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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 16.1905

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Jaumann, Anton: Die Dekorations-Malerei von Heute
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https://doi.org/10.11588/diglit.7502#0203

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• INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT HANS GROSSMANN —KARLSRUHE t. B.

staunlichen Gegensatz. Die Mannigfaltigkeit der
Mittel wurde fast durchweg dem gleichen Zwecke
dienstbar gemacht, einer ornamentalen Malerei, die
in Farben und Komposition ziemlich genau dem
Begriff »Jugendstil« entsprach. Nirgends war zu
bemerken, dass mit der Technik auch der Stil
sich geändert hätte, und das dekorative Bild endlich
war nur recht spärlich und recht ungenügend ver-
treten. Was mag wohl die Ursache davon sein?
Ist diese Kunstgattung vielleicht für die Hände
des Dekorationsmalers überhaupt nicht bestimmt?
Soll er sie der hohen Malerei ganz überlassen?
Unserer hohen Malerei, die in der Regel so un-
behülflich gegenüber praktischen Aufgaben? Ich
denke, eine scharfe Grenze lässt sich zwischen den
beiden Künsten, den beiden Handwerken garnicht
ziehen; wozu sich da über Kompetenzen streiten?
Aber dass der Dekorationsmaler in seinen deko-
rativen Bildern so oft nur einen Abklatsch gibt
von Werken der hohen Staffelei- und Goldrahmen-
kunst, nur in flüchtigerer, summarischer Ausführung'
mit weniger Können und weniger seelischem

Fassaden-Skizzen zum Entwurf zu einem herrschaftlichen
Wohnhause in Honnef am Rhein. (Siehe S. igo— igj.)

Gehalt — das sollte der Stolz auf den eigenen
Beruf nicht zulassen. Ein schlichtes Ornamentchen,
gut gemalt, ist zehnmal mehr wert, als eine figuren-
reiche Landschaft, für die das Können, die Mittel
und die Zeit nicht langten. Es gibt gewiss eine
eigene Spezies Bild von künstlerischem Vollwert,
die den Zwecken der Dekorationsmalerei entspricht.
Ich denke an pompejanische Wandgemälde und
an moderne Illustrationen und Plakate. Auf diesem
Wege dürfte zu suchen sein. Aber dieser Weg
führt zur Einfachheit und Beschränkung, und dazu,
zu einer ehrenvollen Selbstbeschränkung, fehlt dem
Handwerker von heute die Bescheidenheit, die den
Meister ziert. Er will blenden. Er strebt nach
dem Schein des Vollen und Vielen. Und der
landläufige Jugendstil ist ihm hierin ein böser Ver-
führer. Mit dessen hoffentlich recht nahem und
recht gründlichem Untergang dürfte aber auch
dem stilechten dekorativen Bild die Bahn geebnet
sein. Hoffen wir!

Ausgiebig, wie die Technik für das Arbeits-
material, sorgt eine grosse Zahl von städtischen

ARCHITEKT HANS GROSSMANN—KARLSRUHE I, B.

Grundrisse zum Entwurf zu einem herrschaftlichen
Wohnhause in Honnef a. Rh. (Siehe S. igo—ig3.)
 
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