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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 16.1905

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Steiner, Hugo: Franz Pankok, Barmen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7502#0257

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246

INNEN - DEKORATION

FRANZ PANKOK.

Speise-Zimmer im Besitze des Künstlers. Ausgef. von Aug. Dressler— Unter-
barmen in hell Esche, Beschläge Altsilber, Stuhlsitze hellgrünes Binsen-
Geflecht. Krone blank Messing, ausgeführt von K. M. Seifert — Dresden.

FRANZ PANKOK-BARMEN.

Franz Pankok, mit dessen Wirken und dessen
Persönlichkeit sich vorliegende Studie be-
fassen soll, gehört zu jenen Kunstgewerblern,
die mit dazu beitragen, die neuzeitliche Innenkunst
zu popularisieren, und ihr den Weg zur Allgemein-
heit zu schaffen. Er zählt zu jenen Künstlern, die
mit sicherer Selbstverständlichkeit aus der ihnen
vorliegenden Aufgabe, dem Material und ihrer
eigenen Persönlichkeit, die richtigen Konsequenzen
ziehen, und auf diese Weise künstlerische Räume
schaffen, die ihrem allerersten Zwecke, bewohnt
zu werden, in jeder Weise gerecht werden. Bei
Räumen, die von Franz Pankok geschaffen sind,
wird es sich also niemals um rein subjektive Träume
eines phantasievollen Künstlers handeln, sondern
um die lebensfähigen Schöpfungen eines Menschen,
der mit festem Können und sicherem Geschmack
vorwärtsschreitend, seine künstlerischen Absichten
durch die Schönheit des Aufbaues und geschmack-
volle Verwendung des geeigneten Materials in
vollstem Maße erreicht. Seine Räume werden
niemals eine dem Alltag fremde oder feindliche
Stimmung erzeugen, sondern dadurch, dass sie in

direktem Zusammenhang mit dem Leben und seinen
tausendfältigen Äusserungen stehen, werden sie
ihren Bewohnern zur wirklichen Heimstatt.

Das, was Franz Pankok bis jetzt an Möbeln
und Innenräumen produziert hat, erzählt von einer
innigen Gemütlichkeit, die nirgends Härten oder
unnahbare Steifheit aufkommen lässt. Es kann
dies als Grundzug seiner Schaffensweise angeführt
werden, jene bürgerliche Traulichkeit, die wir so
lange schon in unseren Wohnräumen vermissen
mussten. Es ist nicht jedermanns Sache, stets fest-
lich einherzuwandeln, und in Räumen zu wohnen,
deren feiertägliche Stimmung in unerträglichem
Widerspruch zum Alltag steht. Vielleicht ist jetzt
der Beginn einer bürgerlichen Wohnungskunst,
einer Wohnungskunst, die sich ihres Standes und
ihrer Tradition bewusst ist, und dieses Bewusstsein
mit einem gewissen Stolz betont. Pankoks Innen-
Architektur verzichtet aus diesem Grunde in den
meisten Fällen auf rein formale Schönheiten, und
sucht ihre Wirkungen in der zweckmäßigen Ver-
wendung des Materials und in der feinfühligen
Lösung der Massenverteilung. Dazu kommt noch
 
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