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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 16.1905

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Schulze-Köln, Otto: Das Zurücktreten der Tapete in der modernen Wohnung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7502#0145

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INNEN - DEKORATION

i33

Das Zurücktreten der Tapete in der modernen Wohnung.

Der Eingeweihte der Tapetenbranche weiss,
dass die Überschrift für seine Interessen
eine fühlbar bittere Wahrheit einschliesst,
deren Kern leider nicht mehr als eine vorüber-
gehende Erscheinung aufzufassen ist, sondern bereits
arn Marke einer grossen Industrie zu nagen scheint.

Ist dem wirklich so, oder sieht der Schreiber
dieser Zeilen — der doch aber auch nicht von gestern
Ist — zu schwarz ? Mir wäre es schon recht, wenn
lch darin irrte, das heisst, wenn ich einige an der
Oberfläche schwimmende Blasen nicht als aus
tlefstem Grunde aufgewühlte Zerstörer, als Krank-
neits-Erreger zu betrachten brauchte. Habe ich
doch selbst noch im September-Heft 1904 dieser
Zeitschrift in einer Besprechung über die vorjährige
■Ausstellung der »Darmstädter Künstler-Kolonie«
folgende angenehme Wahrnehmung über denselben
pünkt festhalten können. Ich sagte hier: »Doch
e'ns müssen wir heute schon rühmend hervorheben:
rtlan hat der Wand allgemein in der Zuwendung
v°n Bekleidungsmitteln über den kalten, leicht ver-

letzbaren Anstrich hinaus eine liebevollere Sorgfalt
angedeihen lassen durch Schaffung hoher Wand-
täfelungen aus Holz und Linkrusta-Lambris. Zu
bedauern bleibt (und wir empfinden das heute bitter
schmerzlich), dass die Papiertapete hier nicht nur
gar keine Verwendung fand, sondern auch allgemein
von unsern führenden Innenraum-Künstlern ver-
nachlässigt wird. Das ist ein Schlag ins Gesicht
einer grossen blühenden Industrie, die gerade der
modernen Richtung ungeheuere Opfer gebracht
und Künstler beschäftigt, deren Namen gewiss einen
ebenso guten Klang haben, wie der irgendeines
anderen Künstlers auf dem Arbeitsfelde der an-
gewandten Kunst. Sei dieser Hinweis eine Mah-
nung für die Schöpfer moderner künstlerischer
Wohnräume«.

Mir scheint, als wolle die moderne Kunst
hierüber zur Tagesordnung übergehen, denn ich
habe sonderbarer Weise auf diese Ausführungen
hin mal keine Zuschriften erhalten; sowenig eine,
die mich hätte korrigieren wollen, als eine, die mich

1*J». v. 3.
 
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