Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 16.1905

DOI Artikel:
Schulze-Köln, Otto: Der Dekorative Wandfries, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7502#0215

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
204

INNEN - DEKORATION















_____1







PORTOIS & FIX—WIEN UND PARIS.

Alkoven im Schlafzimmer einer Dame. Möbel in creme-lackiertem Rüstern-
holz. Bezüge Wand-Bespannung und Vorhänge in geblümten Cretonne.

(Fortsetzung von Seite 197.)

zubereiten. Der aufstrebenden Linie der Wand
wird durch die horizontale Linie des Frieses ein
Ziel gesetzt. Die horizontale Linie bedeutet Ruhe,
Widerspruchslosigkeit, sie vermittelt die Gegen-
sätze der Kräfte. Eine Wand, die nur mit schmaler
Borte ihren Abschluss findet, ist unbefriedigend,
dem Auge fehlt ein Ruhepunkt, ein Schätzungs-
punkt für die Funktion der Wand. Die Wand
soll tatsächlich im Fries ausklingen, und deshalb
kann hierbei ein grösserer Aufwand an Schmuck
Platz greifen, als auf der Wand selbst: der Fries
soll auf die ruhende leichtere, farbenfreundlichere
Decke vorbereiten. Der Fries ist also ein Zwischen-
ding zwischen Wand und Decke, ein neutrales
Gebiet, auf welches die benachbarten Kräfte nicht
übergreifen dürfen. Neutralen Gebieten sind natür-
lich auch Grenzen gezogen, aber doch nicht solche,
die einem reicheren Innenleben lähmend werden
könnten, daher die künstlerischen Freiheiten im
Fries in ihrer Steigerung vom Ornament bis zur
bildlichen Darstellung.

Aber dem Friese dieser Art sind auch sonstige
Freiheiten eingeräumt worden, ihm ist die Frei-

zügigkeit gestattet, er braucht nicht zu oberst der
Wand zu sitzen, er kann auch über der Lambris,
über dem Panneel oder einem höheren Sockel sich
zur Geltung bringen. Tiefer als etwa 1,30 Meter
vom Fussboden darf er jedoch nicht sinken, weil
schon aus rein optischen Gründen seine Daseins-
äusserung an solchem Platze angezweifelt werden
müsste. Wir allein haben es in unserem ästhetischen
Empfinden, dem Friese, je nach seiner Bedeutung
und seinem Inhalte, seinen Platz anzuweisen.
Bringe ich nun einen figürlichen Fries von schöner,
bewegter Zeichnung und dezenter Kolorierung.
dessen Inhalt mir recht viel zu sagen hat, in etwa
Augenhöhe an, dann darf ich natürlich für den
eigentlichen Wandabschluss-Fries kein verwandtes
Motiv wählen, sondern eins, das direkt im Gegen-
satz zu jenem steht: grosszügiger, lockerer, leb-
hafter in den Farben und von einem Inhalte, der
nicht mehr viel zu erzählen hat, also mehr ornamental-
dekorativer Natur ist.

Die Tapetenfriese alter Art waren ausschliess-
lich für den oberen Abschluss der Wand bestimmt;
ihr rein dekorativer Charakter, dann die wuchtige

(Fortsetzung Seite 21° *'
 
Annotationen