Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 30.1914-1915
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https://doi.org/10.11588/diglit.13093#0038
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Wolf, Georg Jacob: Probleme des Interieurbildes
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H. DE BRAEKELEER SAAL IM ANTWERPEN ER BRAUERHAUSE
teiligten und in mancher Hinsicht die Füh- eines starken Kolorismus die Farbe über die
rung übernahmen. Form triumphieren macht! Freilich sollte auch
Die malerischen Phantasieräume auf Bildern bei der Malerei wie bei der Architektur die
verrät zuweilen ihr Beiwerk an dekorativen Ele- ornamentale Seite nicht die konstruktive zu
menten und Möbeln, die ausschließlich nach unterdrücken vermögen, mag jene auch male-
des Malers Sinn und Absicht sind: häufig genug risch ergiebiger sein und besonders dem gro-
möchten wir dieses Drum und Dran, wenn wir ßen Koloristen (man denke an den Delfter Ver-
ihm mit seinen Perserdrapierungen, Japanfä- meer!) unerhörte Möglichkeiten bieten,
ehern und künstlichen Palmen in einem bür- * * *
gerlichen Zimmer begegnen, „kitschig" nennen
(ein Musterbeispiel dafür sind die Interieurs Ein griechischer Philosoph nannte den Men-
des Ungarn Michael Munkacsy), aber wie un- sehen „das Maß aller Dinge". Dieser Satz ist
endlich wirkungsvoll, wie malerisch reizvoll der Ausfluß einer individualistischen Philo-
vermag es zu sein, wenn es uns im Bild des sophie und hat wohl nicht in allen Fällen Gel-
Künstlers entgegentritt, der durch die Macht tung. Denn wir erleben Zeiten, wo das Recht
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teiligten und in mancher Hinsicht die Füh- eines starken Kolorismus die Farbe über die
rung übernahmen. Form triumphieren macht! Freilich sollte auch
Die malerischen Phantasieräume auf Bildern bei der Malerei wie bei der Architektur die
verrät zuweilen ihr Beiwerk an dekorativen Ele- ornamentale Seite nicht die konstruktive zu
menten und Möbeln, die ausschließlich nach unterdrücken vermögen, mag jene auch male-
des Malers Sinn und Absicht sind: häufig genug risch ergiebiger sein und besonders dem gro-
möchten wir dieses Drum und Dran, wenn wir ßen Koloristen (man denke an den Delfter Ver-
ihm mit seinen Perserdrapierungen, Japanfä- meer!) unerhörte Möglichkeiten bieten,
ehern und künstlichen Palmen in einem bür- * * *
gerlichen Zimmer begegnen, „kitschig" nennen
(ein Musterbeispiel dafür sind die Interieurs Ein griechischer Philosoph nannte den Men-
des Ungarn Michael Munkacsy), aber wie un- sehen „das Maß aller Dinge". Dieser Satz ist
endlich wirkungsvoll, wie malerisch reizvoll der Ausfluß einer individualistischen Philo-
vermag es zu sein, wenn es uns im Bild des sophie und hat wohl nicht in allen Fällen Gel-
Künstlers entgegentritt, der durch die Macht tung. Denn wir erleben Zeiten, wo das Recht
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