Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 44.1933

DOI Artikel:
Zimmermann, Felix: Ein Meisterwerk der Glasmalerei von Paul Rössler
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10797#0363

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKORATION

349

altarfenster, d1akon1ss.-k1rche

setzt; alles Beiwerk ist klar
und übersichtlich angeord-
net; außerdem weisen dia-
gonale Strebungen in den ein-
zelnen Bildern von rechts
und links nach dem Stamm
des Kreuzes und stellen so die
innere Verbindung und Be-
ziehung der Gruppen her.
Über dem Querbalken des
Kreuzes stehen in vier Fel-
dern die Gestalten der Apo-
stel Johannes, Petrus, Ja-
kobus und Paulus. Unter
dem Querbalken ist in zwei-
mal vier Feldern der Grund-
gedanke der Diakonie, die
evangelische Caritas, darge-
stellt, eingeschlossen in die
Szenen von Anfang und
Ende des Lebens Jesu. In-
schriftworte verdeutlichen
noch diesen Grundgedanken.
Am Kreuzesstamm weisen
Ähren und Trauben auf das
Sakrament von Brot und
Wein hin. Wie man sieht:
eine durchdachte, geschlos-
sene Komposition. Ausge-
führt ist sie in durchaus neu-
zeitlichem Geiste, nicht be-
müht um archaische Stil-
vorbilder, ohne Absicht, mit
Gewalt pathetisch zu wer-
den, und doch voll von reli-
giösem Gefühl für das My-

sterium der Geburt Christi, für die Heiligkeit der Lehre in der
Bergpredigt, für die Gottesgüte der Heilung, für die Leidensqual
des Todes am Kreuz. In diesen vier Höhepunkten ist der Gedanke
der Diakonie, der Helferschaft des Heilands zwischen Leben und
Tod, ergreifend zum Ausdruck gebracht.

Kunst-technisch kommt diesen Glasfenstern Paul Rößlers eine
besondere Beachtung zu: der Meister hat jede Scheibe selbst
geätzt und gemalt. Die Verwendung des Überfangglases gestattete
ihm die Herausholung der feinsten und zartesten Lichtwirkung.
Gewöhnlich überlassen die Maler die Ausführung ihrer Entwürfe
im Glas dem Handwerker. Das war schon im 16. Jahrhundert
der Brauch. Rößler war in der Lage, die feinste Arbeit selbst
zu machen und konnte so den Platten einen viel höheren Leucht-
glanz, eine viel schönere Farbigkeit, eine ungewöhnliche Abstu-
fung der Helligkeit der einzelnen Töne verleihen. Berückend ist
das Blau des Madonnengewandes, gesättigt der Purpur des Kleides
Christi, sonnig das Rot des Kreuzes, aufs feinste abgewogen das
Farbenspiel des ganzen Fensters in Blau, Grün, Purpur, Gelb und
Weiß. Dem Umfang nach eine bescheidene Arbeit, künstlerisch
und handwerklich eine besondere Leistung. Dr. felix Zimmermann

professor rössler »heilung des gichtbrüchigen« teil eines glasfensters
 
Annotationen