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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 44.1933

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"Gerade" das Schlafzimmer...
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https://doi.org/10.11588/diglit.10797#0220

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206

INN EN-DEKORATION

werkstätten »haus und garten«

erkerplatz im wohnzimmer seite 186

tritt zu gewähren, und mit sehr lichten und ruhigen
Wänden. Um sein Ausmaß möglichst wenig zu been-
gen, und um alle Schwere zu mildern, liebt man es,
die Ankleideschränke in der Wand verschwinden zu
lassen, und auch die hohen, massiven Bettwandungen
von einst durch ein niedrigeres, zierlicheres und seiner
Luftdurchlässigkeit wegen auch hygienischeres Ge-
strebe, aus Holz oder Metall, zu ersetzen. Der Nacht-
tisch« hat sich, unter Zugeständnis eines Faches
oder Schubes auf seinen Namen besonnen und ist
kein hohes, klobiges Schränkchen mehr, und die
Waschtoilette hat ihr überflüssig gewordenes Dasein
aufgegeben, seitdem das eingebaute Bad fast zur
Selbstverständlichkeit einer Wohnung geworden ist.
Mit ihr wanderte auch ein anderer Inventarteil, der
»Spiegelschrank«, das ehemalige Prunkstück, auf den
Aussterbe-Etat. Statt seiner wuchs sich in der Folge-
zeit das Glas des Frisiertisches zum Ankleidespiegel
aus, wurde tiefer und tiefer, der Unterbau sackte so
rapide nach abwärts, daß es nicht immer mehr ganz
bequem war, die nur eine Handbreit vom Boden ent-
fernten Büchschen, Döschen und sonstigen Utensilien

zu greifen. Deshalb erkletterten sie eine Manikür-
gondel, die die glückliche Idee hatte, sich selbständig
zu machen und nun devot und griffbereit als »stum-
mer Diener« neben dem Spiegel ihrer Dienste harrt.
Die großen, dickrahmigen Bilder sind von den Wän-
den gewichen, nicht mehr sie »beleben« den Raum,
sondern die buntmusterigen Vorhänge - vielfach mit
den Bezügen harmonierend - die schönen Linien und
Farbstellungen der Teppiche und Brücken, ein lustiger
Sitzwürfel, ein kleiner Tisch.

Der Charakter des Zimmers hat sich gewandelt.
Mit der Erkenntnis der neuen Aufgabe, nicht nur
Schlafgemach zu sein, sondern ein Raum der Ent-
spannung überhaupt, ein Raum, in den man sich
auch untertags zurückziehen kann, um etwas zu
ruhen, in einem Buch zu blättern . . . Dazu lockt ein
abgründigtiefer, weicher Sessel, eine Couch mit vielen
Kissen und - meist - indirekter Beleuchtung, in
handlicher Nähe ein zierlich-niedriges Bücherspind.
Wenn das Schlafzimmer der individuellen Eigenart
des einzelnen entspricht, wird es ihm ein echtes Buen
Retiro aus des Tages Arbeit und Lasten werden, t. h.
 
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