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D -

E


an, der Kanzler müffe dem Kaiser die Augcn
öffnen. Weder Kaiser noch Reich könnten einen
ernsten Nüctschlag vertragen, wenn Hinden-
burgs Eenie und Ansehen nicht voll in Wirk-
samkeit gesetzt werde.

Als ich nach Verlin zurückkam, lagen dort
geradezu verzweifelte Berichte aus
Wien vor. Auch Eraf Andraffy, der gerade
in Verlin anwesend war, erkannte an, datz
die Zeit der Eitelkeiten und Rivalitaten vor-
bei sei und nur der einheitliche Oberbefehl
Hindenburgs die Lage retten könne. Dazu ka-
men Nachrichten aus Rumänien, die dar-
auf schließen lietzen, datz Vratianu sich der En-
tente gegenüber zum Eingreifen unter gewis-
sen Bedingungen verpflichtet habe, und da
dcr König zu schwach sei, um Widerstand zu
leisten. Der Kanzler bestand telegraphisch aus
der schleunigen Uebertragung des Oberbefehls
über die gesamte Ostfront an Hindcnburg und
reiste am 23. Zuli selbst nach dem Eroßen
Hauptquarticr, um die Sache unter allen Um-
ständen in Ordnung zu bringen. Am 2. Au-
gust wurde dann auch amtlich publiziert: „Un-
ter Eeneralfeldmarschall v. Hindenburg wur-
den mehrere Heeresgruppen der Verbündeten
zu einheitlicher Verwendung nach Vereinba-
rung der beiden Obersten Heeresleitungen zu-
sammengefatzt." Hindenburg hatte, wie mir
der Kanzler nach seiner Rückkehr aus dem
Hauptquartier erzählte, mit dieser Lösung, die
ihm den Oberbefehl über die Ostfront von Kv"
land bis zu den Karpathen, einschlietzlich der
österreichisch-ungarischen Armee» gab, fich Le-
friedigt und weiteres als zur Zeit unerwünscht
erklärt.

Es kam jsdoch bald zu ernsten Reibungen
zwischen dem neuen Obersten Befehlshaber der
Ostarmee und dem Ehcf des Eeneralstabes des
Feldheeres, die sich auf die Frage „Falken -
hayn oder Hindenbur g?" zuspitzten. Der
Kanzler trat in Konsequenz seiner früheren
Stellungnahme mit grotzer Entschiedenheit fü-
die Ersetzung Falkenhayns durch Hindenburg
ein, während die militärische Umgebung des
Kaisers auch jetzt noch an Falkenhayn festhielt.
Allerdings gehärte der Kanzler nicht zu den
unbedingten Bewunderern des von dem Feld-
marschall untrennbaren Eenerals Ludendorff
Ludendorff sei geneigt, seinem TemperamenL
zu unterliegen und, in ernsten Situationen
ühereilt zu handeln: so auch jetzt wieder, wo
er, ohne den unpäßlichen Hindenburg zu fre-
gen, ein Abschiedsgesuch abgeschickt hatte, um
es dann wieder anzuhalten. Auch in der Be-
urteilung der militärischen Lage in seinem
Vefehlsbereich habe er, der Kanzler. an Lu-
dendorff mehrfach das Schwergewicht der in-
neren Ruhe und Sicherheit vermißt: er sei ihm
zu sehr „himmelhoch jauchzcnd, zu Tode bc-
trübt". Die Lage lietz jedoch auch nach seiner
Ansicht keine andere Wahl als die Ersetzun^
Falkenhayns durch Hindenburg—Ludendorff.

Die rumänische Kriegserklärung und die da-
durch geschaffene Erschwerung der militärischen
Lage veranlaßte den Kaiser, den Ceneralfeld-
marschall v. Hindenburg nach Pletz zu be-
rufen. Der Eeneral v. Falkenhayn erhob ge-
gen diese ohne sein Befragen erfolgte Berufung
Einspruch, worauf derKaiser ihm an-
hetmstellte, seine Entlassung ein-
zureichen. Als der Kanzler am Vormittag
des 29. August im Erotzen Hauptquartier ein-
traf, war die Ernennung Hinden-
burgs zum Ehef des Eeneralstabes des Feld--
heeres und Ludendorffs zum Ersten Ceneral-
quarttermeister Lereits vollzogen.

Jch reiste Mit dem Staatssekretär v. Jagow
am 30. August gleichfalls nach Pletz. Obwohl
Lulgariens Haltung gegenüber der neuen Si-
tuatton noch nicht geklärt war — Bulgarien
hat an Rumänien erst am 1. September den
Krieg erklart — fanden wir eine znversichtliche
Auffaffung der Lage. Die deutschen Divisio-
nen rollten bereits von der Westfront nach
Siebenbürgen, weitere Verstärkungen wurden
vorbereitet. Man werde zwar den Rumäne?
für ihre Operationen zunächst freie Hand las-
sen müffen, sie dann aber faffen und schlagcn.
Hindenburgs unerschütterliche Ruhe
und Ludendorffs rasch zugreifende Be-
stimmtheit gaben den Besprechungen
die Signatur. Wir alle verlietzen Pleß
mit einem Cefühl der Erleichterung
undBeruhigung.

Ein Ultimatum an Sowjet-Ungarn

2lus Bukarest Mrd ctner Meru'r Nachr'cht Lu-
solgg mitgeteilt: Eeneral Franchet d'Esve-
ran richtete cm den OberkommandierenLen d.r
Ischecho-flowakffchen Truppc-w General Pells oin'
Tclegramm, in dem dieser angewicsen rvirL». keine
worteren Verhandlungen mit Ler unga-
rischen Räteregierung zu Mren und kein.e ihrer
Noten mobr su Leantworten. Me ferncr verlau-
tet, Lat General Franchet d'Esperay seitens
kcr Friodenskonserenz die weitgehmdften Voll-
-machten zum Vorgehen gegcn Coavitt-Ungarn
euhalten. Geneval Franchet d'Esporay wird an die
Dudavester Negierung eine letzte Mahnung
richtgn Mt der AMorderung. fofort a - zu -

d'a nken und einer vom Volke froigewäblten Re-
sierung Platz zu mach?n, Diess Note wird kurz
besrMot setn. Sollte ihr nicht entsvrochen werden,
so wi-ud die militärische Aktion gegen Ungarn so-
fort aufgenommen werden

Dre Rätcregierung setzt inzwifcheir dia militä-
rischcn Vorbereitungen sort. Sämtliche Ewthebun-
gen von O-ffizieren sind rückgängig gemacht wor-
dcn. Das ungarische Avmeckommando gibt be-
kannt, datz das 15. rote Infamtcrioreginrent „voll-
komnren vcrgHssend des vroletarifchon Pflichtbe-
wutztseins die Rateregierung im Stich golassen hat
und zn der Szegcdiner Eegenregi-erung
überging." Das fragliche Regiment fft mit al-
len Wasfen und in voller Ausrüstun-g in Szegcd'm
ecngctroflen. wo es vorgestern untev rot-weib-grü-
nen Fahmen vor dem Kricgsmimster vorlbeideff-
licrte.


Deutsches Reich

Die Streikbewegung

Das Ende des Verliner Berkchrsstrcikes
Vcrlin, 11. Juli. In d"n heutel abend veranstal-
teten Mrsammlungen der Angcstellten der grotzen
Verliner Strabenibahn wurdc bcschloffen,
die Arbeit morgen wieder auszunehmen.
— Das 8-Uhr-Akbendblatt meldet. datz der Omn i-
bus-Betriebmn 15. Juli frül, miodor beginni.

Agitation für einen Landarbeiterstrcik

Es trifft' zu, datz in Bielefeld ein Landlar-
b'itevstreik ausgeb ochen ist. Es ist indes zu hoffcn,
datz oime Verständigung beveits bMorfft-oht. In>^
merchin hat diesox Strcik, rv!e die Politi'ch-varla-
mentarischen Nachricht n schroiben, sä on (inen gc--
wissen Einfluß auf die Mlchüufubr und dic Milch-.
versorgung Bielcffelds ausg-W1. Untcr ollan Un'-
ständen wird der Bi-cl seld-r Landardeitcrstreik di-r
Aiufmerksamkeit auff die Agitcrtion b'nkcu. vie tat
sächlich durch verbrecherische Elomente in Eang gc-
setzt worden ist und die bczwcckt, kurs vor der
Ernte einen Landarb'tte-.fftre k zu 'orga"iüeren.
Daß gegen enve derartigo, d-ie gcsamtc Bovölkecung
aufs schroerste bcdrohonde Untat die notwe n d i-
gen Vorkehrungen rechtzeitig gct offen
werden, darf die Oeffentlichkcit roohl e-rwcrrten.

Vclagcrunzsznstand in Pommern
Berlin, 15. Iuli. (PrivatLel.f Der Lo-
kalanzeiger meldet, daß im Zusammcnhang mit
dem drohenden Landarbeiterstreik
über große Teile Pommerns der Be-
lagerungszustand verhängt wor-
den ist.

Straußpolitik über den fürchtbaren Ernst der Welt-
lags getäuscht^ Nur um fpäter vevmitteln zin kön-
nen. wollte Berlin nicht wissen. was Wien be-
fchlöß! Iaigom sah tiefer. denn er emwfalu Oester-
reich fchon Mitte Iu.li. für alle Fälle das An-er-
bieten der Abtvrtung des Trentlnos M mach'n.
Rom wurde aber iiberlMipt nicht bonachrichligt,
lsdiglsch die Tatsache des Ultimatmns. nicht abcr
fein Irchalt wurde bekannt gegoben. Es mochte
sachlich «ereckstfcrtjgt sem. iiv der Fovin war es
zu scharf und mußte Serbien zmn Kriege bringcn.
Denwoch blieb Berlin tatenlos. Ein Präventiv-
krieg war weder vom Kiaiser nock> von der deutfchen
Politik überhaupt ins Auge gefaßt wovden. Ocster-
reich aber betrieb den Krieg. dcn es mit unseren
Wassen Llusfechtei'. mollte. Der ffabsburgrsä^e Ho-ch-
mut brachte es sosar über sich. die englisch-vussisch'e
AnreMNg auf Verlängevung des UltuMUimis ab-
zulehnen. obwohl cvuch Deutschland den Vors-Hlag
cmfs wärmste untcrstützte. Ita.iens Ablehr voin
Drorbund vollzog sich bereits in der letzten Iuli-
woche. Dom deutichcn Vo.lt aber. de„ Parla.nen-
tariern wuiLe nichts geffogt! Man fand den
Mut nichtl Vom 25. bis 28. Iuli bat die russi-
sche Friedenspartci durch Verhllndluugen Davi-
doffs mtt Helsferich u. a. eme Ei'.ttvannung hcr-
beizufiihren vecsucht. Vcrgeblich! Vom 23. Iul'
alb hat der Kaiser mit atte.l ih,n zu Eebot stehei,-
dcn Mitteln voftucht, den Krieg zu vermitteln.
Greys Vermittlungsvorfchag a,n 27.-Iuu war in
jencin Augenblick von seine'n Ctandpunkt aus
cchrlich aonreiiit, da cr Eirgland sür Serbicn nllein
nicht für drn Kvieg bcgcistern lcm-ite. Am 29.
Iuli lehnte aber der österieichische Votschafter den
dcutschen Vermittlungsoorich az zu virctten Ver-
haiidlamseil zwisch.'n Nußla.nd und Oesterroich> ab.
Wir wurden darauf sehr eucrgisch in W'en. Ruß-
lnnd bcgawn scino Tcilmvbilistrt'on. Am 30. Iuli
sicgt die vlisstjche Militärpartci. die allgomeine
Mvbillnwh'.ing! Das mar Kriegszustand mit uns,
wir aber crkiarlcn Rußland dc-i Krieg. aus rcin
formalistli^chir-l Eriinden!

Die Ansrag^ Englands. ob wir die belgi'chc
Neutvalität wahren u-ollton, war perfid. denn wie
wir auch antw.-rtcten, enti' ü>ltc.'i wir Frankreich
unseren Amgr'ffsvay. bagtcn w r ja. mußte
Frankreich unferen Angrifr aus dcr Vcgcfei'front,
fagten wir n<i.i. a :f der Nord'ro >t ermarten. Das
Lichnc^vsttssck^ Mßvecstä'Tnis ur ncch n'cht auf-
getlärt. und w'.rd auch wohl crst :väter A'istlärni'a
finde.i. Die nochrnaligc ÄnscaTc am d Aumst
war l-ed>iglich fär len Mann auf der Stc.ißs Le-
rechnet. um ibn l>echu bring.'>i. D-ird!o!N<.tflch kon-
seguent gechandelt iu fencn Tag'i ü'Uben nlle. nur
wir mckst. N'ch-t d n trifft d'e Schuld. T/e

RLgierungen seit Bisma-ck iind Ircwcge gev'c.ii-
dolt. Durch khre Schuld' ttei: wir den Krte^ dt-
plomatisch verloren. ch-r er militärisch bcgann.

Der Vartrog wurde mit gros-om Boifall auf-
g^.iVnr>ne7l. In ciner ^hr a-'gercüle,, Erörterung
wurde noch manch-- Freac aufgcworfc.n und zu klä-
rcn gesucht.

Dre Nationalversanrmlung

setzte in ihrer gestrigen Sitzung dte Beratunse,.
über Wahlprüfungen sart und verwies das Gcsctz
über erhöhte Anrcchnung van Kriegsdleiistzeit dc-m
Haushalts-Aus/schiuß. Br: dcr Befvrechung der
soqialdeinlotratisä'.e!! Interv-'llMon Auer übcr d:e
Nvit der Zmil- und Mil'tärrentenempfänger wa-
ren stch alle Parteion mniü. daß das Re ck> die
Gliodstcraten imd dic Eoineiiiden alles tiui müßtcli.
um die materielle -kat vo-n doncn fern zu haldc-n.
die dem Vaterland die grössten Opker g^L-racht ha-
ihen. Ar/beitsininlister Sck' ick> > a k- Miajor von
Wevder lcigten namens der Zivil - und Militärver.
waltung dar. in welcher tllZetffe d.e KrieeLwckil-'
falhtt orgianisiett wnrden sei.

Der 8 328 dcr Zivilpri'iieswr d,:ci ng wurde in 1.
2. und 3. Veratung geäudert. Wcitsr nahin das
5>aius Berichte des Aussckxusfes für Delkswirtfch.nft
übrr Kshle-nbergbau. Ktt>len»effoigung soWie übrn:
Wirk- uiid Webwaren eiugeaen.

In der houtigen Sitzuns wird die Wahl eiines
Bizepräsidenten erfolren. da der bisherice
Mzeprästdent Schulz wcgen seincr Ernenniu.M z> im
Unterstaatssekrttär sein Annt nicdergekegt hat.
Wetter soll die Verfassung Leraten werden.

* Die Earde-Kavallerre-SchLhen-ivision wird
demnächst aufgelöst. Sie wird in die einzel--
nrn Rttchswehrbrigerden e'mgegliedert imd der
Staib vevschwiudet aks folchcr. Srine Mtgliede:
treten in den Brigadestab. in den Stab dcs Korvs
Lüttwitz oder rn den Stcrb dcs Neichswcihrmimiste-
rcums üb-r.

^ Vadische Politik /

Liberale Volkspartei Heidelbcrg

In d-r gesttigen Montaaszusmnnuenkunft fetzte
Herr Rechtsanwalt Stttner lemen ,rm vovigen
Montäs angofanavnen Vortrag über die Schuld
am Weltkrieae fort. woboi er im besonde-
ren die letzten entscheideniden Wochen vo,n 28. Iuni
bis 1. Auaust 1914 bejhandelte. Der Reidner wies
darcruf hin. daß Oesterreich stets die Vorteile des
Bündnrsses gshcvbt habe und gang besoniders in je-
nen Wochen daraius Fvüchte gczogen hat. Albanien
sei von Oosterreich aiusgesvrochen zu com Zweck
propagiert worden. um Serbien. den zweifellos
tüchtigston Staat aus dem Balkan. vom Meer ab-
znichneiden, oüwohl durch ein Serbien am Mkeere
Itaiiens Blick von Triest und Fiume auf Valona
gelenkt worden wäre. 1km die Dummhttt voll zu
machen. stellte Deutschland noch einen Prin^'n sür
Albanicn! Die Stttnmung auff dcm Balk-ain war
gegev Oesterreich, trotzdcinr ging Fran,'. FerLi-
nand nach Sercrjevo und an ttnem Tage. der ein
nationaler Trauertag für die Eroß-Sevben war.
Der Redner oab sodcrnn eine Eharaikteristik Franz
Ferlünands. der von den bosten Krasten der Iesu-
iten aeschult worden war. Er war ein zjielbewuh-
ter Politrker. er wollte das Bündnis so gestalten,
daß Oesterroich der Führer und Deutschland der
Esführte wäre. Er war auch ttn Felnd der Dout-
schen in Oesterroich, sein Ziel war oin Foderatvv-
staat, iihnlich wie Doutschland. mfft woitg-henden
Amonomien. Diose Absichten waren den Serben
usw. sehr ungelegen. deshakb waren ste sttne Eeg--
ner. Auch für Italien kamen die gleichsn Mo-
mente in Betracht.

Herr Steiner entwickelte nun chronoloaisch dsn
Ablauf der Ereigniste. ste im einzelnen kvttisch Le-
leuchtend. dis Festleguna der Richtlinie. daß
Deutschland treu zu Oeffterreich stehen wiirds s5.
Iuli 1914) war ein Blmrkowechssl für Oosterreich.
Ünbegreiflich ist. daß Bethmicrnn den Kaiser in
diesm Augenblick auf die Nordla-ndrttfe schickrn
konnte. Däs deutscheVolk wurde durch solche; Vogel-

Vus LLadi un) Umgegsnd
Vadischcr Frauenrerein

Auff Anrcgung des Landec-vorsta'ndes ^u Tttl-
versammluugen ini-erhalb des Lai. ichen Frauen-
vere.ns togteu am Sü-vtan naäMtttäg hior die
FxaiU'i.iiv'er.-iue d.s Krttes Hc-ir-lberg im Kaufm.
Dereln. Dir Tagu.n-g vercinigtc gegeii 100 Mitgl.e-
der crus den B:7,'rSsn 5. ett-e >berg. Dincheim. Ep-
pinsen und W esloch in Anwc^nheit der Landes-
vLrstandsniit<Llicher R-at MLller und Frau
Oberblürvrvmttstcr Lauter. Nttrch der Begrübung
Lurch den Vocst.'.i d des FraucnuereNis L<LcL:ers.
Exz. Neuber. i: de.r E-oueraI>'!rttär Eeh.

Rat Müller lÄ/in drr erslc Vovstt-end-e des Be-
z.irksauLlcbtrns.'. Hciüelb-rrg uc-m Roten Kreu,^ Erz.
v. Iag e m a n n. tas Wd:t -ur Le.vaigiuna wärm-
sten und k.erzttchst.'n Da,tt--s au dre Frgiueiuvere'.ne
des Bc^irks sür ihre durch 1500 Frcruen gestiistt -
KricigsLttLittso an d-zs Rcre Krcuz. Vur Eirtte"tung
entu/ichttte der Dsrfitzende E,.?'era-leutncntt Neu.ber
Zweck U'.'td Ziel ftcft-r neueinaoffchrten Tttlrcr-
saimnlkMieon d-er Fvacieiwerein^ unD grub dic 1km-
riste der Organisaticn d.s LanLesrcreins und sei-
ner Dermögenslaigs.

Als ersteu Haup.tg>?«^istand der Tagesordnung
beh«nde'.te darau.f Pras. Dr. Lust die Säug-
lingsernährung und die Säugliiias-
krankheiten in dcr gssenwärttgen Wirlschusts-
lage; trotz Besserung d-er Lebensmlttel.piMihr
bileiiben schiocrste E-efaL-ren füc d'.c Auf.iccht der
Kloin-kinder bestehrn. Skillffähffgckeit un-d St'iltwille
d-er Mütter muß evhalten b-Ittben.r Die tierische
Milch, — der frottich nie vollivertiige Ersatz dcr
Muttermilch — geirügt der )llienge i-ach, ll Liter
für den Tag!. ihre Be-'chaffcni>ett <rber imiß ver-
bcssert unld di^ Me>hl-, Gries- und Iuckerüettcfernug
vevmeihrt werden. Die Cckrirutz-, Ee-chlechLs- iiid
Tu.berkulcstkranllieite-1 des K'ind-esottters haben er-
heblich Mgencimn'.en; ihre Bckän.pfuns. bcsLnders
die Denhütiung der Tu-berkulosennsteckung. ist die
wichtigste Aufga-Le der Säuglings- und Kleink'iii-
derfürsorge.

Dr. E-u-gcn Fehr entwickette darauf als
zweiten Hcmpttas'LNgsgegsnstan.d die vrakiisch-'.n
Maßnalhnien ?-ur Auffiivduna. Veh^nidlung. Be-
kÄnvftmg und Vorbeuiiung der Tuberlulose;
ste ist so-wohl heilbar als verhütbar. Die Fürfforge
muß alle Krankheitsfälle möglcchst restlos erfastsn
und gestützt auf das zu erwerbeiiLe Vertvauen dcs
Kr-anken sich liebevoll für die Bef,ttL-.ma der krzt-
lich anaeordneten Akastnahmeii ciusetzen: für die
pvinlichste Scmiberkelt und Ordnviig des Haushalts,
der Wäsche und Eeräte, die Ansteckungsverhürung
durch De^hrung über das Verhalten von Kranken
umd Ecsu.nden. durch Alxonderung fortge'chritte-
ner Krciinkon. dis TcibriiiMiig dcr Kurkosten.

An heids ausgezeichneten. mit wavmein Dink
auffaenolnimenen Veasräae knüpfte stch erne leb-
hafte BesprechunA. in der E-sh. Rlrtt Müller.
Dr. Lange-Herm-städt (Meckesheim). Dr. Hoffmann
und Dr. Hirsch (HeiLel-bcrg). die Vortragenden
solbst. die Frauen Lauter iKarlsruhe). Iiipper
(NeckaLbüchofsheim). Kiefer (Sins.stei.ni). Frl. Woll-
niar (Heidelberg). die Fürsorge-schivestern Heroild
und Artz (Wiesloch). wertvolle ErgäMUNgen und
Anregunaen brachten.

In der Erkenntnis. wis stark solche Te'ttver-
saffnimlun'gen den Zusa-irme.rhang der Frauenverein^
unter stch und i-m Landesverband ftstigon und die
Avbefft befMchten, beschlost die Ver'anmnlung im
April 1WO orno zweite Kroisversamm-
lung der'' Frauenvereins in Hoidelberg abMhIat-
ton. Mft bostein Dank für Anteil und FörL-erims
besonders an die- Herren Dortoageurcin schloß nach
oievstündiger Verhandl-ungsdcmer der Dovsitzon-d«
die Tagunig; alle Shjchten wcrkvoller Ergobniste
werden kpäter in For,n von Loltsätzen veröffeitt-
licht werden. ^

Für mcsere heimkehrenden KriegÄgefangene»

In traurigcn Tag-n lehren 20—30 000 Vadene,
zur Hoimat zurück. Viele vo.a rhncn weideu bei
der Heinikcihr aus dem feindlichcn Ecfangc-ne.nlagr
die alte Albc-ttsstelle nicht mehr voriinden und
müsscn in Äcn ersten Wochen in der Heimat ver-
sorgt werdon-. Damit der Willkomm für unstr-;
hoimkehrendeil Brüder von tätiger Lic-be gftrag n
s-i, ist cs nötig, daß wir ihnen mcchr als eiiun
warmen Händcdruck geb'n können. Dah:r betsiliLe
sich jedsr an Ler Sa m m l u n g s ür oenVolks-
dank sür Badens hcimk -hrende Kriegs- und Zi-
vilgofangenen. Diase Sammlung soll einen Z.n.-
traffonds schaffen, der dazu bostimmt ist. die
glftckMit in dcr finanziellen Ausfftattuiig dei e,„,
zelnen Dozirkc des Landes auszugleichen. Was
nach dcn zcntralen Aiiffwmdungcn üstuig bftibt.
w'Ld d-ahcr den örtl'chcn Kriegsgefan^-omn-He m-
kehrstellen zugcfführt wcuden.

" Vo.r dcr Univcrsität. A!in Samstag, 19. Iuli,
nachmittags 12 Uhr, hält Dr. F. C. A. Krause
zum Zw-eck' der Habilitation bei der philo oph.-
schen Fakultät eine ösfentl.ch; Antrittsvo lesu, g
hittte'N übft das Thenmi „Svrache und Schc.ft tn
Ehina und Iav-an". In Dr. Krcruse. der im Iahrc
1b79 in Pos n goboren ist und bis in die lctzten
Menate attioer Ofizier war, gew'nnt die Ilriver-
sität den Vertretor eines neucn Fack>. « dcr Si-
nologie. — Wir wir hören, hat Pros. Dr.
Braus cinen Nuff an die Berliittr Uni'vo.sttät e:-
l^iltcn.

* Die Trauerfeier dcr Universität sinLet morgen
i.i der Pcterskirche slatt, n cht im Schloß.

» Die Einreist m die Ps«lz. Tas Zivilkommista-
riat für den preußischcni Te l des Aü'chnitts 4 der

r. eutralen Zonc n Franksurt a. M. tftlt mit: G--
suche zur Einrcise in die Pfalz sird von heute ab
n'icht mohr an das Zivilkommistariat in Franffurt
a. sondern an Las Pabamt Mannheim,
Schw-rtzlii6"Mra^ 6. zu richten. Angehörige d-s
dcutschen Reichcs, die für dauernd n-ech dem bcsetz-
ten Eeib'üt zurückk bven rvollcn, w-ettdcn stch an d.r
Paßüeittrale ffür Rückwandcrung in Fvanksurt a.
M. Tcruniusanlage 9.

-- Volkshochschulkurse. Prof. Petsch ist durch
Krankhsit verhindert, den auf hrute angckündigten
Voilrag in dcn He-tt>eldcrger DolLshochschulkuiscn
zu palten. Eobccld cr w'.cdcr hcrgestellt ist. wird cr
mirte'.len, uxrnn senre weit-cren Dorträge stati-

s. nden.

* Aus d:e Tagesordnung der Bürgeraus'chuß-

sitzung am kcinmenden Montag sind N'ccchträglich
ncch zwei Vorlagen übex Errichtung iieuer
Lchrstcllcn gcsetzt worden. Die erste sieht an de:
Volksschnle 2 wfttere etatmäßige Stellen sür
Handarbeits- mid Haushaltungslehrerinn.n, dis
zwttte an der Oberrealschule4 weitere> Pro»
sestorcnstellen vor.

^ Zimmerbrand. In einem Hause der Karl
Ludrvigstraße entstand ein Zimmerbrand. Du^st
Zunahekommen einer Spirituslampe qerieten die
Vorhänge in Brand. sodaß für insgcsantt 300 Mk.
Schaden entstand

- Sittlichkei'tsverbrechen. Ein 52jähriqer ledi-
ger Schuhmacher aus Kirchheim wurde weaen Sitt--
lichkeitsvergehcns am einem 4jähriqen Kind ver-
haftet,

* Diebstähle. Aus einem Hotel in der Leopold-
straße wurde ein Koffer mit Wäschekasten im Werte
von 2000 Mar! gestohlen. — Von einer Vleiche m
dcr Schillerstraße verschwanden Wäschestücke im
Werte von 240 Mark.

* Polizeibericht. Weqen Höchstpreisüberschrrs-
tunq kamsn 2 Handler zur Anzeige. Der eins
batte Salat zu teuer verkauft. der andere Heidel-
bceren über den Hochstpreis von 1.50 Mark pro
Psund oerkaust.

—»»»»«»^»WWWWWWWW»»»»» . ->-^

Letzte Drahtberichte -

Nach Aufheöung der Blockade

Hambmg, 15. Iuli. Dci HollLnd-er Damvffer
„Mia r s", der vor denr Kriege regclmäßig h cr ver-
ke.hrto, iist am Montag mit einer Lad-ung Stückgut
im Ham'burger Hafen eingetroffen, als erster
HollänL-cr, der rrach Ler Ausihc-bung der BlockaUr
ohno Koutrolle HanlLuig an^la-usen hat.

Amsterdam, 14. Iuli. Niewwe van d n Tnag
wclft t aus London; Die brit'schc Regierung hat
Lrzcnzen ausaegeben, durch die Lüc! Wie-
deraus-mhme des Hand'tts mit Deutschland
d-.'utschen Ilntertanen w'.ed-.r ermöglicht rv'rd. Ver-
scki'.odene Wrtikcl dürsen nicht aus Deittschkand ncch
Eugland ausgesührt werden.

Fravzöstsche „Sisgesfeier."

Paris. 14. Iu(i. Nach cffner Havas-Meldung
bciSaben stch heute vo.rmttt ig n-ach Begrüßung dcr
,M-av chälle Foch und Iofffre ftwie der Trui'pen
durch de„ Seinevräfelten die Tr-upven u>ack> dom
Triumphbogcn. Auf den Straßen stante stch etne
ungeheucre Mensch.'nmenge. Ein Zug von etwa
1900 Nerstümmelten defitterte vorüber. Prästdent
Paincare begrüßte sis.

<«i Ludwigshafen. 16. Iuli. Aittäßftch des. Na-
ttonalftziectageg schlugen Liis Wellen dcr naticna-
lcn Beseisterung und Siea<sfreiid-e bei der srar,W-
sischsn Veffatzunastruppe hv<h. Schon aen Vorabend
fand >ein Zapfenstreich statt nrit Fackelzng und Mr-
stk. die einein deutsck>e Mitttärmustk gcwohnten O>tt
.ftomlich barbari'ch anmutete. Zmn Feicrtage selbir
waren Nheinbcücke und ei,i Toil dsr öffcntlicheu
Eebäude beslaggt unb ges'hmückt. La,M kam am
Abond noch Illilmination unld Feuerwerk.

* Dcx Mörder -er Münchenrr Eeifeln vcrhafftzt.

Dor. Svartakiisteriffibrer, der am 30. Avril dic 10
Ceffeln im Lu'ttvoldgymnasium cffch eßen l:eß. d r
25jähriLe Vüroangestellte Fritz Seidel aus Ebcm-
nitz, ist mit sernier Frau in Sachs n verbastett
und den bayerischen Vehörden sur Aburte'ttlMS
Lk'Srüelben worden.
 
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