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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 44.1933

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Born, Wolfgang: Umbau eines Wiener Restaurants
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https://doi.org/10.11588/diglit.10797#0189

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INNEN-DEKOR AT ION

175

IOSEF HOFI-'MANN, OSWALD HAERDTL

RESTAURANT HARTMANN »SPEISESAAL«

UMBAU EINES WIENER RESTAURANTS

Eine Wiener Gaststätte von altbegründetem Ruf,
das an einer Ecke der Ringstraße gelegene Re-
staurant Hartmann, sollte zeitgemäß erneuert
und erweitert werden. Die Ausstattung der Räume
vom ausgehenden 19. Jahrhundert entsprach ebenso-
wenig mehr dem Geschmack des heutigen Publikums,
wie die Gesamtanlage den vielfältigen Bedürfnissen
einer modernen Betriebführung.

Die Lösung, die von den Architekten Josef Hoff-
mann und Oswald Haerdtl gefunden wurde, grün-
det sich auf wirtschaftliche Überlegung und erhebt
sich auf dieser gesunden Grundlage zu einer äs-
thetischen Leistung von außerordentlicher Höhe.

Zunächst teilten die Architekten die zur Verfügung
stehenden Raumgruppen in drei Abteilungen. Das
Hauptlokal, das im rechten Winkel auf zwei
Straßenfronten geht, ist als Speisesaal in gutbürger-
lichem Charakter eingerichtet. In lockerer Verbin-
dung damit steht ein Kaffeehaus mit eigenem Ein-
gang. Durch eine Treppe gelangt man von der Straße
aus schließlich noch in ein — ganz neugeschaffenes —
Kellerlokal, das einfach gehalten ist und billigere

Speisen verabfolgt; eine zeitgerechte Ergänzung des
wirtschaftlichen Programms, die zugleich den Archi-
tekten die Möglichkeit wirksamer Kontrastbildung bot.

Den Speisesaal betritt man durch einen Windfang
(Abb. S. i74)> der aus Spiegelglasscheiben in gewalz-
ten Profilen von Antikorrodal (einer wetterfesten
Aluminiumlegierung) zusammengesetzt ist. Dreh-
türe und Innenausstattung bestehen aus Pyramiden-
mahagoni. Eine rechterhand freibleibende Fenster-
nische ist als kleiner Wintergarten ausgebaut. Nach
dem Innenraum zu ist dieser Pflanzenwinkel durch
verchromte Rundstäbe abgegrenzt (Abb. S. 176).

Zwei Pendeltüren führen in den großen Speise-
saal (Abb. S. 177). Geradeaus schauend hat man zu-
nächst das Weiß der Einzeltische vor sich, dazwischen
die Armsessel mit ihrer schwarzen Politur, ihren ge-
blümten Sitzflächen und dem Gelb der geflochtenen
Rückenlehnen. Der Fußboden ist mit grauem Lin-
oleum belegt. Dahinter trifft der Blick auf einen er-
höhten Teil des Raumes, dessen linke Hälfte durch
einen Marmorkamin abgeschlossen ist. Auf dem Ka-
min steht eine hohe keramische Vase von Prof. Ro-

1933. V. 4
 
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