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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 16.1905

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Schmidkunz, Hans: Innen-Dekoration auf der Welt-Ausstellung Lüttich
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https://doi.org/10.11588/diglit.7502#0227

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J NNEN - DEKORATION







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A KCl I HERTEN I.INDAHL X- TH( )M E — 11ELSI NGFORS.

Lesezimmer im Hause des Polytechnischen Vereins in Ilelsingfors.

Innen-Dekoration auf der Welt-Ausstellung Lüttich.

Von Dr. Hans S c h m i d k u n z — Berlin-Halensee.

Die heurige Weltschau in der alten Wallonenstadt
Lüttich ist eine von den Ausstellungen, denen man
leicht Unrecht tut, und durch die man sich verleiten
lassen kann, auch den dort vertretenen oder nicht
vertretenen Mächten Unrecht zu tun. Der erste Eindruck,
den sie bietet, ist der eines unterhaltlichen Jahrmarktes im
grössten Stile, bei dem für künstlerisches Leben wenig ab-
zufallen scheint. Der zweite Eindruck ist der, dass trotzdem
eine ganze Fülle von wertvollen Darbietungen sowohl auf
technischem wie auch auf kunstgewerblichem Boden vor-
handen ist, die man nur eben suchen und noch dazu ziemlich
mühsam aus verschiedentlichen Gruppen zusammensuchen
muss. Der dritte Eindruck endlich ist der des Bedauerns,
dass so vieles Wertvolle, das leicht da sein könnte, fehlt
und dadurch ein schiefes Bild von den Tatsachen erzeugt.

In dieser Beziehung ist es namentlich bedauerlich,
dass Deutschland durch seine führenden Mächte sogut wie
gar nicht und im einzelnen sehr ungleichmässig vertreten
ist; was allerdings nicht hindert, dass auch aus seinen
Darbietungen ein ganz hübsches Sümmchen von Wertvollem
zusammenkommt. Man tut gut, die jetzige Handwerks-Aus-
stellung in Cöln mit zu berücksichtigen. Obwohl dies nicht
unsere Sache an dieser Stelle ist, so dürfen wir doch im
Vorübergehen bemerken, dass dort gerade in der Schaffung
von Wohnräumen Beachtenswertes geleistet worden ist, mit
dem sich die Cölner den Darmstädtern, Stuttgartern u. s. w.

anreihen wollen. Insbesondere sind es in den dort aus-
gestellten Zimmerchen die Bemühungen, einerseits auch
untereren Volksschichten etwas derartiges zu bieten, anderer-
seits die bürgerliche Intimität künstlerisch auszuprägen und
in eine an verschiedenen Vorbildern bereicherte feine Vor-
nehmheit emporzuheben.

Gerade in dieser Beziehung ist auf der Weltausstellung
Lüttich mindestens nicht der Ton getroffen, den wir er-
sehnen und in jener Lokalausstellung sowie auf den ver-
wandten deutschen Ausstellungen der letzten Jahre haben
erklingen hören. Belgien ist ein Land, das noch immer
an den Nachteilen und — man muss leider so sagen —
Vorteilen einer grossenteils ungebildeten Bevölkerung zu
tragen hat. Dies macht das Leben im ganzen billig und
gewährt namentlich reichliche Arbeitskräfte für schwierigere
und kunstvollere Industrien, sodass Belgien in bekannter
Weise ein Produktionsland für zahlreiche Gewerbe und
Kunstgewerbe ist. Nun merkt man im belgischen Lande,
sowie auf der Ausstellung in umfassender Weise das
Bestreben des Staates, der Industrieunternehmungen und
privater Mächte nach einer Verbesserung des Loses der
unteren Klassen. Auch die Herstellung billiger und zweck-
mässiger Arbeiter-Wohnhäuser wird in einem grossen Teile
der Ausstellung demonstriert, mit Bildern von solchen
Bauten, von symmetrischen und unsymmetrischen, von lang-
weiligen und interessanten. Umso merkwürdiger ist, dass
 
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