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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 16.1905

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R., D.: Zu unseren Abbildungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7502#0275

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264

INNEN-DEKORATION

ZU UNSEREN ABBILDUNGEN.

Die Toilette- und Waschtische von Baillie Scott, die
wir auf Seite 255 wiedergeben, empfehlen wir der
ganz besonderen Beachtung. Sie stellen ein ungemein
charakteristisches Beispiel dar für das Niveau, auf dem die
englische Möbelkunst heute steht. Der Künstler scheint
da nichts anderes beabsichtigt zu haben, als, etwas durch-
aus Einfaches und Praktisches zu schaffen. Und das ist
ihm auch im vollsten Maße gelungen. Man glaubt das
Non plus ultra eines praktischen Toilettetisches vor sich zu
haben. Und doch sind diese spärlichen Linien mit einem
so raffinierten Geschmack gezogen und die Massen-Verhält-
nisse so fein gestimmt, dass man bei aller Einfachheit nichts
von Armut spürt. Englische Anmut!

Ein Hauch englischen Geistes weht uns auch aus den
eleganten Entwürfen von Georg Koch entgegen. Auch er
legt scheinbar das Hauptgewicht seiner schöpferischen Tätig-
keit auf die praktische Seite. Er zeigt Ideen für zweck-
mäßige Ausgestaltung von Erker- und Fensterpartien. Bei
unseren beschränkten Wohnräumen dürften solche in dieser
oder ähnlicher Form leicht ausführbaren Anregungen stets
willkommen sein. Und sie sind gewiss zu gleicher Zeit
eine Zierde der Wohnung; denn mit ihrer sauberen Dis-
position, in die man arbeitende und plaudernde Menschen
so schön und zwanglos hineindenken kann, machen sie alle
einen geschlossenen, natürlichen Eindruck; sie haben „Stil"
im Arrangement, in der Zweckmäßigkeit. — Recht schwer
dürfte es halten, diesen modernen Geist repräsentativer
Eleganz dort zur Geltung zu bringen, wo er am meisten am

Platze wäre: In Banken, Palais, Hotels. Dass es hier schon
etwas besser geworden ist, tun immerhin die Abbildungen
dar, die wir aus dem neuen Kurhaus in Neuenahr bringen.
Derartige Badehotels, wo sich alljährlich die Elite des vor-
nehmen und zahlungskräftigen Europa ein Stelldichein zu
geben pflegt, und wo in wenigen Monaten Millionen umgesetzt
werden, halten sich selbstverständlich für verpflichtet, diesen
Hautevolee-Charakter auch nach aussen zur Schau zu tragen,
schon der Gäste wegen, die sie beherbergen. Unter diesen
Umständen kommt nun in der Regel eine schrecklich protzen-
hafte, pompös aufgedonnerte Architektur zu stände, wie sie
eben nur der gänzliche Ungeschmack unserer Parvenuwelt
ertragen kann. Oskar Schütz ist es im grossen ganzen ge-
lungen, die gefährliche Klippe zu umgehen. Seine Schöpfung
in Neuenahr hat bei aller gediegenen Vornehmheit in der
Erscheinung doch nichts Aufdringliches und Überladenes.
Hoffen wir, dass diese Mäßigung auch auf das Publikum
eine erziehende Wirkung ausübe, und so der Weg zur Ein-
fachheit allmählich frei werde!

Die originelle Verwendung der Stickerei zum Raum-
schmuck, von der Margarete von Brauchitsch in ihrem Früh-
stückszimmer ein gefälliges Beispiel gibt, empfiehlt sich wohl
schon durch die Abbildung. Solch ein Raum, von einer
Dame in fein gesticktem Kleide bewohnt, wie würden
da Raum und Bewohnerin zu einer harmonischen Einheit
zusammenschliessen! Es liegt etwas spezifisch Weibliches
in dem Einfall derj erfindungsreichen Künstlerin, Frauen
sollten ihn sich zu nutze machen. d. r.

architekt georg koch.

Fenster-Arrangement.
 
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