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cen so dw Dk'etsiodm, nach denen dre unadhEigen
Bertreter, dre srch bauvtsächlich aus O-ffenburg und
d-r Lörmchev Gegend elirgefunden balten. ,/rvboi-
teten." Dioses Amftreten von Arbeitern gegen Ar-
beiter iin Beisein von Vortretern des DQrgertunrs,
von büvgcrlichen Ministern, bürgerlichen Regie-
runasvertretern machte einen b ce l ende nden,
n»edexdrückenden Eindru ck."

Und da gibt e5 noch Leute, die immer wie-
der dcn Ruf: „Alle Macht den Näten" erhe-
ben! Da wiirde Herrn Maiers berühmter
alter Schweinestall ein Kinderspiel gegen sein.

Wilson mahnt zur Ratifikation

WÄson besprach den Fiedonsvortvag nrit dvm
SenLitscvuchl>nb für auswärtige Angelegsnboiten.
Er legte dem Ausschuh in auSfükirlichen Eicklürun-
gen dar, dah -dic Wiederberst^llung dcx normalen
Bedingungen für das wirtischaftliche und indu^
strielle Leben von der Entsche'idung des Scnnts b
rüglich des FriÄdENsvertvages abhänge. weil dieses
Problenr rm Zuswmnrenbang mit der Wiederhcr-
stelluns des intcrnationalen Lübens eine Zusam-
m nuäboit -von allen Parteien und Intevesscm' -
fordöre. Eine Hinausschiebung wiirde dis
Gefabr für das amerikanilschs VE be-m
für alle nationalen Alnrechte, auf d'eit>ie Amorika-
n"r Wbrt legen, bedeuten. Die Staaten. di« den
Vertrag rätifisiert baben, wie Grotzbrltminien,
Belgien nnd Fvankveich, können bereits i!h'-e
Pläne so ausbauen, dah fie die Kontrvlle
über dio DkLchte in Zentrctleirrova 0M0 nnser»
Konkurrens duriWihren, wenn wir nicht sofort
handeln , Alle Elemente uniseves normal'n Le-bens
warten auf dre Ratifirieru-ng des Var-
trages.

Die Entente und das
Reichsnotopfer

Die ..Times" melden, da.fi die in Berlin wei-
lenden EUtentekomimisstonen den Aujtrag ihrer Re-
gicvung erhio.ten, die beoorstebende deutsche Ver-
mi aensvcranlagung und -Abgaibe für den Rat der
Alliierten M hegutachten. Erst nach dem Ein-
oang des Dutachtens seien Devbandlungvn über die
Heranziechmng »dm deutschen VermÄ.
gensabgabe für die Schaden ers-atzsorde-
rung der Alliierten nröslich.

Erzberger aber bohauptete keck in der Nation rl-
versammluns, daifi der Entente kein Zugrifl auf
das Ergebnis aus der Vermögensabgabe zustehe.
Wörtlich erklarte er:

»In-dom Ause-n-b'lick. wo di-e Ententei versuchen
sollte, den Ertvag dleser Abgalbe M belschlagnah-
men. werde ich bei.der Nationialversanrmlun.g die
Ermächtigung nachsuchsn, dafi das Roichsnotopfer
nicht erhoden wird".

Echt Erzberserl Optimistisch und leichtfinnig in
Eineml Jefit wird er aber von Friedberg
sestellt, ^der ihn im »B. T." Sffentlich Miffordert.
sich mrt. folgender Destimmung des Frjedensver-
trages «useiwanderzusetzen. In der Anlage 2 >um
Artikol 233 b 12, Abs. b. heitzt es wörtlich über die
Besugnisse der Wiedergutmachal.wgsronvmWon:

,.Jn 'vogelmätziger Wlederkeihr schätzt der Aus-
schutz die Zahlungsfäihjgkeit Deutschlands ab und
pEft das dcutsche Steuersystem und zwar: 1. da-
mit allo Einkünfte Deutschlands einschlietz-
lich der für den Zinsendieust und die Tilguug sei-
ner innerein Anleihen bestimnrten. vorzugsweise
zur Abtragung der Wiedergutma-
chungsschuld verwendet werden. 2. um die Ge-
witzhoit zu erlansen. datz das deutsche StemersystMN
im allgcmeinen fln Verhältnis vollkommen ebenso
schwer ist als dasfenige irgendoiner i-m Ausschutz
vertretenen Mächte."

»Das deutsche Volk", so sagt Dr. Friedberg,
»llat ein Recht darlauf, diese Frage restlos k.'arge-
stellt zu sühen. Trotzdem bezweifeln wtr, datz fich
der ReichsfinanZminifter zu einer runden und net-
ten Antwort versteihen wird. eben weil es ichm nicht
möglich sei wird, den Einwurf Dr. Friedbergs »u
widerleoen.

Die „Eroberung" drs besetzten
Gebietes

Doin gutunterrichteter Selts rvirh uns
berichtet:

Im besetzten liniksrheinischen Gebiet werben von
«nglrschen und französi sche'ir einflufivoi--
chen Stellen, unterstützt von den Desatzungsbohör-
den, grotzo Aufklärungsaktionen tns Wevk gcst^-
So finden. von den miilitärischen Stellen geleitet,
Bosichtigungon doutscher Betri<be statt. in denen
evngehende Evkuuldiigungen Lbor Höho des Be-
triobskaoitals. Rentabilitat und techmlischo Lei-
stungsmöglichkeiten, Bsschaflenbeit der Mcvschinen
und Absatzmöglichkeiten der Betvi<D« elng zogen
werden. Fernor werden Fragcbogen versandt, die
cbenfalls die weitgohondsten Nachforschungen bc-
»wecken. Aus diosem ganzen Eobahven gsht her-
vor, dcrtz die Entente versucht, untcr möglichst vor-
teilhcvften Vedingungen in den besetzten Gebieten
gvotze deutsche Unternchmungen zu erwerben, um
>so ibren wirtschcrftlichen und politischen Einfluh im
Rheinlande ru befestigon.

Matrosen-Zusammenstötze
im Neufahrwasser

Danzig, 21. Aug. Zw'ischen deulschen und
amsriikanischen Matrosen kam es vor-
gestern in Neuifabrwaffer zu Zusamm enstöhen,
die ilhre Ursachen in Eifersüchteleien hatten. zu d-e-
non ein Tansvergnüg^n am Mpntag eldenlb, an
dem deu.tsche uNd amerikanflscho Matrosen -eNnab-
men, den Anlatz gaben. Bereits am Montag kam
es in einem Tairzllokale zu Streigikeiten. dic fich
«vuf der Stratze forfletzten, die abcr mit der Rück-
kchr der amexikanflchen Mitrosen amf ibren Ze-r-
störer ,/Hale" ihren Abschlutz fandien. Als nuin am
Dienstag Urlauber des kleinen Kveuzers ,^rank-
furt", der gesen 6 Ubr nachmittags im 5>afon -ein-
gelaufen war, an dem Zerstörer ,^>ale" vorbei
kaimon, stietzen fie nrit Matro'en vom ,L>ale" susam-
men, wobei einer dcr deutschen Matrvsen sckk^
verletzt wurde. Die dcutschen Matroiscn. donen fich
«ruch ZivÄvevsonen angeschloffen batten. nahmen
darauf eine errogte Haltung an, worauis eine >A!n-
zahl amervkanischer Matrv'dn im! Depeln mit
franzölsischen Matrosen d"s Torvedobootes
„Dlaimore" <ruf die Mmige einstürmtc.. Von dom
französischen Torvedoboot „Glaimore"- wurde ci"
Schuh absefeuert, -dmch den vrer Personen verlletzt
wurden, deren Wunden abex Mchter Natm find.
Der in Noufcvhmvaffer stat-onierte Grenz^chutz wurde
sofort alarimvert und säuberte d'ce Unvgebung d'
Hafenkanals, worauf auch die Ämetikaner amd
Franzoscu abzogc'n.

ELne Seeschlacht vor Kronstadt

Wie aus Helsinsfürs über Lrmdon gemeldet
wird, fand am Abend des 17. August im finnischen
Meecküiisen zwischen der britvschen und bol'chewisti-
schen jFlotte eine 2 eeschlacht statt. Drei russi-
iche Panzerschifle, ein Schlachtkrouzcr, ein Torpedo-
dampfer und ein Küstenwcrchkchifl sollen versenLt
worden sein. Auf britischer Serte wuvden drei
Motorboote vcrienkt und 8 enslf che Ofliziere und
3 Mann getötet. Britische Fluszeuse und DLotor-
Loote griflen am 18. ÄuMtst das Fort Kron-
stadt an. Die Batterien des Forts erwiderten
vas Fouer. Die Stadt Kronstadt soll. wie aus
EtEolm gemeldct wird, in Flammen stehen.
Die britische Flotte wurde verstärkt und vor Kron»
stadt zusEmengezogen.

Amsterdam, 20. Aug. Reuter meldet aus Qon-
Lon. dab die britische Admivalität die Reulerme!-
dung über dc^s im Finnischen Golf erfolgte See-
treffen bestätigt. Autzer' den Schlachtfchflfen
„Petrooolowsk" und „Andrei Perwals-wann" sei noch
ein bolschewiistischer Zerstörer vernichtet undi ein
Kreuzer uxchrfchnnlich schwer beschädlgt -wsrlden.

Die bvitischen Wcrluste betragen drei Küstenl-
o r b o o t e.

vmsterdam, 20. Aug. Das PreffeMro Raidko
meldet, bah diü frnnischen StreitkMte. rvachdem
fie Deristärckungcn» erhalten baben, den Vor»
ma^sch an der karsLischen Gvenze begonnen ba-
ben. Die Stellnng der Bolscheiwtsteq ldege unter
schwerem Feuer.

Die Ereignisse in Ungarn

Amsterdam, 20. Aug. Ergherzos Josef teilte
in einom Telogramm der FriedenSkonsereTtz mit,
datz er nurbi» zur Wahlder konstituierenden
Versammlung. die über die künstige Regierun«s°
form Ungarns entscheiden wird, im Amte bleiben
werde.

Dicise Erklärung ist zweifellos durch die immer
mehr wachende Erkenntnis vevanlafit. dafi» koine
Unterstützung der HabSbuvger durch di« Entente
zu erwarten ist. Der Chcf des Derliner Preffe-
büros leilt mit, dafi nach feinen Informationen
keine Unterstützung der Habsbuvger durch die En-
lento zu erwarten sei. In diessm Punkte seie-n fich
alle Mitglisder der Entente durchcms einig. Am
allerwenigjsten Lönnten aber die Lxvbsburger und
Ungorn darauf rechnen, mit dcr tschecho-sloiwakischen
Rvpublik in irgendwelchs Veziohungsn su treten.

Die Kosten der Rätewirtschaft

Eine Kommlssion der Oessterr.-Ungar. Dank
ift aus Wien in Pest eingetroffen und hat eine
Reviston bei der dortigen Hauptstelle der Oesterr.-
Unaar. Vcrmr vorgenommen. Sie bat festsestellt.
dafi von dem vorhandenen Bestiand tn biauem Geld
zwei Millvardcn Kronen ausgegeben wurden nnd
datz die Räteregierung selblst für 1'>4 Milliardcn
weifies Eeld drucken lieh. Der Gsldbestand der
hiosisen Httuptstelle vevmindert fich vo>n 73 Mill.
auf 3 Mlll. Da das weitze Geld fetzt wiederum
eingeläst werden mufi, so sind die Gefcrmtkosten der
Rätezeil «ruf 3^, Millicrrden zu Lewerten.

Antibolschewistrsche Erklarung der Sozialdemokratie

Bekannllich hätten sich die Soziäldemokraten
und Komnmmisten am erston Tlage des bolschewifti-
schen Regtmes vereint. Ietzt wurde nun in
VudaPvst ein öffentlichcs Pl-akat angoschla-
gen, das die Unterschrift trägt: EreDulivkonnitee der
ungarischen Sozialdemokraienpartei und GÄsell-
schaften und in dsm es u. a. hcifit: „Auch wir
sozia.domokvatischen Arbviter haben den Bolsche-
wismus für eine Katattrophe «ehalten,
«ber unsere Kraft genügte nicht. die Gefahr anfzu-
hcrlten. Wir konnten nichts anderes tun. als mit
«ll-en Krästen llebergrifle zu mildern. Eine grofie
Arbeit harrt nnser. Wir müffen die Rechnung des
Krieges bo.zählen mrd unseren Mrchkommen das
Brot sichern, damit das unaarische Volk nicht elend
Mgrundr gcht".

Die dritte Internationale

ist die am.2. März 1919 auf dem internativnalen
Kommnnistenkongretz in Moskau von Lenin und
Trotzky gogrünL-Lte kommunistilscho Internationale.
Än dickse bat fich, wie Mmebdet wlrL. dko ^chwe-is^-
rrsche SoziälLe-inokr>aiie angeschlossen. Der Bo-
schluh ilst w-ohl nur so zu erklären, datz die Erb'ct-
tcruNg übcr don viihglucktetz GeneralstvM in Lei-
Schroers. selft groh ist und infolgLbeffcn d-t^ rädi-
kalen Echreiev und> Führer leicht Gebör unb Ge-
foilgchalft o-enmdcir haben. Ob die AL-stimmun-g
in der Partei den Beffchluß dels Pärteit-ages Lestä-
tigen wird, dacf füglich LeNv"flel1 werdcn.

Unter der sweiten International'e
versbebt man die auf dcm Berncr Koirareh vom
Jebruaar 1919 nach d«m Kriege rum ovsten Mäl
wied>er zäfltande g'kommenen internativrvailen so-
zialistischen ViAiehungen, die von dcn Kommunistm
und dar U. S. P. allcrdings al-s .Perräterilsch" bs-
zejchnet wird. Man kann die heiden InternatiL-
nalen^ um die in der nächst n Zeit vorausfichtlich
de-x Kampf heih entbrennen wird. am besten
bin charakterisioren, datz die zaveite für die Ver-
wirklichung des So;ialismus durch die Demokratvr
und die dritte für die Diktatur des Proletarvats ist

Allferuf aus Frankreich

Hörst du den Westwind klagea?

Verzweifelt peitscht er deines Hauses Mauern.
Mach auf! Er will dir etcwas sagen
Von deiner Brüder tiesstem Trauern.

Siehst du die Trauerwolken cilen
Vom Westen her, verschleiert, tränenichwer?
Rastlos, si wollen nicht verweilen
llnd bittre Kunde^treuen fie umhe

Und was der Wind auf welschem Boden hörte,
Und was die Wolken dort gesehn? —

Ein oflen Massengrab, worin vom Wahnsinn fast
_ , fbetörte,

Gebrochne deutsche Männer laut um deine Hilfe

Mehn.

^_ Josef Noth.

Theater und Musitz

Protest gegen die Neichsoergnügungssteuer
Der dcutschen Nationalversammlung uNd den in
Betracht kommenden Ministerien ist vom Thea-
terkul 1 ur - Verband ein scharfer Protest
gegen die Neichsvergnügungsstcuer in
der Form, wie sie der jetzige Gesctzentwurf vorfieht,
zugcgangen. Die Eingabe des Theaterkultur-Ver-
dandes lehnt die geplante unterschicdsloss und me-
chanische, glcichmätzige Besteueruug aller öffent-
lichen Veranstaltungen ohne jede Rücksicht auf
ihren Zweck ebenso wie die in dem Entwurf zum
Ausdruck kommcnde Äuffassung von der Kunst als
Luxus und Bergnügen als völlig unvereinbar mit
d5n» Anschauungcn der überwältigenden Mehrheit
aller künstlerisch empsindenden Menschen jeden
Standes und als geradezu kulturfeindlich
ab. Der Verband empfiehlt min.dcstens die konse-
qucnte Ausdehnung der Steuerbefreiung von Ver-
anstaltungen in Schulen auch auf die tatsächlich
oder dsm Sinne nach den Volksunterricht ergän-
zenden Aussührungen (Schüler- und Arbeitervor-
stellungen u. ä.). Anstatt einer E r schlietzung dcs
Theaters für das Volk, droht geradezu des Volkes
gflteigerte Aus schlietzung von nahezu allen, seiner

Hoherentwicklung dienenden Kulturgütern. Ins-
besondere sieht der Verband in der Form der an-
gekündigten Steuern eine schwere Gefahr für streb-
same Theaterunternehmungen in kleineren und
kleinsten Provinzstädten. die vielsach deren notge-
drungenen llebergang ins Lager der Kunstverleug-
ner zur Folge haben mützte. Sofern die gegenwär-
tigen Verhältniffe des Reiches eine Besteueru-
auch der nach Inhalt und Form ernsthaften künst-
lerischen Darbietungen unumgänglich erscheinen
laffen — was der Theaterlultur-Verband nach dem
Sinn seiner Satzungen ablehnen mutz —. so bittct
er um dringende Erwägung .der Möglichkeiten
einer gestuften Besteuerung. Jn der prozentual
völlig gle.chmätzigen steuerlichen Erfaffung z. B.
eines Kirchenkonzertes und einer an der Unzüch
tigteitsgxenze sich bewegenden Kabarettveranstal-
tung liegt eine schreiende. allen ethischen und
volksmoralischen Ergebniffen dcr deutsHetz Pevo-
lution hohnsprechende Ungerechtigkeit." Der The-
aterkultur-Verband schlägt eine Abänderung de,
von allen Kultur- sind Volksbildungsinstitutio-
nen einhellig vcrurteilten Entwurfs dahin vor, hatz
mindestens eine Dreistufung der Vesteuerung
erfolgt nach Stätten bezw. Veranstaltungen: 1.
niedriger Unterhaltung (z. B. Zirkus, Kabareti
Schaustellungen, Tanzvergnügungen): 2. höherer

Unterhaltung (z. B. Operettentheater, Lustspiel-
theater. Variete usw.); 3. solchen, die der ethischen
und geistigen Erhebung der Vevöllerung oder der
Dolksbildung dienen, und datz die erste Gruppe
mit einem dre.fach so hohen, die zweite mit einem
doppelten Prozentsatz der vorgesehenen Steuer zu
belegen ist, wie die dritte. Zwccks Feststellung,
welchen Kategorien die einzelnen Unternehmungen
zuzuteilen sind, wäre eine besondere, aus Fach
.leuten zusammengesetzte Kommisfion einzusetzen.

Kunst und Wissenschaft

* Ein antienglisches Drami von Nomain Nol-
land. Jn. der Üebersetzung von Stefan Zweig
erscheint demnächst ein bisher unbekanntes Drama
von Nomain Nolland: „Die Zeit wird kom-
m e n". Es spielt während des Vurenkrieges in
der ssidafrikanischen Nepublik und stellt den-Kampf

der Buren gegen Imperialismus und englischen
Militar smus dar, die in typischen, künstlerisch ob-
jcktiv gesehenen Erscheinungen festgehalten sind.
Das Drama wirkt im höchsten Grade antienglisch.
Doch wünscht Nvlland mit dem Werke kein beson-
deres KampMck. gegen England geschriebeu zu
haben. Er möchte England nur als Schulbeisp'.el
für die ganze „europäische Zivilisation" angesehen
wiffen. Die Originalausgabe dcs Dramas. das 12
Iahre vor dem Weltkrieg geschr eben ist, trägt die
Widmung: „Dieses Stück klagt nicht eine einzelne
europäische Nation an. sondern Europa. Ich widme
es — der Zivilisation. Romain Rolland."

Neues aus aller Welt

* Neue tschcchi'che Unipersitntcn. Die
Tsisiechen besafien im alten Oesterrcich nup eine
Universität. die in Prag. Nach der Errich-
tung der Republik wurde die Gründung einer
zweiten Universität in Brünn beschloisen, und
bald darauf einer dritten in der Hauptstadt
der Slowakei, in Preßburg. Präsident
Masaryk, der bekanntlich vor dem Kriege selbst
Universitätsprofessor war, hat soeben dic ersten
Professoren für die juristische und'die medi-
zinische Fakultät dcr Brünner Universität er-
nannt. Die beiden neuen Hochschulen werden
im Herbst d. I. festlich eröffnet. Brünn erbält
gleichzeitig eine tschcchiche tierärztliche Hochschule,
indem die bisherige Pragcr tierärztliche Hoch«
schule in die ehemalige Hauptstadt von Mäh-
ren übersiedelt.

Das Jagdrevicr deö deutschen Kronprinzen,
da§ dieser seit Jahren im inneren Bregenzer-
wald gepachtet hatte, wurde neu vergeben und
von einem in Vorarlberg wohnenden Schwei-
zer zum Preise von 21600 Kronen pro Jahr
gepachtet. Das Nevier war seit jeher über-
auS wildreich, besonders von Gemsen rudel-
weise bclebt. Zu dieser Neuverpachtung des

kronpcinzlichen Jagdreviers berichten Schweizer
Blätter, datz der neue Pächter zu jenen Glück-
lichen der Kriegszeit gehört, die durch Schm ug-
g e l reich geworden. Herr Frei, der neue
Jagdherr, ist ein Diepoldsauer, der wcgen
Schmuggel in Strafuntersuchungen verwickelt
war, sich aber durch die Flucht nach Vorarl-
berg dem Urteile entzog Frei war schon vor
dem Kriege als unermüdlicher und verwegener
Schmuggler bekannt nnd ist heute ein so reiäer
Mann, datz er ehemalige Kronprinzjogden
pachten kann ....

Die Juwelen deö Mbret. Zu der angeb'
lichen Bermögensabschiebung des Königs von
Sachsen crfährt der „Abeud", datz der König
tatsächlich nicht das geringste mit der Sache
zu tun hat. Die Flugzeugsendung dcr Wert«
objekte crfolgte von einem früheren deutschen
Fürsten, dem Prinzen Wied, dec aber stu
geraumer Zeit nicht mehr deutscher StaatsaN'
gerhöriger ist und bekanntlich Mbret von Al'
banien war. Der ehemalige Fürst, ier zurzcit
in der Schweiz weilt, wurde vou Freundeii ver-
anlatzt, die Wertobjekte auf diesr Art Verioanv-
ten iu Schweden überbringen zu laffen.

Das ncue Fahrgastluftschiss „Bodcnsec" ist
das 120. Luftschiff, das die Zeppclinwcrft ,.w
Friedrichshafen verlätzt,. Mit der Wafferstofsio-ut-
lung des Sch.ffes wird am Sonntag oder Mon-
tag begonnen. Nach kurzen Betricbsfahrten sou
die erste Reise nach Berlin am 24. August, vorm.
9 Uhr vonstatten gehen, so datz das Schiff grqen
5 Uhr in Verlin-Staaken eintrifft. Die rund 7"v
Kilometer lange Luftre.se kostet 400 Mark. da^
wäre fllr den Fahrkilometcr 58 Pfennig. MU oem
Flugzeug, das diese Strecke in 4 bis 5 Stun/ien
zuriicklegen kann, kostet dor Flugkilometer etw»
2.25 Mark. Und mit dem Automobil, das zwei
Tage benötigt, kostet der Streckenkilometer
nach der Abmachung) 6 bis 7 Mark.

ukatwnawersammlung

Welmar, 20. Aug.

Die heute winkenden Ferien wirken als be-
schleunigendes Moment. Das rasende Tempg
in der Erledigung der wtchtigsten Vorlagen hcilt
unvermindcrt an. So wurde in der heutigey
Vormittags-Sitzung das Gesetz über .die Erh-
schaftssteuer in zweiter und dritter Lesunö
erledigt. Für die deutsche Volkspartei gab der
Abg. Dr. Becker und für die Deutschnationalen
Graf Posadowski kurze Erklärungen ab
weshalb sio gegen die Vorlage stimmten, die sie
im Regierungsentwurf angenommen haben wiir-
den. Auch die übrigen Parteien beschränkten sjch
auf kurze Erklärungen, sodatz das ganze Gesetz
der Ausschutzfaffung gegen die Stimmen der bei-
den nationalen Parteicn angenommmen wurden

In der Nachmittagssitzung wurde über den
neuen Anleihekredit und das Ausfüh-
rungsgesetz zum Friedensvertrag verhandelt
Wie üblich, gab es wieder ein Rededuell zwischen
der Nechten unh Erzberger. Der Deutschnationale
Abgeordnete Abg. Hugenberg kritisierte die
Vegründung Erzbergers zum Anleihekredit auss
schärfste und verurteilte vor allem die Präm en-
anleihe. Seine Angviffe gegen Erzberger und
auch gegen Vaucr riefen den ersteren auf den
Plan, der fich in seiner saltsam bekannten Weise
wehrte, es aber doch nicht verhindern konnte. datz
ihm der demokratische Abg. Haas seinen Ueber-
opt'.mismus einmal gründlich vorhielt. Bemer-
kenswert ist übrigens, datz Haas den Mut fand
auch oinmal den Mehrheitssozialisten die Wahr-
heit zu sagen, indem er ihnen vorhielt. datz sie in
letzter Zeit sehr oft gegen die Grundregeln des
Parlamentarismus verftotzen hätten und datz in-
solgedeffen die Demokraten nicht mchr gewillt seien
als Netter der Mehrheit aufzutretcn, wenn die
Regierung von den Mehrheitssozialistekl oder vom
Zentrum im Einzelfall aus parteipolit'schen, Er-
wägungen im Stich gelaffen wird. Die Anab-
hängigen benutzten dir günstige Eelegenheit ihrer
Wut über die „Noskegarden" Ausdruck zu geben,
indem fie gegen di« Ausgaben für die Reichswehr
stimmten, im Uebrigen sprachen aber auch fie Erz-
bergcr ihr Mifitrauen aus.

Llbg. Dr. Nietzer (D. l. Vpt.) erklärte namens
seiner Paxtei die Kreditoorlage annehmen zu
wollen, warnte aber vor den Prämienanleihen,
die allemal das lctzte Mittel eines Staates seien.
Das Gesetz wurdo darauf in zweiter und dritter
Lesung unverändert angenommen, ebenso kms
Ausfllhrungsgesetz zum Friedensvertrag.

Darauf wählte das Haus nach kurzer Debatte
den 28gliedrigen Unterausschutz für den ordentls-
chen Staatsgerichtshof. Der an anderet - Ctelle
mitgeteilte gemeinsame Par>-^

über die

Besreiung der Kriegsgejangenen
röurde nach kurzsn kernigen Worten des Präfiden-
ten unter lebhaftem Beifall des ganz«n Hauscs
«instimmig angenommen. Auf Antrao ' ^
Sozialisten Löbe wird die Entschliefiüng
Funkspruch den Volksvertretungen von E
Frankreich, Jtalien und Amerika mitget^
dsn. Der Schluß der Sitzung wurde au-g<iullt
durch Genehmigung von 300 000 Mark für das
Nationaltbeater in Weimar. in dcm LLrigens
eine Eedenktafel an die Nationalversammlung .
angebracht werden soll, und Ausschutzberichte.

Letzte Sitzung Donnerstag: Gesetzentwurf über
die Betriebsr äto. VereidiAUNg. des
Reichspräsidenten.

Kundgebung der Nalional»
versammlung für die Befreiung
der Kriegsgefangenen

Die interfraktionelle Besprechung über das
Schicksal der deutschen Kricgsgefangenen hat zu
einer Entschlietzung geführt, die der Natio-
nal-Versammlung als Antrag sämtlicher
Parteien mit Einschlutz der Unabhäygigen
vorliegt. Diese besagt:

„Die deutsche Nationalversammlung hat wi«-
derholt mit allem Nachdruck die Befreiung der
deutschen Kriegsgefangenen gefordert. Sie erhebt
noch einmal ihre Stimme, um vor aller
 
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