Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 44.1933

DOI Artikel:
Kozma, Lajos: Möbel als Gebrauchsgegenstand, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10797#0377

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
LUDWIG KOZMA — BUDAPEST

LANDHAUS, SÜDANSICHT

MÖBEL ALS GEBRAUCHSGEGENSTAND

VON LUDWIG KOZMA

»Poesie ist kunstlos« Tolstoi

Die Gegenstände des heutigen Menschen treten
in engere organische Beziehung zueinander.
Heute ist es uns klar, daß Möbel, Lampen, Teppiche
keine Dekorationsgegenstände sind, sondern ebenso
zu der unmittelbarsten Umgebung des Menschen ge-
hören wie Kleider, Schuhe, Taschenmesser, Füllfeder,
Telephon, Schreibmaschine, ja wie in einem weiteren
Sinne auch das Auto und selbst das Wohnhaus. Das
Charakteristische an all diesen Dingen ist, daß sie
vor allem Gebrauchsgegenstände sind und uns die-
nen gleich guten Werkzeugen, in zweiter Linie aber
zugleich auch schön sein sollen. Daß der blühende
Kastanienbaum auch schön ist, mindert den Wert
seines Schattens und seiner schmackhaften Früchte
nicht im geringsten. Wir sind zu der Überzeugung
gelangt, daß die Schönheit nicht nur Attribut der
Dinge ist, sondern gleichsam in unserer Anschauung
verankert liegt. Der Landmann hält die Saat für
schön und meint damit, daß sie für ihn gewinn-
bringend ist. Uns Großstadtmenschen gefällt die
wogende Saat auch um ihrer Schönheit willen, ob-

wohl wir ahnen, daß diese Schönheit ungewollt und nur
zufällig da ist. Landschaft, Bild einer Stadt, ruhiges
Meer, Grashalm, Muschel können neben Tausenden
von anderen Beziehungen ihrer physischen, chemi-
schen, geologischen Existenz uns auch noch äs-
thetisch wichtig und verbunden sein.

Genau so verhält es sich mit den Gebrauchsgegen-
ständen unserer unmittelbarsten Umgebung. Auf
ihre Schönheit kommt es nicht in erster Linie an,
sondern darauf, daß sie in der ihnen zugedachten
Rolle uns vollkommen zufriedenstellen. Daß sie zu-
gleich noch schön sind, verdanken wir unserer Be-
trachtungsweise, deren wir uns bei allem von Men-
schenhand Geschaffenen um so mehr bedienen, als
wir den Schöpfungen der Natur gegenüber - selbst
auf Unerwartetes und Frappierendes stoßend — den-
selben Standpunkt einnehmen. Wenn wir durch ein
Mikroskop schauen, gewinnen wir einen ganz eigen-
artigen Einblick in die Wunder der Pflanzen- und
Tierwelt und entdecken eine derartige Harmonie und
Gesetzmäßigkeit des Rhythmus, wie wir sie nur bei

1933. XI. 1
 
Annotationen