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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 16.1905

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Rapsilber, Maximilian: Entwürfe zu modernen Innenräumen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7502#0209

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INNEN - DEKORATION

ARCHITEKT HEINZ KÖNIGS —BERLIN.

Entwurf zu einem Musik-Salon.

ENTWÜRFE ZU MODERNEN INNENRÄUMEN.

Ebenso wie es taktlos ist, eine Dame nach dem
Alter zu befragen, soll man auch dem Genie
oder Talent die Jahre nicht aufrechnen. Es
ist ein langer, langer Weg bis zum Erfolg, bis zur
Berühmtheit oder auch nur bis zu dem Punkt, wo
die ()ffentlichkeit sich mit dem Künstler oder gar
der Künstlerin zu beschäftigen anfängt. Die Führer
der modernen Richtung sind ehrwürdige Grau-
köpfe und die bekannten Malerinnen und Dichte-
rinnen thronen im Reich der Grossmütter. Aber
auch die Grenzjahre nach unten sind heikel. Ein
Backfisch wird zornig, wenn man ihn nicht drei
Jahre älter schätzt als er in Wahrheit ist und so
kann es auch kommen, dass ein künstlerisches
Talent seine Lebensdaten nur zögernd und er-
rötend preisgibt, wenn es sich noch gar zu jung
fühlt. Und das ist der Fall Heinz Königs. Der
jugendlich hagere Herr gestand auf die indiskrete
Frage seines ersten Biographen mit halber Stimme,
dass er 1885 geboren sei und dass einige der vor-
liegenden Entwürfe schon seit Jahr und Tag auf
dem Papier paradieren oder zur Ausführung gelangt
sind. Wir haben es also heute mit der Tätigkeit
eines Neunzehnjährigen zu tun. Die Angabe des
Alters ist in diesem Falle von Wichtigkeit. Es
zeigt sich, wie früh das Kunstgewerbe seinen Mann
ernährt. Was für eine lange Reihe von Jahren
erfordern akademisches Studium, Meisteratelier,
militärische Dienstpflicht, Staatsexamen und Probe-

jahre, bis endlich Vaters Portemonnaie erleichtert
aufatmet. Der voll ausgebildete Kunstgewerbler
hat in Ansehung der wirtschaftlichen Selbständig-
keit einen Vorsprung von mindestens sechs Jahren
vor dem Akademiker. Heinz Königs hat in Düssel-
dorf die Kunstgewerbeschule durchgemacht, in der
Architekturklasse seine Ausbildung vollendet und
die Anstalt hat den Behrens-Schüler als reif für
das Leben und die Kunst mit gutem Gewissen
entlassen und nun bekleidet der Neunzehnjährige
im Salon für Innendekoration von Friedmann &
Weber in Berlin eine ausreichend dotierte Stellung
als Zeichner.

Die Interieurs von Heinz Königs offenbaren
ein ausgesprochenes Talent für Innendekoration.
Natürlich ist bei dem Anfänger, der sich unter
dem starken Einfluss von Peter Behrens etwas
einseitig ausgebildet hat, die Schulschablone noch
recht fühlbar, nämlich etwas pedantisch Befangenes,
Angelerntes und noch nicht Erschaffenes, Nach-
empfundenes und noch nicht harmonisch Gereiftes.
Aber mehr kann die Schule auch im günstigsten
Falle nicht leisten; das Leben, die Übung, das
Temperament und das an absonderlichen Aufgaben
erprobte Talent bringt erst die Reife und den
letzten künstlerischen Zauber, der nicht blos die
Augen, sondern auch die Seele gefangen nimmt.
Jedenfalls spürt man an einigen Stellen bereits die
Vorboten einer eigenen Note, die ersten Flügel-
 
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