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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 16.1905

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Schulze-Köln, Otto: Das Palast-Hotel in Wiesbaden
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https://doi.org/10.11588/diglit.7502#0129

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INNENDEKORATION

XVI. SHHRSflllG, Darmfoidf 1905. mBi-HeST.

Das Palast-Hotel in Wiesbaden.

Wiesbaden, dessen berühmte Thermal-Quellen
Weltruf geniessen, ist mit dem Beginne
des heurigen Frühlings um einen Hotelbau
^reichert worden, der nach Lage, Gestaltung und
Einrichtung der glückliche Wurf zeitkundiger und
geschäftstüchtiger Männer zu sein scheint. Von
allen Richtungen leicht zu erreichen, in fast direktem
Strassenzuge auch mit den Bahnhöfen in Verbin-
dung, ist ihm sein Platz am Kranz- und Koch-
hrunnenplatz vorbehalten geblieben, am Lebensnerv
^es Badelebens, auf dem die bekannten alten Hotels
2Um »Engel« und »Schwanen« den Anknüpfungs-
punkt an eine gute Tradition geboten haben. Un-
mittelbar am »Kochbrunnen«, also in nächster Nähe
^er heilspendenden brodelnden Sprudel erheben sich
stolzen, aber ruhig und breit, fast behaglich, ge-
lagerten Massen der grosszügigen Fassaden barocken
Charakters mit leichter Pointierung- der Formen im
e,ste der modernen Richtung.

Der Hotelbau umfasst eine geschlossene Block-
anlage mit einem grossen Hofparterre mit an-
schliessendem Wintergarten, nirgends beengt und
^enachbart oder unter Spionage lästiger, oft auch
^sslicher Hintergebäude. Eine raumreiche, in sich
^ allen denkbaren Verkehrs-Erleichterungen, wie
"Aufzug verschiedenen Treppenanlagen, leicht stei-

genden Rampen in den Erdgeschossen, Fernsprech-
einrichtung in jedem Zimmer (Verbindung mit der
Fernsprech-Anlage des Reiches) ausgestattete Ge-
bäude-Anlage gleicht dieser moderne Hotelbau
einem gewaltigen lebendigen Organismus, dessen
Eingeweide wie edleren Mechanismen gesund und
kräftig funktionieren.

Beim Palast-Hotel in Wiesbaden sind natur-
gemäss, als der jüngsten Schöpfung des Hotelbaues,
alle Errungenschaften des modernen Wirtschafts-
betriebes in der Beherbergung und Verpflegung
von Reisenden verwertet und angewandt worden,
und hier mit besonderer Sorgfalt und geschäftlichem
Weitblick, weil ein so erstklassiges Unternehmen
im Mittelpunkte eines Weltbades ganz anderen An-
sprüchen und Aufgaben gerecht werden muss, als
ein Hotel in einer Handelsstadt mit ausgesprochenem
Durchgangsverkehr. Hier Hast, Unruhe, werktags-
mäßige Aufregung des nervösesten Erwerbslebens,
dort Ruhe, Sammlung, wohliges Behagen, Feiertags-
stimmung eines vornehmen gastfreien Familien-
hauses mit allen Annehmlichkeiten, mit jeglicher
Fürsorge für die Verwirklichung von Wünschen,
die Kranke wie Gesunde an den Besuch eines
Badeortes knüpfen.

Wer einen tieferen Einblick in das innere Trieb-

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