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Neue Räume von Paul László - Stuttgart
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10797#0413
INNEN-DEKORATION
399
ARCHITEKT PAUL LÄSZLÖ-STUTTGART TERRASSE MIT BLICK AUF DIE STADT
NEUE RÄUME VON PAUL LASZLO—STUTTGART
Indem die Leistung des Künstlers dem wertenden
und einreihenden Blick der Mitwelt begegnet, ent-
steht das Schlagwort, das »Richtung« von »Richtung«,
»Stil« von »Stil« unterscheidet. Das ist durchaus in der
Ordnung, und so ist die Erörterung neuzeitlicher
Wohnfragen durchwirkt von Prägungen und Schlacht-
rufen wie »Dynamik« und »Funktionalismus« und
»Stil der beschaulichen Ruhe« und »aseptische Rein-
heit«, nicht zu vergessen die schon längst nicht mehr
»neue Sachlichkeit«. Aber so gut sich diese Prägungen
eignen mögen zur Unterscheidung der Dinge im Mei-
nungsstreit, so fest steht doch, daß der Künstler im
Augenblick, wo er ans Neuschaffen geht, sie hinter
sich lassen muß. Nur so gewinnt er die innere Freiheit,
die schöpferische Arglosigkeit, die ihn befähigt, in
wahrhaft frischen, »gefundenen« Formen seinen Geist
auszuprägen.
Ein Architekt, der diese Gabe der inneren Befreiung
in vorbildlichem Maße besitzt, ist der Ungar Paul
Läszlo, der schon seit Jahren in Stuttgart wirkt. Seine
Arbeiten tragen durchaus das Gesicht der Zeit, aber
sie tragen es nicht als gewollte und aufgeschminkte
1933. XII. 1
Maske, sondern als natürlichen Wesensausdruck.
Ihre Übereinstimmung mit dem Zeitgeist und der
Zeitlinie kommt nicht aus dem dürren Begriff, son-
dern aus absichtsloser und faktisch bestehender »Zeit-
genossenschaft«. Läszlös baukünstlerische Linie zeigt
feinste Kultur, aber auf eine völlig undogmatische
Weise. Es entspricht seinem bewegten, vielfach an-
sprechbaren Naturell, daß er eine Typisierung seiner
Arbeit ablehnt und vor jeder Aufgabe, soviel meister-
liche Lösungen er auch schon hervorgebracht hat,
gleichsam von neuem zum Schüler wird.
Eine »dekorative« Begabung tritt bei ihm stets her-
vor. Läszlös Räume sind nicht nur sinnvoll gefügt,
sondern auch im wahren Wortsinne »in Szene ge-
setzt«. Sie tragen sich überzeugend vor, sie nehmen
Bedacht auf die immer wiederkehrenden Haupt-
szenerien, die sich im häuslichen Leben ergeben,
seien es nun Bilder der ernsten Arbeit oder des behag-
lichen Träumens am Kamin oder der angeregten
Plauderei in Gruppen. Fein weiß er dabei immer den
Ton des heutigen Menschen zu treffen, da er selbst
von Grund aus ein Mensch des Heute ist.
399
ARCHITEKT PAUL LÄSZLÖ-STUTTGART TERRASSE MIT BLICK AUF DIE STADT
NEUE RÄUME VON PAUL LASZLO—STUTTGART
Indem die Leistung des Künstlers dem wertenden
und einreihenden Blick der Mitwelt begegnet, ent-
steht das Schlagwort, das »Richtung« von »Richtung«,
»Stil« von »Stil« unterscheidet. Das ist durchaus in der
Ordnung, und so ist die Erörterung neuzeitlicher
Wohnfragen durchwirkt von Prägungen und Schlacht-
rufen wie »Dynamik« und »Funktionalismus« und
»Stil der beschaulichen Ruhe« und »aseptische Rein-
heit«, nicht zu vergessen die schon längst nicht mehr
»neue Sachlichkeit«. Aber so gut sich diese Prägungen
eignen mögen zur Unterscheidung der Dinge im Mei-
nungsstreit, so fest steht doch, daß der Künstler im
Augenblick, wo er ans Neuschaffen geht, sie hinter
sich lassen muß. Nur so gewinnt er die innere Freiheit,
die schöpferische Arglosigkeit, die ihn befähigt, in
wahrhaft frischen, »gefundenen« Formen seinen Geist
auszuprägen.
Ein Architekt, der diese Gabe der inneren Befreiung
in vorbildlichem Maße besitzt, ist der Ungar Paul
Läszlo, der schon seit Jahren in Stuttgart wirkt. Seine
Arbeiten tragen durchaus das Gesicht der Zeit, aber
sie tragen es nicht als gewollte und aufgeschminkte
1933. XII. 1
Maske, sondern als natürlichen Wesensausdruck.
Ihre Übereinstimmung mit dem Zeitgeist und der
Zeitlinie kommt nicht aus dem dürren Begriff, son-
dern aus absichtsloser und faktisch bestehender »Zeit-
genossenschaft«. Läszlös baukünstlerische Linie zeigt
feinste Kultur, aber auf eine völlig undogmatische
Weise. Es entspricht seinem bewegten, vielfach an-
sprechbaren Naturell, daß er eine Typisierung seiner
Arbeit ablehnt und vor jeder Aufgabe, soviel meister-
liche Lösungen er auch schon hervorgebracht hat,
gleichsam von neuem zum Schüler wird.
Eine »dekorative« Begabung tritt bei ihm stets her-
vor. Läszlös Räume sind nicht nur sinnvoll gefügt,
sondern auch im wahren Wortsinne »in Szene ge-
setzt«. Sie tragen sich überzeugend vor, sie nehmen
Bedacht auf die immer wiederkehrenden Haupt-
szenerien, die sich im häuslichen Leben ergeben,
seien es nun Bilder der ernsten Arbeit oder des behag-
lichen Träumens am Kamin oder der angeregten
Plauderei in Gruppen. Fein weiß er dabei immer den
Ton des heutigen Menschen zu treffen, da er selbst
von Grund aus ein Mensch des Heute ist.