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tch meinox EtÄesoflicht l>?dig isoin, aÄer auch
vor Gott? Das tst eme gcrniz mrvere Frage,
odor vnlimchr keine Fruse. lsondcrn sür mich
und joden, Lvm es ül-crlxnmt ernst ist. bostcht f>is
EcMiHheit, d<ch uns nur Gott ftlber des Eidos ent-
binden kan-n, Äer vor ibm oeschlvoren ist. Donn
wenn Sie das <rnch können. «mdern Lsuten sehlt
die inoralischs Elastizität. heute einen oolitischon
Filöbut, morgen oinen StrvHhut unld iibernror^n
«ine Ziosolmühe iiber den Koof zu stüloen, roie
rvenn da gar nichts dabei würe! Schwören ist abcx
keine Zirkusvorstellung, salls Sve dies noch nächt
rvissen sollten, meine Hdrrenl Da-rum wäre es
orgcntlich für uns ein Meineod, wollten wir das
beschwören, was wir dvch nun einmal nicht rwn
.innen beraus und als Ausdruck miscrer wahrhasti-
oen Geisinnung geloben können. Tveue einer Vor-
fassung, die sleich rin orstm Abschnitt ieL-en auf
die RevuLlik fcstlest, der die Derfaffung LctschwörL
— nein, meine Horren, das a<ht nicht. Mrr
sürchten wirklich, os Lönnte unlsere ,^and verdor-
ren", swänge nvan uns dasu. Und. was noch weit
schlimmer ist, — sintemal wir nicht. wie Herr
.Cch-idema-nn mit don Händon Lu vedcn pflegen —
es würde unses Her- und unsere Seele
verdorren Und damit uniscrs Airbeitsfreudig-
keit, die aruch der neue — fast hätte ich schon wie-
dor „SchweinDall" sesagt — also dev nauie Staat
mitunjer noch manch einmal wird bilter nötig ge-
brauchcn köinven)

Worden die neuen MachtchabSr auf solche Beden-
ken hören? Woodon die Bohörden ichre Woamten
vor einer solchen Rechts-. und Morallbeu-
gung ru- schützen willens und imstanlde sein? Odcx
werden sie hilflos sulscchen, wie rhnen ein Beffehl,
ein FSderlstrich <rus Eberts Hand schonungslos e.n
sweites Verfailles hepeitet? . .Männortstogs vorm
ReichsVräsiidententhrone!" Herrlrch weit halben
wir es schon gohracht. Hemlichstes Beileid abex zu
oinom Voamten'körper, der im n"uen Neich einen
.^olittschen Nkoderniste'neid" -leüsten
mutz, gsgen den dorl kaiholische kirchliche olnie vorne
LiebeserLlärung gowchon waa' ^

Unruhe» im Saargebiet

Ncrch Lc« TLglichon Niundscham sind in dem gan-
-en Saargcthiet Etsenbahnenunruhen cms-
gsbrochoni. Aluch in don Eisenbahnwi rkstätten
Saavbrücken-Buvbach wurde ein Putschoerisuch ver-
Libt. Ebenso fand ein Stuvm auif ein Klerdermaga-
sin der Eisenlbalbirar in Saarlbelücken statt. Ju-.
gendliche Bubsch u versuchton oer-gobl ch. sich der
Kasse der Eisimdahnverwaltuns su bemächttgen.

Ein wildss StreiSo.mitoe der BergarLeiter
WMde verhaftet.. Für den Fall eines Berg-
avbeitovstEs wmde die D-ilitarisierung
des SäarLohlengchietes angedroht.

Auslieferurrg in Reichsverfassung

Der Borlkner Mtarbeiter des Matin lenkt die
Aufmic-rFMnkeit der franMschen OchfentlichksiL
auf Alhschnitt 3 von Artikel 112 dor n euen deuh.
schen Verfassuns, in dsm erklärt wttd, daß
kein Deul-cher einer fremden Regierung
sum stvaftrechüichen Verfahren ausgeliefert wer-
den darlf. Diesav Satz stcht nach der Meinung des
franLäsischen Korreslpondeuten iu> völlig'm Wi-
derspruch su den Bost'.m-muidgen des Frie -
den svert ra ges über die Bestvasung tzowisseil
Deutsche-r. ,

* Lloyd Eeorge in Köln. Der englische Mni-
sterpräfident Lloyd Eeorge ist am Sonntag in Köln
eingetroffen. Jhm zu Ehren fand gestern eine
grotze Parade statt.

Theater und Musik

* Ein Theater der Arbeit. Nach den in Mün-
chenek Bet-rieben verteilten Rundchreiben ist wie-
derum ein neues Tcheater, das Theater der
Arbeit in München, geplant. Durch Zeichnlung
von 10 Mk. kann jeder Mitglied des Unternühmens
werden.

* „Phantastisches Theater". Man schreibt uns
aus Berlin: Das eigenartigste neue Thöater ist
oiofer Tags in Berlin erv'ffnet woirden. Ein pri-
oater Kiunstliöbha-ber tzat in ssine Woihniung am
Lietzeirsee einen Thsatersaicrl einbauen lassen. Vor
Mvm hundert Stühlen wird ein „phantästisches
Dheater" gespielt: kleine verwelgene EinEer von
Hardekopf, Wedekind (dor „UabeLfArchte-
nichts") und Schnitzler. Die schaulspielerischen
Talente find nicht ülbervagend,. .alber der inttma
Ccharakter des Danzen. dem alle gescWtlichvn
llntertöne fohlen, gibt der Sache einen eiaenen
Reiz . . .

* Ein Spartakus-Stück. Hans Heinen hat
ein historisches SchMipisl „Spgrtäkus" beendet,
das im Xe-nienverlas evscheint und ois HUorische
SpartaKusgestalt a>uf die Bühne bringt.

kunst und Wissenschaft

* Zames Watt, der Schiöpfer der Dgmpfma chrne,
schlcitz vor hundert Zahv n, am lO.Alugulst 1819, di-v
Augen. Ein arbeitsreiches Lelhen lag binter ihm.
E.oSonen am 19. Jamiar 1736 in E-re<nock (Schott-
l>and), lernte «r bis zu sem-cm 18. Lcbensjgchre in
der Werkstatt seines Vaters und kam dann zu
einom Feinmcchcmiker in die Lechre. Von dort ging
ex iiach London; 1767 wurde «r llniivorlsitätsmechs!-
n!Ecr in Elasgow. Hw: lcgte ex dcn Eruü'd zu
se'mer künftigoni Bodeutung, indem cr durch ovrk-
tfchc Bersrche zur Erfor-schung des E-esetzes oon d«r
latenten Märme zu iibeeraschmrst>en G-lgetbiniffen
kam. Ev machte dann noch eüne gröh«re Amahl
Erfindüngen, auch auf ander-en Eebietcn. so erfai d
er ein« KovieMnaschini^, die hsute noch in Englandl
verwendei rvird. Dcmn stellte er, was für die Jn-

Nationalversammlung

Weimar, 18. Aug.

Als erster Punkt steht auf dex Tagesordnung
die erste und zweite Beratung des
Anleihegcsctzcs

für 1919.

Abg. Hugenberg (D.-N.) zur Geschäftsordnung:
Die Vorlage ist uns erst am Sonntag morgen zuge-
gangen. Sie sollte also gemätz Paragr. 18 heute
nicht zur Deratung gestellt werden. Zn der letzten
Zeit sind manche Eesetze mst einer Oberflächlichkeit
beraten worden, die der Würde dieses Hauses
eigentlich nicht entspricht. Wenn die Mehrheit die-
ses Verfahren mit ihrer Würde vereinbaren kann,
dann sollte sie wenigstens beschlutzfähig hier ver-
treten sein. Das ist in den letzten Tagen dauernd
nicht der Fall gewcsen. Das wöllen wir nicht rr.chr
mitmachen und Leantragen Absetzung dieser Vor-

^Ncichsfinanzminister Erzberger: Wenn Sle dem
Antrag staltgeben. machen Sie es dem Finanzmi-
nisterium unmöglich, or.dnungsmatzig Eelder aus-
zugeben. Wir geraten dadurch vor den Staats -
bankerott. (Erotze Bewegung und lebhafte
Unruhe.) Die Nationalversammlung mag wenig-
stens die erste Lesong vornehmen und das Gesetz
an einen Ausschutz verwejsen.

Abg. Dr. Heinze (D. Vp.): Wir fordern eben-
falls die Absetzung der Vorlage. Wir müffen for-
dern, dah uns Eelegenheit gegeben wird, die Vor-
lagen in gründlicher Weise durchzudenken und zu
Leraten.

Abg. Dr. Dernburg (Dem.): Die Vorlage ist
nicht. komplizjert. D e Necht«» macht anscheinend
Versuche zur Störung der Geschäfte.

ASg. Keil (Soz.): Es ist ganz offenkundig, datz
die Rechte der Negierung Schwierigkei-
ten machen will.

Abg. Eeqer (U. P.): Die Vorlagen werden
hier tatsächljch in einer b e i sp i el l o s e n Hafi
eingcbracht, vermutlich damit sich die Fraktionen
nicht vollauf klar werden können. Wir werden
uns keinerlej Eefahren aussetzen, wenn wir die
Beratung um 24 Stunden vertagen.

Der deutsch-nationale Antraa wird gcgen dle
Stimmen der Rechten und der Unabhängigen a b-
g e l e h n t.

Reichssinanzministex Erzberger: Jch werde im
Ausschutz weijere MitteL.lpngen zur Begründun<
muchen.

Das Haus be^chlietzt Verweisung der Vorlage
an einen Ausschutz.

Es folgt die zweite Deratung des

Osfkzicrsentschädigungsgesetzes.

Abg. ErÜnwald (Dem.): Wir behalien uns
etwaigs Anträge vor und werden unter Umstanden
auch für solche von anderer Seite ftinnnen.

Abg. v. Eracse (D.-N.): Wir sind für die ur-
sprüngliche Regierungsvorlage zpsammen
mit oen Demokraten e'ngetreten. Es ist nicht
blotz eine moralische Pflicht. fondern ein Eebot
politischer Klügheit. wenn in unserem Sinne vor-
gcgangen wird. Schon herrfcht in diesen Kreisen
eine ungeheu?- Erbitterung. die auch wirklich be-
rechtigt ist.

Reichswchrminister Noske: Der Ausschutz ba'
die Regierungsvorlage geändert. aber von
ihrem Erundgedanken ist er nicht abgewichen. D--'
nicht alles restlos erfüllt wetden konnte. bedquere^
ich. Die Frage der Versorgung von Pexsonen, d'e
durch den Krieg gelitten haben, dars nicht uvte
dem Eesichtswinkel paxteipolitischer Pro
paganda beantwortet wcrden. Wejche politisch
Eruppierung auch die Eeschäfte des Nelches f'"^
sle mutz sich nach se'ner Finanzlage richten
Was in Aussicht gestellt wird, mutz auch tatsächlich
gsleistet werden. Jn beidcn Eesetzen ist der so-
genannte Härteparagraph aufgenommen,
der dem Finanzminister und niir die Berechtigung
gibt, zur Linderung hervorgetretenex Mängel da
Zweckdicnliche zu veranlassen. Jch gebe dis be-
stimmte Erkläxung ab, datz daoon in der wohl-
wollendsten und warmherzigsten Weise
Eebrauch gemacht werden wird.

Reichssinanzministcr Erzberg/er: Zch stimme
mit dieser Erklörunq vollkommen überein. Die
Reichsregierung wird^alles tun, um die L'
der Offizisre und Kapitulanten auch trotz d'

schlechten Finanzlage nach Möglichkeit zu erleich-
tern.

Abt. Stücklen (Soz.): Vej der Ueberführung
der Offiziere in den Zivildienst in Reich. Staat
und Eemejnde müssen die militärischen Rangver-
hajtniffe völlig ausscheiden. Aus diesem Erund
erachten wir auch die Einführung von Schiedsge-
richten für völlig unangebracht. Wir sind dsr
Meinung. datz das Eesetz so gut ist, dah es einstim-
nttg angenommen werden könnte.

Abg. Dr. Mittelmann (D. Vp.): Wir könncn
dem Eesetz nicht zustimmen, wenn Sie unsere
grundsätzlichen Abänderungsanträge ablehnen. Un-
sere Anträge wollen im Erunde genommen doä
nicht mehr, als war dio Mehrheitsparteien zunäch
selbst gefordert hatten.

Nachmittagsfitzuna.

Abg. Bolz (Ztr.): Die StellungniahmL der
Dsutsch->Nationalen und der Deutschen Volkspartei
läuft lodiglich atuf A>sitation hinaus. (Lär-
inender Widerfpruch rechts.)

Preuhischer Kriegsminister Neinhardt: E§ gebt
nicht wider die Ehre, wenn man einen Dermöaens-
nachweis erbringvn mutz, um mchr zu bekonnmen,
als män <m fich zu Leanfpruchen hätte. Wichtiger
ist die

Frage des Kriegsleutnants.

Die Kriegsleutnanls haben om: wenigsten An-
sprruü, aber nach Anficht des Neichssi'nanzminUers
und oes Reichswehrministers sollen sie <ruf Erunid
des Härteipavagraplhen tn bestimmtöm Umifange
nach Matzswbe derjenigen Dienste. die fie nach dein
Krioge noch dom nemen Staate geleistet hahen, ent-
schädigt werden. (Hört! Hörtl dei den UnaLH.)
Zch mürde es scihr hodalwern. wenn durch eine unbe-
friedigende LSi-ung dieser^vage weitere Bounvuhi-
gung in die Kreife der Offiziere hineingetraaen
würde. Beim Frieoensverträg ist das Heer zwei-
fellos der Hauptle-idtvasende gewchen.

Abg. Seger (ll-S.): Das Eesetz will Qffizieren
und Unterosfizieren wicder eine Levorzuste Stel-
lunig geben. Das lehnen -otr als cu.ndemokratich
ab.

Reichswehrminister Noske: Wenn im Ausland
dio Sorge vor der deutzschen Militärmacht ncch be-
stoht uno deshalb die Frage der Krie-gsgefangenen
michck weiter konvmt, so tvagen allerdings die
Freunde des Vorredners dasu bei, indom sie dort
salsche Vorstellungen tzber die dewtsä-e Militär-
macht hevvoirvufen. Noch geftern hat die „Freiheit"
fostsestellt, auf der soziai.demokvatischen Konferenz
habe oin Redner der Unabhängigen die Zabl der
deütschen Soldaton auf 800000 Lis 1 Million be-
ziffert. Das ist eine nichtswü'rdigie! Verdächtisung
Dsutschlands, oie die arnven Kriegs-gefiangenen zu
bühen haben. Deut chland - hat jetzt rund 400 000
Mann. Darin find eingoschloffen sämtljche Tvnp-
pen in Kurland, Litauen und der Gvenzschutz. Bis
1, Oktober wiro die Abrüstung bis auf 250 000
Mann durchaaführt sein. Wir müsfen in den
Stand gesetzt werden, jenen Mannsschiften uind Of-
fizievon der Reichswohr, die Dienst tuu und auker-
ordentlich wertvolle Dieniste geieistet hcchen, einen
Notgroschen in die Han>d zu gcbcn. wenn wir fie
entlaffen. Sie beweisen Zhr Wohlüiollen, wenn
Sie uns möslichst in den Stand sotzen, nun oraL-
tisch die Abrüstung Lurchzu.führen. Vorcmssetz>ung
für Len raschen Abbau ist die raschcste VerMschie-
dung de§ Eösetzes- (Beifall.)

Dainit fchlietzt die allqomeine Bssprechung. Nach
kurzer Debatte wird das Ge'etz in zweiter und
dritter Lesuna gegen die Stimmen der beiden Par-
tejeü der Rechten und gesen die UnabhänÄigen
a n g o n o m ini e n.

^benfalls in zweiter und dritter Lefung anqe-
nammen werden mit den Stiminen aller Parteien
gegen die UnaLhängigon das K a v i t u l a ntev -
abfindungsLesetz und d^as Eesech zur Er-
aänzunig des M a n n scha f t s v e rs o r gungs-
gefetzes vmn 31. Atai 1906, des Oiffiziors-
Pensionsgesetzes vmn 31. Mai 1906 und des
MlLitärhintorLli e blene n 6 ese tziss vo-m
17. Wai 1907.

Es fd'at die zweite Dcvatumg des Eesetzentwur-
fes lbetreiffend die Erhöhunsder

Pension von Neichsbeainten,
die das 65. Löbensjahr vollendet halben. Die Vor-
lage wird mit der von dsr Kommiifion beschlosleium
Aenderuira, wanach es auch.cvuf diejenigen Boamten
über 65 Zahre Amoendunq finden soll, die sejt Be-
ginn des' Krieges freiwillig in den Ruhestand ge-
treten sind und in unmittelbarem Anschsutz daran
llntevbrechung im aktiven Dienst weiter per-

wendet wovden sind, in zweiter und dritter Le'
angenommen.

Ung

Es folat die zweite Beratung dcs Eesetzentm,,'.

fes betrcsfend die Pensionierung vnn
Reichsbeamten insolge de-r UmqGa'llunr, d?
Staatswosens. Das Eesetz wird in zmeiter un?
dritter Lesung ansenommen mit einer Entschii?
tzung des Ausschusses, die Rogierung möae von !ni
chen Beiusiiissen teinen EeLrMch machen mp«'
der aleiche Ersolg durch sonstiqe Mittel des ReiL-?
boamtengesetzes erreicht werden kann.

Nächste Sitzuna Dienstag: Anfrasen,
Let-vsffend Entscksiidigung, die aiuis Evunü des Frie
densoertrages zu <zaUen ist. AussührUngso^
'setz zum Fr iedensvertrag. Post- u. Tele'-
güapheügeset;, DaLaksteuergesetz. Reichsabgabeord
nung, Antrag Löbe über Wochenlsilfe, War.lxrii'
fungen, Bericht des Ausschusses für Voikswirö
fchaft.

Deutsches Reich

Eine Erklärung deutscher Kullusministrr über
Schulartikel der Vcrfassung

An die Regicrung des deutschen Neiches, z h
des Neichspräsidenten Ebert. Berlin. ist in dieseii
Tagen die uachfolgende Erkläryng ergangen:

„Die unterzeichneten einzelstaatlichen Kultus-
ministerien sprechen ihr Vedauern dagegen aus
datz man sie bei den letzten Verhandlungen über
die Schulartikel der Verfaffung nicht rcchtzei-
tigundnichtausgiebig genuq hat zu Worte
kommen lassen. Die Folge davon ist, datz die Ent-
sche dung Lber den Charakter der deutschen Schule
einerseits der Reichsgesetzgebung. andererseits den
Erziehpngsberechtigten in der Eemeinde überlassen
wordon ist, und datz dadurch der in der Sache lie-
gende kulturell und finanziell notwendige E.nslutz
der Eliedstaaten stark eingeschränkt worden ist.
Autzerdem find die unterzeichneten Kultusministe-
rien darüber unterrichtet, datz die Lehrerorgrnija-
tionen in ihrer überwiegenden Mehrheit aus pä-
dagogischen Eründen einen anderen Standpunkt
vertrelen, als er in der Verfaffung zum Ausdruck
gekommen ist. Von irgend einer Mitbestimmung
der Lehrer ist gegenuber dem weitgehenden Ein-
f'.utz der Erziehungsberechtigten mit keinem Wott
die Rede. Ueberdies enthalten die Schulartikel
Bestimmungen, die vom schulverwaltungstechni-
schen Standpunkte aus in HLchstem Matze bedenklich
und sür den gröheren Teil des Neiches undurch-
führbar sind. Sollten fich aus der neuen Eestpl-
tung der Dinge Schwicrigkeiten ergeben, so müs-
sen wir unsererseits alle Verantwortung dafür ab-
lehnen."

Haenisch-Preutzen. Heymann-Württemberg. Hum-
mel - Baden, Strecker-Heffen. gez. Burk-Sachsen.
Polz-Weimar. Nönneburg-Braunschwejg. Civko-
wich-Schwerin, Neumann-Hoser-Detmold, Der
Staatsrat für Anhalt. Das Unterrichtsministerium
Strelitz, Der Landesdirektor-Arolsen. Mahncrt- Al-
tenburg. Ministerium Sondershaustn, Drechsler-
Eera. Hildebrand-Bremen.

Eine Spaltung bei den llnabhängigen

Von parlamentarischer. Seite wird
zuverlässig berichtet:

Man nimmt im Lande wohl allgemein an^
in den Reihen der Unabhänqigen vLllige Ucber-
einstimniung herrscht und diese in ihrenZiclen so
lonsequente Partei geschloffen dasteht. Wer indcs-
sen hinter den Kulissen der unabhängigen Poli-
tik blicken konnte. wird gewahr geworden sein.
datz ein tiefer Ritz zwischen der Partei als
solcher und der unabhängigen Fr ak t r o n b-i
Nationalversammlung klafft. Die Fraktion der
Unabhängigen steht ohne jede Verbindung m-t der
Partei. Die Partei wird von Crispien bel-errscht.
Zhr ist die Fraktion nicht radikal genug. und vor
allem behagt dcr Partei nicht die Haltung des
Führers der Fraktion. des Abg. Saase. Me
vertritt die gemätzigtL Richtung und sein Ein'M
in der Fraktion hat es dahin gebracht. datz die e
ihm Gefolgschaft leistet. sehr zum Verdrutz
Parteileitung und der Anhänger im Lande, div
grötztenteils dem Kommunismus zuneigen. way-
rend Haase und die Fraktion der Nationaloer'
sammlung zwischen den Unabhangigen und dea
Kommunisten einen dicken Strich gezogen tzat._

genisurwiffenfchaft von autzerordentlich?r Bcdeu-
tuirg ist. LeistunüsainHeiten für die Mafchinen,
auf und nannte sie Pferdekraft. Zur Errnivsrung
a.i' Watt gaL die Elektrotechnll ihrer nou notwen-
dig sewordoiren Leistungseinhrit den Namen Kilo-
wgtt. M konnte, wie nichi vicle Erftndvr,, die
.Früchte seines Schaffens noch bei Lejbzs'tten se-
nietzen.

Neues aus aller Welt

Neues vom Hildesheimer Silbcrfund
Während dcr in Hildesheim oeranstalteten
Hochschulwoche hielt Geh. Rat Prof. Dr. Thie r s ch
von dex Universrtät Eöttingen eine mit grötztein
Znteresse aufgenommene Vorlesung, djd sich mit
dem Hildesheimex Silberfund befatzte und das Er-
gebnis seiner Forschungen wiedergab. Bei dem
Hildesheimer Silberfund, der im Oktober 1868
beim Anlegen dcr neuen Schietzstände am Ealgen-
berg bei Hildesheim gns Licht des Tages bcför-
dert wurde, hat man lange Zeit angenommen,
datz es sich um ein Eeschenk ftir die Götter handle,
denn auf dem Ealgenhcrg soll auch hierüber
fehlt ein sicherer Bewois — früher ein heiliger
Hain gewesen sein. Prell hat einem seiner gro-
tzen Fresken im Nathaussaal zu Hildesheim diese
Legende zu Erunde gelegt und ,den Auaenbl'ck
dargestellt, in dem Hermann der Cherusker im
Zahre 9 n. Ch. auf dem Ealgenbcrge nach der
Schlacht im Teutohurger Walde den Priestern im
heiligen Haine den den Römern abgenommenen
Schatz übergibt. Eeh. Nat Thiersch wies nqn nach
datz dies ganz unmöglich ist; denn es sind Stücke
bei dem Silberfund, dercn Entstchen in die 2.
Hälfte des 1. Iahrh. n. Chr. sällt, wie stch aus den
Jprmcn und den Ausschmiickungcn einiqer Becher
nachweisen lätzt- Das Silber wurde autzerordent-
lich sorgfqltig geborgen, und die. grötzerey Stücke
bargen die rleineren. Da es aber in einer Ee-
ländefalte verscharrt wordon war, beeinflutzte das
Erundwaffer und das wenn auch nur fein in der
Erds verteilte Chlor die Stiicke, indem es das
reine. feste Silber in leichtbrüchiges Chlor- oder

Hornsilber verwandelte. Vei dem Schatz wurden
keine persönlichen Schmuckgegenstände gefunden.
Es handelt sich, wie Geh. Rat Thiersch anittmmt,
tzöchstwahrschejnl.ch um das Patensilber eines rö-
mischen Offiziers. Die Zahl der dazu ge-
hörigen Stücke ist auf den einzetnen Gegenständen
eingeritzt, woraus zu folgern ist, datz die Hälfte
von dem Schatze noch fchlt. Nachzuweisen ist, datz
das Sttbex aus vier rämisch n Famitt >, stam'iii
und zwar aus dsr Zeit vor dem Kaiserreich. Es ist
ein Triolivium (ein Eedeck zu dreien). das
vollständig vorhanden ist, also ein Reisogeschirr.
das aus einzelnen Sätzen zu dreicn bestand. Auch
in diesen Stücken macht sich der qrlechische Ein-
fluh auf das rvmische Kunstgewerbe gslkend - dcr
Kunstbetr'.eL in Rom lag ja lange in griechischen
Händen —: je -zwei der Beck^r sind immer als
Eegenstücke gearbcttet. An Hand der einzelnen
Eegenstände des Silberfundes wies der Eelebrtt
ihre Entstehungszeit nach: er betoitte vor allcm.
datz die ztttlich letzten Stücke aus dem 2. Iahrhuw
dert n. Chr. stammen, aus einer Zeit. da in dsr
Eegend von Aachen sich eine römische Metallin >>
strie niedergelaffen hatte. Es kam jetzt öfters vor.
datz deutsche Fiirsten römisches Silber im V.sst
hatten. Wie und aus welchen Gründen der Stt
berschatz am Ealgenberge der Erde iibergeüen wor-
den war. entzieht sich jedoch völlig unsercr Kennt-
nis: nur das eine steht fest. datz nicht das Jahr
9 n. Ehr., sondern eine Zeit, die anderthalb bis
zwei Jahrhunderte später liegt. in Betrackit kommt.
Am wahrscheinlichsten ist noch die Annahwe. d'
ein Hqndler — denn datz der Vergrabcr Fachkennt-
njffe beseffen haben mutz. geht aus der Laqerunq
und Eruppicrung hervor — aus irgend welchen
Eründen den Schaü vergraben hat, der heute zu
dem Kostbarsten zählt, was unserer Kunstgcschichte
aus jener Zeit erhalten geblieben ist. L'. H. Lb.

* Am Fluqzeug zum Südpol. Der englrscho Ge-
lehrte Jolhn Cope, der an d-en SüdpoffaLrten 1914
teilMnommen Hat, plant eine no--e Fahrt zum ant-
>arkttschen Erdteil. Die Neise soll auf de-m bekann-
ten Südpolarschiff „Terra Nooa" uiltornommen
werden, und Lwr Erforschung des Landosiimern wie

sum Beuch des Pvls will Lope das Flugseug vor-
wenden. Die Fahrt versolgt zngleich wrffenchait-
liche nnd vMtiiche Zwc-cke. Man hofft. das AM-
bandenfein von MineralMtzen in jenen eisbedee-
ten Eeaenden füstrustellen. Lope entging 1916 in-r
kncuwer Not dam Tode. als das zur Entsttzung von
Lhackleton entsandte Schiff „Aurom" mv dcn ant-
arktischen Küste stvandete.

* Er kennt seine Pappenbeimer. Es war Dfte:
Tase auf einer Anti-Alkohol-versamnttung, wi-
e'.n dänisches Blatt erzählt. Ein bckannter Hoch-
(chullehrcr sprach und eine Menge Menischen wr^-
l.eubeigasttömt — auch zur Ecttc-vie. aber nach
dem Aussohen zu urteilen. waren dicse nur gckoiN'
men, um Uittug ru tre'iben. Dcr populäre
polizist dcr Stadt, dox sehr darau-f bcdacht istz o.e
Spektal>liimchc>r im Zaume zu halten. batte
solL-'dessen in eigener Pcrson dort oben P>l>atz
nomnicn, um dia Lage beffer überwacben su kon-
i'.eii'. Der Pcvfcssor sprach von der Frau und ihre
V.dcutuno ftirs Haus, voiv ihrem freundlchni
ch.ln. das den arbeitendcn Mann begrüLt. und oüS
sciii sch'önster Lohn und seine Auffnuntcri'ng U-
„Wjqs ist es, wonach wir uns sohnen. rvcnn wir
vo.i des Tages Mihe heimkommen? Was 'st,
^was uns unsere Wirde leicht und dcn S'.nn ftob tt
mccht?" H!er erhob dcr Polisist warnend dio
Hand und sagte halblaut mit eincm Bftck auf ^
imiruhigen Reihen: Erste, der Bicr sag-,

flieat raus!" , ^

* Der ertragreiche Stollen. Vor kurzem
rag,te> eine neue Streikbeweguna <ruf oer 0

Diergardt eine starke Bcunnchisung der

völkeruug. Die Frago lag nahe. woher die 0 >
gon ArEeiter ihre häusigen Lohiwussülle zu oe ,
vermögcn. Die Lösnnq die es Nät els brgEi h
ivach der „Niederrheinischen Volks't'imime
einsach, wenn man bedenkt, dast durch vlv

dieser Zeche, die links- und rechtsrheinisch ^

und Ausqänge hat, Millione,, von Zigaretten
audero Wucherwaren ins rechtsrhelnlsche Gooiet ^
schafft werden.
 
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