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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 16.1905

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Lux, Joseph August: Vom Guten und Schlechten Möbel: einige Gestaltungs-Grundsätze für praktische Möbel
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https://doi.org/10.11588/diglit.7502#0280

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INNEN - DEK OR ATION

26g

LUDWIG PAFFENDORF—KÖLN A. RH.

Damen-Zimmer mit Blick ins Speise-Zimmer.

VOM GUTEN UND SCHLECHTEN MÖBEL.

Einige Gestaltungs-Grundsätze für praktische Möbel von Joseph Aug. Lux —Wien-Döbling.

Pie praktischen Elemente der Möbelformen sollten eigent-
lich Gemeingut sein. Dass sie es aber nicht sind,
haben mich persönliche Erfahrungen häufig genug
gelehrt. Ich glaube deshalb, dass einige praktische Vor-
schläge für Möbelgestaltung nicht überflüssig sein werden.

Ich nehme an, es handelt sich um die Herstellung eines
Schreibtisches. „Wollen Sie einen Schreibtisch mit
oder ohne Aufsatz, einen geraden oder einen halbkreis-
förmigen?" würde der Händler fragen. „Nussholz oder Eichen-
holz, gebeizt oder poliert, lackiertes Weichholz oder Maha-
goni?" Ich erwidere, dass ein guter Schreibtisch zunächst
gar nicht davon abhängt, ob er gerade oder halbkreisförmig
gebaut, gebeizt oder poliert ist. Viel wichtiger zu wissen
ist, welche Ansprüche die Art der Arbeit, die am Schreib-
tisch verrichtet wird, an die Benützbarkeit stellt. Der Schreib-
tisch einer Dame, die gelegentlich ein Billet, der Schreibtisch
eines Kaufmannes, der Rechnungen schreibt und der Schreib-
tisch eines Schriftstellers sind von Natur aus wesentlich ver-
schieden. Was also zunächst entscheidet, ist die persönliche
Beziehung des Schreibenden zum Schreibtisch, nicht allein
in Bezug auf alles, was der Schreibtisch aufzunehmen hat
an Schriftstücken, Papieren, Büchern und anderen Gegen-

ständen, sondern auch in Bezug auf das menschliche Körper-
mag, die für die Grössenverhältnisse des Schreibtisches mag-
gebend sind. Der Schreibtisch muss buchstäblich „ange-
messen" sein. Ich werde also dem Handwerker, der den
Schreibtisch anzufertigen hat, eine Zeichnung anfertigen, in
der alles aufs kleinste vorgesehen ist. Jene, die sich nicht
helfen können, müssen einen Architekten bitten, dass er
Hebammendienste leiste, damit keine Missgeburt zu Tage
komme. Bei der heutigen Lage der allgemeinen Kultur ist
der Künstler, ich meine hier den Architekten, ganz unent-
behrlich. Vielleicht wird er mit dem Fortschreiten der künst-
lerischen Bildung überflüssig, die jeden befähigen sollte,
das häusliche Um und Auf richtig zu gestalten. Beim Schreib-
tisch also werde ich das Grössenmafj in der Breite nach
meinen seitlich wagrecht ausgestreckten Armen, von Finger-
spitze zu Fingerspitze gemessen, in die Tiefe nach meinem
wagrecht vorgestreckten Arm, von der Fingerspitze bis in
die Achselhöhle gemessen, nehmen, weil alles auf dem
Schreibtisch im Handbereich liegen muss. Ist er grösser,
so wirkt er unförmlich, ist er kleiner, so ist er unzulänglich.
Die ; Höhe der Tischplatte wird nach dem sitzenden und
schreibenden Menschen genommen. Sodann erfolgt die Be-
 
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