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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 16.1905

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Sonne, Wilhelm: Moderne Holzfärbung durch lichtechte Teerfarbstoffe, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7502#0241

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230

INNEN-DEKORATION

Moderne Holzfärbung durch lichtechte Teerfarbstoffe.

Von Professor Dr. W.

(Fortsetzung aus d

Pas Färben des Holzes mit Teerfarbstoffen unter
Sichtbarlassung seiner natürlichen Maserung steht
im Gegensätze zu dem weitverbreiteten Anstreichen
des Holzes mit Ölfarbe, durch welches das eigenartige
Aussehen dieses Baustoffes verdeckt wird. Dagegen lässt
sich durch das Lasieren, bei dem das Naturholz mit hellen,
durch in Alkohol oder in Terpentinöl lösliche Teerfarben
gefärbten Lacken überzogen wird, eine der direkten Färbung
des Holzes ähnliche, wenn auch für das Auge nicht so wohl-
tuende, weil stumpfere, Wirkung erzielen. Das natürliche
Aussehen des Holzes ist in diesem Falle unter der gefärbten,
aber durchsichtigen Lackschicht erkennbar. Hölzer, welche
von Natur aus gefärbt sind, wie Eichenholz und das jetzt
so vielfach zu Bauarbeiten und zur Herstellung von Möbeln
verwendete Yellowpine oder Pitchpine, welches ein aus-
gesprochenes Modeholz geworden ist, überzieht man auch
wohl direkt mit einem hellen farblosen oder gelben Lacke
— die gelbe Farbe entstammt in diesem Falle dem Harz-
gehalte des Lackes - und bringt so sehr gute Wirkungen
hervor. — Die Ölfarbenanstriche sind von jeher die gebräuch-
lichsten und beliebtesten Holzanstriche gewesen. Sie be-
stehen bekanntlich aus Leinöl, einem an der Luft trocknenden
öle, welches durch vorheriges Kochen mit leicht Sauerstoff
abgebenden Körpern, wie Braunstein oder Bleiglätte in mehr
oder weniger hohem Grade in Firnis übergeführt worden
ist, dem verschieden gefärbte deckende Erdfarben zugemischt
werden. Durch Sauerstoffaufnahme aus der Luft trocknet
das in der Ölfarbe befindliche Leinöl, es geht in eine
zähe Masse, das Linoxyn, über und die trockene Ölfarbe
bildet dann einen elastischen, luft- und wasserdichten Über-
zug auf dem Holze, welcher um so besser haftet und um
so länger hält, je dünner die Farbe aufgetragen und je öfter
der Anstrich wiederholt worden ist. Die Dauerhaftigkeit
und Widerstandsfähigkeit des Ölfarbanstriches wird durch
den mit dem Leinöl gemischten Farbkörper, die Erdfarbe,
erhöht, das Aussehen des Anstrichs wird durch die Farbe

Benutzte Literatur:

13) Haubold, Das Färben und Imitieren des Holzes, Hornes, der
Knochen und des Elfenbeins, Berlin 1888.

14) Zentralblatt für Bibliothekwesen, VI, 200.

15) Plumier, ,,1'Art de tourner", Lyon 1701.

16) „Neu eröffnete güldene Kunstpforte" von J. K., Nürnberg 1720.
Dem Verfasser hat wahrscheinlich der Druck von P. Jordan
aus dem Jahre 1532 vorgelegen.

17) Hallens, Werkstatt der heutigen Künste usw., Berlin 1764.

18) Jakobson, Technologisches Wörterbuch, Berlin 1781.

19) „Deutsche Enzyklopädie", Frankfurt a. M. 1790 und „Ökono-
mische Enzyklopädie" von Krünitz, Berlin, 127. Bd., 1819.

20) Godeffroy, Österreichische Apothekerzeitung, 1880.

21) Ande's, Technische Vollendungsarbeiten der Holzindustrie,
III. Auflage, 1895; die erste Auflage ist jedenfalls vor 1888
erschienen.

22) Stübling, „Beiz- und Färbekunst", Berlin 1898.

23_) Ande's, Normalbeizfarbenskala; Verlag des Musterlagers der
k. k. Fachschulen in Wien, vergl. auch Ande's, Mittheilungen
des technologischen Gewerbemuseums in Wien 1885, No. 65,
sowie Zitat No. 21.

24) Stübling, Technischer Ratgeber auf dem Gebiete der Holz-
industrie, Leipzig 1901. W. S.

Sonne — Darmstadt.

ein August-Heft.)

verschönt. Allerdings ist die Haltbarkeit der Ölfarbanstriche
auch bei sorgfältigster Ausführung keine unbegrenzte. Nach
einer gewissen Zeit, am schnellsten an feuchten und warmen
Plänen, wo eine oftmalige Verdichtung und Verdampfung
des Wassers auf dem Anstriche stattfinden kann, bilden sich
in ihm unzählig viele kleine, für das unbewaffnete Auge oft
unsichtbare Haarrisse, durch welche die Feuchtigkeit der
Luft eindringt und ihre zerstörende Wirkung auf das dann
nicht mehr geschützte Holz ausübt. Werden diese feinen
Risse nicht durch einen neuen Anstrich ausgefüllt, so bildet
der nun nicht mehr zusammenhängende Ölfarbenanstrich
kein wirksames Schutzmittel für das Holz, er wird dann
allmählich von seiner Unterlage abgelöst.

Der ursprüngliche und wohl berechtigte Grund des
Überziehens des Holzes mit, seine Maserung verdeckenden,
Ölfarben ist also in der Notwendigkeit zu suchen, das fertig
bearbeitete Holz vor den Einflüssen der Witterung — bei
Aussenarbeiten — und der wechselnden Feuchtigkeit und
Wärme — bei Innenarbeiten — zu schüren. Wenn das Holz
mit einer gleichmäj3igen einfarbigen Schicht einer deckenden
Öelfarbe versehen wird, so läßt sich, wenn die Farbe passend
gewählt worden ist, eine dem Auge wohltuende Wirkung
durch den Anblick der mehr oder weniger groj^en gefärbten
Holzflächen erzielen. Es wirkt jedoch nun die Farbe des
Anstrichs als solche, nicht mehr das Holz selbst. Durch
geeignete Ornamentierung, sowie durch Umrahmung der
gefärbten Fläche mit in anderer Farbe gehaltenen Linien
läjßt sich diese Wirkung noch erhöhen.

Der Wettbewerb, der den Ölfarbenanstrichen durch
die künstliche Färbung des Holzes mit Teerfarbstoffen künftig
wohl in erhöhtem Maße erwachsen wird, kann sich aller-
dings nur bei solchen Holzarbeiten bemerkbar machen, die
im Innern der Häuser ausgeführt sind. Für Aussenarbeiten
wird der Ölfarbenanstrich stets unentbehrlich bleiben. Holz,
welches durch Teerfarbstoffe gefärbt ist, eignet sich nicht
zur Anfertigung von Gegenständen, die sich dauernd im
Freien befinden und allen Einflüssen der Witterung aus-
gesetzt sind, wie Gartenmöbel, Gitter, Teile von Bauwerken
u. s. w., da die durch die Teerfarbe erzielte Deckschicht zu
dünn ist, auch unter Berücksichtigung ihrer Verstärkung
durch das auf das Färben folgende Wachsen, Mattieren,
Lackieren oder Polieren. Auch ist es bei der künstlichen
Färbung des Holzes nicht, wie bei den Ölfarbenanstrichen
möglich, Fehlstellen im Holze, wie unschöne Astlöcher,
Splintlagen und erkrankte oder in Erkrankung begriffene
Holzteile zu verdecken, da derartige Fehlstellen in diesem
Falle hervorgehoben werden und dann störend wirken. Es
kann nur gutes, gesundes, möglichst astfreies und trockenes
Holz mit Teerfarben gefärbt und zu Innenarbeiten verwendet
werden, weniger schön aussehendes Holz möge man, um
es zu verwerten, zu Aussenarbeiten benutjen und möglichst
sorgfältig mit Ölfarbe überziehen.

Häufig werden auch die Ölfarbenanstriche mit nach-
geahmter Holzmaserung versehen, die aus freier Hand auf-
gemalt oder unter Benutzung von Schablonen, sowie mittelst
Bürsten, Fladerpinseln und Kämmen aufgetragen wird. Die
künstlerische Herstellung dieser Holzmaserung wird z. B.
in der durch Direktor Dr. F. Meisel geleiteten Grossherzog-
lichen Gewerbeschule zu Darmstadt in eigens eingerichteten
Kursen („Holz- und Marmormalen") gelehrt. Derartige
 
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