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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 25.1911

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Zschokke, Walther: Ueber Miniaturkameras
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https://doi.org/10.11588/diglit.44943#0051

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lieber JTliniaturkameras.

35

Die erstgenannte Bedingung ist für den Photographen in
etwas ungewohnter $orm ausgedrückt; sie besagt aber nichts
anderes, als roas allgemein bekannt ist, daß jede Aufnahme,
wenn sie in richtiger Perspektioe erscheinen soll, aus der (Ent-
fernung betrachtet werden muß, in welcher sie oom Objektiv?
entworfen wurde, bezw. in so oiel mal größerer Entfernung, als
eine eoentuelle nachträgliche Vergrößerung beträgt.
Um sich die Wahrheit dieses Saßes klar zu machen, denke
man sich ein Haus mit einem dahinter liegenden Berg. Von
einem gegebenen Punkt aus wird einem das Haus unter dem
Winkel a1; der Berg dagegen unter einem größeren Winkel a2 er-
scheinen. Flähert man sich dem Haus, so wächst der Winkel,
unter welchem das Haus erscheint, rascher als der, unter welchem
der Berg erscheint. Jn einer gewissen Entfernung wird der
Berggipfel den Hausgiebel gerade noch schneiden, d. h. beide
werden unter dem gleichen Winkel a3 erscheinen. Hat man oom
ersten Punkt aus eine Aufnahme gemacht und bringt nun das
fertige Bild aus einer gewissen Entfernung dem Auge immer
näher, so wachsen die Winkel, unter denen Haus und Berg im
Bilde erscheinen, gleichmäßig. Schließlich sieht man das Haus
unter dem Winkel a3, der Berg dagegen wird dann unter einem
aiel größeren Winkel erscheinen, was den Eindruck erweckt, als
wäre der Berg dem Haus oiel näher gerückt. Umgekehrt wird
ein zu weiter Betrachtungsabstand die Einzelgegenstände schein-
bar auseinanderziehen. Es gibt nur einen Punkt, oon welchem
aus Haus und Berg unter den ursprünglichen Winkeln und a2
im Bild erscheinen, und das ist das Projekfionszentrum. Dieses
fiel bei der Aufnahme mit dem JTlittclpunkt der Austrittspupille
des Objektios zusammen und hat demnach auch dieselbe Ent-
fernung oom Bilde wie die Austrittspupille non der Platte, und
in diesen Punkt muß auch das Auge gebracht werden, wenn
es natürliche Perspektioe empfinden soll.
Weniger bekannt ist die an zweiter Stelle genannte Be-
dingung, welche besagt, daß man, um die natürliche Schärfen-
tiefe wahrzunehmen, das Objektio so weit abblenden muß, daß
seine Eintrittspupille nicht größer ist, als die des menschlichen
Auges. Sie ist aber nicht weniger leicht einzuschen.
Wird ein Objektio auf eine bestimmte Entfernung eingestellt,
so entstehen oon Objektpunkten, die oor und hinter der Einstell-
ebene liegen, auf der Hlattscheibe mehr oder weniger große
Bildscheibchen. ITlan kann nun die Schärfe, bezw. Unschärfe
einer Abbildung zahlenmäßig dadurch ausdrücken, daß man
die absolute Größe der Bildscheibchen mißt, aber auch dadurch,
daß man die relatioe Größe, d. h. den Winkelwert bestimmt,
unter welchem sie oon der Blendenmitte (genau Austrittspupille)
 
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