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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 44.1933

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Michel, Wilhelm: Raumschöpfung von Carl Müller
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https://doi.org/10.11588/diglit.10797#0271

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CARL MÜLLER
FENSTERPLATZ
WOHNZIMMER
DES HAUSES M.

RAUMSCHÖPFUNGEN VON CARL MÜLLER

Räume aus drei Wohnungen, Räume verschieden-
ster Zweckbestimmung finden sich hier beieinan-
der. Aber im Geiste hängen sie zusammen, in jenem
Geiste frischer Erfindung, leichten Auftretens und
feiner Raumpoesie, der aus jeder Einzelleistung
spricht. Carl Müller ist unseren Lesern als ein viel-
fach bewährter Innenarchitekt bekannt. Er hat
Läden und Wohnungen eingerichtet, und nament-
lich in Umbauten vorhandener Räume hat er oft
einen klugen Griff und eine bewegliche Phantasie ge-
zeigt. Er ist einer jener Architekten, deren Stärke
nicht im Noch-nie-dagewesenen der Erfindung be-
ruht, sondern im freien, überlegenen Handhaben zu-
verlässiger Mittel. Solche Begabungen erfüllen die
wertvolle Funktion der Traditionsbildung. Sie stellen
die Menschen nicht vor Experimente, sondern vor
reife Leistungen, die unmittelbar überzeugen. Sie be-
wirken innerhalb begrenzter Bedingungen das Sichere
und Gute, ihre Leistungen halten sich auf einer glei-
chen, beträchtlichen Qualitätshöhe, sie legen das
Neue in der Anwendung fest und stiften eine ruhige
Gewöhnung zum Guten. Sie sind wirkliche Helfer
zum guten Wohnen, sie bestimmen ein Niveau und
liefern damit die Grundlagen zu einem lebensgerech-
ten Tempo des Weiterschreitens.

Für einen Fensterplatz im Hause M. (Abb. oben-
stehend) war ein schon vorhandenes Sofa gegeben.

1933. VIII. 1

Ein Teppich, ein leichter Tisch, zwei behagliche Ses-
sel runden es zu einer Plauderecke aus, die Menschen
von selbst zu gemütlichem Zusammensein auffordert.
Eine unerwünschte Einteilung der Fenster (die nicht
in der Achse sitzen) wird zum Anlaß für die reiche
Faltung der Gardine, die den Fehler optisch aus-
gleicht und den Lichteinfall angenehm abwandelt.
Ein niederer Brüstungsvorbau gibt eine behagliche
Ablegefläche hinzu, und so entsteht eine freundliche
Möbelgruppe, die aus der hellen Beigefarbe der Wand
und der rohseidenen Gardine mit Gelb und Grün am
Sessel und dem mehrfarbigen Sofabezug auch ein
koloristisch erfreuliches Gefüge gestaltet.

In dem raumknappen Schlafzimmer (Abb.
S. 260/261) war eine Frisiertoilette erwünscht. Was
kann einfacher sein als diese Dreiheit von Wand-
spiegel, Wandbrett mit Fach und Polsterschemel, die
der Architekt für den Zweck bereitstellte ? Muß man
hier nicht denken, daß mit solchen fast behelfsmäßig
reizvollen Arrangements mehr für wahre Wohnkul-
tur getan ist als mit mancher Paradeleistung, die
unter keiner Einschränkung stand ? Die Farben sind be-
stimmt von Mahagoni mit Zitronenholz, buntgeblüm-
tem Kretonne an Wänden und Vorhängen und dem
grünen Veloursteppich, der den Boden bedeckt. Eine
reizvolle Einzelheit ist die runde, exzentrisch einge-
setzte Ablegefläche über dem Schubfach, die aus-
 
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