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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 44.1933

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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Das Wartezimmer des Arztes
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https://doi.org/10.11588/diglit.10797#0283

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INN EN-DEKORATION

269

wartezimmer
in der wiener
arztwohnuno
sesselreihe

DAS WARTEZIMMER DES ARZTES

Allgemeingültige Grundsätze, von erfahrenen Ärz-
. ten oder Architekten zusammengestellt, dem
jungen Anfänger für die Begründung seiner Praxis
wertvoll und nützlich, fehlen noch. So hat die leidende
Menschheit im Laufe der Zeiten allerhand glückliche
und unglückliche Lösungen des Warteraumproblems
kennenlernen müssen, ehe eine ungeschriebene Tra-
dition unter der Ärzteschaft wahrhaft zweckmäßige
Warteraumgestaltung Tatsache werden ließ. Heute
weiß man, daß das ärztliche Wartezimmer kein Salon
mit Polstermöbeln, Smyrnateppichen und Nippes-
figuren sein darf, man weiß auch, daß der Raum-
charakter eines Wartesaals dritter Klasse, wie man
ihn in Provinzbahnhöfen findet, nicht geeignet ist,
bange Stunden vor schicksalsschweren Entscheidun-
gen angenehm zu verbringen; so ist man denn zu
einem Typus gelangt, der wohl ganz dem entspricht,
was man von einem Wartezimmer verlangen kann.
Vor allem gelten hygienische Erwägungen: Sauber-
keit des Raumes und Reinheit der Luft sind in erster
Linie da zu verwirklichen, wo es sich um ständigen
Verkehr kranker Menschen handelt. Die Wände
müssen mit abwaschbaren Tapeten, mit Linkrusta,
Schleiflacktäfelungen oder abwaschbarem Anstrich

versehen werden; der Fußboden mit Lackanstrich
oder Linoleum. Das Mobiliar muß aller staubfangen-
den Architektur ermangeln und sich in einfachster
Zweckmäßigkeit bewegen. Unser Zeitstil erleichtert
die Verwirklichung dieser Forderungen in besonde-
rem Maß. Weniger einfach ist das Erzielen reiner
Luft, da Ventilationsvorrichtungen, zumal in Miet-
wohnungen, nicht ohne weiteres einzubauen sind,
immerhin bietet auch hier unsere Technik Möglich-
keiten, an den Fenstern Ventilatoren anzubringen.
Achtet man weiter darauf, daß Kleiderablagen nicht
im Warteraum selbst, sondern auf dem Hausflur an-
gebracht werden, so hat man eine Bürgschaft dafür,
daß die Atmosphäre im Wartezimmer selbst bei
feuchtem Wetter erträglich bleibt.

An ästhetischen Erwägungen bringt man folgende
zur Geltung: Man gibt dem Raum eine Harmonie von
sorgfältig zueinander abgestimmten Farben. Ein sattes
Gelb im Akkord mit einigen bunten Komplementen
ist psychologisch besonders zu empfehlen, da es
sonnig erheiternd wirkt, was schon Goethe erkannte.
Soviel des Grundsätzlichen. — Im übrigen hat die
Raumkunst und der gute Geschmack des Eigners
alle schöpferische Freiheit. kuno graf Hardenberg
 
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