Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 44.1933
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https://doi.org/10.11588/diglit.10797#0281
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Mayreder, Friedrich: Die Wohnung eines Wiener Arztes
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INNEN-DE KORATI ON
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wird die technischen Gegenstände mit der übrigen
Einrichtung des Raumes auch zur ästhetischen Ein-
heit binden, wie es hier mit gutem Erfolge geschehen
ist, trotzdem oder vielleicht gerade weil auf die tech-
nischen Bedürfnisse des Laryngologen weiteste Rück-
sicht genommen ist. Denn etwa die schwarzgläserne
Wandverkleidung und der schwarze Linoleumbelag
des Fußbodens gehen darauf zurück, daß die ärztlichen
Untersuchungen zum Teil im Dunkel durchgeführt
werden müssen. Die lebendige Kraft der Architekten
jedoch hat vermocht, selbst derlei Notwendigkeiten
zu bewußter Gestaltung werden zu lassen. Mancher
Beschauer wird fragen, worin bei diesem Raum die
Tätigkeit des Architekten bestanden hätte. Daß eine
solche Frage möglich ist, erscheint uns hier als hoher
Vorzug. Denn es gibt baukünstlerische Aufgaben, die
dann am besten gelöst sind, wenn man den Architek-
ten am wenigsten bemerkt. Wirken aber in einem
Raum, bei dem, wie hier, die technischen Gegenstände
durchaus dominieren, diese und die Möbel völlig als
Einheit, so zeigt das, daß der Architekt mit der
Formung der Möbel sich der gegebenen Gestalt
der Apparate gefügt hat und damit für den unbe-
fangenen Beschauer in den Hintergrund getreten ist.
Vom Ordinationsraum führt der Weg zurück ins
Vorzimmer (Abb. S. 263). Seine Kleinheit wird ge-
mildert durch den alle Wandflächen gleichmäßig be-
deckenden Uberzug mit Holztapeten. Daß dieser
Überzug bis an die Decke hochgeführt ist, läßt den
Raum an Einheitlichkeit gewinnen, was bei solcher
Winzigkeit besonders nötig ist. Die Decke des Ganges,
der vom Vorzimmer seinen Anfang nimmt, wurde
gegenüber den anderen Räumen um etwa 60 cm ge-
senkt. Dadurch erscheint er breiter, und das Vorzim-
mer wird überdies zum allseits geschlossenen Raum.
Ein Wort verdient die Küche (Abb. S. 272). Hier
ganz besonders ist die formale Zurückhaltung nicht
zu Dürftigkeit, sondern zu durchsichtigster Klarheit
gelangt. Sie überschreitet nirgends das sachlich unbe-
dingt Nötige, das Ergebnis aber wirkt als eine von
formendem Willen durchdrungene Gestaltung.
Damit ist vielleicht ausgesprochen, was den Vor-
zug der ganzen hier gezeigten Wohnung ausmacht.
Nie blieb die Gestaltung der Möbel und Räume im
Nur-Funktionellen stecken, nirgends haben die Archi-
tekten ihre Person verleugnet. Deshalb werden diese
Räume und Möbel Dauer haben - auch in ästhe-
tischer Hinsicht. — Friedrich mayreder
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wird die technischen Gegenstände mit der übrigen
Einrichtung des Raumes auch zur ästhetischen Ein-
heit binden, wie es hier mit gutem Erfolge geschehen
ist, trotzdem oder vielleicht gerade weil auf die tech-
nischen Bedürfnisse des Laryngologen weiteste Rück-
sicht genommen ist. Denn etwa die schwarzgläserne
Wandverkleidung und der schwarze Linoleumbelag
des Fußbodens gehen darauf zurück, daß die ärztlichen
Untersuchungen zum Teil im Dunkel durchgeführt
werden müssen. Die lebendige Kraft der Architekten
jedoch hat vermocht, selbst derlei Notwendigkeiten
zu bewußter Gestaltung werden zu lassen. Mancher
Beschauer wird fragen, worin bei diesem Raum die
Tätigkeit des Architekten bestanden hätte. Daß eine
solche Frage möglich ist, erscheint uns hier als hoher
Vorzug. Denn es gibt baukünstlerische Aufgaben, die
dann am besten gelöst sind, wenn man den Architek-
ten am wenigsten bemerkt. Wirken aber in einem
Raum, bei dem, wie hier, die technischen Gegenstände
durchaus dominieren, diese und die Möbel völlig als
Einheit, so zeigt das, daß der Architekt mit der
Formung der Möbel sich der gegebenen Gestalt
der Apparate gefügt hat und damit für den unbe-
fangenen Beschauer in den Hintergrund getreten ist.
Vom Ordinationsraum führt der Weg zurück ins
Vorzimmer (Abb. S. 263). Seine Kleinheit wird ge-
mildert durch den alle Wandflächen gleichmäßig be-
deckenden Uberzug mit Holztapeten. Daß dieser
Überzug bis an die Decke hochgeführt ist, läßt den
Raum an Einheitlichkeit gewinnen, was bei solcher
Winzigkeit besonders nötig ist. Die Decke des Ganges,
der vom Vorzimmer seinen Anfang nimmt, wurde
gegenüber den anderen Räumen um etwa 60 cm ge-
senkt. Dadurch erscheint er breiter, und das Vorzim-
mer wird überdies zum allseits geschlossenen Raum.
Ein Wort verdient die Küche (Abb. S. 272). Hier
ganz besonders ist die formale Zurückhaltung nicht
zu Dürftigkeit, sondern zu durchsichtigster Klarheit
gelangt. Sie überschreitet nirgends das sachlich unbe-
dingt Nötige, das Ergebnis aber wirkt als eine von
formendem Willen durchdrungene Gestaltung.
Damit ist vielleicht ausgesprochen, was den Vor-
zug der ganzen hier gezeigten Wohnung ausmacht.
Nie blieb die Gestaltung der Möbel und Räume im
Nur-Funktionellen stecken, nirgends haben die Archi-
tekten ihre Person verleugnet. Deshalb werden diese
Räume und Möbel Dauer haben - auch in ästhe-
tischer Hinsicht. — Friedrich mayreder