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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 30.1914-1915

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Riezler, Walter; Hildebrand, Adolf von [Ill.]: Adolf von Hildebrand und seine Schätzung in der Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.13093#0055

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ADOLF VON HILDEBRAND

kums zur Plastik ist heute noch ein viel primiti-
veres. Soweit es sich um „angewandte Plastik"
handelt, ist freilich in den letzten Jahren ein ge-
wisser Umschwung eingetreten: das Denkmal
und was damit zusammenhängt, wird nicht mehr
nur auf seine gegenständliche Bedeutung, auf die
„Allegorien" oder auf die dargestellte Persön-
lichkeit hin angesehen, und es bildet sich in
besonders günstigen Fällen so etwas wie ein
ganz echt vertrautes Verhältnis der Menschen
zu gewissen Denkmälern heraus. Dies hängt
mit dem allmählichen Wiedererwachen des ar-
chitektonischen Sinnes zusammen. — Was je-
doch die reine Plastik anlangt, so tappt der
Beschauer, und zumeist auch der Kunstkritiker

DAS JOACHIM-DENKMAL IN DER
BERLINER MUSIKHOCHSCHULE

mehr oder weniger im Dunkeln. Beim plasti-
schen Porträt bietet wenigstens die ,Heimlich-
keit" einen gewissen Anhalt; dieses Interesse
an der Aehnlichkeit ist aber so, wie der Be-
schauer sie heute versteht, nur ein gegen-
ständliches, kein künstlerisches Interesse. Vor
plastischen Figuren aber sucht der Beschauer
meistens nur die „Stimmung", oder er steht
ratlos. Von den plastischen Werten, von der
Art, wie der Künstler der Natur gegenüber-
stand, von dem Aufbau der Form, wird nicht
nur nichts erkannt, sondern auch kaum etwas
empfunden. Deshalb ist auch das Urteil über
gut und schlecht, die Schätzung der Qualität
in der Plastik ganz unsicher.

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