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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 30.1914-1915

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Rohe, Maximilian Karl: Die Jahresausstellung 1914 im Münchner Glaspalast
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https://doi.org/10.11588/diglit.13093#0068

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Nun kann jedoch in der Kunst diese Ge-
wöhnung an das Gute nicht einheitlich voll-
zogen werden, der Kulturgrad des einzelnen
ist ein zu verschieden gearteter und speziell der
bildenden Kunst gegenüber besteht das Goethe-
sche Wort zu doppeltem Recht: „Den Stoff
sieht jedermann vor sich; den Gehalt findet
nur der, der etwas dazu zu tun hat und die
Form ist ein Geheimnis den Meisten." Den
verschiedenen Niveauflächen des Publikums
kann man in der Kunst nur mittels verschie-
denerlei Stufen von Kunst nahekommen (außer
das Kunstwerk ist ein so selten universelles,
daß es jedem etwas gibt) und die Hauptsache
ist nur die, daß die Stufen in sich Gutes zu
bieten haben.

Die Glaspalastausstellungen aber sind in
ihrer Art gute Ausstellungen, das kann nicht

geleugnet werden. Auf das Bürgerliche ein-
gestellt, wie sie schon sind, halten sie insonder-
heit eine Sache hoch, die hier vor allem ge-
fordert wird: Solidarität der Mache und wenn
man um dieser willen auch viel Behäbigkeit,
Gleichartigkeit und Unselbständigkeit in den
Kauf nehmen muß, so hat man doch auch
andererseits wieder nicht bloßer Gesinnungs-
tüchtigkeit zuliebe allerlei Schlimmes mit
hinunterzuschlucken. Und abgesehen davon
bringen die Glaspalastausstellungen doch auch
jedes Jahr eine Anzahl Arbeiten, von denen
ganz bestimmt zu sagen ist, daß sie trotz ihrer
scheinbaren Unzeitgemäßheit länger leben
werden, wie das meiste von dem, was auf im
allgemeinen fortschrittlicheren Ausstellungen
eben in der Gunst der Modeanbeter steht.
So hat heuer der Glaspalast ein paar sehr

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