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Vienstau, 0en iv. Iuli 1919

LMöeiverger seitung — ltr. 161


Veuage

Schwarz-rot

Es war tanae vor dem Kri>l?L da .trafcn eines
Tases der damalige Vischof von Sveyer und
dcr Führer der Pfälzer Sozialdemokraten, Ehr.
kardt von Ludwigshafen, in der Krvvta des
Spenerer Kaiferdoms zusammen, um ein Biindnts
für die Neichstagswahl su schlietzen; es galt, Vie
liberalen und nationalen Cleinente der Pfalz
an die Wand su drückon. Die Sache soNte EeHeim-
nis Lleiben, abcr Ehrhardt. ein durchaus achtöarer
und gutgläubiger Mann, erzählte k,:rz vor seinem
Tode don Vorgang in allcn Einzellieiten. nicht ge-
rade zur Frcude des Zentrums, das su tener Zeit
noch als feste Stütze von Thron und Altar «elten
wottt'. An diescn Fall wurde man unwilMrlich
erinnert, als Zentrum und Sozialdemokraten -sich
zur Unterzeichnung des Schmachsriedens vere'mig-
ten. Ad ihrer feierlichen Versicherung, nuv aus
vaterländischenl Eründen zu handeln. wollen wir
l,rer nicht rütteln: einen Mann aber netzmen
wir aus, d"n stellvertretenden Ministcrvrästdenten
Matthias Erzberger. Er roürde u>obl selbst
dencn ins Eesicht lachen, dis ihn im Verdacht hät-
ten, auch nur einmal in seinem Leben das Wohl
d^s deutschen Volkes über die eigenen Intercssen
v,.d die ssincr Partei gestellt zu haben. Deutsch-
la.^d bat es nun glücklich so weit sebracht. von
zw:i international oder, wie man mit einem N'st
von Scham gorn sagt, übernatünral gerichteten
Parteien regiert su werd'n . Das Zcntrum nahm
cs früher gewaltig übel. wenn man von seinem
iiittr- — Verzeihung — übernationalen Eintschlas
ivrach. Heute bat es, wie es scheint. nicht m-cchr
nötig, ssine Vlöße mit einem national n Mantel
zu dcckm und kann sein wahres Eesicht zeigen.

Dor kurzem tagte in Fulda ei>we katbolifch? Aka-
demikerkonferenz und im Anschluß daran die Ver-
tretung der studentischen Z e n t r u m s gruvven.
B'i den Verbandlungen sagte, w'ie Zrnirumsblät-
ter berichteten. ein Nedncr unter arotzem Vetfall
folgendes: „Der protcstantische Eeist ist zersehend,
netionalisti'ch, der katholische Eeist ist schöpferisch,
aufbauend, übernc-tional und pazifistisch." Awi-
fchen dem katbolischen Eeist, w'ie cr biev geschildert
wird, und dem sozialdemokratischen beste-ht soniii
einc gewisse Wescnsgenttinschaft. die die von die-
sem Eeist evfüllten volitischen Parteion schon wte-
d?rbolt zusammengesührt hat. Jm übrigen sind in
anderer Hinsicht die Eegensätze zwischen den b?iden
Darteien zu grotz, als datz eine Negttrung. welchr
sich nur auf sie zu stützon vermag, von lar.iger Dauer
sein könnte. Wie kläglich cs schon jetzt L'stellt ist,
siebt m.an an den Kompromissen, die fast täalick
geschlosseu werden. Es kommt abex der Tag, an
d m dieses Fvrtwursteln ein Ende finden mutz:
dann wird die Sozialdemokratie erkennen. datz
deu Kürzeren gc-ogen hat und Herr ErAerger b'-
rcit -st. die Nachsolge seincs Freundes Sch'idemann
anzutrrten. Wäre die Zeit nicht so bitter ernst, so
könnts die Opposition dieses Spiel als lachender
Dritttr nnt Debage,, vcrfolgen: so aber geschlebt
cs in der schweren Sorge, datz auch noch das Letzte
in dcn Abgruud gerissen wird. nl

Den UnabhLngigen ins SLamrnbuch

Der Abgeordnets Dr. Riesser führte am
Donnerstag in der Mtionalversammlung folgen-
des aus:

Der Herr Abgeordnete Henke bat die Zurufo
meiner politischen Freunde dahin verstandsn. datz
w:r von Eeist in irgo.ndwolcher Verbindung mit sei-
ner Reds gesprochen haben. Ich kann ihn darüöer
beruhigen; etwas derartiges ist uns n'rcht in den
Sinn gekommen. Wir sprachen von Eeiseln. und
zwar von Geiseln tn MUnchsn und der Er-
mordung dioserGeiseln. und wir wollten damit zum

K Der Mensch, dcr zu schwankcnder Zcit auch ^
A schankend gesinnt ist, H

w Der vermehrt das Uebel und breitet es weiter 8-
A und weiter. Goethe w

Die blaue Zpur

Roman von Julius Regis
Aus dem Schwedischen übersetzt van E. v. Kraatz
Oopvri'Lbt lyl? bv Or-LtbleinkLo. O.m.b.N. ttolorlL-
(12. Fortsetzung) ,

Wiedsr summte es ernen Auge.iLlick i,n Hörer.
und dann war - Schlug. Mallion hängte langsam

- Ferlin atenilos herein.

Kollege telephinisrt in elner benach-
barten Billa. Mas war denn das?"

mit ^ ..^viel von dem Eesprüch

w'e er fur angemeiiS'i hielt.
si^> chu l o igs!" schrie der Detektiv und

bÄ L Äühte". im Augen-

b.ick werde ,ch die Polize, hinschicken."

aui und"^'k. ^ournalist begann

aus uird ab zll oehen.

"".Nannts Dame mit fronidländischem
ll-ltte ste damit zu tun?"... Nun
N? also wirklich um cln Papier. Der
wa? i? ^l"ue hatte getroffen... Aber wer
>'0 . Droihunge:,... Dummheitenl... Er lä-
^lte undd achte gleich daruuf au etwas gauz an,

ietzt wichtigere Diuge zu bedenken.
l'm. i . "lle .r-igewöhnlichen Tatsachen oe-
"''ll- die iii der Villa vorüekommen waren.
L ^ iiu erfahre». was für ungeivöhnliche
aNchbar,.hasi der Villa vorgefallen
tzin 0, 0^ o"' Nachiorichung war das immer-

leiue Zeituug an uud bat. ihm
se'lpn"m t>sn letztcn zmei Monaten e-irgsgan-
du'rch uber d,e. Villcnitadt Lidingö sofort

ourch E.lboteu herauszuschicken.

heiinn^,^'!i Detsktiw; kehrten zuück. Die ge-
^unnisvolle Unbekannle halte vom Telephonkiosk

Ausdvuck bringen. datz dke Unabhängisen dis leti-
ten stnd. welche dcvzu bevufen find. dis Unabhstnais«
keit der Iustiz zu wal,re-n. Herr He-nke bat uuch
ineinon Kollegen Heinze wegen seiner yeäitigen
und wegen augeblich früherer Aeutzvrungen ange-
mEfon. Ich errvidere darauf. dak Herr Kollese
Hemze turmhoch über solchon Anavürkn steht. Er
hat nur festoestellt. wa§ unbostreltbar ist. datz auch
ein Richter nur oin Mensch ist, der unbe-wutzt, von
StrömuNgen beeinflutzt werden kann und Lis ^ M
oinem gewisson Erade beeinflutzt werdrn muk die
das Volk ader grotze Sästchten des Dolkes duxih-'
ziohon. Dies uber trisft auf alle Menschrn, al>o
auch auf alle Richter. also auch auf diefenigon zu,
die Herr Heuke in Zukunft vom Volkv gewätzlt
wrssen will. Das aber diirfen wrr wochl foWellvn.
bewutzte Klassenjustiz ist oon unsoren Rich.
tern ntomals getri-eben worden und die
Freisprechuna des unabhäaaigen Äbsoordneten
Ledebour trotz seiues o>ft beleidigonden Verhaltens
gogeniiber dem Vorsitzendon. sollto Horrn Henke efn
vollaültiger Beweis dioser Tatsache sein. Ick diarf
sasen. datz kaum eine N«tic<n so unabhäugrge und
von foder Klaffenjustiz entfernte Rickster besesson
hat, wie wir sie in unseren RiMern boMen dÜrfen.
Die Parteifreunde des Herrn Honke hcvben blsher
die Iustiz. wo sie uur immer kounten ver-
höhnt und mit Fützen getreten. Sle ha-
ben nicht an d'as Rccht appelliort sondern an dre
Stratze und an den Tcrrir.

Es ist auch nichr richtig datz die UnaÄhänswon
keine Klasseniustiz wünschttzn. Im Eegenteil sre
wünschon eine K las s o n jn. sti z zu ihr en 0 i a e-
nen Eunsten und desh.ckb wallen sie die Rich-
tec vom Volks wählen laffon. u,n ste na<b und nach
zn Puppen und gsfügigen Werkzeusvn threr Par-
teipolitik zu mach-rn.. Das liogt auch vollständis
im Rahmcn ihrer Eesantpolitik und ist nur oin
weiterer Schritt zur Ausübuna di-eses Pr-osraimms
Ste haben erst das Vertrauen des Volkes Mm
Heere und das Vertrauensvevhältnis zwt!sck>eA,Offi-
zier und Soldat vlan-nätzig in unterlvAWer M-
nicrarbeit erschüttert; ste haben alsdänn die
Parteipolttik i»s Heer der Angest0lkt.en
und Biamten hineinseiraasn; die Eifenbahn.
arbeitcr revoltiert. dte Verwaltungen. wo
sie »ur immer konnten. durch Einsetzung unfähkger
Beiräte und Kontrolleure geschwächt; ietzt wol-
len ste auch noch das Vertvauen des Volkes M
seinen Nichtern erschüttern. um dmnckt d^r
Abbau foder StaatsautMtät vollstündtg zu Ma-
chen. wolcher ihr eigentliches Ziel ist.

So stnd die Unabhä rgtgon bewutzt zu Tot en -,
gräbern unseres Volkes goworden. D?e
N-ationalversammlung wiid ste haffentltch hoj die-
sor tramrigen Tätigkeit ntcht imierstützen.

Badische Politik

Nochrnals der Gesinnungswechsel
in der „Karlsruher Zeilung"

Wir hatken gehofft, den Lln griff des Lei-
ters der „Karlsruher Zeitung" auf die „Hei«
delberger Zeitung" zu den Akten legen zu kön-
nen. Aus der Reihe der uns in diefer Ange-
legenheir zugegangenen Zuschriften möchleniwir
aber doch zwei herausgreifen, da sie zur Cha-
rakterisierung des Falles einiges beitragen.
So fchreibt uns ein höherer Beamter:

„Wer als badi-scher Beamter beruflich gezwun-
gea ist. die „Karlsruher Zeituna" täglich in dtt
Han-d ru nehmen, hat sich schon oft eines göwissen
Gefühls desEkels nicht erwehren' konnen,
wenn er die Lobhudettien auf die Rovolution und
thre „sesensreichen" Folgen las und stch dasogen
die Ärtittl desselben Versaffers in dersolben Z-ei-
tung ins Eodächtnis zurlickrief. in dcmen daS alte
Systom >nit der aleichrn Wucht der „Ueberseugung"
gewviesen wuäde. Ich kastn dahcr nicht u'mckiin.
und glaube dabei im Sinne violer Kollesen aus
dem badischen Beaintenstaude su svrechen. Ihuen.M
Ihren beiden Artikcln Uber den Chefr'edaktieur.Mr
Karlsrul-er Zeitung die lebhaftesto Zustinr«
mung auszusprechen, su dem -ersten sowohl, i-N dein
Sie mit so erfrischender Offenheit die HaltDg dtt-

am Nybroaplat; telovhouiert. „Da femand hrnzu-
schicken lohnt sich nicht'. saste Ferlin düstor.

Wallion fand an. nach eineyr Versteck für das
unbekannte Papier zu forschen. Nocb eiumäl durch-
suchte er Biblrothek und Labovatorlum auf das
Eründlichste. aber ohne Erfolg.

Als or sicb nach einer langwlevdaen Diurchfor-
schung sines der Schänte im Läboalorium erhob.
sdaud der Bediente an dex Wendcltroppe uyd he-
trachtete ihn. Das runzelige. bartlose alte Eesicht
sah bleich und mürrisch aus.

„Euten Tag. Herr Wallion'. sagte er olntönig.
„Kann ich Ihnen rrgendwie bohrlflich ssmt Das
Fräuloin schickt mich."

Der Verichterstatter antwortete nicht gleich.
Er setste stch ans F-rnster und zündete eine Ziäa«
rette an.

„Andersson". begann er nack einer Weile. „der
Tod des Herrn Doktors war em furchtbar harier
Schkag für Fräulejn Vuulrne."

«Ia, Herr Wallion."

„Halteu Sie viel von ihr. Andersson?"

Der alte Maun niclte stumm.

„Hören Sie mich cm". sagte Wallion in schar-
fem Ton. „Msine tlntees ichuigen habeu er-
geben. datz der Mörder noch >m Zimmer ry'ar. als
Sie durchs Feniter hereinkl-etterten. Wä rum
schützenSie ihn?"

Der Bediente stand in stranml dbsnstlicher Stel-
lung da.

„Dec Alörder war nicht im Zimmer. als tch
kam". sagte er nach einer kau n merklichen Paufe.
„Ich schütze de>n Aiörder nicht."

Nach einer Lleinen Pa ife setzte er hastty hinzu:

„Sie sind ungerecht, Herr Walllon. Und Eie
miffen es selbst."

„Können Sie das. was Sie kagen..boschwöven?"
fu-hr der Iournalist ungfftört fo.rt.

"Ia, ich bin bereit. es zu be-schwören. Jch
niöchte. datz dsr Mördec je eh:r. tt beffer beftraft
würde."

Der Eegensatz' zwiich''>i dem unbeweülichen Ee-
sicht und der erregten Stimme wirkte ganz eigen-
tümlich. Mallion betvachtet den Alten gedanken-
voll. Dabsä ariff er nach dsm beschädigten Papier«
messer und svielte wie abwesend damit.

„Haben Sie dem Doktor manchmal bei leinen
Experimenien hier Labavatortum gehoifen?"
fragte er, „Nicht? Aber vielleicht haben Ste zu.

sos Journalisten an den Pranger stellen. wte zu
de->n zweiten, in dem Sie so treffoud se'me unge,
schickten und von schlechtem Gewissen zeugenden
Mwehvversuche zurückwersen,

Sehr schmerzlich hat mich auch berührt. datz der
Eehurtstag unseres früheren Laudes-
fürften vorüberg'mg, ohns datz die Karlsvuher
Zeltuiig mrt einom Worte desselben scdachte. Das
hätte schr wohl in würdiger Weise goschehen kön-
non, ohne datz die Zeitung aus threx Rolle als
Organ der jetztgen Regierung gefallen wäve und
hälte andererseits sehr vielen Leuten und insbe-
sondero Beamton^ die nicht so schnell vergeffen kön-
nen, wohlsetan und hätte dazu beigetragen, st- deu
jetz'i-gen Zuständen innerlich -näher su bringm."

Weiter 'wird uns von einem badischen
Journalisten geschrieben:

„Weniss Tags nach dem Sturz der alten Regie-
rung trug Herr Amend dem Karlsruher sozdem.
Vcrein säine Mltglledsrhaft mr. wurde äber von
dttsem abgelehut. Trotzdem er nun „innerlich" fo
streng sozialdemokrattsch dachte und auf die alte
Regierung und ihre Einrichtungen losgog, wid.
niete er dem Erotzherzog nach dor etnige Zeit svä-
ter erfolgten Abdänkung noch einon Abfchieds-
artikel, dor in hohon Tön-en und dvm Brustton
der Uoberzeugung den Landesfürsten vries. Amend
hat wbedsrbolt erklärt, sein Denken sei schon langs
noch unterderaltenNegierung rein
soztalistisch gewesen. Und dabei war er der
Ofstzvolsu-s der alten Regiorung, für dis er iinmer
e'mtrat. Mas sagt man zu diösem GestnnungK'
wcchisel? Jhr Artikel war einer Reihe badischer
Iournalisten aus dem Hc-vzen gesprochen. Amend
wtrd von einer Rethe Kollegen ganz dänäch Leur-
te-ilt, wio Gte schrieben."

Wir stnd der Meinung, datz stch hiermit das
Eebahren des großherzoglichen Ex-Ofstziosus
und verhinderten Neu-Sozialisten von selbst
richtet und überlaffen ih'n daher fortan sich
selbft ünd seinen Artikeln.

Liberale Volkspartei Mannheitn

Am vergängenen Freitag veranstaltete^dis Iu-
gendgrüvp e.der oeutschen liberalen Volkspar-
t0i im vollbesetzten grotzen Saäle dex „Hürmonie
ihre Erütid'Ungsfeier. Nach emleitendem
^Klaviervorirag von Frl. Betta L i st und Frl. A.
Roth ergrisf Stadtpsärrer Vath . Rheinau' das
Wort und begrützte die Jugend, die durch ihr star-
ies Erschemen ihr grotzes Intereffe an der libstalen
Sache gezeigt'hat. Er führte etwa aus:

Freilich mutz die Iugend noch lernen und wach-
sen zu stinem starken Chavakter. ehe man sie hin-
reitzt in däs'äiölitische Parteilehen. Man hat frü
he'r die iungen Leute vom pölitischen Leben ängst
lich fernWMen. gewitz nicht ohne Berechtigung
und wrr Ub'en äüch heute nicht die Absicht. die Iu-
g§nd hinoinzurSitzen in den Parteikampf. Wir.müs-
sen ab.er mit den Wirklichkeiten vechyen. wir können
dje hepänwächsenden jungen Menschen nicht in,der
politischen Härmlostgkeit bekassen, in der man un
s^zogen Hat üäd leider Eottes auch heute nöch in
einem -Teil der bürgerlichen Kreise Sohne
und Töchttzr ^rzieht. Die sozialdemokratische Iu-
grnd wird Log.Kindesbeinen an in die Pärtet ge-
stellt und in ihrem Geiste geleitet. So müffen auch
w i r unseM Iugend ein offenes Ohr und ihrer
Sehnsücht. iiAend wo htneinzuwachsen. Raum, ge-
ben. Ste mütz herangebildet werdsn z u d'-rü.t-
schen Persönlichkeiten, di.e bereit sind, sich
mit allen ihren Kräften in den Dienst dss Vater-
ländes zü stelleu^. Deutsch sein heiht nicht bloh wis-
sen. dätz lnan'.eme Heimat hat. deutsch sein heitzt
l^issen. datz män auch für diese Heimät Da ist, datz
mgn mit seinem gänzen Sein für diese Heimat eitz-
zükreteji hät. Die Hinäabe der gewordegen Per-
söglichköit an das Eanze des Vaterland.es ist unser
Ä.eal, zü dem wir die Jugend heranhilden,
das wir jhr äls höchstes Ziel vor Aügen halten
wollen Aber 'alle Arbett im Vattrland.känn nür
gesü>asten werden durch Politik und in der Politik

arbeiten kann man nur in der Partei. Wir rvoh
len die Jugend in unserer Partei auch mitarbeiten
laffen. eingedenk der grotzen Eüter der deutscken
Vergangenheit. eingedenk der grotzen Eüter. oi^
die Zukunft trägt und die zu erschliehen der Jugend
vorbehalten bleibt. Als rechtmätzige Nachfolgerin
der alten ruhmreichen nationalliberalen Partel,
wollen wir die Iugend einführen in die Weltaitt
schauung. dte begründet ist in den Farben schwarz-
weitz-rot! .

Die Eefahr droht in diesex Zeit der Ver«.
irrung und Verbitterung. dah die vater-'
ländisch empfindende Iugend. die unter dem Zeit-
geist leidet. tatenlos beiseite steht. Dieses Bett
seitestehen ist die furchtbarste Krankheit. die nichs
aufkommen darf. wenn nicht die Sache des deutscksn
Bürgertums rettungslos verderbrn soll. Unfrucht^
bar und undankbar ist auch die grundsähliche Opvo-!
sttion. wtr wollen an deren Stelle freudige Mit<
arbeit auch an den gegenwärtigen Aufgaben dei
Volkes setzrn. Hierzu wollen wir die begeisi
rungsfähige Jugend bitten. wollen ihr sageitt
Kommt und helft, wir brauchen Euch. Wir wott
len von Euch die Vegeisterung nehmen, die Euch
die grötzten Hinderniffe klein erscheinen lätzt. Und
wenn dbe Jugend auch einmal ÜLer die Strängs
schlägt uns jst die Jugend. die daneben haut. lie^
ber, als die, die daneben hockt. Die Jugend aber
braucht auch uns. denn ohne die FÜHrung wird das
bcste Wollsn und die hellste Begeisterung doch zü
Schanden. Wenn beu.te aucb unser Kreis noch
klein ist. fo stnd wir doch erfüllt von dem Glauben,
datz -er wachsen wird und wachfen mutz, denn nur
die Verwirklichung der akten Ideale der Nationatt
liberalen Partei bietet die Möglichkeit, unser Volk
wieder empor zu führen. es von seinen Feffeln zu
lösen und wieder stark und mächtig zu machen. Das
ist unsere Höffnung. das ist unser starkcr Glauba
in diesen trüben Tagen Tind in diesem Glauben
werden wir nicht irre werden.

Anschlietzend erfreüte eine Neihe jugendlich-rr
Kräfte die Anwesenden durch mustkalische und dei
klamatorische Beiträge, und erntete lebhaften
Beifall. Herr Finken erwies sich als fein emp<
findendrr Eeigenfpjeler und Frl. List und Frll
Roth zeichneten stch verschiedentlich durch flotte^
Klavierspiel aus. Veäeisterte Zustimmung fand ein.
Eedicht von L. Mathy: „Die alte Fahne",
von Frl. Vaunach vorgetragen. Frl. Orth sang
Mit angenehmer Sopränstimme einige Lieder, wo-
von das Heideröslein von Sckiubert am meisten ge.
fiel. Frl. Walburg. Emma Schick, die ge-
schähte Konzertsängerin. sang mit wohlgeschultttt
Sttmme und feinem Vortrag Lieder von Erieg!
Gluck und Brahms und erntete stürmischen Vrifall.
sodatz sie sich zu zwei Einlagen entschlietzen l.rutztej
Stehend sang die Versammlung das alte Sck"<-
und Truhlied ..Deutschland Deutschland über alles".
dann schlotz der Vorsihrnde der Iugendgruppe mit
einigen Worten des Dankes die ungemein gelun-
gene Veranstaltung. Auch auf der anderen Seite
hatte der Abend einen Erfolg. Er brachte der Par-
tei sowöhl. als auch d-er Iügendgrüppe eine stattt
liche Anzahl neuer Mitglieder.

Der Fall Valentin

Der Dekan der philosophischen Fakultät de>
Universität Freiburg i. Br.. Proseffor Dr. Hust
serl. erlätzt gegenüber den Auslassungen Popt
perts im „Vortrupp" eine Erklärung. in der es u.
a. heitzt:

„Poppert hat weitaus die meisten Aktenstücfe.
ohne die eine objektive Bsurteilunfl des Falleg
unmöglich ist. nicht eingesehen und gar nicht ein«
sehen können. Er nimmt in seiner Veröffentlich-
ung anch nicht Bezug auf Tatsachen von entsckei..
dender Bedeutung. wie von der Erklärung Prc»
feffor Valentins an den Minister vom 30. O-tbs
1916 — auf welcho von seiten der Fakultät brreitt
in den Preutzischen Iahrbüchern (Iuliheft 1918s
hingewiesen worden ist — des Inbalts. datz er au
setne Lehrberechtigung an der Uüiversität Frei-
burg verzichten w:rde. wenn der Münchener Pro
zetz für ihn ungüpstig verlaufen würde. Dtt Fa-
kultüt steht sich übrigens genötigt. nünmehr dctt
ga.nze zur Veurteilung des Falles ersorderlich«
Äkteymaterial zu v e röffen t lich en."

Dttse Lage wird übrigens auch im Väoiscke-,
Landtag nochmals bei der Beantwortung der In>.
terpellation der demokratischen Abgeordneten Dr
Eothein. Dr. Leser und Muser zur Sprache kom
men.

weilen auf eigene Hand Erperimente gemacht, —
elektxische z. B.?"

Die Ausen des Beoienten. die an dem Papier-
meffer hingen, nahinön einen seltscrmen AuSdrück
an.

„Nein. Herr Wallion". erwiherte er

Wallion 'zöa den Federkasten heran.

„-Wisse,ttSie. datz inan e'men Kurzschlutz heryor-
rufen kann. indem man die Spitze des Akeffers Ünd
Äiese Stahlfeder in den Wimdkontakt hineiiffteckt.
so datz sie sich kreuzen. AuderÄan? Weiin män das
uite, wyroe z. V. m der aaazen Äilla oas

erlöschen?'

„Nein. das wutzte ich yicht, Herr Mallioy."

„Nicht?" saato oer Journälist unh schöb die
beiden EegKnstäude uachlässig beiseite. „Nuu.. je-
deufalls hät ^rgendfe-inand dns gessrern getän. um
die Haussüchüng zü verzöaern und den Mörder zu
schützen."

Cr smg an dtzin alten Diener vorüber u.nd
inachte Miene. die Treppe hinäbzuaehon.

„Herr LKallion", sagte der Bediente m'it halb
erstickter StÜunie, „hrben Sie mich im Verdächt?"

Mällion fuhr heruim.

„Bekennen Sio wie ein Mann, datz Sie nnr et-
was verheimlicheul" rief er aus.

„Ich verheimliche Ihnen viel". entgeanete der
Alte. ohne mit der Wimper zu zuckcn. „aber es ist
nichts Verbrecherisches."

„Nun". Wallion trat dicht an ihn heran. „dann
säa?n Sie mir alles"

ÄnderssM schüttelte dsn Kopf.

„Diese.^ache ist uichts für Ste". saate er, „Es
würde ibvffer ffein. Sie zöaen stch dav-m zurück. so
laystz es noch Zeit ist. Ia. hinter dioser S.'che
steckt ein Eeheimnis. das niemand wissen darf, und
Sie ain'allÄwenigsten."

„Ich weitz". erwiderte Wa.lion. «es gilt das
Papier."

„Das Papier?" wiederholte der Bediente fra-
gend. „Ich weitz nicht. was fiir cin Papier Sie
meinen. Äber ich alaube. datz es gcfähr-ich für
Sie mcrden kann, we-nn Sie zu ticf tu d>.: Sache
oiiiMdringeu suchen."

Wallion zoa sinstcc die Brauen znsammeii.
Saate diese bescheidene Ereisenstimme jeht da--
selbe, wie jene mystisch-' Sti nnie am Telcp>:on !

«Hat Ste Ihneu befoi)len. das zu saaeii?
fragte er.

„Wer? Fräulein Heffelman?" Hntaegnete de>
Alte in unverfälscht verwuudertem Ton.

„Ach. es ist einerlei". versetste Wallion uno«c
duldig und verlietz das Zi.umer.

(Fortsetzung folat).

Kunst und Wissenschaft

* Hugo Niemaun l'. Wie wir schon kurz gc-
meldet haben. ist der Leipziger Musikgelehrtcl
Prof. Dr. phil. et mus. h. c. Hugo Riemann kurz
vor seinem 70. Eeburtstag gestorben. Der um
Theorie uud Praxis drr Musikwiffenschaft hochver-
diente Eelehrte stammte aus Erotzmehlen in
Schwarzburg - Sondershausen. 1873 promovierte
er in Eöttingen. wurde 1874 Musitdirektor in
Bielefeld. habilitierte stch 1878 in Leipzig. wirkt--
später als Lehrer an den Konservator-en in Ham-
burg und Wiesbaden und kehrte 1896 nach Lcivve
zuriick. wo cr 1904 zum a. o. Profrssor und 1911
zum ord. Honorarprofeffor ernannt wurde. 19
ernannte ihn die Ilniversitüt Edinburg zum Ehreu»
doktor dcr Musik. Von seinen zahlreichcn Wer--.'n.
nennen wir: ..Musiklexikon" 1882. „Handbuch dc'.
Harmonielehre" 1887. „Eeschichte der Musikthcortt
vom 9. bis 19. Iahrhundert 1898. „Eeschichtc de>
Musik seit Beethoven. 1800—1900" 1901. „Erotzi
Kompositionslehre" 1902—03. „Handbuch dec
sikgeschichte" 1904. Prof. Riemann gab auch meh-
rere musiktheoretische Handbücher in der Hcssischc-:
Sammlnng illustrierter Kotechismen hcraus. be-
sorgte ferner viele Ausgaben und Vearbeituvae i
älterer Misikwerke und schrieb eigcne Koniposit-o
nen (Kammermttsik. Klavierstttcke. Liedcr).

» Dr. Fritz Wicbert. der Leiter der M n n n b e !.
m c r K u nsth a l le und Ö-rüi.dcr der Ackade.
in i e fiir Ieder m a n n hut. wte man hört eine:!
Nuf an die Kölner EaIeri« erhaiten. Es si-^
Vcstrobttnaen im Eanae. Dr. Wichert für Mann»
hcim ?u erhalten.

* Die HEÄule für Mufik ül Maimh-üm vcv
ai'stalt.t am Miltwoch. den 16. Iuli. unb -xo»-
ittr-Kag. dcn 17. Iuli. im Saale des Aallocusei
2 Schliistton.'crte mit Orcheslcr.

* Hoa-schttlnachrichien. Für das Fack der P'.mst
habilit.ert iick am l-'. Iuli in Marbucg^Dr
St uchtcy. Assistent am physttati-h- '
 
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