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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 16.1905

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Sonne, Wilhelm: Moderne Holzfärbung durch lichtechte Teerfarbstoffe, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7502#0295

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284

r NNEN - DEKORATION

Moderne Holzfärbung durch lichtechte Teerfarbstoffe.

Von Professor Dr. W. S o n n e - Darmstadt.

(Fortsetzung aus dem Oktober-Heft.)

■ usser den auf Seite 258 dieser Zeitschrift erwähnten
/\ Farbstoffen haben zur Herstellung der folgenden
/ % Farblösungen noch die sauren Farben Ponceau
[B, By], Säuregrün [By] und Wasserblau [B] sowie
die basische Farbe Safranin [B, By] Verwendung gefunden,
die Zahl der benutzten Farbstoffe erhöht sich somit auf 40.
Mit Ausnahme von fünf Farbstoffen (Alkaliechtgrün, Methylen-
blau, Lichtgrün, Neptungrün und Solidblau) können diese
Farbstoffe als auf Holz lichtecht und somit als verwendbar
für die Zwecke der Holzfärberei bezeichnet werden. Bei
der Benutzung der genannten nicht lichtechten Farben für
sich allein oder in Mischung mit anderen Farben ist Vor-
sicht zu empfehlen; Gegenstände, welche mit diesen Farben
gefärbt sind, dürfen der direkten Belichtung durch Sonnen-
strahlen nicht längere Zeit ausgesetzt werden. Im allge-
meinen empfiehlt es sich, nur Farben von gleicher oder
annähernd gleicher Lichtechtheit zu mischen, da anderenfalls
die Färbung ihren ursprünglichen Charakter ganz verliert,
indem die lichtunechte Farbe zerstört wird, die lichtechte
dagegen auf dem Holze zurückbleibt. Ein besonders charak-
teristisches Beispiel hierfür ist die Färbevorschrift No. 33.
Andererseits habe ich aber wiederholt auch beobachtet, dass
an sich nicht oder wenig lichtechte Farben lichtbeständige
Färbungen auf Holz erzeugen, wenn sie mit anderen licht-
echten Farben gemischt werden. Solche Farben sind z. B.
Solidblau und, bei Anwendung gewisser lichtechter Farben,
das an sich leider recht unechte Methylenblau. Der Grund
dieser merkwürdigen Erscheinung ist noch nicht genügend
aufgeklärt. Er ist möglicherweise in der chemischen Be-
schaffenheit des Holzes zu suchen, oder auch darin, dass
sich die lichtunechte und die lichtechte Farbe zu einer neuen
anders gefärbten chemischen Verbindung von grösserer Licht-
echtheit vereinigen. — Je nach der angewandten Holzart
kann die gleiche Farblösung verschieden färben. Es wird
z. B. Tannenholz dufch eine bestimmte Mischung von Säure-
gelb und Solidblau hellgrün, Pappelholz durch dieselbe
Mischung dunkelgrün gefärbt (vergl. No. 35 I)*), so dass es
erforderlich ist, bei jeder Färbevorschrift den Farbenton
anzugeben, der sich durch sie auf den einzelnen Holzarten
erzeugen lässt. Sehr wesentlich ist, dass bei der Herstellung
haltbarer Holzfärbungen der für das verwendete Holz passende
Farbstoff ausgewält wird. Helle Farben (Gelb, Hellgrün, Hell-
blau, Violet, Rosa) verändern am wenigsten ihren Ton, wenn
sie auf helle Hölzer aufgetragen werden. Dunkelgefärbte Hölzer
(Eiche, Nussbaum) müssen, wenn man sie nicht im Natur-
zustande verwenden will, mit dunklen satten Farben (Dunkel-
rot, Dunkelgrün, Braun usw.) gefärbt werden. Wenn - was
häufiger vorkommt, wie man glauben sollte — dunkles Holz
mit hellen Farben oder ein von Natur aus gelbes Holz, wie
Yellowpine oder Pitchpine mit grünen, blauen oder violetten
lichtunechten Farben gefärbt wird, so kommt nach dem
Verschiessen des Anstrichs die sehr dauerhafte natürliche
Farbe des Holzes zum Vorschein: es entstehen dann unschön
wirkende Mischfarben und sowohl dem Hersteller wie dem
Benutzer des so unsachgemäss gefärbten Gegenstandes
vergeht die Lust zu weiteren Versuchen mit „moderner
Holzfärbung" gründlich. Für das verschiedene Verhalten
desselben Farbstoffes gegen verschiedene Holzarten sind

*) Weitere Beispiele siehe Seite 285—288.

nicht nur die chemischen Eigenschaften der Holzfaser
und die wechselnde Zusammensetzung des Zellinhaltes
der oberen Holzschichten bestimmend, sondern es treten
auch verschiedene Farbwirkungen ein, je nachdem die Farbe
auf härtere oder weichere Stellen der Holzoberfläche auf-
getragen wird. Die weicheren Stellen werden in der Regel
anders, oft heller gefärbt, wie die härteren, wodurch sich
ganz eigenartige, für unser Auge angenehme Wirkungen
erzielen lassen. Noch charakteristischer gestaltet sich die
Färbung des Holzes bei der Furnierfärbung, bei der gewisser-
maßen ein Heraussortieren der einzelnen Farbstoffe bei
Anwendung von gewissen Farbenmischungen erfolgt; sehr
hübsche verschiedenartige Färbungen lassen sich beispiels-
weise so auf Kastanienholz herstellen. — Bei einigen Farben
ist die Lichtechtheit je nach dem Gerbstoffgehalte des Holzes,
auf das sie aufgestrichen werden, verschieden. So blassen
Eosinanstriche auf Buchen- und Tannenholz bei direkter Be-
lichtung schon nach einigen Tagen stark ab, während sie
sich auf Eichen- und Kirschbaumholz längere Zeit halten.
Als Muster einer ganz lichtunechten Farbe sei das immer
noch vielfach in Färberezepten genannte Fuchsin angeführt.
Fuchsin färbt z. B. Yellowpine und Pappelholz schön rot,
wenn aber die so gefärbten Brettchen der direkten Ein-
wirkung der Sonnenstrahlen ausgesetzt werden, so wird die
rote Farbe in wenigen Tagen zerstört und es bleibt nur eine
gelbe unansehnliche Farbschicht auf dem Holze zurück.

Das Verfahren, nach welchem die nachstehend er-
wähnten Farblösungen auf Holz aufgetragen werden, ist
bereits auf Seite 256 und 257 dieser Zeitschrift beschrieben
worden. Es sei daher hinsichtlich des zur Herstellung halt-
barer Anstriche unbedingt nötigen Vorbeizens nochmals her-
vorgehoben, dass die gefärbten Hölzer, auf die sich meine
Belichtungsversuche beziehen, vor dem Auffärben saurer
Farben mit heisser zweiprozentiger Natronseifen- oder heisser
vierprozentiger Kaliseifenlösung abgewaschen, vor dem Auf-
färben basischer Farben wiederholt mit kalter vierprozentiger
Tanninlösung gestrichen worden sind. Die Tanninlösung
muss kalt hergestellt und angewandt werden, da sie sich
anderenfalls infolge der oxydierenden Wirkung des Luftsauer-
stoffs auf den Gerbstoff tiefbraun färbt. Bei Benutzung einer
solchen dunkelgefärbten Lösung würde der Ton der nach-
träglich aufgestrichenen basischen Farbe leiden. Ich wende
das Vortannieren gleichmäfjig bei allen Holzarten, auch bei
gerbstoffreichen, an, weil meiner Ansicht nach der frisch
auf das Holz aufgetragene Gerbstoff leichter unlösliche Farb-
lacke mit den basischen Farbstoffen bildet, wie der in den
Holzzellen bereits befindliche. Das von Zimmermann5;")
erwähnte Verfahren des „N ac h t anni e r ens", bei dem die
basische Farbe direkt auf das Holz aufgetragen und dann
erst mit Tanninlösung gestrichen wird, halte ich für weniger
empfehlenswert. Weder Schramm111) noch Rott er25) haben
durch nachträgliches Behandeln der Farbschichten mit Tannin
und anderen Mitteln eine wesentliche Erhöhung der Licht-
echtheit der Färbungen erzielen können. Auch halte ich es
für sehr wenig wahrscheinlich, dass es beim Nachtannieren
zu einer Farblackbildung in den obersten Zellschichten kommt.
Denn da der Farbstoff bereits in den nicht vorgebeizten
Zellschichten festgehalten wird (vergl. Seite 256 dieser Zeit-
schrift), so wird die nachträglich aufgestrichene Tannin-
 
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