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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 16.1905

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Schulze-Köln, Otto: Ludwig Paffendorf als Innen-Architekt
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https://doi.org/10.11588/diglit.7502#0013

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INNENDEKORATION

MEINHEIM-

MEIN-STOLZ

XVI. 3HHRGHIIG.

Dcirmlfcidt 1905.

3flMIHR»H£n\

Ludwig Paffendorf als Innen-Architekt.

Much in Köln bereiten sich grosse Dinge vor.
f-\ Hier, wo so lange die minderwertigsten, ver-
-* \ klüngelsten Ausstellungen mit Vergnügungs-
park jedes noch kölnisch denkenden Bürgers
Widerwillen erregten, werden sich 1906 im rehabi-
litierten Kaisergarten die Pforten eines Kunst-
tempels auftun, der zwar nicht auf geheiligtem
Boden, wohl aber im Glänze geheiligten Kunst-
lebens aus Kölns geschichtlich grösster Zeit erstehen
Wlrd. Karlsruhes, ja Badens grösster moderner
Architekt, Professor Hermann Billing wird ihn
errichten und, wie ich zu hoffen wage, sogar mit
^hrlicher Sanktionierung seiner beiden wackeren
•valen Olbrich und Brantzky, welche ich, letzteren
mit freundschaftlich er Verehrung, nicht geringer
schätze. Ich setze auf diese Ausstellung für Kölns
künftiges Kunstleben die allergrösste Hoffnung, hat
doch gerade diese Stadt, trotz ihrer Schöne, bisher
abseits gestanden vom Reigen ihrer Schwestern.
Heil den Männern, die Köln mit dieser Ehrung
schmeicheln, um seine Bewohner und seine Behörden
für eine liebevollere in Pflegenahme der bildenden
Kunst zu erwärmen. Es sind bereits so lebensstarke
junge Triebe vorhanden in der Malerei, wie in der
Architektur und im Kunstgewerbe, die verdienen,
dass sie von jener Tempelheiligung erfüllt werden
und zu einem starken Baume im Haine der deut-

schen Kunst heranwachsen. Zwar ein Nachkömm-
ling und, wie immer, mit gemischten Gefühlen be-
grüsst, unter Umständen aber auch der Träger und
Erhalter des Geschlechts und des Ruhmes. Ein
Pate und Schützer ist ihm erstanden, einer der
edelsten und grossherzigsten, ja der kunstsinnigsten
Mäcene, Grossherzog Ernst Ludwig von Hessen
und bei Rhein, hat ihm inmitten alten Wuchses
den Boden bereitet.

Und wenn ich in einem meiner letzten Auf-
sätze, das Makkabäer-Haus Engelbert Kaysers
behandelnd, auf die in Köln scheinbar überwiegende
Liebe zu den Resten der Vergangenheit hinweisen
musste, um die etwas herbe Abweisung, ja die
lieblose Zurücksetzung jeder künstlerischen Tat aus
dem Geiste der neuen Zeit heraus, wohl verständ-
lich — aber nicht entschuldbar — zu finden, so
konnte man aber doch auch zwischen den Zeilen
lesen, dass der Kulturboden der alten Zentrale der
Rheinlande sich schliesslich doch auf die Dauer
nicht ganz ablehnend gegen die Aufschüttung eines
neuen Nährbodens verhalten konnte. Der geniale
Franz Brantzky, der wahrlich in ehrlicher, boden-
aufwühlender Arbeit sich dort ein Stückchen Eigen-
land sichern konnte, ist in seinen neuern, gross-
zügigen und phantasievollen Bauentwürfen bemit-
leidet, belächelt und verhöhnt worden; und sogar

1906. 1.1.
 
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