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Vetterlein, Ernst Friedrich: Entwurf zu einem Herrschaftlichen Wohnhause
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7502#0201
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INNEN - DEKOR ATION
ARCHITEKT HANS GROSSMANN—KARLSRUHE I. B. Mit dem III. Preis (Mk. looo) gekrönter Ent-
wurf zu einem herrschaftlichen Wohnkause
in Honnef am Rhein. (Siehe S. igt—ig3-)
ungesucht einzelne behäbige Ecken und Nischen,
die zu gemütlichen Sitzgelegenheiten herausfordern.
In gleicher Weise wirkt auch das Aeussere
ganz ungekünstelt trotz des malerischen Reichtums
der Motive. Aber diese Motive sind nicht um
ihrer selbst willen da, sondern weil sie aus dem
baulichen Zwecke hervor wuchsen. Alles wirkt so
selbstverständlich, dass wir gar nicht darnach fragen,
ob dies oder jenes hier am Platze sei. Diese
Selbstverständlichkeit ist eine wichtige Stütze der
»Stimmung«, denn ihr ist es zuzuschreiben, dass
wir uns ganz ungestört dem Genüsse des Schauens
und fröhlichen Betrachtens hingeben können.
In reichem Maße ist die Natur zum Schmucke
dieses in herrlicher Landschaft stehenden Häuschens
herangezogen. Bei solchem Reichtum bedarf es
keiner ornamentalen Nachhülfe durch Schnörkel
und Kartuschen.
Wer sich unbefangen dem Eindruck des an-
heimelnden Entwurfes hingibt, wird zugestehen
müssen, dass es sich hier um eine eigenartige und
neuzeitliche Kunstleistung handelt, die sich aber in
keiner Weise mit dem Geiste vergangener Kunst-
epochen in Widerspruch setzt. Auch das ist eine
»Anknüpfung an die Tradition«, der heute soviel
das Wort geredet wird. Die Form ist zwar tot,
aber der Geist ist lebendig.
Wenn in solchem Geiste alle unsere Kultur-
aufgaben gelöst würden, dürften wir stolz sein auf
unsre Zeit, die der Kunst ihre Freiheit wieder-
gegeben hat, eine Freiheit, die durch die Selbst-
zucht der Künstler vor einer Ausartung in Willkür
bewahrt werden kann.
Möge dem Künstler des vorliegenden Ent-
wurfes beschieden sein, recht fleissig an der Lösung
unsrer Kulturaufgaben helfen zu dürfen !
PROF. DR. ING. ERNST VETTEKLEIN.
Entscheidung des I. redaktionellen Preis-
ausschreibens 1905 der Innen-Dekoration-
Entwürfe zu Fensterlösungen umfassend.
Pen Bedingungen gemäss gingen rechtzeitig
21 Entwürfe mit zusammen 36 Blatt Zeich-
nungen bei uns ein. Trotz dieser geringen Be-
teiligung war die künstlerische Qualität vieler
INNEN - DEKOR ATION
ARCHITEKT HANS GROSSMANN—KARLSRUHE I. B. Mit dem III. Preis (Mk. looo) gekrönter Ent-
wurf zu einem herrschaftlichen Wohnkause
in Honnef am Rhein. (Siehe S. igt—ig3-)
ungesucht einzelne behäbige Ecken und Nischen,
die zu gemütlichen Sitzgelegenheiten herausfordern.
In gleicher Weise wirkt auch das Aeussere
ganz ungekünstelt trotz des malerischen Reichtums
der Motive. Aber diese Motive sind nicht um
ihrer selbst willen da, sondern weil sie aus dem
baulichen Zwecke hervor wuchsen. Alles wirkt so
selbstverständlich, dass wir gar nicht darnach fragen,
ob dies oder jenes hier am Platze sei. Diese
Selbstverständlichkeit ist eine wichtige Stütze der
»Stimmung«, denn ihr ist es zuzuschreiben, dass
wir uns ganz ungestört dem Genüsse des Schauens
und fröhlichen Betrachtens hingeben können.
In reichem Maße ist die Natur zum Schmucke
dieses in herrlicher Landschaft stehenden Häuschens
herangezogen. Bei solchem Reichtum bedarf es
keiner ornamentalen Nachhülfe durch Schnörkel
und Kartuschen.
Wer sich unbefangen dem Eindruck des an-
heimelnden Entwurfes hingibt, wird zugestehen
müssen, dass es sich hier um eine eigenartige und
neuzeitliche Kunstleistung handelt, die sich aber in
keiner Weise mit dem Geiste vergangener Kunst-
epochen in Widerspruch setzt. Auch das ist eine
»Anknüpfung an die Tradition«, der heute soviel
das Wort geredet wird. Die Form ist zwar tot,
aber der Geist ist lebendig.
Wenn in solchem Geiste alle unsere Kultur-
aufgaben gelöst würden, dürften wir stolz sein auf
unsre Zeit, die der Kunst ihre Freiheit wieder-
gegeben hat, eine Freiheit, die durch die Selbst-
zucht der Künstler vor einer Ausartung in Willkür
bewahrt werden kann.
Möge dem Künstler des vorliegenden Ent-
wurfes beschieden sein, recht fleissig an der Lösung
unsrer Kulturaufgaben helfen zu dürfen !
PROF. DR. ING. ERNST VETTEKLEIN.
Entscheidung des I. redaktionellen Preis-
ausschreibens 1905 der Innen-Dekoration-
Entwürfe zu Fensterlösungen umfassend.
Pen Bedingungen gemäss gingen rechtzeitig
21 Entwürfe mit zusammen 36 Blatt Zeich-
nungen bei uns ein. Trotz dieser geringen Be-
teiligung war die künstlerische Qualität vieler