Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Heidelberger Ieitung crschcint an jcdem Wochentag mittags 12 Uhr. Amtltchcs Verklindl-
gungsblatt. Gratisbeilagcn sind die Heidelbcrger Familicnblätter. autzerdem amtltcher Wohnungs-
anzeiger. Die Hcidelbcrger geitung kann durch allc Postanstalten, Lurch die Agenturen auf dem
l.'ande. die Tragerinncn und bei dcr weschäftsstclle sclbst - Hauptstratze 23 - monatlich und
vierteljährlich bcstellt werden.

Hauptschriftleiter:KurtFischerin Heidelberg.

Drucki und Verlag: Heidelbcrger Verlagsanstalt und Druckerei, G. m. b. H.

Vezugs- und Anzeigenpreis. Die „Heidelberger geitung" kostet bei jeder Postanstalt
monatltch 1.66 M., viertcljährlich 4.93 M. ausschliestlich gustellgebühr, durch die Agenturen oder
die Trägerinnen frei Hau» monatlich 1.75 M. — Die achtgespaltene Petttzeile oder deren Raum
kostet 35 Pfg.; im Reklamctcil die viergespaltene Petitzeile 1L0, mit Plahvorschrist l^O M.
Bei Wiederholungen Nachlah nach Tarlf. LrMungsort ist Heidelberg. Linzelverkauf 10 Pfg.

Druck und Verlag: Heidelberger Derlagsanstalt und Druckerei <ö. m. b. H.

Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 19909. Fernsprechcr: Redaktion 182, Deschäftrstelle 82

(UnabhLngige Tageszeikung)

Verkündigungsblatl für Nordbadcn und die angrenzenden Teile von Bayern, Hessen nnd Würllemberg.

Nr. 158 Freitag, den 11. Iuli 1919 61. Iahrgang


Das Wichtigste vam Tage

Die U e b er w a ch u n gs k o m m i s s i o n dex
Enkmte zur Ausführung des Friidensvcrtrages
wird ihren Sitz in Verlin haben.

Die belgische Königin, eine gcborene
Prinzessin von Bayern, hat dem Erlönig oon
Bayern ein Asyl in Belgicn angeboten.

Vei heftigen Strahenkämpfen in Frume zwi-
schcn Ztalienern u.id Franzosc» wurüen
kü Franzosen getötet.

Aus Vadcn

Die in Kehl verhafteten badischen Bea m-
ten sind zu hohen Eefängnisstrafen verurteilt
worden.

Der badische Landesverband des Han-.
sa-Vundes hat gegen die neuen Stcu r ' "ä^e
schwerste Vedenken geäuhcrt.

Der Prozetz des Kaisers

Eine Forderung Belgiens

Ecnf. 10. Zuli. Don belgischer Seite wird ge-
ciuhert, sofern die Aburteilur.g des Dsutschen Kui-
i,ers in England nicht möglich isin wird. Bel-
vien direkt die A u s l ie f e ru n g des Kai-
fers von Hollnnd verlangen wird. ^

Prinz Heinrich von Prcuhen

hat an den König von E n g l a-n d folgendes
Tele.gramm gesandt:

»Im Namen der Eerechtigkeit bitte ich Cure
Majelstät von der Auslmfrung Sr. Majestät des
Kaisers Wilhelm Abstand uehmen zu wollsn. Zch.
>der ich nach Rücksprache mit Eurer Majestät " in
London am 26. Iulj 1914 nach Deutschland zurück-
kehrte und bis zuin Ausbruch der Mobilmachung
bei unserom Kaiser oerweilte. bin Zeuge. wie der
Kaiser und seine Ratseber bemüht waren, m it
aller nur erdenklichLn Mitteln einen
Krie,g als Unheil für dis Menschheit
abznwenden. Die aller Wahrheit zum Trotz
lahrelang -aussesprengten Verleumdungen
über dsn deutschen Kaisex zu widerlegen. bin jch
bersit. unld ich stelle inich Curer Majestät. zur
sreieu Verfügung. um Eurer Majestät behilflich
ftu fsin, die Wahrheit über' die Kriegsursachen und
deren Folsen an das Licht zu brlngen.

Der Kaiser als Vrite behandelt

Ein juristischer Mitarbeiter des Loudouer
Dailr, Telegraph- behauptet. datz d-ie britlsche Zu-
stiz emen guten Ruf für ihre Tätigkeit habe und
dan ds,n Kaiser autzorordsntliche Carantirn für
eine gerechte Bshandlung in Landon gsboten wer-
oen Der Kaiser könne sog-ir. falls er es wünscht.
verbangen. <ils britischer Untertan bohan-
dslt zu werden. Dieses Recht stehe ihm laut ci-
nem Go,etz von Königiu Anna (etwci 1720> zu. in
wolchem sämtlichs Nachkom.,nen dsr Kurfürstin So-
fia von Hcmnooer das Rccht haben. ahne weiteres
und ohne vooherige Naturalisation den Status ei-
nes goborenen Vriten für sich zu fordern. Dieses
Eeseh. 4^ und 5. Kapttel, 16. fagt ausdrücklich. daß
o.^les Recht auch immer goltend Llsibt. wenn
Watere Gosetze oder Erlasse das Gegsntril sagen
soNten. Als Urenkel der Kurfürstin habe der Kai-
fer demzusolas Anspruch daraiuf, als Brite behan-
delt zu werden. Als solch:r könne er natürlich
mrr vor einem britischen Richter stehcn.

Schwere Bestrafung bad. Beamter
in Kehl

Bckanntlich wurde am 25. Juni d. I. in Kehl
HilfsstaatsanWalt Amtmann Weber und Amts-
richter Frisch wegcn ihrcs rechtsmäßigen En.-
ichreitens gcgeu den vielgenannten Rechtsageirten
H o m v a in Legelshurst, der sich hochiyerräterifcher
Umtriebe schukdig gemacht hatte, von d>sn fvanzö-
sischen Bohörden vcrhastct. Jhre Behandlung im
Eefängnis liotz viel zu wünschen übrig. Beson
ders schlecht ging es dem 'Aintsrichter Fris ch;
er bekam völlig umzureichrnde Kost, durfte die Zelle
uicht verlassen.und auch keinerlei Vefuche vmpfan-
6en. Etwas Lesser wurde der Amtmann M-H"r b'-
handelt. Er durfte wenigstens jcden Tas im Hvfe
Ivazceren gohen.

Nun kommt aus Kchl die Nachricht, dah die bei-
»e» Beamten wegcn ihres pflichtmähigen Vorge-
Hochverräte Homva von dcn frau-
BahörL'-'n aögeurteilt wordrn stnd, ^nd
M erhiolt ^lmtuiann Weber sechs Monatc

Englische Psychologie

Aach -er Ratifikation

Ende des Krieges

Wre dre Berlrner Vörsenzeitung meldet.
kvird die Frage, welches Datum als Ende
dcs Kriegcs zu gcltcn hcbc, durch eine Ver -
fügung der Regierung gelöst werden.
Aald nach dcr NaLrfitation Mrd der Neichs-
prasident e'ne Vcrfügung Lber die
Beendigung dcs Kriegsznstandcs erlassen.
Dicse Vcrfügung muh erlassen werden» weil
manche Ccschäfte noch geraume Zeit nach Ve-
eirdigung des Kriügsznstandcs Geltnng haben.

Die Natifrkation durch England

Die Telcgrcrpbeil'.riion pcrbre tet eine Londonor
Mel.du>7g, won?ch Llo'id George vom Unter-
baus baa'.'.str-gt! wurd. d:n Friedensver
trag zu ra I i f i z i e r e n. ochne Ain dvm P a r-
lament vorgelegt zu habrn. Dnnach wü de
England d'e cst o c-lli' . rte Mricht s.in, die d n
Fri ^e.:sr.S7tl7.g r.itif'zie t. Bi dieser Mel
dnng ist ofjenba: gein'-int, d'ü die Ratrfiziorung
debattelos b-.'schlossei' w' v^e, rvähreni» die Dechotte
üiöer dsn D.'rtrag nachfi lg:n w'rd.

EnLsendung zweicr Kümmissionen nach Paris

Nach E.ntreff n d, s zr'stin meTiden Vcscheids der
Entente hat fich der U,.t. stiatsstk.etär Lewald
an der Svitze i ncr Kc-wrnistion nach Paris be-
geben, um übe- das Aäkonnn n bUr.ffend die B o
setzung dcr Nbeiulande zu verhandeln.
Elcichzejtig hat sich eine Komnüssion unter Füb-
r'.'.ng des Unt istaatss.'kv tärs Echrödsr vonr
Neichsfinai-Lministeri'.'.m nach Paris Lcgeben, um
über die F.age dcs Wiederausbaues 'des serstör-
t"'n be lgisch!-franzölsischcn! Gebiet^
;u vevhaudeln. D'.e Leiden Konrnristionen nrbeiten
vollkommen getiennt von einan't'er.

Anfheöung dcr Vlockade und ihre Wlrkung

Von unterrichteter Seite wird der Z." ge-
meldct, dah nach der vollzogenen Rätisikation des
Friedens durch die deutsche Nationalverstvmmlmig
und den N) ichsvrästdentcn d'.e Aüshsbüng der
Blockade und der vom QLersten Mlirtschaftsvat der
Alliierteir vorsügten HandelSbrschräükungen mit
Dcutjchlond am Samstag oder svätostens am
Sonntag srfvlgen werde. Die unmittelbare
Mirkung der Aufhebung der BlockaLe wird oin
starkes Zuströmen von Waren und Lebens-
mitteln nller Art nach Dvi'tschland sem. Prtvat-
firmen haben in den b tzteu Mouaten fa-st cnw
nahmslos mit Unterstützi'.ng der Reichsrsaierung
grcste Einkänfe in den neutralen Ländern besorgt,
hai'vtsächlich inOel und Tabak die nach erfolg-
tcr Aufhebnng der Blockads mögl'chst schnell nach
Deutschland hineingebracht werden sollen. Auch
Lebensmittel sind in sohx bdträchtlichen Men-
gen angckauft woriden und sollen nrit mögl'ichsn
Boschleunigüng den Austraggeöern geliefert werden.

Amtsrichter Frisch drei Monato Gefäng-
n i s. Aützerdsm wurde H'r.n Frisch wi'e Herrn
Weüber e'me Geldstrase von ie 2500 M. cruserlogt.
Als Eruird d r Verurtilung erfäbrt nran. dab die
beidrn badischsn Beamten volitiscbe Verhaftungen
vornshmen licsten, ohne den sranzösischen Bohörden
davon Keunlnis zu geben.

Hiersu waren sie aber nach den interüatiiomrlen
Bcstimmung n der Haager Konfferenz nicht ver-
vflichtet, .denn nach die^ n sind die Fransoffen an
die Beachtung der Landesgesetze gebunvcn.

Es ist s e l b stver st n ndl i ch, dah auch gegeni
dieses Urteil und stine grausame Hürte bei den
zuständigeu sransösischen Jnstamcn sosort Pro-
t e st oingelegt wurde.

Aus dem besetzten Gebiet

(.) Berlin. 10. Iuli. (Privattel.) Der BerUncr
Lc-kal-Anzsiger moldet aus Hundsanger. Hier
wurdo der Bürgermeist r Truikk von bctnmke-
nen, amerikanischen Soldaten angesallen
und dnrch einen Schlag auf,den Kovs getötet.

Wachcn. 11. Juli. Die bclgischen Besatz-
ungstruppen sind am 6. Juli vou don Fra n-

Wiedereröffnung des Badischen Bahnhofs
in Bafel

Der V-adische Bcvhnhof in Baffcl wird in der Zsit
vom 15. üis 20. Iüli wicder dem allgemeinen
Verkehr übergsben werden. Es verkehü'di in
ieder Richtung 7 Züge. Ein bosonderer Fahrplan
wird noch herausgcg bsn.

Die Aeberwachungskommission

Der oberste alliieRe Rat ernannte zum Ches der
Kommission, die die Aussührung dör militärisch'.n
Bsdingungcn durch D'utschland su iiberiwllchen hat,
ernen französischen Eenerul: zum Vdr-
sttzendsn dcr Kommiss'on für die Uebsrwachung der
Ausfführung der maritimen und Luftfcchrtbe-
dingungm wurde ein britischer Adryiral
und ein Brigrd.'gcneral bestimmt. Die-drei Kom-
missionen sollcn ihrsn SihinBerlin haÄen und
in anderen grotzen Zentrcn Untjcrkomnrissionen ein-
setzen. Jm ganzen sind sür die Ueberwachunig d r
Bestimmung'n etwa 200 all i.wte Osc'izs re ange
wiesen.

Die Zahlungen an die Alliierten

Der Loodon^r v.rrlamentaKische Mitarb'iter des
Manchcste: Guard'.an e.klärt. wip 1e. N. tionacze'c-
tung aus Vales b r'chtet wird dast die Zahlungen
an die alli ertcn Mechte 1919 35 Milliarde;', im
Iahre 1921 40 M'-llraeden rmd in den solgendi n I
Icchrcn je 45 Mil!iar8?n betragen s.llleu. Wabr- !
sckiernlich w'-rd zrr S'che st llun>g bex B t-.äge ein
Zwangskurs für die Zahlung an die Entente-
länder erlassen werden.

Noch stärkere Garantien für Frankreich?

Aus Par's wird gemcldet: Die Kommiff'on siir
Angelegenle t-n des Friedens in d» r f am>.öst'-'
Ka.mmer bat d.n Wnsch geäutzert, di: Verfaffung
deg Völkerb'.'.ides dahin abzuänd,"rn. das; Mrkere
Garaütien gegen unerwartete Angriffe des fränzö-
sischen Staatsgobietes zu bilden sind.

Die Negelung der Ostfragen

Die ds'utsche Nogierung vst über Versailles an
dio Entente hcrangetreten, den Poleiv den deut-
schen Wünsch zu übevmitteln. dio du ch den Frit'-
densoertra-g entstandenen Ostfragen zwi che.i
Preußen-Deutschland einerff its und Po -
len andererseits in gütlicher und korrekter
We'ise zu rogeln. Es sollen von V"!den Teilen
Kommiffionen ernannt werden, die -am dostcn ffo-
fort in Berlin zuffaunnentreten.

Wilson in Washington

Amsterdam, 10. Iivli. Das Ppcffffebüro Radio
meldot aus AZaffhington. dah der Senat gcfftern be-
schloffen hat, Wilsons Mitteilungen übcx
den Fr leden s v ert r ag und fo'mo begleitciide
Botschaft morgen rn öffentlicher Sitzung entgogen-
zunehmen.

sosen abgelöst worden. Den Befc'hl über das
Gabtet des Regierungsbezirks Aachj"n hat dcr Kom-
mandeur des 38. Arnroekows übernommen.

Aufstand in Knrdistan

Amsterdam. 9. Iuli. Das bvitische Kriegsamt
tckLlt mit. dast i,m AÜri in Suloimanle im südli-
chan Kurdtstan. 170 Moilen nördlia, von Bagdad.
oiin Aufstand unter Fiihrung des Scheichs Mah-
mud ausbvach; Lritische Tvuppen unterdrückten
den Auffstiand. der dio Unabhängigkeit
Kurdistans umter türkischer Souverä-
nität bs,zweckte. Ain 17. Iimt rückte die briti-
schs Kavallerie in Suleimanie oin u,nd befreite
dre britbschen Geffangenen. Der Scheich Wahniud,
der verwundet war. wurve gefaugen geno,m-
men. Dte Lwge im Südon Ku.vdista.ns N befrie-
digend.

* Mehranrcchnung der Kriegsjahre bei den
Nuhegehältern und Nentcn dc-x Neichsbe-
amten, Offiziere und Mannschaften ist in einem
neuen Eesetzentwurf vorgesehen

* Als Termin für die grohe Vcrmögensabgabe
wird der 31. Dezember 1919 angesetzt wordon. ÖNan
will auf diese Weise die rvährend des Krieges er-
littenen Vorinögcnsverlusto berücksichtigen und ne-
ben den Kriegsgewinnen auch die Nevolu-
ttonsgewinno erfassen.

Einer unfferer volitischenMitarbeiter
ffchreibt uns:

Jn weiten Kreifen dec deutichcn Bevölkerung hat
es Lerechtigtes Erstaune-i gegeben, datz Eng-
land den Kniffer nach wie vor als dsn,L>auvt-
schukdigen" betrachtet und danach behanvelt wiffen
will, ob-wokhl or doch verfaffungsgemätz durch seine
Regierung für die Handlungcn, dio er als cberster
Repräffenitant des deutsch"n Volkes eingekeitet ün>d
gutgeheitzen hat, g^deckt war. Unffere Feinde ha-
ben ffchon vor dem Kriege fest an dre „Autokratie"
des deutffchcm-Haiffers geglaubt. und sie l"gen heute
aus durchsichtigen Gründcn den Hauptton auf die
vevmeintlich aütokratische Stellung, die' Wilhelm ll.
ausgcÄbt hcvbon ffoll. Denn sonst hätten sie ia
keinerlei Argumente für ilhre wahnwitzige Forde-
ru-ng nach dev Ausliöferung des Kaiisers und sei-
ner „Murteilung". Dre Vorstellung, datz der Kai-
ser übcr Reichstag und Bundesrat gSstandsn uird
ein seBstherrliches Hevrscherdaiern geführt hab-e, ist
in England so allgemein verbreitet gewesrn, datz
es Deutffchen. die dicffer Legendenbrldung entge-
genzritreten suchten, ffchon, vor dem Krieg: ffchwer,
ia fast unmöglich gewoLdon war, ihren Standpunkt
zu wahren. Und-lnan muh, wenn man die Diirge
nicht vom deutch"ndtandpunkt cvus betrachtet, zu-
geben, datz dcr Ausländer, inSbeffondere der Enjg-
lönder. dmch eine Reihe von Unstiinmigkciten in
d r f.-überencheutschen Neichsverfaffung im Zusam-
^ ineirbang mit dem starken Hevvortreten Kaiffer Wil-
helms sich leicht verleiten laffesi konnte. in ge-
wiffen Handlung'n Wilhelms II. einen Ausflutz
eines unzeitgomäben autokratiffchen Reglmes zu er-
blicken. Solche Ideen roirken heute naturgemätz
untcr den Kriegserffcheinungen stark nach.

Wie ffshr ffolVst hochgebildcie Engländer in sol-
ch:n Vorstellungcn befangen waren, das zeigte mir
eipe Unterrodu-ng, die ich vor Iähren mit
Hall Caine, dem merstgelese-nsn Schrifftsteller
des heutigen Englands, d-effsen Werks in Millronen--
Auflagen erffcheinen, su einer Zeit gckhaibt hatte, rvo
es rn Gngland eine starke dc-ntffchfreundliche Benve-
gung gab. Ich möchte vorausffchicken. datz Hall
Eaine, ein intimer Freund von Bevnhard Shcürv
und von dem ehemaligen Minister Haldane, mit au>
der Sp'itze der deutffchfreundlichen Vewogung nrar-
schierte, und, wffe cr mtr damals verstchrrte, wegen
dieser seffner Neffgung von den Jingo-Blättern starck
angeffeindet rvurde. Auch roährsnd des Krffeges
hatte der Dichter gleich Bernhard Shaw wiedevholt
Gelegenhciit genammen, für die Dersöhnung mit
dem Deutschtum eine Lantze zu Lrechen. Man wird
daher auf unserer Seite kaum fagen können. datz
Hall Eaine Voreingenommenheit uns gegenüber
an den Tag legte. Seine damaligen Ausfführuu-
gen dürfften gorade hsute ein ganz beffonderes Jn«
tsresffo im deutffchen Volk erwecken. Er war im Win-
tsr 1910. als er mir (ich veröfffentlichte damals d'.s
Unterredung rn deutffchen Blätterü) ffolgende A utze-
ru.rgen machte, als das Gespräch sich der Person
dss deutschen Kaiffers zuwandt", dsr. w're ich bc-
merkte, zu wrederholten Malen ffehr glücklich in dcr
Anbahnung freundffchaftlicher Bezie-Hunig n zu Eng
land gcwesen ffei'

„Gewitz", sagte Hall Eaine. „man wi d es i»
England dem .Kaiffer nicht so bald verg-ss n, datz
er su oiner Zeit, wo sein Vol-k eine fsindffel'g-' Hal
tung gegen die Engländer einnahni, der V-e mitt-
ler des Fvkcdcns rvurde. Mlhelm H. rählt, wci'^
ich nicht irre, oiue niindestens eberffo grotz
von Bowunderern im Ausland wie innc'.halb d r
Grenzen des Vatcrlandes. Abcr aanz äbgeffr-h
von den vetsönlichcn Vcvdicnston — uus Englän*
dern evschei'Nt es rmmer kurios, datz das crlercki
t tste Volk Äer Welt (thc inost cnlighten.d
of the world) die ausübende Eewalt srrccu! ve po
wer) eincm einzigen Mann überträgt."

Zch erklärte Hall Cnin'. wclchc Schi.r r -i d'M
Kaiser durch den Nerchstag und dvn Bundrv i g>
zogen sind. Er lächelte: „Wenn der Kais^r dech
den Re'lchstag b liebig auflöst!... Das siid ru>
sische Zufftände!"

Ich erwiderte, datz es oin iin Ausland allgenw'n
verbreiteter Ivrtum rst, den Kaiff-r als d.n Iiiha-
üer aller Machlvollkoininenheiten ar;rffe!>o.!'.'' Häll
 
Annotationen