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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 16.1905

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Vetterlein, Ernst Friedrich: Zu unserm Wettbewerb "Brunnen-Anlage" resp. "dekorative Bank"
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Schölermann, Wilhelm: Die "Wiener Richtung" in der Innenraum-Ausstattung, [2]: ein Rückblick und Ausblick
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https://doi.org/10.11588/diglit.7502#0045

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INNEN-DEKORATION

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schmückende Objekt und das geschmückte. Beides
gehört zu einander und muss zu einander passen.
Schmuck an falscher Stelle erscheint lächerlich.
Also der Reiz des Schmuckes liegt nicht allein in
ihm selber, sondern in seiner Anordnung im Rahmen
einer Gesamtkomposition. Wir stehen freilich heute
in der Baukunst (zu der ich hier auch die Garten-
Baukunst rechne), im Banne des »Dekorativen«.
Aber dieses Wort hat seinen Sinn verkehrt, da
wir das Maßhalten mit schmückendem Beiwerk
verlernt haben. Bei jeder baulichen Aufgabe muss
der natürliche Zweck den Ausgangspunkt bilden.
Man muss versuchen, den Reiz zuerst durch Er-
füllung praktischer Anforderungen in harmonischer
Form herbeizuführen. Der Schmuck, das Ornament
oder sonstige Zutat darf diesen Sinn nicht ver-
wischen, sondern nur charakterisieren oder ideali-
sieren. Er darf aber nicht sinnwidrig den Zweck
überwuchern. Wenn diese Forderungen einer sinn-
gemäßen Dekoration wieder allgemein von den
Künstlern beachtet würden, würde die Kunst wieder
viel mehr als Kulturfaktor zur Geltung kommen.
Man darf es wirklich manchem nicht übel nehmen,
wenn er nach seinen Erfahrungen auf der Strasse
(namentlich auf neu entstehender Strasse) die da-
selbst ausgehängte > Kunst« als überflüssig em-
pfindet. In seiner Hilflosigkeit, seine Kunst-Beob-
achtungen seinem Verstände einzugliedern, wird
er geneigt, das Kind mit dem Bade auszuschütten
und der Kunst überhaupt die Existenzberechtigung
abzusprechen als nicht mehr in unsere praktische
Zeit hineinpassend. Solche Kritiker behalten Recht,
so lange wir die »Kunst« im Ornament erblicken

h. neuhaus. Schnitt u. Grunärüs tU neben*. Entwurf.

und nicht in dem Rhythmus der Linien und Massen
„itdemwirpraktischeoderidealeErzeug-usseunserer

Zeit zu beseelen suchen. *. » vetterlein.

Die „Wiener Richtung" in der Innenraum-Ausstattung.

„ . _______*8 ^

(Fortsetzung von Seite 28.)

Nur wenige Werke in schöner Umgebung vor
ruhigem Hintergrunde, so dass jedes einzelne für
sich zur Geltung kommt. Der innere und äussere
Erfolg hat ihnen Recht gegeben.

Was die Einrichtung moderner Wohnräume
betrifft, so scheinen mir die für die Künstler-Villen-
kolonie auf der Hohenwarte bei Wien (für Karl
Moll, Koloman Moser, Dr. Spitzer, Dr. Henne-
berg u. a.) kennzeichnend, wenn auch stilistisch nicht
vollendet. Namentlich das Moll'sche Haus macht
noch etwas den Eindruck eines architektonischen

Vprp,i«l.-1-- • ■

angestrebt, so für die Villa Friedmann in Hinter-
brühl und das Musikzimmer für Dr. Spitzer. Die
etwas reichliche Verwendung gebogener und durch-
brochener Holzverbrämung tritt anfänglich stark
hervor, hat aber mit den Jahren schon abgenommen.
(Diese weise Beschränkung kann man übrigens auch
bei van de Velde konstatieren, der jetzt, wie zu
erwarten war, fast ganz auf die ruhige schlichte
Zweckform in seinen Möbeln und Bauentwürfen
zurückkommt). Die Vorausblickenden haben vor
Jahren diese Wendung kommen sehen. Ich habe
die Überzeugung, je moderner wir werden, desto

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Färb f bens. Auch hier ist die gesunde die Überzeugung, je moderner wir werden, uesu

lieh W r° . ^bei Jose^ Hoffmann herrscht gewöhn- mehr wird auch das bloße Ornament am Gebrauchs

der Ftä^h dunkelblau vor) und die Betonung gegenstände verschwinden (der farbige Flächen-

Leitrnoti ^ ^onstrukli°n das vornehmliche dekor vielleicht ausgenommen), denn wir leben und

Olbrich V\i t^ ^U"^en Wiener Architekten. Auch bewegen uns so schnell, dass wir keine Lust daran

in einer Reihe von »Ideen« Gleiches haben, uns im Berufsleben aufzuhalten oder ablenken
 
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