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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 16.1905

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von Lasser, Otto Moritz: Neuere Arbeiten von M. Ballin in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7502#0238

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INNEN-DEKORATION

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industrie für holz verwertung a.-g.—altenessen. Primat-Kontor der Gesellschaft. In Planoxyl-Holz ausgeführt.

Neuere Arbeiten von M. Ballin in München.

(Vergleiche die Abbildungen auf Seite 222-226).

Jl Äünchen als Kunststadt das wird im Auslande unge-
/ y 1 fähr so aufgefasst: die Stadt der Maler, der Malerei.
A \. Bei dieser landläufigen Bewertung wird nur allzu-
sehr unsere hochentwickelte Architektur übersehen, noch
mehr aber die Bedeutung unseres Kunstgewerbes unter-
schätzt. Nun, hoffentlich wird in nicht zu ferner Zeit, durch
das Arrangement einer Kunstgewerbe-Ausstellung etwa, der
weiten Welt mal wieder vorgeführt, was auch unser Kunst-
gewerbe zu leisten imstande ist, dargetan, welch glänzende
Leistungen wir in den angewandten Künsten vollbracht haben
und täglich vollbringen. Freilich für jene, die München
näher kennen, bedarf es keiner Beweise in dieser Hinsicht,
sie wissen aus eigener Erfahrung die Arbeiten unsrer Werk-
stätten und Firmen zu schätzen. Und in der Tat.. wenn man die
Tätigkeit grösserer Kunstwerkstätten näher ins Auge fasst, so
gewinnt man zugleich Einblick in ein Schaffen, wie es eben nur
auf der örtlichen Grundlage einer grossen künstlerischen
Kultur möglich ist. Erst im Augustheft brachten wir bemerkens-
werte Innenräume der Hofmöbelfabrik OttoFritzsche, München,
einer alten angesehenen Firma, die neben mancher andern
grösseren Werkstätte die bayerische Möbelindustrie glänzend
vertritt. - Es freut uns deshalb, heute wieder unsere schon oft
vertretene Anschauung über den Stand unserer Nutzkunst
durch einige Beispiele rechtfertigen zu können. Wir meinen
die Arbeiten der genannten Firma M. Ballin, Hof-Möbelfabrik,
München, zu denen wir nachstehend einige Notizen geben.

Das Gepräge grösster Solidität und guten gediegenen
Geschmacks tritt freilich bei jedem Objekt, das die Firma
schuf und schafft, so zu Tage, dass anerkennende Worte in
dieser Hinsicht überflüssig sind. Dagegen wollen wir nicht
davon Abstand nehmen, zu erwähnen, dass der Firma künst-
lerische Erfolge um so leichter erreichbar sind, da ja ein
Chef des Hauses, Herr Robert Boitin, selbst als Künstler,
als Innenarchitekt etc. tätig ist. Seiner Initiative haben das
Haus und dessen Freunde gewiss nicht wenig zu danken,
zeigen doch seine Entwürfe und Arbeiten nicht nur eine
geschickte Hand, sondern vornehme Auffassung und eine
Sicherheit, die sehr angenehm berührt. Wir haben eben
eine Arbeitskraft vor uns, die sich an vielen und grossen
Aufträgen praktisch geschult hat. Denn die Tätigkeit der
Firma M. Ballin ist eine weitausgedehnte. Ich erwähne hier
unter anderem nur, dass die komplette Innenausstattung des
Warenhauses Tietz in Strassburg von ihr herrührt, dass
grosse Aufträge in Berlin ausgeführt wurden, ich verweise
auf den ausserordentlich gelungenen Repräsentationsraum
für das Präsidialgebäude in Bayreuth, der in St. Louis mit
der goldenen Medaille ausgezeichnet wurde, nenne das Arbeits-
zimmer des Präsidenten am Oberlandesgericht im Justiz-
palast zu München, verweise auf die gesamte Einrichtung
des Hotels Bayrischer Hof daselbst, und führe schliesslich an,
dass viele Villen hier und auswärts von der Firma eingerichtet
worden sind. mokitz otto baron lasser—München.
 
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