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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 16.1905

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Beutinger, Emil: Beiträge zur neuen finnischen Architektur: Bauten der Architekten Lindahl & Thomé, Helsingform
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https://doi.org/10.11588/diglit.7502#0224

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INNENDEKORATION

XVI. SflHRGHIlG. Darntffadf 1905. SEPTeillBER» HEFT.

BEITRÄGE ZUR NEUEN FINNISCHEN ARCHITEKTUR.

Bauten der Architekten Lindahl & Thome—Helsingfors.

Die Hauptstadt Finnlands birgt heute eine
Anzahl Bauten moderner Richtung, um die
sie manche Großstadt des Südens beneiden
dürfte, und zwar nicht nur der Zahl nach, sondern
ganz besonders mit Rücksicht auf den originalen
künstlerischen Wert; und das rührt nicht zum
wenigsten daher, dass die Mehrzahl der jungen
Architekten-Generation wirklich — Selbstgedachtes
— schafft und jener bei uns leider so häufige
Wirrwar »modern« sein sollender Bauten kaum
vorkommt. Dort sind eben die treibenden Kräfte
wirkliche Künstler — keine jener alles nachäffenden
Menschen, die treiben, was gerade »Mode« und
glauben, es sei dasselbe wie »modern«, weil ihnen
der Begriff für »modern« voll und ganz mangelt.
Künstler, die das Tasten jenes »machenwollenden,
alles absurde für charakteristisch haltenden Mittel-
elements«, unseren »Spekulanten-Bauunternehmer«
nicht kennen, weil dort der Bauende nicht auf alle
Vettern und Basen hört, sondern auf den Archi-
tekten, der, wenn er alle Forderungen bezüglich
der Anlage des Gebäudes nach der Grundriss-
disposition erfüllt, freie Hand gewährt bekommt.

In dieser Zeitschrift und auch in der »Deutschen
Kunst und Dekoration« sind schon zu verschiedenem

Male Arbeiten finnischer Künstler gezeigt worden,
so von Gesellius, Lindgren, Saarinen, welche die
neue finnische Kunst zuerst dem Ausland bekannt
gemacht haben. Heute treten die Helsingforser
Architekten Lindahl und Thome hinzu mit dem
Heim des Polytechnischen Vereins in Helsingfors,
das sie auf Grund eines Wettbewerbes erbauten.

Der Hinweis auf diese Publikationen fordert
direkt zum Vergleich heraus und wir kommen
dabei zu einem überraschenden Resultat: die Kunst
dieses kleinen isolierten Landes einigt sich bereits
auf ganz bestimmte, dekorative, formale und ma-
terialistische Momente und zwar bei allen Archi-
tekten, ob die Arbeiten dabei mehr oder weniger
künstlerisch bedeutend sind, ist zunächst ganz
gleichgiltig, wesentlich ist dabei: es geht frisch
mit gemeinsamem Streben auf ein festgestecktes
Ziel los — eine wirklich neue Heimatskunst zu
schaffen, die — eben finnisch ist und das ist das
erfreuliche Resultat. Darin sind — wie beim Er-
greifen des neuen Formenstils, den man auch
Zweckmäßigkeitsstil nennen könnte, uns diese nor-
dischen Künstler voraus, wie sie es auf der Pariser
Weltausstellung als einzige waren. Während alle
anderen Völker in irgend einer Stilmarke mit mehr

1905. IX. 1.
 
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