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der sonst unausbleibliche Privatbankerott ein unrt-
schaftliches Todesurteil. Derjenige, der immer wie-
der seit dcn Novembertagen die drei Fundamente
unserer Wiederaufrichtuna. Ordnunü. Fleis; und
Sparsamkeit . nepredittt und diese Leitsätze
nicht, wie die jetstae Negierung als willfährige
Testamentsvollstreckcrei der kürzlich entschwunde-
ncn. nur auf den Lippen geführt hat, dcr wäscht sich
seine Hände in Unschuld und kennzeichnet mit
Nccht all die Leiden. all die Empörung. dio ein
Staatsbankerott im Eefolge hat, als Errungen-
schaft der Revolution. verantwortet durch die So-
zialdemokratie und ihre biirgerliche Eefolgschaft.
Das Portenionnaie ist das beste Barometer der
Volksqunst; daher das zaqhafte und unwabre Aus--
we chen der derzeitigen Rcglerung, daher d!e Ee-
wischeit ihres Sturzes in dem Augenblick, da ihre
wirtschaftliche Katastrophalpolitik dem einzelnen
Wähler fühlbar wird.

ALer Schadenfreude ist nicht das Wesen einer
noch so folgerichtigen Opposttion; auch sie ist ver-
pflichtct. die Schäden des gegenwärtigen Systems
inöglichst zu lindcrn. llnd da sei ganz kurz eine-
Möglichkeit gcstreift. den Staatsbankerott minde-
stens abzuschwächen. Man mache der jetzigen Zet-
telwirtschaft rücksichtslos und bald ein Ende, er-
richtc eine neue Währung auf der Grundlage un-
screr Arbeit und ihrer sich in Auslandswechseln
krystallisierenden Erfolge. Diese neue der alten
Währung entsprechende Wertbemessung unseres
Celoes setze man in ein Lestimmtes Verhältnis zu-
unscrem Assignatenwcsen (etwa 1:4). wodurch man
einmal von den 200 Milliarden Mark Jnlands-
vcrpflichtungen des Reiches 150 Milliarden mit
einem Federstrich Leseitigt don Staatsrenten- und
Notenbesitzern nicht sonderlich wehe tut. weil die
Kaufkraft unserer Papiermark ja schon längst un-
tek ein Viertel gesungen ist. und wodurch letzten
Endes ein im Jntereffe unserer wirtschaftlichen
Lerstungsfähigkeit unentbehrliches Abbauen unse-
rer umstürzenden Lohnbewegung allein ermöglicht
wird. Einzelheiten führen im Rahmcn dieser Aus-
führungen zu weit: der Schwierigkeiten in der Ab-
wägung der Wertminderung gegenüber sonst'gen
Vermögensstücken. in.der Abgrenzung alter und
neuer Verpflichtungen sei nur andeutungsweise ge-
dacht. Aber wo ein Wil-le ist. ist auch ein Weg!

Zur Frage der Auslieferungen

Schweizer Vlätter lassen sich cms Paris Lestä-
asen. datz rm dex Dntente Nur nock gering?
llelsung herr>.cht, auf die Auslicferu.ng Kaiser
Vilhelm^ zu bestehen. Dagesen se-i die Ausliefe-
M anderen der -angeblichen Verletiuna des
volkerrechts beschuldigten Personen noch mcht auf-

Kaiser und Kronprinz

Ämerongen. 2. Iuli. Der Kaifer trifft Vorbe-
«rtungen zu.soiner Abreise. Er chat in Arn-
y e imr ein Hans gekauft. Es sind strenge Polizei-
maknahmen zu seiner Ueberwachung getroffen.
Der Zutritt rrnb die Annäherung zmn Schck>sse ist
den Spazvergangern streng untersagt.

Brüsiel. 2. Fuli. (Hanas). Das Dlott .'Üe
Sorr oeröffentlicht folgsnde Meldung. die wir
nnter a-llem Vorbechalt wi<cherseben:
Ein« dresmal stchere Nachricht auf Erund sme§ in
Amsterdam eingetroffenen T-elegramms meldct.
nns. dasider Krom prinz a,m Sonntag aus Wie-
rrngcm mittels oines Schiffes oder Automobils
en-twichen ifh Dagegen teilte laut Amster-
dcvmer »Telegvaaf" der frübere deutsche Kron-
prinz Äem Bürgermeister von Wieringsn mit dast
er das Pastorenhirus. das er fetzt bewoihnt. für
wsrtere drei ML>n ate zu mietoir beaLstchtige.

Hindenvnrg

Am Samstag nachmittag empfing Eeneral-
feLmarschall von Hin 'oenburg «ine Abmdnung
Götti'nger Studenten. die dem Feldmarschall er-
klärten. es niemals zuge-ben zu wollen. dast Hand
an dio Person Htnvenburgs selegt würde. Der
Feldmarschall erwiderte u. a.:

.Ll-enn die Feinde mich, olten Mann, der ja
auch weiter nichts nls seine Pfttcht imd Schuldis,
-kit seinem Kaifer und König und loiinom Vater-
lande aessnübrr getan hat. <m die Wand st e l-
len wallen, so sollen sie mich haben.
Sie roerden damit nur eine Schande mehr
<wf stch küden".

Erzberger lachtl

Di« „Rheinisch-Westfälffcho Zeitung" Wkt fich
von «inem Augenseuven aus Mevmar ßchrerben,
„nur, damit os nicht vergessen wird":

,-Am Montag, kurs nach der hcdingungsloffon Wn-
nahme des Frrodensvertrages durch dto National-
versammlung, alfo crm schwärzeistvn, Tags, den
Deutschland nach dem Jahre 1648 ailso fast in dvei.
bundert Jahren göhäbt hat, kam ich in das Hotel
Erbv-vim zu Weimar. Auf der Terrasie fatz der
Mann, der für drcisen schwärsesten Tag im Jnlcrmoe
am erfolgreichsten geavbeitet hat: Herr Staatssekre-
täv Erzberger. Er trank mit «inigen Freun-
den cine Flafchc Ehamvagner nnd war in ausge«
lasiener Stimmung. <kr lächelte nicht. er lachre
nicht, fvndern er feirte und schrle vor Lachen.
Älugonfchcinlbch «rsählte er oder ein anderer die
lustigsten Anekdoten, und e§ heröfchte die vergnüg-

teste Stmmnung, die man sich denken kann-we-

Mge Mimlten nach dem Todesurteil Liber das
Doutfche Reich."

Deutschlands Verpflichtnnqen

Uober die verschiedenen von Deuifchlcmd einzu-
haltenden V e rf a l l fr i st en. die ün Vertrag
für dbe nächsten Monate nach IFnkraftlreton des
Bertrascs vorgesehm sind. bringen di'e französi-
fchen MLtter folgende Zusamnnenstellung:

In 10 Taseir must Nordschleswig ge-
rämnt sein. in 15 Tagen Ostpreutzen. rn L big
7 Wochen nmtz die Volksabsttmmung in
Schleswig sjattfinden. nach Abla/nf errres Mo-
nats werden div Verbündeten die Mte der aus-
z>u li efernden Persönl ichkeiten DeAtsch-
land zustellen und brkannt geben. olb ste das von
Deutschlaird vorgeschlagene Systvm über die Schi-
denersatzleistung cmnehnen wollen. Im Lcnüfe
von zwei Monaten müfsen die DefestiMMgen im
mcht bcksetzten und iin nouiralen Eebi-et ge-
schleift werden. Am Ende des dritten Mcmats
nrutz das deutsche Heer mif 200000 Mann
rcduziert sein. Zm vierten Monat must Deutsch-
land unter anderem eine bestimmte Smmne Mr
Begleichung fsiner Schrlden bezachlen. oder eine
der verwiüsteten Eegenden wioder herstellen. Ijm
fechisten Mo>nat fchliefzlich erfolgt die Volksvbsttm-
mung in Mal-medy sowio dre NiederleMing
weiterer Defostigungen. Ele-ichwitig orlilscht Vie
Derpflichtung Deutichlands i-n Dw>ug Mf die Ge-
wälhruug der Meistbegünftigiing im Zolltarif ge^
genüber den verbündeten Lättdern. und es wiro
in Danzig die vorgefehene VerwaltungsLml-
misiion ein-gefetzt werden.

Es wnrden in Paris Mei nous Komnvisiionen
erniannt. eine politische und eine wirt-
schaftlich - territoriale. die bsamftragt
wurden. die Durchführung der'DeMmmumgeil des
Friedensvertrages zu überwachsn. Si>r follen in
neue direkto Verhandlungen uvit den
Deutsckven tvoton. vo.n denen stck noch 34 Dele-
gierte in Versailles befinden. Es werden uoch
neurl deullchs Delegierte in Derfailles evwartet.
dve mit diesen Kommisiionei: verhandeln folle-n.

Oftpreuhcns Schicksal

Der ibisherige Reichzronnmisiar Ves Oftens
Winnio. hat heute die Eeschäfte Ves Oberpräst-
denten übernommen. An oiner KvTvdgobung an
die Bevöikerung fagt er:

Das Zvel ift. Ostpreustrm vor wvrtschaft-
lichem Zerfall zu Sewahren und das
Barvusttsein Ver Zugohörigkeit zum Reiche trotz
der räumlichen T-snnung bis zur einstigen
Wi ederv erel n i gun g lebendig zu balten.

Eleichzeitig verabschiedet stck Oberprästdent v
Bat o cki 'in evner Erkmr-ittg. itt der er allen De-
hördsn. Beamteil und Mitarbeitetn und -allcil
Ständen für ihr Dertrauen und vhve llnterftützung
dankt.

Proteft gegest die Verhctstnngeir in Kehl

Me Vie P. P. N. vom zustölrdiger Stella er-
ft»hrc-n, hat die deutsche Waffe-nskiMattdskENns-
svon sogen die in dsr Presse beroits mitgeleiite
Verhaftuug des Staatsanwalts. des Aintsrichters
und des Oberamtsrichters in Kohl. die von Ler
französtifchen Dehörde vorgenomm-sn lvuÄde, woil
der Staatsanwalt gegen den Haiuptf-ührer der Be-
wegung. Hoinpa. den Haftbefckhl erlassen hat.

nachdrücklich Einspruch «rhoibÄN. Es rourde
' ' jZreil

die sofortige

assung der Docrmten

gefordert. weil durch chre Verhastulvg dve Weiter-
Justizbehörde völlig untevbun-

arbeit der Kehler
dan und cruch die Tätigkeit

der VerwaltungSbe-

hörden in Frage gesteüt sei. da der Staatsalvwalt
gleichzeitig Amtmann ist.

Das Schicksal von Togo und Kamerun

Der Mererrat hatte Fvaukreich uind Eugland
aufgofördert. fich über die Frage von Toso
und Kamerun zu einvgen. Derlaufe der
Besprechungen wurde cvm Scrmstag zwischen Hen-
ry Sümon und Lord Milluer eine Ueberein-
kunft erzvelt. Der Vertrag fpricht Frcrnkreich
vrerFünftel des Territoriums von K>ame-
run zu, Duaka unh das ganze Schienonnetz inde-
grrffen. In Toga eLhält Fvankreich Lomo und
die zwei Eisenbahnlinien von Mirahöhe so-
wie diejenise von Atekpam. Für diese Erwei-
terumia des Küstengebietes tvitt Frankrevch im
Norden ein bedute-ndes Eebiet <vb. das der briti-
schen Goldküste eiuverleibt wird. Für Fvanlkreich
bivgt stc den grosten Vocteil. dast Dahome e-vn be-
deutender Ausgang zum Aieere gestchert wird.

Das neue Polen

Zwischen de-i vereinigten vier Siaaten Gr-ü'-rl-
taninivn, Frankreich, Italien und Javan einerise'ts
und Polen andererfeits wurde als Bestätigung dek'
Aneixkennung Polens als unabhänsvgen Staat un-
1er Zutevlung von Eöbieten des ebomaligöniDe-ui-
schen- R'iches ein- Mrtrag unterseichnet, dor Polen
dieso Göbiete rulsvricht.

Der evste Ab chnitt diescs Vertrages vervfl'chlet
Polen, allen Bewohn<rn Pelens Schutz für Le-
ben und Freiheit zu geWähreu,. Allle B«woh-
ner Polens wcrden Vas Recht baben, jcdes relrg'öse
Dekenntnid auszuüben, das mit der öfsentlichen
Ordnung und mit don guten Sitten nicht im Mder-
spruch st'Ht. Polen ei'kennt wls volnifche' Staats-
Lürger dia bisherrge-n deutschen und österr.-ungar.
-Stavtsangkhörig'm des ietzigcn Polons an> untcr
den Vovbehalten, die stch aus d'n V-sst'nrmungeT:
des Fricdensvertrages m'rt' Druk'chkand uTlvOcster-
reich über die Staatsangehörigkeit der'r ergkden,
die nach einem bc'stimmten Tag in dm in Frage
kommeniden Eedieten ihrm Mdbnsitz genaminen ha-
<ben. Dieso Bcstimmnngm wcrdcn i'tttrr die Ea-
rantie dos Völkerrechts g'stcllt. Der stä l rgö
Schiedsgerichtshof wivd über Differnzcn ent
scheiden.

Der swffte AMnitk bezi--ht stch auf die ooli -
tischa Dertietung- und Äia Zolltauifo.
Polen wird vcn Alliicrtcn Trelnsttffk°W;it und
Meisthegänstigung gewährcn. Es wird ener gc-
wisien Ansabl intcrnati-onalen Koivosnlioncn b tr.
di^ Telegravbcn. Ei cnbahncn, das Sanitätsw'sen
Nfw. beiw'ten. P'oleu wird den d'm Völke.ibunde
angchörenüien Staaten die glc-ich'n Rcchte und Pri-
vilegion sowrthren. Pol n übm'nriNittt schlretzl ch
Vic Vorantwortung für d-ie rnsipsche öfseatl'ch
Schuld und stir alle finanziellen Verpflichtungcn
. des rusiischrn Siaates.

§ Eeneral Eröner und Ver Grenzschutz int Ostcn.
Die..Deutfche Tageszeitung" weist darauf hin. dasi
eine Reihe von Offiziere-n. unter diefen
Eeneräle nnd andore höhere Ofsiziere stch gewei-
gert haben, unter dcm neuen Oberbefehlshaber
im Osten, dem Eenerckl Gvöner, ihre,j Di-Snst
weiter zu versehen. Schuld an dieser Hal-
tung der Off zierr ist die Haltung des Eenerals
Eröner in Weimar. dsr für die UnterzeichnmlI
des Friedensvcrtrages einaetreten war. Der
Neichsweyrminister Noske yofft. datz Vie Osfi-
ziere nachgeben werdett. wenn man an ihre Pfl'.ch-
tsn gegen Nas Väterland appeklieren wlrv

* Ergebnis der Lttdcnvorssfpsnve. Wie Berlrner
Dlälter moldeni brachte dio Lnde".doffovcnv^ bis
zum Mai 155 Millionen oin. Die Betragr
werven von Ver Kriegsfürfdrgcsttzlls zur ergänzen-
den Fürsorgs fiir Kriegsbefchävigte verwrnvet.

Nationalversammlung

Weimar. 2. Juli.

Mehrere Jnterpellationen werden zurückgestellt.

Das Haus trat dann in die

zweite Lesung des Verfasiungsentwurss

ein auf Erund des Berichts des Verfasfungs-
ausfchusses, der den Entwurf ln melen Punk-
ten abaeändert und durch neue Bestlmmungen er-
oänzt liat. Der Stoff besteht aus zwel Haupttei-
len Der erste behandelt den. Aufbau und die Auf-
gaben des Reiches. Der zwelte dle Grundrechte u.
Erundpftichten der Deutschen. .. . . .

Präsident Fehrenbach tellt nnt. dah der
Aeltestenausschutz vorschlägt. den Berlchtefftattern
25 Minuten und den Partelrednern 15 Mlnuten
Redezeit zu gewähren. Das Haus beschllotzt dem-

^^Äbg Hautzmann (Demokrat) führt als Vor-
sitzender des Verfassungsausfchusies aus. dah das
vorl.egende ÄZerk unter fchweren Sorgen tteschai-
fen worden ist. Der Spielraum der Lebenstra,te
war unerhörterweise beschränkt. Umso wichtiger
ist jetzt die Zufammenfasiung zur Emhelt Das ge-
schieht durch die Verfafsung. Der Verfasiungsent--
wurf fei fehr gründlich beraten worden. ^licht we-
niger als 500 Abstimmungen felen notwendig ge-
wesen. Der Verfasiungsausfchuh tzabe auch
Reichsrat als Vertreter der Einzelstaaten bestatlgt.
Werde die Verfasiung angenommen, dann kann
sich kein Staat einer freieren. Versa„ung ruhmen.

^JmHersten Halbteil enthält der erste Abschnitt
die Bestimmungen über die Glieder des Reichs un-
ter der Ueberfchrift ..Reich und Länder . Hieruber

Kahl (Deutsche Volkspartei). Zm Aus-
schuh wurde die Frage gestcllt. ob der L r n h o i t
staat das letzte politische Ziel sein soll. Hier ka-
men folgende Einzelfragen in Betracht: Staats-
form und Staatsgewalt. Reichs- und Ländergeb-.et.
Reichs- und Landesgefetzgebung und endlich die
Schlichtung von Streitiglciten. Der Anfüluh
Deutsch-Oesterreichs lieh sich angesichts dsr tatsach-
lichen Lage n.cht verwirklichen. Das fchwierigste
und wichtigste-des neuen Verfasiungswerkes ist die
Schaffung eines gerechten Ausgleiches der
staatlichen Ansprüche zwischen Reich und Ländern.
Möge sie gelöst werden in dem S nne, dah neben
der Erhalrung eines staatlichen Eigenlebens der
Länder eine festgefügte Neichseinheit und eine
starke Neichsgewalt gefchaffen wird.

Abg. Cohn (U. S.) begründet den Antrag der
Unabhäng.gen. in der lleberfchrrft das Wort „Ber-
fassung des Deutschen Reiches" zu ersetzen du >
„Verfassun-g der Deutschen R^publik"-^
Der Redner tritt lebhaft sür den Einheitsstaat
ein und fordert, dah er mit allen Mitteln durch-
geführt wird.

Neichskommisiar Dr. Preuh: Der Eedanke. dah
das Deutfche Re'ch eine Republit ist. kommt in der
Verfassung durchaus zum Ausdruck. Der EinheitS,
staat ist zur Zeit in Deutschland niHt herzustellen.

Abg. Dr. Äblah (Dem.): Es wäre völlig ver-
fehlt. die Bezeichnung .Zeutsches Reich^' deshalb
befc tigen zu wollen. weil es das nach der Auffas-
sung des Herrn Dr. Cohn nicht. mehr geben soll.
Die Revolution hat nur die Derfassungsreform ge-
ändcrt. An del7 Struktur des Reiches als Bundes» -
staat hat sie jedensallo tatsachlick nichts veänderll

Äba. Quarck- (SozZ: Um MLHdeutungen unv
Mihbräuchen vorzubeugen. stnd wir geneigt. für.
dsn Antrag Cohn zu stimmen. Im Äusfchuh sind
wir mit aller Entschluhkraft für den Einhsitsstaat
eingetreten. Wie weit sind aber Möglichteiten för
seine Durchführung oorhanden? Die Wahrheit ist.
die Revolution hat womöqlich eine Verstär-
kung des P art i ku l ar i m us in Deutschland
gebrachü

Der Antrag wird abgelehnt. die lleberschrift
.Merfassung des Deutschsn Neiches" wird ange-
nommen. Ohne Aussprache wird auch die Einlei-
tunq angenommen. .

Artikel 1 bestimmt: das Reich ist eine Republik,
die Staatsgewalt aeht vom Volke aus.

Ncrchsminrster Dr. DaviV: Die Deutsthe Ne-
g erung hat eine bankerotto Firma übernekunen
müssett. Sie wird das deutsche Volk emporführen
und dabei soll die neus Verfasiung gute Dienste
leisten.

Abg. Koch (Dem.): Wie ich schon bei früherrn
Gelegenheiten erklärt habs. stnd wir keine grund-

Theater und Musik
Neues Opereltentheater

^Hoheit tanzt Walzer". Operette oon Ascher.

Das rührige Unternehmen hat sich nicht mit
Unrecht auch dieser beliebten Operette zugewendet.
deren Mufik zu der feineren unv besseren gehört.
die man auch ohne Ueberdruh anhoren kann. Trotz
groher Aenderungen im Personal war die Vorbe-
reitung eine recht sorgfältige unter Holzwart's
Leitung. Was dem kleinen Orchester an Klang-
möglichkeit und der kleinen Vühne an Dekorations-
entfaltung mangelt. wird durch die glänzenden Ko-
stüme so ziemlich wett gemacht.

Als Pepi hat der neue Tenor, Herr Voaler,
fich einen fehr günstigen Eingang verschafft. Er be-
sitzt wirklich eine schöne, schlanke Stimme. die er
musikalisch und mit flottem Wurf ausnützt. Die
rasche Uebernahme der Rolle mag daran schuld ge-
wesen sein, dah er die Eestalt etwas matt und un-
ausgeprägt brachte.

Für die Prinzessin hat Fräul. FeL-rsu ihr
möglichstes eingesctzt. Dah eine Anfängerin einer
fo anspruchsvollen Rolle noch nicht ganz gewach-
sen sein lann. liegt auf der Hand. Sie sang die
Partie wenigstens recht hübsch und auch in dem
noch befangenen Spiel waren gute Anfätze.

Recht bühnengewandt zeigte sich Frl. Birken-
feld als kleine Wirtsfrau. die auch eine nette
Stimme verwerten konnte. Herr Hutflieh als
lhr Eatte stieg um einen Zoll höher als vordem
M>f dem Kothurn, hat abor eben gar wenig in
Wallung zu bringendes Vühnenblut. Wie immer
fertlg und drastisch wirkte Herr Schreiber als
gew-.chtlger Plunderer. Das Publikum klatfchte irnd
lachte sich bei ausoerkauftem Haus in die besto
Stimmung. vr-, K.

Kunst und Wissenschaft

v Eine wichtiae physiologische Entdeckung. Pro-
fesior Zwaardemaker in Utrecht hat entdcckt. dah ein
ülberlcDettdes Froisä-Herz. das mit einer kcrliumfreien
Salzlösung durchgefpült wird und infolgedesictt
nach einer gewisien Zcit su schlagen aMört, ^viedcr

üst völlig normale' Tätigkeit versetzt werden kanu,
wenn os nrit emer kaliumfreien Salzlösung durch>
svült wird> die kleine Mdngcn andvrrr. radio-aik-
tiver Stoffe gelöst «nthält. Merkwüpdis ist, so br
richtet Prof. Doruttan in der „Um chau". die wei-
tere ueuo Beöbachtung des holländifch-n Eelehrtew
und seinev Mitarhsiter, dah das infolge kal.uin-
fre-ier Speisung zum Stillstand gekc,inmene Fvo ch
hers binn^n einer Reihe von Acinuten wicder zu
fchlagen anfüwgt, wenn es aus unmitteldarer Näif.e
tt.it einom Radium- oder Mcisothoriunr-Pl'ävarat
hestrahlt wird.

Neues aüs aller Welt

* Das Endc oon „Krehsjauche". Jn der Mark
gibt es eine Reihe soltsamcr und ost grotcsker Orts-
bezeichnumsen. Eine diescr Eemeinden bat iotzt
den Ecschnnrck an ihrem alton Namen verloren u-nd
sich umtaufen lassen, näml ch dio LanidgeiNeind'
Krchsjomche, die mit Genehmsgung des Nics enung--
pväsiden'ten su Frankfurt a. O. fortan den poctffck-dn
Ncnnon .Miesenau" sühren rmrd.

» Die ncue Zeit und dcr Logcn'chlicher. Ein Lo-
genschlrcher dcr Dresdner Hofoper stellt nrit Be-
trübnis fost, daH ihm in neunzehn Dienstjahren.
keins von den ihm an das Puhlikum verli-ehenen
OpLrugläser entwettdet wurde. In d n letzten
ncillnrohn Wochen cvber sind ihm neun diesar kosi-
baren Leihodjekte abhanden g'kommen.

" Das Scherenfernrohr auf dem Nennplatz. Bn
den letzten Pariser Rcnnen wurden Pe.iiskove aus-
geliehen, wie sie früher im Schützengrahen se-
braucht wurden, und dic Svortsfreunde konntew mit
dicsen Jnstrumenten, dio für einen ganr crnderen
Zweck gebaut warcn, den Lcruf der Pferde <mfs al-
leisewaueste verfolgen, auch wenn ihnen die Dor-
derleute die direkte Ausficht auf die Rennbahn veo-
Lverrten. ,^2'Oeuvre" meint, die Vvelen jetzj Über-

slüsiig geword-nen Schütz?ttgraLettfo.tt'.>ohr: wÄk-
don auch im Theater voksügl'.ch: Dicnst< le sten.
D':e Hüto der Danien, und w nn sie die.e eibieg-n,
ibrc Frisuren sind ja so turmhoch, datz es mrv nSg--
lich ist> mit deyartigen Hilssmittcln otwas vw Lcn
Vorgängen auf dcr Bübne zu ersvahen.

* Paravicfischs ZustänVe. D<rs von Vcn Ameri-
kanern bosetzte Ee-biet Ves Wcstern-alses cst von
amerikanischen Lchonsmitteln do. a'-tig ilber-
schwcmmt, dnh dre weitero Abnabnlo in den Ec-
meinden Mf Schlvierigkeiten stöht. D.e Eomeii»-
don müsien jetzt den Dchörden angc<en>. ivelche
Mimgen Sveck und Cornod-Voof noch bei ihncn a-s-
verkäufllch lagern, daniit Sie Warott wieder zu-
' rückgönommen- wörden können. Der Speck kann m

ganzon E'-Hiet markensrci g kauft werdcn. DaS
Pfuttd Kttffee wi d im Klcinhandel mit 4,75 M.
abgegehcn. »

2 Die Crhaltung der Namcn biiuerlicher Fami-
lrcn. Ittfolg.- Les Kriogss stchen vlele FamiNen,
nicineiitlich in bcruerlich n Kreiscn, vor dcr Ecfahr
des Ausstorbens-dsr Familiennamen. Das vreu-
hrsche MittLstorduim des Jnn^rn bat d'shalb ange.
ovdnet, dah F'wmilien. hei denen infolge L<Ä Krie
ges oin lAlussterboni dss Familiennamons h-vo:«
steht, hcwechtigt sind, Anträge zu stellen. den aus>
storiLenLen Namen dcn Schwicger.öhnen zu oc
leihen.

* Was dev OzeanflUg gckoftet hat. Mie jetzt mit-
gotellt wird, hat der Flug übec d:n Ozcau die D r-
einigten» Stcvaten etwas mehrals eineMil-
lion Dollars gekostet. Hieritti sind die Kvst n
ffi, Flugzsuge und Jnstrumettte, sowie die Vergü-
tungott für die Flieger ynd die Wrchschisfe einh'-
grissen. Die Flugseuge kosteten otiwa ein« Million
Mark und die Untersuchung-n und VorarhUten
ilahozu eine halbe Million, dazu kommen die Kosten
für den Patrourllendienst von etwa 20 Kriegs-
schiffen, ausländisch« Flugstützpunkte usw.

* Die gröhte Entdeckung des Fahrhnnverts. Der

amerlkani'sch» Multrmillionär Iohn D- RoLffeller
Vev ..Petroleumkönig", hatte einft einige neue Pe-
tro'.eumguellen erw'orbon. und sein Agont hatte
'chm in oinvr Flasche eine ProL« dss Oels Se-
schickt. Als Vie Flchche ankam. ivar Rockefeller
gerade vm Begriff. aiuszugehcn. und iibergah die
Fla.'chr einem Diener mit dem Auftrag. sie zur
Analyse Zu einein Eho'niker zu tragen. zuvleich
mit eittem Zettek. den Rockofellor in der Ei.e hin-
kritzc-lts. Der Diener hatte es auck eilig. Er ging'
erst, soiner Frau gut ni Tas sagen und nühm den
Brief und tZlafä)e mit, vergah aber. seinen Auf-
trag auszurickjken. Als er abeivds eine Flcischc-
ldh. ron der cr gkrubte. es foi die vergesiene Pro-
beffaiM, sch ug ilM das Eswissen. er nahm sie
und eilts Lami.t zuni Ehemiker. Rockefellcr war
nicht wenig erstauttt. als er am nnchsten Tage
von dcm Lhemiker folgendes Telegramim erliielt:
,.Sie ha,ben die gröhte Entdeckung des Fahrhun-
derts gemacht. Sie haben sine Nizinusölquells
entdeckt".

^ Deutsche Neichsfechtfchule. Am 22. Funi
tagte im Hannoverschen Provinzial-Ständehaus
die 38. Iai^res - Hauptverstimmltzng der Dcut'che»
Neichsfeck)t chule. Eingetragener Verein. Milde
Stiftiung, unter der Le'.tunw des zweiten Vor-
sitzenden. Landgerichtsrats Drehmann - Magde-
burg —. Die Deutische ReichLiechtschule. dcren
Sitz sich mit der DMchnung ..Oberfschtschule" in
Magdeburg befindet, untcrl-ält mit inilden- Da-
oen. die von ihren über ganz. Dsutfchland ver-
breitetcn Dsrbändrn gesmmittelt werden. in ihren
sechg Neichswaiffenhäusern zn Lohr. MrgLeburg
Schwabach. Salzwedel, Nicderbreisig und Broin-
berg ständig über 300 arme Waiirnkinder, unter
denen sich viele Kviegswaisen bcffii'.den. Aus dci»
Ecschifftsbericht sing hervor. dah hisher für vcn
Vau und die Einrichtuttg dsr 6 Reickzswaisenhau-
ser ruind 606 600 jlNark verausgaht und zur
dieruNg dcr Häuser diescin rund 1 526 800 Mark
übenoiosen stnd. Bisher hat die ObersccblsAUS
den 6 Ncichsmaisenhäusern hierzu rund 102!>oiv
Mark Zusckstisie gezrhlt. darunter tm letztett Ee-
schäftsjvhre 08 300 Mk. Da die freiwilligen
ben aber zufolge der wirffchaftlichsn SchwierM.
keiten der Spender geriuger. die Äussabcn
Wai^enhäuser durch die allseineine Teuerung ade.
gröher werden. so wurde auf der Hauptverfamm-


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