven Betriebe Lereits heute nicht nur
der friiher angesammelten Reserven verlustig ge-
gangen, sondern arbeiten. von omzelnen Fabrika-
ttonszweigen der Feinmechanik und Chemie abge-
sehen, mit ungeheuren. auf die Dauer unertrag-
lichen Unterschüsien. Hrer mit Vermogenkonfiska-
tionen einsetzen, hietze die Unternehmer. seren es
Einzelpersonen oder Eesellschaften. zur Preisgabe
der von ihnen geschaffenen Werte Zwmgen
also deren zwangläufige Sozialisre-
rung. Aehnlich steht es mit dem Wlchen,
Werte schaffenden Handel, wahrend dem Schieber-
tum von allen Seiten mit Recht der Urttergang ge-
wünscht wird. Die deutsche Landwrrtschaft stsht
äutzerlich günstiqer da. wöbei aber zu berucksichtlgen
ist, datz seit 5 Zahren am Boden arger Naubbau
getrieben und die Aufwendung, erhebllchster Be-
träge zur Abstellung dieser Unwrrtschaft. und zur
weiteren Bodenverbesserung notwendig lst. Auch
kann einsoitig die Landwirtschaft nrcht vorbelastet
werden. ist sie doch das Ruckgrat uuserer sich lanq-
sam entindustrialisierenden Volkswlrtschaft. . llnd

datz gemde die Sozialcherung der Landwirtschaft

sme Unmöglichkeit ist. Leweist lhre besondere Au^
nahmestellung in den Sowjetstaaten Rutzland und

^Wa° aber ist di° F°l»- -ia-r M-naslausitz-n
S-zi-lisi-rung uns-r-r ?7b-nd°n B-tr,-b- , En>°
mit Un°bw-ndb°rl-,t emtr-tend- Znbllh-Wlrtlch°>t
des Staates oder sonstlgen oftentlich rechtllchen
Unternehmers. Wenn schon der MonopolbAr eb
der prech;ischen Bahnen einen ^ehlbetrag von fast

5 Milliarden erwarten lätzt. so steigert sich der
Unterschutz bei Bertiben. die vom freien Weltwstb
bewerb mehr oder weniger abhanglg sind, in das
Ulmemesiene Wir sehen schon heute Lei den auf
Nutzfabrikation umgestellten staatlichen
trieben ein schreiendes Mihvcrhältnis zwlschen Pro-
duktions- und Veräutzerungswert. und wlr ware"
vor nicht langer Zeit Zeugen. datzSowMutz-
land die von ihm ubernommenen Jndustrleve-
triebe wieder der kapitalistischen Wlrtschaftssorm
zufiihren mutzten, weil die Fehlertragnlsie mcht
länger zu ertragen waren. Verkauft sind dwse Be-
triebe und Konzessionen in der grotzen Mehrzahl
für ein Ei und Butterbrot an nmerlkanlsche und
englische Kapitalisten. Auch be: mis ist die,e Ent-
wicklung klar vorauszusehen: auch bei uns wlrd
in diesem Falle die deutsche Industrle dem ew gen
Lohnsklaventum für angelsächsischen Kapitalismu^
verfallen: auch Deutschland steht vor der Schlck-
salsfrage. ob sich an ihm die Leibsn Ind^ens und
Aegnptens zum zweiten Male .erfullen sollen
Wir müssen aber ferner beruckllchtlgeu. datz im
Falle der zwangsläufigen Soziälisi-rrung d:>^ doch
rein auf dem Kapitalismus beruhenden Staatsein-
kl'lnfte sSteuern. Zölle. Abgaben) hlnfattlg wsr-
den. datz sich die neue Wirtschaftsform. unfahig.
andere Einnahmequellen genügender ^ i--r-

giebigkeit zu erschlietzen. den Ast. auf dem sitzt.
selbst absägt. datz mithin der Staatsbankerott na..>
dem Privatbankerott doch eine unverme dbare

^ So schen wir in der Eegenwart die für unsere
Zukunft entscheidende Frage aufgerollt, ob der la-
tente Staatsbankerott osfen in Erscheinung tre en
oder die Privatwirtschaft in Bankcrott v-rfallen
soll. Die Antwort kann mcht zweifelhaft sein: sie
lautet auf S t a a ts b a n k e r o t t. Schon aus dem
weiteren Grunde. datz der für Auffüllung unserer
erschöpften Rohstoffc unentbehrliche Auslands,
kredit unserem Staat in seiner jetz'gen ^orm un-
bedingt vcrweigert wird während er dem ruhrigen
deutschen Privatunternehmer gern zur V.'nuqu"g
gestellt wird. Allerdings nur unter der Vorrus-
d°s, d-° T-rd-it -i.n-r -illz-'st°°E,--'
Sozial.sierung inmitten ciner kapftallst.schen Welt-
wirtschaft alsbald aufhört. wie be spielswe'sc eme
bedeutende Kreditzulage an snchsische Text'lmdu-
strielle in dem Augenblick vom Ausland zuruckge-
zogen wurde. als dort die d lcttnnt schm. Soziall-
sierungsvorschläge cines Dr. Neurath bekannt wur-

^So wird dem unbefangenen Beurteiler der
Staatsbankerott zwar eine herbe Prüfung. aber
 
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