erzählte*). Im Billardzimmer seines
Quartiers hing eine Reihe Bilder von
Boulanger aus dem Leben des Mar-
schalls Pelissier, die der General
aus den Händen seiner Soldaten vom
Feuertode gerettet hatte.
Ich fing dann in dem kleinen
Atelier im Schlosse, in dem Prof.
Bleibtreu arbeitete, sofort eine Tusch-
zeichnung für das Moltkebild an und
am 8. November besuchte mich dort
General v. Moltke ganz unerwartet
mit dem Major Blume, der schon am
Tage vorher mit dem Oberstleutnant
v. Verdy du Vernoi.s meine Skizze
besichtigt hatte. Ich sah den großen
Feldherrn zum ersten Male in der
Nähe und da machte er mir, als er
in seiner feinen, geräuschlosen Weise
eintrat, mit liebenswürdigem Hände-
druck mich begrüßend, doch einen
ganz anderen Eindruck als alle Photo-
graphien, die ich von ihm gesehen
hatte, aber keinenfalls den eines
Schulmeisters, sondern durchaus den
eines vornehmen Offiziers von ver-
bindlichsten Umgangsformen und un-
gezwungener Haltung, und er hat mir
später oft in humorvoller Weise ge-
klagt, daß er gar nicht begriffe, war-
um ihn die Leute durchaus zum Schul-
meister machen wollten. Das frische
rosige bartlose Gesicht erschwerte in
Verbindung mit der blonden Perücke
und der eleganten fast jugendlichen
Figur des bereits Siebzigjährigen aller-
dings eine Ab- oder Einschätzung sei-
nes Wesens einigermaßen. Mit sicht-
licher Freude betrachtete er meine
Skizze, die seinen vollen Beifall fand.
Das Atelier von Professor Bleib-
treu war ein Stelldichein für viele
interessante Herren, Fürsten, Offi-
ziere und Diplomaten, die damals
nicht immer voll beschäftigt waren,
und es wurde fast nie ganz von Be-
suchern leer. Dem Herzog Ernst II.
von Koburg, den ich dort kennen
lernte, konnte ich mit einer Karte von
Paris aushelfen, die er nicht besaß.
Er wünschte, daß Bleibtreu ihn ma-
len sollte, wie er in der Schlacht
*) Vermutlich bewohnten die Eltern des Generals
das nach dem Frieden von Luneville 1801 wieder kur-
bayerische Düsseldorf, und der 24 jährige Peter Cor-
nelius erteilte dem 13 jährigen Knaben Privatzeichen-
unterricht, bevor er 1809 nach Frankfurt a. M. über-
siedelte. Ich habe leider versäumt, den General über
nähere Einzelheiten seines Schülerverhältnisses zu
P. Cornelius zu befragen.
Quartiers hing eine Reihe Bilder von
Boulanger aus dem Leben des Mar-
schalls Pelissier, die der General
aus den Händen seiner Soldaten vom
Feuertode gerettet hatte.
Ich fing dann in dem kleinen
Atelier im Schlosse, in dem Prof.
Bleibtreu arbeitete, sofort eine Tusch-
zeichnung für das Moltkebild an und
am 8. November besuchte mich dort
General v. Moltke ganz unerwartet
mit dem Major Blume, der schon am
Tage vorher mit dem Oberstleutnant
v. Verdy du Vernoi.s meine Skizze
besichtigt hatte. Ich sah den großen
Feldherrn zum ersten Male in der
Nähe und da machte er mir, als er
in seiner feinen, geräuschlosen Weise
eintrat, mit liebenswürdigem Hände-
druck mich begrüßend, doch einen
ganz anderen Eindruck als alle Photo-
graphien, die ich von ihm gesehen
hatte, aber keinenfalls den eines
Schulmeisters, sondern durchaus den
eines vornehmen Offiziers von ver-
bindlichsten Umgangsformen und un-
gezwungener Haltung, und er hat mir
später oft in humorvoller Weise ge-
klagt, daß er gar nicht begriffe, war-
um ihn die Leute durchaus zum Schul-
meister machen wollten. Das frische
rosige bartlose Gesicht erschwerte in
Verbindung mit der blonden Perücke
und der eleganten fast jugendlichen
Figur des bereits Siebzigjährigen aller-
dings eine Ab- oder Einschätzung sei-
nes Wesens einigermaßen. Mit sicht-
licher Freude betrachtete er meine
Skizze, die seinen vollen Beifall fand.
Das Atelier von Professor Bleib-
treu war ein Stelldichein für viele
interessante Herren, Fürsten, Offi-
ziere und Diplomaten, die damals
nicht immer voll beschäftigt waren,
und es wurde fast nie ganz von Be-
suchern leer. Dem Herzog Ernst II.
von Koburg, den ich dort kennen
lernte, konnte ich mit einer Karte von
Paris aushelfen, die er nicht besaß.
Er wünschte, daß Bleibtreu ihn ma-
len sollte, wie er in der Schlacht
*) Vermutlich bewohnten die Eltern des Generals
das nach dem Frieden von Luneville 1801 wieder kur-
bayerische Düsseldorf, und der 24 jährige Peter Cor-
nelius erteilte dem 13 jährigen Knaben Privatzeichen-
unterricht, bevor er 1809 nach Frankfurt a. M. über-
siedelte. Ich habe leider versäumt, den General über
nähere Einzelheiten seines Schülerverhältnisses zu
P. Cornelius zu befragen.