Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (25.1911)

nachtrag zu den Originalbeiträgen.

Rrbeiten und fortschritte auf dem Gebiete der Photo-
grammetrie im Jahre 1910.
Von Eduard Dolezal, o. ö. Professor an der k. k. Technischen
Hochschule in Wien.
Die photographische ITlef}kunst (Photo- und Stereo-
photogrammetrie), welche im Jahre 1907 ihren Begründer, den
französischen Oberst A. Taussedaf, oerloren hat, hatte im
Jahre 1909 den Verlust zweier ihrer bedeutenden Vertreter, Hof-
rat Professor A. Schell in Wien und Prof. Dr. A. Sprung in
Potsdam, zu beklagen, und im uerflossencn Jahre 1910 hat
Deutschland durch den Tod des bekannten Abstechers des öott-
hardtunnels und bedeutenden Tehrers und ?orschers der Geodäsie,.
Prof. Dr. K. Koppe, der das erste Werk über Photogrammetrie
in deutscher Sprache publiziert hat, neuerdings einen schweren
Verlust erlitten. Ehe nun der eigentliche Bericht über Photo-
grammetrie gegeben wird, sei es gestattet, ein Tebensbild dieses
ucrdienstoollen ITlannes zu entwerfen.
Karl Koppe ist am 9. Januar 1844 zu Soest in Westfalen
geboren, wo sein Vater, K. 5. A. Koppe, als Professor der
ITlathematik und Physik an dem dortigen Gymnasium wirkte
und durch seine oortrefflichen mathematischen Tehrbücher be-
kannt war. Koppe studierte im Jahre 1864 in Bonn und 1865 und
1868 an der Bauakademie in Berlin, flach absoloierten technischen
Studien trat er als Ingenieur in den Dienst der Rheinischen
Eisenbahn und hatte uielfach Gelegenheit, an lehrreichen Eisen-
bahnuorarbeiten mitzuwirken.
Jm Jahre 1872 übernahm er die Teilung der geodätischen
Arbeiten am Gotthardtunnel; er erledigte sich dieser schwierigen
und oerantwortungsuollen Aufgabe in glänzender Weise, und
aus seinen einschlägigen Publikationen bekommt man ein klares
Bild über die Anlage und Durchführung der geodätischen Arbeiten-
und über die Resultate, die erzielt worden sind.