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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 25.1911

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Schaum, Karl: Photographische Probleme
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https://doi.org/10.11588/diglit.44943#0190

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Photographische Probleme.

Photographische Probleme.
Von Professor Dr. Karl Schaum in Peipzig.
Wenn toir auf die bewundernswerte Fülle werfoollstere
JTlaterials blicken, über toelche das „Jahrbuch“ in dem uer-
flossenen Vierfeljahrhundert berichtet hat, dann erkennen mir
deutlich, toie herrlich Aragos prophetische, an der Wiege der
Photographie gesprochenen Worte1) in Erfüllung gegangen sind.
Und doch dürfen ruir hoffen, daß wir noch bei weitem nicht
an der Grenze der Peistungsfähigkeit photographischer fflethoden
angelangt sind, sondern dal) der Zukunft die Pösung wichtiger
Probleme und damit die Erschließung noch unbetretener
Felder oon enormer Fruchtbarkeit gelingen wird. Ich möchte
oersuchen, in kurzen Strichen einige mir besonders wichtig er-
scheinende Probleme zu skizzieren.
Wohl wenige physikochemische ITIethoden inooluieren eine
so große Anzahl einzelner Phasen und oerschiedener Prozeduren,
wie eine photographische Aufnahme für wissenschaftliche Zwecke;
und jede Tcilaufgabe hat ihre eigenen Probleme. Auf die
geometrisch-optischen Probleme wollen wir hier nicht eingehen,
sondern annehmen — wozu wir glücklicherweise dank der oor-
trefflichen Peistungen unserer theoretischen und praktischen
Optiker berechtigt sind —, daß wir für alle Arten photo-
graphischer Aufnahmen — seien es makro-, mikro- oder tele-
skopische — ein einwandfreies optisches System besäßen.
Dann tritt uns sofort die Frage entgegen: Vermag die photo-
graphische Schicht alle die Details, welche wir auf einer idealen
Einstellscheibe (eventuell mit Hilfe des mikroskops) erkennen
können, genau wiederzugeben? Hat die benußte Plattensorte
eine genügende „Sehschärfe“, ein ausreichendes „Auflösungs-
oermögen“? Die lichtempfindliche Schicht ist kein homogenes.
System; üielmehr liegen in der Gelatinehaut regellos oerteilte
Halogensilberkörner; sie hat also eine „Struktur“, ähnlich wie
die fleßhaut des Auges. Hinsichtlich der Größe der sensiblen
Partikel besteht sogar eine annähernde Uebereinstimmung: der
Durchmesser der ßromsilberkörner beträgt nach Eder u. a.
etwa 0,002 mm; die gleiche Dicke besißen die Enden der empfind-
lichen Pleruen, der sogen. „Zapfen“ in der fleßhaut nach den
Messungen Köllikers. Während aber in der fleßhaut Zapfen
an Zapfen liegt, zeigt die photographische Schicht neben Kom-
plexen sich berührender Körner ziemlich zahlreiche und aus-
1) „Wenn die Forscher ein neues Instrument zum Studium der natur
vertuenden, so ist das, ruas sie dauern gehofft haben, immer eine Kleinigkeit
gegenüber der folge von Cntdeckungen, zu denen das Instrument den flnlafj
gab.“
 
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