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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 16.1905

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Schulze-Köln, Otto: Ludwig Paffendorf als Innen-Architekt
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Schölermann, Wilhelm: Die "Wiener Richtung" in der Innenraum-Ausstattung, [1]: ein Rückblick und Ausblick
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https://doi.org/10.11588/diglit.7502#0031

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INNEN-DEKORATION

19

DIE »WIENER RICHTUNG« IN DER
INNENRAUM-AUSSTATTUNG.

Ein Rückblick und Ausblick von Wilhelm Schölermann.

Wir sind wohl in der Entwicklung unserer
ganzen dekorativen Kunst heute auf einer
Stufe angekommen, wo ein Besinnen
und ein Beschauen dessen, was im Verlauf des
letzten Jahrfünfts etwa erreicht und gewonnen
wurde, wünschenswert erscheint. Der Aufforde-
rung der Redaktion gern Folge leistend, will
ich versuchen, den Teil der ästhetischen Reformen
auf dem Gebiete der Innen-Austattung, welche
wir mehr den Östreichern als den Angelsachsen
verdanken, in einem allgemeinen Überblick zu
kennzeichnen.

Das Verlangen nach einer zeitgemässen Ver-
schönerung und Veredelung der Umgebung des
täglichen oder festlichen Lebens ist auf dem ganzen
Kontinent verhältnismässig noch jung, wenn wir
vereinzelte Kreise in Paris oder Brüssel ausnehmen,
wo die gute französische Geschmacks-Tradition
fast ohne Unterbrechung weiterwirkte, ohne über-
raschende Sprünge zu wagen. In Wien, wo man
lange genug gezögert hatte, begann die plötzliche

ARCHITEKT L.

KÖLN

i'Affendorf Waschtoüette in der Garderobe

am rhein.

Haus Rheinau — Niederbreisig.

haben; ich bin dessen sicher, dass Paffendorf nur
dieser einzigen Einführung bedürfen wird, um bei
Kollegen und Gleichgesinnten, nicht zuletzt aber
bei allen denen Würdigung zu finden, die in den
Geist der Moderne tiefer eingedrungen sind, d. h. ihr
eigentliches Wesen, das durch der »Parteien Gunst
und Hass verwirrt« , als ein echtes Geschehen
unserer Zeit nehmen, das ihnen nicht nur durch
Aus- und Schaustellungen, durch Schaufenster-
Auslagen suggeriert wurde.

Noch einer Eigenschaft Paffendorfs möchte
ich Erwähnung tun; ich meine seine Beredsam-
keit, sein erzieherisches Talent, seine eigentliche
Propaganda der Tat in den Werkstätten der
Handwerker, in der Öffentlichkeit. Nur so ist
Paffendorf als Einheit eines künstlerisch schaffen-
den Menschen zu denken. Soweit unsere Wege
sonst auseinandergehen mögen, sie werden zu
Parallelen gleicher Ziele, d. h. der echten Wahr-
heit und Schönheit in der Moderne zum Siege zu
verhelfen! — Kölns grosse Vergangenheit darf
nicht länger allein die Mittel der Wegzehrung für die
jetzige Generation hergeben: neue Zeiten bringen
neue Geschehnisse und diese bedingen eine neue
Erfüllung unseres Lebens! otto schulze-köln.

architekt l. paffendorf
köln am rhein.

Wasch-Tisch im Schlaf■ Zimmer der
Töchter, Haus Rheinau-Niederbreisig.
 
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