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lönnen der RLgierung den Borwurf nicht ersparen,
dah sie dicsen Zuständcn nicht wirtsam entüegen-
tritt.

Neichsfinanzministcr Erzbeeger: Mein Vor-
reL»ner hat mich das Unglück sed.mt. Ein Ünalück
ist es, dast mnn niich .-n Jcchre 1916 und im Iahre
1917 nicht ckngehört hat. Mre das sesche-hen,
dann stüirde es he-ute öesser um das deütsche Voll.
Aüer wir warcn damals machtlos gegenüber der
horrschenden Militärvikiatur. Aber Sie (nach
rechts) machen uns immer oerantwortlich für die
Falsen einer Politik, die wir nicht verteidiat
haiben.

Abg. Henke (U.TP.s: Wenn Herr Er^berger
fich so weitor entwickelt, werden rmr ilmr in nnserer
Partei einen Platz reseroieren. (Stürm. Heiter-
keit.i ,Mit seinen Steuervorlaigen kann auch Herr
Er,;oerger die Eebrechsn des Volkes nicht heilen.

Nach rooiterer unerhcÄ.ichsr Debatte wevden
die Vorlagen dem Ausschust überwiesen.

Dcr Eesetjentwurf über die voDübersehonde
VerstcnLuno, der Betriebsmittel der Reichshauvt-
basse wird ohne wesentliche Erörtevung endsültig
erledigt.

Es folgt die erste Beratung des Geseüentwtürfes
über die

Erhöhung der Post-, Telegra^hen- und Telephon-
gebühren.

Präsident Aehrenbach lellt mit. dafi der Ver-
IvauensmLnnerausschust der Anficht Ausdvuck ge-ge-
ben habe, datz die Vorsirmmlung nach wie vor die
„Verfassunggebende deintsche Na-
tionalverssmmluns" sei. Der Prafident
stellt anheim. stch ohne weitere Dübatte dieser Arrf-
faW.ng. der auch die Negierung stattgc-geben have,
zuzu.ftimmen. (Attoemeine Z«stiM...ang.)

Dte Vorlaven werden nach Lurzer Dübatte dom
AuÄchuh überwiesen.

Nächlte Sitzung Freitas.

.Anfvaaen und kjeine Dorlicügen. r

Deutsches Neich

Die Hofer Eefahr

In Hof und Umgebnng be-herrschen die Unab-
hangigen die Lage. Der Hauptführer der Unab-
hängigen, der Laadtaosa,bgeürdnete Blum>en-
tritt, spielt daibei den Haupthetzer. Durch dieses
Lreiben ist infolge der oigentimn'üchen Verhültniste
im Norddsten von Oberfvanken eine stLndige Ee-
fahr sur die bayrische Negierung sowie
sür Bayern und das Reich entstanden.

Zn Haf werden laut einor AugSburger Mel-
dung des »B. T." alle Hebe,l in Bewegung gesetzt,
vm im Verein mit den sächstschon Uivcvbhänvigen
und dsn Kmmnunisten in BLlde die Regierung zu
stürz-en und Vie Rate'revvblir au-Mrufen.

Aus Stadt und Umgegend

Wie lange dauert die Zucker-
knappheit?

Der Chefredakteur bes amerikanischen Blattes
„Sugar" hat in einem Brief an die „Newyork
Tribune" erklärt. datz es 10 Jahre dauern
wird, bis die Welt die Zuck-.rknappl)ert überwun-
den haben wird. Er empfiehlt deshalb. allen Zuk-
ker, der „irgendwo in der Welt für Geld und gute
Worte zu bekommen ist", zu rationieren. Die Pro-
duktion 1919 bleibt 5 M.llionen Tonnen hinter
dem Verbrauch 'für das Jahr zurück und ist um
10 Millionen Tonnen geringer wie die Produktion
sein würde. falls kein Krieg gewesen wäre.

Die Meinung des am>.r.kqnischen Redakteurs
wirh nicht weit am Ziel vorbeischietzen. Die Zuk-
kerlnappheit, die selbst in Ländern wie in Deutsch-
land Herrscht, wo früher Zucker weit uber den
eigenen Verbrauch proouziert wurde, ist der beste
- Beweis dafür. dah in den nächsten Iahren nnt
einer Besserung nicht zu rechnen ist.

eingetragen werdem soll; der S. D. verlaivgt von
seinen Mtgliedern vaterländiische GvstniMna, läfit
sie abov unkbeeinflutzt in -brer varteivolitiischen An-
schauung und Betätigung. — Von gröheron offonb-
l'ochen nvusÄcrliHchen Auifführungen wM mcrn aus
begreiflichm Gründvn zur Zeit noch absehsn; dis
eivüelnen Bmildesvereine werden stch dcrkür runächst
mit mujsikalWien Devanstaltungon in tleincrem
Kreffs begivügen. — Auch die Kürvevertüch--
tigung feiner Miitglreder will dcr Derband durch
Wandern und Turnsviele pflegen. — Di-o» seither
bostchend'n freuindlschcrftlichen Bcsiohungen su den
iibrigen nichtfarbentnaaenden! stuldentüschen Vor-
bändon (inÄbcsondere dom KMHäuiser-Werbcrnde
der VercdnH Deutscher Studenton und dem Made-
mich'N Turnbumde) sollea cruch weitevüin sofor-
dert worden. — Am die österreichischen ackadomilschen
Gesansvere'me, zu d-nen der S. V. gleichfalls seit
lanson Iaihren in froundschMlicher Verbird-Mig
steht, wurden Vegrützungstolegvaimme serchtet.

* Die Dramaturgische Zentrale. früher Wei-
mar, jetzt in Heidelberg, hat ihren durch den
Krieg unterbrochenen Vctrieb wieder aufgenom-
men. Sie prüft Dramen aller Art. gedruckte und
ungedruckte, und veröffentlicht gegebenenfalls ihre
Eutachten in Hermann Kiehnes Zeitschrift „Deut-
sche Lieder". Jnsbesondere ist fie dazu bestimmt,
jungen Vegabungen den Weg in die Oeffentlichk^it
zu bahnen. Als Lektoren wirken Dr. Ernst Wach-
ler, der Begründcr und langjährige Leiter des
Harzer Bergtheaters, und Curt Hotzel.

-i- Neues Oprrnthcater. Am Sonntag. 17. Aug.»
oelaivgt Nostvoys Güsangsvoste .Lumvacittvasa-
bundus" oder „Das liederliche Klceblatt" sur Auf-
führung.

* Polizeibericht. Verha-ftet rrmrdon 1 Dienst-
mädchen wcven UmherziohenS. 1 Daglöhner wogen
Landstreicherei, 1 Soldat wogen unervaubter Ent-
fernung. Zluir Anzeige kiamon 7 Pevonon wegen
unerlaubten Badens im asfewen Neckar.

* Von dev B'rgstrahe. Die Ernto cm dor
Dergstratze ist boi der autzerst sünstrgon Mttorumg
so sie-mlich unter Dach gcbraicht. Eie iist nach Qua-
Ätät und Quantitüt bestcr ausg^fallcn. als mani
am Anfang vermutete. Aüch nrit dom Stroher
gebnis rst man sufrieden. Mt dom Musmachorl
der Fr ü hka r t offeln hat man besoiinc'ni.
Dieso fallen aberi zum Teil fcihr gering aus, in
vielon Stöcken srnd oft gar keinv Früchte anzutref-
fen. Sehr aut, fchön und üppig dagegcn s >hen die
Spätkartoiffeln aus und r-ciHprcchen o'cne
reichliche Ernte. Ob st a'.bt os im ccll-Aimciwon we-
nig an der Bergstratze fast von allon Sorten; da!-
aeaen sohr schön und gesund fib'N die Wein -
bevg-o aus und soigen' einen roichlichen W vhang,
sodcrh auch auf eine ergiebige Winernte zav hoffcn
wäre. Bohnen sieht nian-.schr vrclo.

* Der Sondershäustr Verband (S. B.s Deutscher
Studenten-Gesangvereine hstlt vor kursem sum er-
sten Mlfi: nach Beondigung des Krioges in Mar--
burg wieder einon allsomeinen Bertretertag crb.
Much hier stand die Frage der PolitUeruivg der
Studentenschcrst im Voüdergvunde des Interestes.
Es wurde der Leitsatz aufgestellt. dcrtz koive
Parteipolitik in die einselnen Vere'me hin>-

Mannheim, 14. Aug. Zwei gesährliche Fahr-
raddiebo sind der ledige 22 Iahre Schloster Gustav
Dorsch von Weinheim und der ledige 19 Iahrc
alte Dreher Eugen Eckert von Sch.sferstadt. Der
erstere hat hier und in Weinheim sechs Nädcr ge-
stohlen, sein Komplize „arbeitete" . in Heidel-
berg. Dort nahm er an der Druckcrei des „Tage.
blatt" ein Rad weg. Dorsch wird zu einer Ge
fängnisstrafe von 2 Jahren. se'.n Genosse zu eincr
solchen von 9 Monaten verurteilt. Ein Hehler,
der ledige 20 Jahre alte Schlosser Jakob Kling.
erhält einen Monat Eefängnis.

Mflnnhcrm. 14. Aug. Heute nachmittag kamen
einige deutsche Offiziere über die Rhxin-
brücke. Sie waren seit Dezember vor. Is. unter-
wegs, kamen aus dem Orient und dem Kaukasus,
wurden über Konstantinopel und Marseille nack
Ludwigshafen gebrackst. wo man sie durch 2 fran-
zösischo Offiziere ins unbesetzte Gebiet nach Mann-
beim entl etz. Die Offiziere waren mehrmals ver-
wundet worden. Man sah ihnen die innerliche
Freude an. sich auf deutschem Boden wieder in
Freiheit zu Lefinden. Die Offiziere reisten von
ster aus nach Norddeutschland weiter.

Letzte Drahtberichte

Numäniens Antwort

Versailles, 15. Aug. Die Antwort dcr vumä- >
nischen Regierung auf di« dreiNot « n dos OLer-
stc-n Rates der Allii-crtei, über die Ereignisto in
Uugarn vst geistwn vormittag an die Friedenskon-
ierens übervoicht worden. Nach dem „Tcimvs" ent-
svricht dvr Jnhalt den Ercklärungen, die der rumä-
r ische Eesandte Antonescu gestern in dem Vlatte
abgegeben hcrt. Uin 5 U'hr nachmitta'gs fft der
Oberfts Rcrt zu eäner autzerordentlichsn Sihung
susammc-ngetreten, um über die Note su beraten.
Erotzfeuer in Zosten

Berlin, 15. Aug. Ein Grotzfeuer brach gest -vnl
abond kurz nach 8 Uhr in dem Zosfener Va-
rackenlagor au. Jnfolge des heftigen W'n-
des, Wastermangals und unzureichender Löschhilfe
nahm es eiire sehr grvtze Musdrhnung <rn, sodatz
die Feuc-rwohren aus versch'edcnen Nachbarortcn
machtlos waron. D!e herbeigerufene Boline:
Feueowohr konnte. nur eini'ii Zug ftcllen. weil die
eleecktrischen Fahrzeug niir 35 Kilometer zurück-
legen könnan. Der Berliner Löschrug kam geg-m
9.30 Uhr 67i der Brandstelle an unrr mtt -seiir::
Hilfe und den rirNvischen aus weiteren Orten ^i-n-
getroffonen Feucrwehren gclang es evs'4'ch, vm
grwaltigen Vrand auf seinen Herd zu be'chvänke-n.
Dr'i Baracken sind völlig niedergebrannt. Ebrrlso
sind <ruch ctine Entlausungscvnstalt uirv die Bade-
anstalt des Lagers zerstört worden. Autzerdem
explodierten beträch'.lich^ Vom:7ikvo>'rät2.
Der Schaden dürffe mehrc-re hunderttausend Mav?
bstragen. D'ne Ursache des Ferers konnte noch
nicht festgcstellt werden: doch wird Brandstif-
tung nicht für ailsgeschlossca gehaltev».

D'rlin, 14. A-'.-g. Der „Mbend" m'ldet aus
Kreuznach: D'e fianrösischon M-l'tärbcbördon'h -
ben das Singen vaterländischer Liede
b>'i Schulqnsflügen verboten (!). G ö-
tzoie Ausflüg - mit der Ersc'nb.ibn müsten vorchrr se-
nehmrgt werdon.

Derlin, 15. Aug. Der ges chä f t sfüh r e n d e
Vorstand' des deutschen Veaintenbun-
des gibt bekannt: Di- wegen Eeiwäbrung einer
eimnaligen Teverungszulage am 12. August zwi-
schen Vertretern des dautschen Bc'anilenbundes vnd
Mitgliedern der Reicli-sroaierun'g. lvWie der Re-
gierung der Gliedstaato.-r in Berlin abchaltonen
Besprechiingen halien zu dem Erfc> lg gesührt, datz
zur Beseiliguiig etwa noch vovhandcncir Hemmun-'
gen Verhaiid.'ui'.gen zwischen der Reich-sre«icrllng
und der prelltzischen Regierung <m>f Freitag, den 15.
August in Weimar einberufe.i worden sind. Es ist
zn hosfen, datz die ;ur Aufrechterhaltung der Ruhe
innerhalb der Vsaintenschast dringend erwünschte
Klärung iiunmchr baldigst eintritt.

Hamburg. 14. Aug. Zur Eröffnun der M i t-
1 elmee' fahrt hat die Rcedcrei Lohmann jnn.
als erstcn Dsmpiei' nach dcm Miitelmcr d e
„Diana^ abgcs-l jät. ^ ^

Ui!tM!!iiislirs!>liAi!WciiSKSkiöelbz.^it!i!li

ittiii 15. illugust 1919, mvrgcns 7 Ilhr.

SNss.

M-maWmen

§inck lür alle eräenkliclio dlährwecke äie

Po/KVmmwMn

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v-Li.,: Ma/'kck Sscker' IL;'

fiiLlimasoliinsn- unck fahl-l-acj-kVsanufLkim-

ttlluptgll'. 6l ^aup^lv. (l

I^eparsturen von dläkmssckinen jsäen 5^8tem8
xrüncllich. — 2ubekörtelle in rsicker ^UZxvakI
kür dläkmLZchinen jeäer >Xrt.
Untsrriekt im kläken, Stopken unc! Sticken
Lrati8. 5436

ÜOlMMtzllU.

Am Freitag, den L9. ds.
Mte., nach'niit.igs 3 Nyr

wird c>ie Zvgd der Geuiarkung
Gauang üoch mit zus. 452 tis
—Feld ünd Wald aui weitere 6
Jahre und zwar vom 2 Februur 1920/26 öffeullich
im Versleigervngswegc auf dein Rathause vec-
pachtet. Als Bieter werdcn nnr solche Personen zuge«
lassen. dte im 8'esitze eines Jagdpasses sind, oder ducch
ein schriftliches Zeüs.nis der zuständigen Behöide nach-
weisen, datz sie iagdfähig sind. Der Entwurf des Jagd«
pacbtvertrags liegr zur Einsicht im Rathause offen.

auangelloch, den 9. Auguft 1919. 6488

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Von der Menschen Art und Unarl

Der neue Leiter deß Preußischen höheren
Schulwesens, Richard Jahnke hat unter dem
obigen Titel im Verlage von Velhagen und
Klasing (Bielefeld) ein Schriflchen herausge-
geben, das eine Sammlung von Sprüchen,
Verfen und Betrachtungen ist. Jahnke weiß
als alter Schulmann, daß er nichts Unmög-
liches verlangen kann. Das Büchlein ist ein
Vademecum für praktische Weltweisheit, das
sich nicht nur an den Verstand, sondern auch
an das Herz wendet. Seine Hauptforderung
ist die Reinheit des Wollens. Wic lassen
hier einige Proben folgen.

Menschen, die ein künstliches Gebiß tragen,
begreifen nicht, datz sich nicht alle die Krusten
vom Brot schneiden.

Wenn die Pfecde mit uns durchgehen, ist
ein Menfch, der ihnen in die Zügel fällt, wert-
voller für uns als einer, der ein schönes Ge-
dicht darauf machen kann. Nachher ist es meist
umgekehrt.

Jch hasse nichts mehr als die Vauernschlau-
heit, die sich klug dünkt, wenn sie harmlose Men-
fchen übertölpelt. Man nennt sie nach den Bauern,
aber sie sindet sich überall, selbst bei hohen
Vehörden.

Worte sind das kostbarste Mittel mensch-
licher Verständigung. Schade nur, daß gerade
mit den wichtigsten Worten fast jeder einen
cmderen Sinn verbindet! Oder waren Frei
heit, Necht und Pflicht, edel, groß und schon
für alle dasselbe? Darum sollte man sich
immer erst darüber einigen, was man unter

den Worten verstehen will. Aber weil auch
das nur Hurch Worte geschehen kann, so dreh.'n
wir uns ewig im Kreise herum, und eine voll-
kommene Verständigung ist so wenig möglich
wie das Vollkommene überhaupt.

* »

Man hat oft darüber gespottet, daß die
sranzösische Umwälzung von 1789 ihr Verfaf-
sungswerk mit der Erklärung der Menschen-
rechte begann. Ob es staatsmännisch klug war,
lasse ich dahingestellt, aber etwas SchöneZ und
auck Richtiges lag jedenfalls darin. Und immer
wieder sollte man darüber nachdenken, worin
die Rechte eines Menschen bestehen, die Rechto,
die ihm kein Staat und keine Gesellschaft
rauben darf. Kinder zu gebären und Mutter
zu sein, sagt man, sei die erste Pflicht der
Frau, und meint damit, es gehe nichts darüber
Jch sage: Nein, zuerst kommt ihr Necht, Mensch
zu sein und sich auzubilden zur vollen Höhe
ihrer Fähigkeiten. Erst wenn man Nechte gibt,
darf man auch Pflichten aufladön.

* *

*

Jn vielen Fällen beruht die Unbeständig-
keit in der Liebe darauf, daß man immer
wieder nach dem fehlerlosen Menschen sucht,
der sein ganzes Sein uns zu opfern bereit
ist, der uns gibt, was -wir suchen. Man
sollt edankbarer anerkennen, was man besitzt,
und nicht streben nach dem, was es nicht gibt.

Neben der Nuhm- und Herrschsucht der
Führer ist es dcr Freiheitsdrang der Massen,
was in der Geschichte am kräftigsten wirkt.
Jmnicr wieder erheben sich Stände, die unter-
drückt waren oder sich dafür hielten, um der
Fceibeit willen: und immer wieder ergibt sich,
>daß diese Freiheit ein Trugbild ist, daß im

Neb.ol zecslietzt, fobald maii es fassen will.
Man tauscht nur einen neuen Herrn für den
alten ein. Zusammenliang^ ist nicht möglich,
ohne Eiiiordnung, imd diese nicht öhne Unter-
ordnnng. Nach einer Freiheit allein lohnt es
zn strebcn: nach der Freiheit von dem Niedri-
gen in rms und von dem Klemlichen um uus.

Neues aus aller Welt

* Die Gegenwart mit ihren Erschütterungen
legt uns nahe, den Blick aus die revolutionären
Bewcgungen der Nergangenheit zu lenten und zur
tieferen Erlenntnis d-.r eigenen Zeit nach histori-
schen Parallelen zu suchen. Die Nevolutionen von
1789. 1830 und 1848 wcisen mancherlei Aehnlich-
keiten mit der in ihrer Entwicklung noch nicht ab-
geschlossenen russisch>.n und der deutschen Nevolu-
tion der Gegenwart auf. Aber noch viel lehrrei-
Her ist der Vergleich unserer jüngstcn Vergangcn-
heit mit dem Aufstand der Pariser K o m -
mune vom Frühjahr 1871. Welch verblüffeiide
Uebereinstimmungen mit den Zuständen der Ee-
genwart sich da eraeben, beweist ein vergleichender
Attikel „Panser Kommüne und Spartakus" von
Dr. Arthur Ploch in der scuben erschienenen Num-
mer 8971 der Leipziger „Jllustrierten Ze'tung"
(Verlag I. I. Weber - Leipzig: vierteljcihklich
1b Mark). Die dem Aufsatz beigegebenen 12 Ab-
Lildungen aus dem Iahrgang 1871 der „Jllustrier-
ten Zeitung" könnten, abgesehen vom Lokalkoloi"
auch das Vremcn, München und Berlin in den Ta-
gen der Spartakistenherrschaft zeigen. So ähneln
sich dio'Motive von damals und heute. Zahl-
reiche weitere Aufsätze un.d Bilder vervollständigen
deii Inhalt des vorliegenden Heftes, das aufs
neue den Veweis erbringt, datz die „Illustricrte
Zeitung" nicht nur eine Kulturrevue grotzen Stils
ist, sondern auch eine an Reichhaltigttit nicht
übertresfende aktuelle Wochenschrift, in der na-
mentlich auch die wichtigsten Vorkommniste auf
dem Cebiet des Sports, der Mode und des Thea-
ters regelmätzig ausgiebig bcrücksichtigt werdeii.

* Dic Zustände im Saargebiet. Nach zuverläs-
sigen Nachrichten aus dem Saarg^biet herrscht un-
ter der dortigen deutschen Bevölderung eine v e r-
zweifelte Stimmung angesichts der immer
mchr übcrhand nehmenden -französischen Herrsch':'.
Vesonders leidet die Bcvölkerung unter den
schwarzen T r'u'p pen. die sich in steigendem
Lkatze Vergewalt gungen an jungen Frauen und
Alüdchen zu Schulden kommen lasten. Selbst der
Schutz eines männlichen Begleiters ist meist unzu-
reichend. Durch die Zudringlichkeit dcr Schwarzen
entspinnen sich häufig Käinpfe, in denen die Deut--
schen, da ste unbewaffnet sind, unterl.egen müstcn.
Beschwerden bleiben meist erfolglos und werden
von der franzosischen Behörde als Vcrleumdung
dargestellt. Nur ganz einzelne Fälle sind bekannt,
in denen nach Prüfung dcr Sachlage die französi-
sche Militärbehörde einen Appell an die Truppen
richtete und dio schuldigen Mistetäter mit Zucht-
haus bestrafte.

Aumor vom Tage

Heitcrcs. In einer mittleren Stadt Sachsens
laut Theaterzettel: Zum ersten Male: „Nathan

der Woise". —-Bitte sehr! Die Vorstellung

war gut, wirklich recht gut. — Aber nach dem drit-
ten Akt mutzte sie wegen plötzlich eingetretener
spcrrtakistischer Unruhen abgebrochen werden. Man
verlietz ohne übermätzige Aufregung das Haus. In
der Earderobe hörte ich folgendes Eespräch zw-schen
zmi'i waschechten Sachsen:

A. : Das ist wirklich gemeene. Nu wectz iner
gar nich, wie die Ecschichte rveitergeht.

B. : Ja. ich hätto ooch gerne gewutzt, was nu
aus dcni Iuden und dcm hiibschen Mädch/en wrrd
un.d aus dein Nittcr im weltzen Heinde

A - Nu. ich wcrde morgen mal bei meinen Kol-
legen ruin fragen. Da gehen manche ofters n,s
Thcater. Vielleicht hats eener schon gesehcn. Da
tlatz ich mir das Ende erzählen.

B.: Ia. mein Lieber! Kunststück! Euck doch mal
auf 'n Zettcl. K.Zum orstcn Male" steht da. Das
hat noch keener ganz gesehen.

Aus dem „Simplicisstmus."
 
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