Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 16.1905

DOI Artikel:
Jaumann, Anton: Über Glasmalerei und Kunstverglasung
DOI Artikel:
Kunstgewerblicher Unterricht in Lehrwerkstätten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7502#0059

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN - DEKOR ATION

47

Dichtun ' S°gai" geistigste der Künste, die so wie die Kunstverglasung Gelegenheit zu diony-

Musik im Fall* na°h Pracht der Bilder und nach sischem Schwelgen in sinnlicher Schönheit; es loht in
a der Rede. Wohl keine Kunst gibt ihr wie Farbenflammengewoge, Glutregen prasseln

wie von Vulkanen ausgeworfen, Blumen brennen,
Bäume, die ganze Natur; die Farbigkeit des Märchens
steigert sich über alles Menschliche hinaus ins Ge-
biet des Phantastischen, Übernatürlichen. Diese
Energie der Farbe verlangt freilich doppelte und
dreifache Vorsicht in der Zusammenstellung; blosse
Buntheit ist hier beleidigender als nur je. Die Pracht
des Materials will in grosszügiger, feierlicher Vor-
nehmheit sich offenbaren; dem kommt das Gebun-
dene der Technik nur zustatten.

Dieser Eigenschaften wegen eignet sich das
Glasbild besonders zur Repräsentation, in reichen
bürgerlichen oder staatlichen Gebäuden, oder in von
Orgelklang durchrauschten Kirchen. Im Interesse
unserer schönen Kunst ist es nur zu wünschen, dass
die bunten Fenster bald allgemeiner Brauch, für den
Reichen sogar gesellschaftliche Pflicht werden, wie
sie es ja in früheren Jahrhunderten schon einmal
waren. Gut ausgeführt, wären sie ein wichtiges
Mittel, die grosse Menge für charaktervolle, vor-
nehme moderne Kunst zu gewinnen. Denn ihre
Schönheit schmeichelt sich auch noch so fühllosen
Augen ein. Und sie bringen Stimmung in jeden
Raum. Wo sonst das kalte, farblose Licht domi-
nierte, da proklamieren sie die Herrschaft der Farbe.
Wo ehedem die fremde Aussenwelt in die Traulich-
keit des Gemaches störend hereinschaute, da schliesst
sich nun der Raum vollkommen ab; das farbige,
nur durchscheinende Glas, auch die Bleilinien sind
gleichsam Fortsetzungen der Wand. Die bunten
Fenster erscheinen nur wie farbige leuchtende
Flecken in der Wand selbst, und das Zimmer wie
ein mit funkelnden Steinen besetztes Schmuck-
kästchen. Von der Welt draussen sehen wir nichts,
wir sind ganz auf uns und unsere nächste Um-
gebung hingewiesen. Dies fördert nicht nur die
Stimmung in der Gesellschaft, es unterstützt auch
die Sammlung und Erbauung im Gotteshaus. Nur
das Licht, das die Fenster selbst bestrahlt, erinnert
an die Allerwärmerin und Allerleuchterin, die
Sonne — — — — anton jaumann.

KUNSTGEWERBLICHER UNTERRICHT IN LEHR-
WERKSTÄTTEN. Vom Minister für Handel und
Gewerbe ist unterm 15. Dezember v. Js ein Erlass er-
gangen, dem wir nachfolgende Ausführungen entnehmen:
Die neuere Entwicklung des kunstgewerblichen Unter-
richts hat dazu geführt, den Lehrwerkstätten eine ver-
mehrte Bedeutung zuzuerkennen. Eine Anzahl kunst-
gewerblicher Lehranstalten ist bereits dazu übergegangen,
die praktische Fertigkeit in kunstgewerblichen Arbeits-
weisen in besonders dafür eingerichteten Lehrwerkstätten
 
Annotationen